DIHK-Standortumfrage Industrie: Stimmung schlecht wie nie

So schlecht wie nie zuvor bewerten die Unternehmen die aktuelle Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Mit der “Schulnote 4,8 fällt die Einschätzung der Betriebe eine Notenstufe schlechter aus als noch vor drei Jahren (3,9). Die Unternehmen bewerten nahezu alle 24 Standortfaktoren im Vergleich zur Vorumfrage 2020 schlechter. Die Unternehmen aus dem Netzwerk Industrie stellen damit dem Standort Deutschland insgesamt ein sehr negatives Zeugnis aus. Der Mittelwert rutscht mit der Note 4,0 auf einen historischen Tiefpunkt (2020: 3,6; 2017: 3,3). Das zeigt die aktuelle Standort-Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), die auf den Antworten von mehr als 2.200 Betrieben verschiedener Industriebranchen und Unternehmensgrößen aus allen Regionen basiert.
Neuer Inhalt (1)

Mangelhaft für die Standortpolitik

Die Unternehmen zeigen aktuell wenig Zuversicht, dass die Bundespolitik zu einer spürbaren Verbesserung der Rahmenbedingungen beiträgt. Die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung stufen die Unternehmen als so schlecht ein (4,8) wie nie zuvor. Bei der Vorumfrage 2020 hatten die Betriebe die Wirtschaftspolitik zumindest noch als "ausreichend" (3,9) empfunden, 2017 sogar als "befriedigend" (2,9).   
Neuer Inhalt (1)

Dauerhemmnis: Bürokratische Belastungen

Schlusslicht bei den Standortfaktoren mit einer Einstufung von 5,2 (2020: 4,8) sind abermals die Fülle und mangelnde Verständlichkeit von bürokratischen Auflagen, die Betriebe zu erfüllen haben. Auch die Effizienz der Behörden (inklusive Bürokratie) erhält mit 5,0 (2020: 4,4) eine mangelhafte Bewertung. Sogar noch schlechter fällt die Einschätzung in der Chemie- und Pharmabranche aus – sowohl bei den bürokratischen Auflagen (5,3) als auch der Effizienz der Behörden (5,1). Diese Branchen sind durch zahlreiche Zulassungs- und Genehmigungsverfahren, aber auch durch viele Regulierungsvorhaben geprägt, die mit bürokratischen Anforderungen einhergehen. Zwar sind viele dieser Maßnahmen nötig, nicht zuletzt zum Schutze der Gesundheit, gleichwohl sollten die Verfahren regelmäßig auf unnötige Bürokratie wie doppelte Berichtspflichten überprüft werden.
Das Bundeswirtschaftsministerium hat mit den sogenannten „Praxis-Checks“ ein Format entwickelt, bei dem im Zusammenspiel von Gesetzgebung, Vollzug und Unternehmen bürokratische Hemmnisse für einzelne Fallkonstellationen und Branchen identifiziert und anschließend Lösungsansätze gefunden werden. Allein der „Praxis-Check“ für die Installation von Photovoltaik-Anlagen hat 50 reformbedürftige Regelungen identifiziert. Daher sollten die „Praxis-Checks“ für mehr Themen und von allen Ressorts durchgeführt werden, um damit auch die Umsetzbarkeit und Akzeptanz in der Wirtschaft zu erhöhen. Hierfür ist es genauso wichtig, auch bei neuen Gesetzgebungsvorhaben einen „Praxis-Check“ mit den Betroffenen durchzuführen.

Energiekosten bremsen Unternehmen aus

Bezahlbare Energie ist der Dreh- und Angelpunkt für die Produktion, Weiterverarbeitung und den Vertrieb hierzulande. Die Betriebe stufen die Höhe der Energiekosten mit 5,0 (2020: 4,5) als mangelhaft ein. Der Standortfaktor Energiekosten rutscht damit unter die schlechtesten drei der Standortfaktoren. Noch gravierender fällt die Einschätzung durch die energieintensiven Branchen wie dem Ernährungsgewerbe (5,4), der Metallerzeugung und -bearbeitung (5,3) oder der Gummi- und Kunststoffindustrie (5,2) aus.
(Quelle DIHK)