Traditionsunternehmen erobert die Welt

Fährt man aus Würzburg mit dem Zug in den Bahnhof der Stadt Bamberg ein, wird man kurz vorm Halt vom unter Denkmalschutz stehenden großen Backstein-Gebäude der Firma Weyermann Malz GmbH & Co KG mit dem gelb-roten Markenzeichen begrüßt. Es zählt zum Bild der Stadt, welche für ihre Bierkultur mit der höchsten Brauereidichte Deutschlands bekannt ist.
Sabine und Franziska Weyermann
Das Familienunternehmen Weyermann, das auf eine fast 150-jährige Geschichte zurückblickt, hat sich nicht nur bereits in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts als marktführender Hersteller von Spezialmalzen einen Namen gemacht, sondern auch international mit seinen Exportgeschäften Erfolge erzielt. „Alleine 14 Container gehen täglich in die USA“, berichtet Firmenchefin Sabine Weyermann, die sich die Geschäftsführung mit ihrem Mann Thomas Kraus-Weyermann und Tochter Franziska teilt. Das Gelände in der Bamberger Brennerstraße umfasst nicht nur Mälzereien, Labore und Lager, sondern auch eine eigene Brauerei und eine Destillerie.

Von zwei auf 260

Ein Bamberger Markenzeichen: das Gebäude der Firma Weyermann Malz GmbH & Co KG.
Die Weyermann Malz GmbH wurde 1879 von Johann Baptist Weyermann gegründet. Zu zweit ging es in einem Hinterhof auf dem Bamberger Kaulberg in der Nähe des Doms los mit dem Mälzen. Seitdem hat sich das Familienunternehmen mit derzeit 260 Mitarbeitenden zum globalen Player in der Malzindustrie entwickelt.
„Mittlerweile produzieren wir in der 5. Generation Spezialmalze überwiegend für Bier, Brot und Whiskey“, sagt Sabine Weyermann. Ihren Schätzungen zufolge sind es 50.000 Biere weltweit, die mit Weyermann Malz farblich und geschmacklich versetzt sind. „Unsere Malze finden sich im täglichen Ernährungs-Rhythmus wieder, ob früh im Müsli, in Essig, in Fleischersatzprodukten, Backwaren bis hin zu Bier oder Whiskey“, ergänzt Franziska Weyermann. 25 registrierte Marken besitzt der Malzhersteller. Das Getreide für die Malze – Gersten, Weizen, Roggen und Dinkel – kommt überwiegend aus Franken. Neben dem Hauptsitz in Bamberg gibt es Mälzerei-Standorte in Haßfurt und Clingen in Thüringen. Das Auslandgeschäft in über 145 Länder weltweit wird über insgesamt 70 Vertriebspartner abgewickelt.

International von Anfang an

Mit einem großen Portfolio an Malzsorten, die den unterschiedlichsten Brauweisen gerecht werden, hat das Unternehmen den globalen Markt erobert. © Lara Müller, Bamberg.
Internationale Kontakte und Vernetzungen gab es schon in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. Die ersten Lieferungen gingen damals schon nach Amerika. „Hauptabsatzmarkt ist heute neben Deutschland und Europa die USA“, so die Firmenchefin. „Die Export-Erfolgsstory, die wir heute leben, begann in den 90er Jahren, als ich unter anderem in einer mit der Firma befreundeten amerikanischen Mälzerei in den USA volontiert habe.“ Dort habe sie viele neue Kontakte in der Brauereiszene geknüpft und außerdem viel von der amerikanischen Mentalität gelernt und mit nach Hause genommen. „Die Motivation, die Freundlichkeit, die Emotionalität und Begeisterungsfähigkeit der Amerikaner sind ansteckend. Das hat uns sehr geprägt und ist auch das A und O für unseren Exporterfolg weltweit.“
Mit einem Stand auf einer Fachmesse in Boston konnte Weyermann damals mit seinen Malzen überzeugen. Ein in den USA lebender deutschstämmiger Journalist berichtete in einer Fachzeitschrift über Weyermann und löste damit eine Welle von Nachfragen nach den oberfränkischen Malzen aus. „Diese Welle schwappte dann nach Asien, genauer gesagt, nach Japan rüber und dann über alle Kontinente“, fasst Sabine Weyermann zusammen. Und besagte Welle – plus die Erfindung des WWW – markierte auch den Startpunkt für die Export-Erfolgstory 2.0 nach den teilweise mühsamen Nachkriegsjahren und deren Auswirkungen, die das Exportgeschäft der Firma bis Anfang der 90er Jahre zwar zufriedenstellend, aber oftmals nur mäßig verlaufen ließen – als „Dornröschenschlaf“ bezeichnet Franziska Weyermann diese Zeit.

Export in die ganze Welt

Mit einem großen Portfolio an Malzsorten, die den unterschiedlichsten Brauweisen gerecht werden, hat das Unternehmen den globalen Markt erobert. Insbesondere in Biermärkten wie den USA, China und Südamerika konnte Weyermann-Malz in den letzten Jahren signifikante Absatzsteigerungen verzeichnen. Der internationale Mikro-Brauerei- und Craft-Beer-Hype verstärkte dies zusätzlich. Der Schlüssel zum internationalen Erfolg des Unternehmens liegt in der Verschmelzung aus Tradition und Innovation.
Die Kombination aus traditioneller Handwerkskunst und modernster Technologie macht die Malze von Weyermann einzigartig. Das Unternehmen hat es geschafft, bewährte Herstellungsmethoden zu bewahren, während es gleichzeitig in modernste Anlagen investiert hat.

Partnerschaften und Zusammenarbeit

Ein weiterer Aspekt des internationalen Erfolgs von Weyermann Malz liegt in der guten Zusammenarbeit mit den Kunden. „Wir verkaufen nicht nur, sondern beraten maßgeschneidert Brauereien weltweit, auch wenn die Brauerei noch so klein ist“, so Franziska Weyermann. Diese partnerschaftliche Herangehensweise hat nicht nur zu einer treuen Kundenbasis geführt, sondern auch dazu beigetragen, die Bekanntheit der Marke weltweit zu steigern. Regelmäßig ist Weyermann Aussteller auf nationalen und internationalen Messen. „Die Exportmärkte haben wir uns ohne staatliche Hilfe aufgebaut, vorwiegend über Empfehlungsmarketing“, sagt Sabine Weyermann. Eng arbeitet das 16-köpfige Team der Weyermann-Exportabteilung mit der IHK für Oberfranken Bayreuth zusammen. „Bei Zollfragen sind wir auf die Expertise der IHK angewiesen. Auch die Fachseminare besuchen wir regelmäßig“.
Karoline Rübsam
IHK für Oberfranken Bayreuth
Bahnhofstraße 25
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Internet: bayreuth.ihk.de