Gemeinsam mehr erreichen

Zwei etablierte Unternehmen, eine gemeinsame neue Marke: Mit der Rösler CeramInno GmbH und der Ernst Röser Siebdruckerei GmbH haben sich im Landkreis Kronach zwei Mittelständler für ein gemeinsames Projekt zusammengetan. Das Ergebnis: die „Flaschenfreunde“, die individuell bedruckte Glasflaschen „B2B“ vertreiben.
Johannes Rösler und Frank Hammerschmidt kennen sich seit Kindertagen. Seit Jahrzehnten sind die beiden Geschäftsführer der Unternehmen Rösler und ROESER befreundet, hatten aber geschäftlich nie eine gemeinsame Unternehmung – bis zu diesem Tag Anfang des Jahres 2020. Da präsentierte Johannes Rösler, Chef der Rösler CeramInno GmbH, Geschirrporzellan auf einer Messe in Düsseldorf, am neuen großen Messestand waren auch Glasflaschen ausgestellt. „Da hat uns die PR-Agentur eines großen Automobilzulieferers gefragt, ob wir Glasflaschen mit Bügelverschluss auch individuell bedrucken können“, erinnert sich Rösler. Er wusste, allein würde sein Unternehmen das nicht können – „aber ich habe trotzdem zugesagt“. Noch am gleichen Abend rief er seinen Freund Frank Hammerschmidt an, die Geschäftsidee für das gemeinsame Projekt war geboren – und der erste Auftrag bereits da.
 
Die Kernkompetenz von Rösler ist der Bügelverschluss, die von ROESER alles rund um die Veredelung von Glas. „Wir beide haben Potenzial in der Idee gesehen“, so Rösler. Die Flaschen sind vor allem für die tägliche Befüllung am Wasserspender gedacht: Glas habe gute Barriereeigenschaften, ist langlebig und die gesündeste Variante als tägliches Trinkgefäß – und durch die Vermeidung von Kunststoff-Plastikflaschen werde viel Plastik, Logistik und somit CO2 gespart.
Rösler CeramInno GmbH
Als mittelständisches Unternehmen entwickelt die Rösler CeramInno GmbH seit 70 Jahren neue Lösungen in den Bereichen technische Keramik und Porzellan. Darüber hinaus ist das Unternehmen mit Sitz in Tettau/Schauberg im Landkreis Kronach Partner für die thermische Prozessbehandlung aller Arten von Schüttgütern und anderen keramischen Formkörpern (bis 1600°C).

B2B und ausschließlich online

„Was ein Unternehmen allein nicht hätte stemmen können, konnten wir zusammen dann umsetzen“, sagt Hammerschmidt. Ziemlich schnell kam danach die Corona-Pandemie – und mit ihr trotz aller Einschränkungen die Zeit und Muße, die Geschäftsidee weiterzuentwickeln. „Ich weiß nicht, ob das Ganze ohne Corona entstanden wäre“, sagt Frank Hammerschmidt rückblickend. Die beiden entschieden sich für den B2B-Vertriebweg und gleichzeitig dafür, auch kleine Losgrößen anbieten zu wollen. 2021 entstanden die Website und der Onlineshop mit Konfigurator für unterschiedliche Glastypen, verschiedene Gewinde, Schraub- und Bügelverschlüsse und Fassungsvermögen zwischen 0,3 und einem Liter. Dort kann der Kunde auch die Grafikdaten hochladen. „Vertrieb und Marketing laufen ausschließlich online“, berichtet Johannes Rösler.
 
Die Flaschenfreunde als „Labor“, denn die Lehren aus dem Start-up, so Rösler, „nehmen wir mit und setzen sie in unseren etablierten Unternehmen um“.
 
