Kommentar

Es geht um unseren Wohlstand

Not macht erfinderisch – heißt es. Und in der aktuellen Energiekrise zeigt sich unternehmerische Kreativität mit vielen Facetten. Agieren statt Jammern heißt die Devise – aber es gibt auch Grenzen.
Rund 20 Prozent weniger Gas haben die Unternehmen in diesem Sommer verbraucht. Die Hälfte der Einsparungen war dabei durch mehr Energieeffizienz begründet – die andere Hälfte wurde nicht verbraucht, weil das Gas so teuer war, dass sich das Weiterproduzieren bestimmter Produkte nicht mehr lohnte.
Allen unkalkulierbaren Entscheidungen aus Moskau zum Trotz: Unsere Gasspeicher sind zu 90 Prozent gefüllt, es tun sich gerade für uns im Westen der Republik zunehmend alternative Bezugsquellen auf. Wir können also davon ausgehen, dass wir in diesem Winter keine kalten Wohnungen haben werden und Industriebetriebe nicht damit rechnen müssen, dass ihnen der (Gas-)Hahn zugedreht würde.

Hohe Energiepreise als Produktionsbremse

Wir erleben in der Not wahres unternehmerisches Handeln: Es wird kreativ agiert und nicht gejammert – das zeigen die dargestellten Beispiele. Sie zeigen aber auch die Grenzen! Wenn die extrem steigenden Energiepreise für Gas und auch für Strom den Unternehmen die Luft zum Atmen nehmen, das Produzieren teurer wird als der Stillstand von Maschinen und Anlagen und alle Alternativen ausgereizt sind, ist klar welche Konsequenzen das hat: keine guten für den Wirtschaftsstandort Deutschland!
Der Schlüssel liegt kurzfristig bei der Stromerzeugung. Je weniger Gas wir für die Stromerzeugung einsetzen, desto stabiler werden der Gasmarkt und die Gaspreise. Und je weniger teure Stromerzeugung aus Gas wir im Energiemix einsetzen, desto weniger explodieren die Strompreise. Beides zusammen hält nicht nur Industriebetriebe, sondern Unternehmen weit darüber hinaus am Laufen und sichert Arbeitsplätze. Gerade für unsere energieintensiven Unternehmen gilt: Einmal stillgelegte Industrieanlagen werden nicht ohne weiteres wieder angefahren.

Es geht um unseren Wohlstand!

Selten wie je zuvor hatte eine Bundesregierung so unmittelbar die Gelegenheit und die Mittel, unsere Zukunft zu gestalten: Sie hat es in der Hand, die Stromerzeugung auf breiteste Beine zu stellen. Wir müssen jetzt alles nutzen, was wir haben – auch Steinkohle, Braunkohle und Atomenergie. Wir müssen sprichwörtlich Gas geben bei den Genehmigungsverfahren für die Erneuerbaren (und für alles andere auch!). Wir müssen auch bei uns das Fracking von Erdgas ausbauen, denn dann müssen wir weniger (teures) gefracktes Gas aus Übersee kaufen. Schon diese Maßnahmen hätten positive Preiseffekte für die Unternehmen.
An dieser Stelle sei erinnert: Der Anteil für Erzeugung und Vertrieb an den Stromkosten beträgt nur 40 Prozent, und da ist der CO2-Preis schon drin. Die anderen 60 Prozent sind staatlich regulierte Netzentgelte und vielfältige Abgaben. Das heißt, die Bundesregierung hat entscheidenden Einfluss auf unsere Strompreise. Sie kann, wenn sie will, einen wesentlichen Beitrag zur Preisstabilisierung beitragen und so Unternehmen marktkonform am Laufen halten – und uns gleichzeitig allen das Leben erleichtern. Wenn dann noch eine Lösung für die merkwürdige Marktordnung für die Erzeugerpreise („Merit Order“) gefunden würde, kämen sehr viel mehr Unternehmen durch diesen Winter, als andernfalls zu befürchten ist.
Dafür setzen wir uns mit voller Energie ein!