Wenn es mehr Jobs als bezahlbaren Wohnraum gibt …

Der Kampf um Fachkräfte ist längst eng verbunden mit der Knappheit von Wohnungen in Ballungszentren.
Stellen Sie sich vor, Sie finden eine Top-Personalie für Ihre ausgeschriebene Stelle, aber sie oder er kann nicht anfangen, weil es keine Wohnung in der Stadt gibt. Leider ist das längst Realität, gerade in Ballungszentren. Der angespannte Wohnungsmarkt erschwert es Unternehmen zunehmend, passende Fachkräfte zu finden und zu halten.
Sollen und können Unternehmen auf dem Wohnungsmarkt aktiv(er) werden und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen? Diese Fragen wurden auf unserer Fachtagung „Zukunft Beschäftigtenwohnen?!“ in Kooperation mit der DIHK Service GmbH und dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen diskutiert.

Kein Wohnraum, keine Fachkräfte

Eine spontane Umfrage unter den Gästen ergab, dass sich 70 Prozent darüber sorgen, keine Fachkräfte zu gewinnen, weil Wohnraum fehlt. „Wohnen entwickelt sich zu der sozialen Frage der Zukunft und bringt gerade in Ballungsräumen massiven sozialen Sprengstoff mit sich“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Uwe Vetterlein zur Einstimmung.
Was muss also getan werden, um mehr Wohnungen zu schaffen? Klare Antwort: Es braucht mehr Flächen, zügigere Planungsverfahren und weniger Auflagen und Standards. Bemerkenswert: Bis etwa zur Jahrtausendwende war es durchaus üblich, dass Unternehmen ihren Beschäftigten Wohnungen zur Verfügung gestellt haben. „Werkswohnungen sind eigentlich sogar ein Exportschlager aus Deutschland, siehe Krupp-Siedlung in Essen. Doch dann wurden die Wohnungen nach und nach abgewickelt“, berichtete Anna Maria Müther vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Referat WB 1 „Wohnungs- und Immobilienmärkte“.

Firmen können sich ganz unterschiedlich im Beschäftigtenwohnen engagieren

Jetzt scheint die Zeit reif zu sein, die Idee des Beschäftigtenwohnens wieder aufleben zu lassen – wenn auch unter anderen Rahmenbedingungen als früher. So muss das Unternehmen zum Beispiel nicht mehr unbedingt der Eigentümer der Wohnungen sein, sondern kann sich auch anders engagieren, machte Müther klar.
Tatsächlich bieten etwa fünf Prozent der Unternehmen – vor allem größere – momentan Wohnungen als direkte Maßnahme an. In Zahlen macht das deutschlandweit etwa 675.000 Wohnungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter plus 46.000 Wohnheimplätze für Auszubildende. Darüber hinaus sind 11,6 Prozent über in direkte Maßnahmen aktiv, organisieren zum Beispiel Tauschbörsen, bieten finanzielle Unterstützung oder beauftragen einen Makler. Eine weitere Möglichkeit sind möblierte Apartments auf Zeit.

Noch viel Luft nach oben

Fakt ist aber: noch viel Luft nach oben. Woran liegt es? „Viele wagen den ersten Schritt in Richtung Planung und Umsetzung nicht. Es gibt jede Menge Informations- und Förderbedarf. Und es fehlen Flächen und Grundstücke“, sagt Müther.
Service
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