Und: Mit ihren Firmen im Hintergrund, taten sich die beiden Unternehmer beim Start der Flaschenfreunde etwas leichter. „Wir mussten nicht bei Null anfangen. Wir hatten die Kontakte und Quellen für Glas, die Verschlüsse und vieles weitere. Die Anfangsinvestitionen waren überschaubar, und das unternehmerische Risiko auf mehrere Schultern verteilt“, so Hammerschmidt.
Was ein Unternehmen allein nicht hätte stemmen können, konnten wir zusammen dann umsetzen.

Frank Hammerschmidt

80 Prozent der Wertschöpfung in der Region

Bei den Produkten der Flaschenfreunde kommen über 80 Prozent der Komponenten und der Wertschöpfung aus einem Umkreis von nur 20 Kilometern: die Glashütten im Landkreis Kronach, die Verschlüsse aus der Marktgemeinde Tettau. Regional und nachhaltig: Die kurzen Lieferwege reduzieren auch den CO2-Fußabdruck, so Rösler. „Das ist die Stärke Oberfrankens, und für unser Produkt gerade des Landkreises Kronach: Wir haben die Kompetenzen alle hier vor Ort.“
 
Dennoch: „Man muss Geduld haben“, so Johannes Rösler. Die Umsatzerwartungen wurden anfangs nicht erreicht, nicht ungewöhnlich bei einem Start-up. Sichtbar werden, einen guten Platz im Suchmaschinen-Ranking bekommen – das dauert seine Zeit, ergänzt Hammerschmidt. Die Geschäftsbeziehungen der Unternehmen Rösler und ROESER bestehen vornehmlich zu Großkunden, währen häufig seit Jahrzehnten. „Aber wie bearbeitet man einen Markt ausschließlich online, baut eine komplett neue Marke auf – dafür braucht es Energie da gab es auch für uns im Laufe des Prozesses viele Learnings.“ Auch wenn der Onlineshop für sich alleinstehen kann, schätzen viele Kunden den direkten Kontakt. Und jedes Kundengespräch ist wertvoll, sagt Johannes Rösler. „Wir bekommen wichtiges Feedback.“ Seit dem Launch habe der Online-Shop bereits viele Verbesserungsschleifen durchlaufen.
 
Ziel ist jetzt weiteres Umsatzwachstum zu generieren, mittelfristig Kunden nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz zu gewinnen. Hammerschmidt sieht das Start-up auf einem guten Weg: Es kämen Aufträge, der Jahresumsatz liege im sechsstelligen Bereich. Zu den Kunden zählen die Hotellerie und Gastronomie, Unternehmen, die die individuell bedruckten Flaschen als Mitarbeitergeschenke verwenden, oder Gemeinden, die Neubürger damit begrüßen. Vertragspartner der Kunden ist derzeit noch die Rösler CeramInno GmbH - beim Erreichen einer Umsatzschwelle wollen Rösler und Hammerschmidt die „Flaschenfreunde“ als rechtlich eigenständiges Unternehmen ausgründen.

Gemeinsam innovativ sein

Für die beiden befreundeten Unternehmer sind die „Flaschenfreunde“ zur Herzensangelegenheit geworden. Und so appelliert Hammerschmidt auch an andere: „Keine Angst vor gemeinsamen Innovationen!“ Johannes Rösler ergänzt: „Führt man die Kompetenzen aus kleinen und mittelständischen Firmen zusammen, kann neues Wachstum bei uns in der Region entstehen. Dafür muss man aber über den Tellerrand schauen: Vielleicht kann man eine Idee allein nicht umsetzen, aber mit einem anderen Unternehmen als Partner sehr wohl.“
Ernst Röser Siebdruckerei GmbH
Seit 1953 steht der Name ROESER für Kompetenz rund um die Dekoration von Verpackungen aus Glas, Kunststoff und Aluminium. Heute wird das Unternehmen in Kleintettau in der zweiten und dritten Generation geführt und ist zu einem international führenden Anbieter für Veredelungen geworden. Zu den Kunden zählen globale Marken aus den Branchen Parfum, Kosmetik, Healthcare und Getränke.

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