Stern verloren – Chance gewonnen

Nach dem Verlust ihres Michelin-Sterns sehen die Inhaber des „maiBeck“ in der Kölner Altstadt eine Gelegenheit zum Neustart.
Der Stachel saß tief, als der Michelin-Stern im Juni über dem Restaurant „maiBeck“ plötzlich verblasste. Wenn Inhaber Tobias Becker über den Moment spricht, als das Team vom Verlust der Auszeichnung erfuhr, fallen Worte wie „Schock“, „Schmerz“, „Zweifel“ und „Tränen“. Aber, so erzählt er, dieser Zustand hielt nur 24 Stunden an. Becker: „Am Tag danach hatten wir wieder den Blick nach vorne.“
Wieso nicht sonntags zur Mittagszeit ein Angebot für Philharmonie-Besucher? So was ist jetzt möglich.
Der 44-Jährige, der das Restaurant am Rheinufer direkt neben der Philharmonie gemeinsam mit Jan Maier (47) führt, will in diesem Nackenschlag mit dem gesamten Team eine Chance sehen. „2013 haben wir aufgemacht, 2014 kam für uns völlig überraschend der Stern“, blickt er zurück. Die Auszeichnung sei aber auch immer ein Stück weit Bürde gewesen. „Wir haben uns seitdem voll aufs Restaurant konzentriert, gar nicht wirklich einen Blick für das Drumherum gehabt.“ Jetzt, wo der Stern wieder weg sei, werde der Blick auch mal über den Tellerrand gerichtet. „Warum nicht mal eine Teilnahme an einem Food-Markt auf dem Acker bei einem unserer Lieferanten? Wieso nicht sonntags zur Mittagszeit ein Angebot für Philharmonie-Besucher?“, so Becker. „So was ist jetzt möglich.“
Ein Teller mit hübsch angerichtetem Essen, im Hintergrund ein Weinglas
© IHK Köln
Warum das „maiBeck“ den Stern verloren hat, weiß Becker nicht genau. „Wir haben die Möglichkeit, in die Testunterlagen Einsicht zu nehmen. Aber das haben wir bewusst nicht gemacht“, sagt er. „Dann hätten die, die an dem Tag im Dienst waren, sich Vorwürfe gemacht. Und das wäre für die zukünftige Linie nicht gut gewesen. Wir feiern Erfolge gemeinsam und halten auch Misserfolge gemeinsam aus.“
Ob mit oder ohne Stern, im „maiBeck“ bleibt alles, wie es immer war, verspricht Becker: „Wir haben damals die Preise nicht verändert, als der Stern kam, und werden das auch jetzt nicht tun. Wir richten unsere Art zu kochen weiter an regionalen Produkten aus.“ Die DNA des Restaurants als „großstädtisches Bistro mit moderner Küche“ soll künftig noch expliziter herausgearbeitet werden. Sinnbildlich krempelt das Team jetzt die Ärmel hoch. Becker: „Wenn es den Testern nicht passt, was wir machen, dann machen wir jetzt einfach nur noch das, was uns passt.“
Der Fokus im maiBeck liegt auf saisonalen Produkten aus der Region. Damit die auch ganzjährig verfügbar sind, setzt das Team aufs „Einmachen“. Inhaber Tobias Becker: „Bei uns im Keller stehen 40 bis 50 Kisten mit großen Weckgläsern. So machen wir Produkte haltbar und sind in allen Jahreszeiten flexibler bei den Menüs.“ Eingemacht werden im Restaurant nicht nur Obst oder Gemüse. Becker: „Man kann auf die Art zum Beispiel auch Fisch haltbar machen.“
Jörg Löbker
Pressesprecher | Kommunikation