Cfm Oskar Tropitzsch

Schon Goethe forschte hier

Seit über 230 Jahren gibt es bereits die Firma Cfm Oskar Tropitzsch (Chemische Fabrik Marktredwitz) und seit über 230 Jahren ist genau diese im Exportgeschäft tätig. Die Historie der Firma beginnt 1788: Caspar Fikentscher gründet im damaligen Redwitz (heute Marktredwitz) die chemische Fabrik für alchemistische Stoffe und Substanzen wie etwa Quecksilber, Salpetersäure, Chlorkalk und Schwefel: „Die Chemische“, wie sie bald im Volksmund genannt wird, gilt als erste industrielle Produktionsstätte Deutschlands. „Zu den Kunden zählten Apotheken und Fertigungsstätten der Glas- oder Textilindustrie. Redwitz war eine Enklave und gehörte damals zu Böhmen, nicht zum bayerischen Königreich, was bedeutete, dass der Handel mit dem ,Nachbarland Bayern` auch schon ein Exportgeschäft war“, erklärt der heutige Cfm-Geschäftsführer Steffen Tropitzsch. „Die Substanzen und Grundstoffe wurden von Beginn an weltweit importiert, etwa das Guano aus Südamerika für Düngemittel. „Anfragen von Kunden erreichten die Fabrik via Postkutsche, finanziert wurden die Geschäfte über die Vatikanbank, die im 18. Jahrhundert als Weltbank für derartige Geschäfte fungierte“, so der Cfm-Chef. Die Cfm war damals eine hochmoderne Fabrik, sogar Johann Wolfgang von Goethe besuchte Cfm 1822 und führte dort Versuche für seine praktische Farbenlehre durch.

Dunkle Zeiten

Steffen Tropitzschs Ururgroßvater übernahm zusammen mit seinem Bruder die Firma 1891 von der Familie Fikentscher. Beide erweiterten das Portfolio um Produkte für den Agrarbereich, das bekannte Saatbeizemittel Fusariol wurde hier erfunden. cfm galt bis Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts als Weltmarktführer für Chemikalienerzeugung und -handel. Bis eines ihrer Werkstoffe – Quecksilber – das vorläufige Aus für die Fabrik verursachte: Trotz des Einsatzes für damalige Verhältnisse moderner Sicherheitskomponenten wie eine Kläranlage und ein Abluftfiltersystem gelangte durch eine gebrochene Leitung Quecksilber in das Erdreich und in den angrenzenden Bach. 56.000 Tonnen mit Quecksilber belastete Bausubstanz und Böden der Fabrik mussten gereinigt werden, da Menschen, Tiere und Umwelt gefährdet waren. Diese Misere führte 1985 zur Insolvenz der Chemischen. Heute steht auf dem ehemaligen Firmengelände im Herzen Marktredwitzs ein großes Einkaufszentrum.

Neuanfang

Noch 1985 wagte Steffen Tropitzschs Vater Oskar den Neuanfang und gründete die Cfm Oskar Tropitzsch e.K.
Mit dem Know-how und den Erfahrungen aus der Chemischen Fabrik Marktredwitz AG hat er quasi aus der Garage heraus neu begonnen,

so Steffen Tropitzsch.

Er leitet das Unternehmen heute: Steffen Tropitzsch.
Heute ist die Cfm unter seiner Leitung ein Hightech-Biotechnologie-Unternehmen, das die drei Bereiche Pharmazie, Forschung und Kosmetik bedient. „Die Cfm hat aktuell 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und übernimmt das Sourcing von seltenen Substanzen für die Pharma- und Biotechnologiebranche. Wir unterstützen unsere Kunden bei der Realisierung von Forschungsprojekten. Dabei begleiten wir diese von der frühesten Forschung bis hin zur kommerziellen Produktion“, erklärt Steffen Tropitzsch.

Cfm beschafft Stoffe, die in der Natur vorkommen, aber schwer zu besorgen sind. Mit und in 60 Ländern weltweit ist die oberfränkische Firma tätig, hauptsächlich in Europa und in den USA, aber es gibt auch Handelsverbindungen mit Asien, Südafrika und Südamerika. Auf die Weltkarte im Flur des modernen Firmensitzes am Rande von Marktredwitz deutend sagt Steffen Tropitzsch: „Im Prinzip kommen unsere Kunden aus allen Ländern, in denen Forschung für die Pharma- und Biotechbranche stattfindet – EU, Nord- und Südamerika, teilweise Afrika, Naher Osten, Asien (Indien, China), Japan, Australien“. International ist auch das Firmenmotto: Finding the best solution for you! – 2Gether one step ahead! Die Cfm wurde 2016 mit dem bayerischen Exportpreis des Wirtschaftsministeriums im Bereich Dienstleistungen ausgezeichnet.

An Auslandskontakte kommt Cfm durch Messebeteiligungen, Teilnahmen an Delegationsreisen des bayerischen Wirtschaftsministeriums sowie an der Beteiligung bei Förderprojekten wie „Go International“. All dies sind Mittel, die den Gang auf internationale und neue Märkte erleichtern. Der Handel mit den chemischen Stoffen und Substanzen aus der Natur, die oft als Gifte deklariert werden, ist oft mit Fallstricken und Hürden verbunden, denn zolltechnisch läuft Gift unter Gefahrgut und könnte auch als Biowaffe eingesetzt werden. Es braucht ein extrem gutes Wissen über rechtliche Bestimmungen, Kenntnisse der Terrorismus-Verordnungen, Sanktionen etc. Auch deshalb arbeitet Cfm eng mit den Expertinnen und Experten der IHK für Oberfranken Bayreuth zusammen, die entsprechende Fachseminare anbieten oder Zolldokumente ausstellen. Zudem ist Steffen Tropitzsch Mitglied im IHK-Gremium Marktredwitz-Selb, Vorstandsmitglied im Außenhandelsausschuss und bei den Wirtschaftsjunioren. „Zu der Kooperation mit der IHK gehören zudem ein genereller Gedankenaustausch oder manchmal auch ein Mitwirken bei Schreiben an die EU-Kommission, mit der das ein oder andere bewirkt werden kann.“

Zur Zukunft: Wie geht es weiter?

„Die Landkarte war und ist schon sehr weit erkundet. Eines unserer Ziele ist, in Korea weiter Fuß zu fassen. Insgesamt hoffen wir, dass wir die Freiheit behalten können, die wir aktuell haben“, so Steffen Tropitzsch abschließend. 

Autor: Karoline Rübsam, Außenwirtschaftszentrum Bayern (AWZ)

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Kontakt

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