13. September 2023

Unternehmen im Gespräch mit Verkehrsstaatssekretär Michael Theurer: Verkehrswende braucht Infrastrukturausbau

Auf Einladung der IHK Ulm diskutierten am 12. September Unternehmensvertreter aus der Vollversammlung und Ausschüssen der IHK Ulm mit dem Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr Michael Theurer (FDP), MdB, über ihre Herausforderungen sowie die politischen Ziele der Verkehrswende. Fazit: Ohne Unterstützung und Infrastrukturausbau sind die Ziele zur Verkehrswende - trotz Bekenntnis der Unternehmen - nicht erreichbar.
Güterverkehr auf der Schiene: Wirtschaft will, kann aber nicht
Bei der Denkinger Internationale Spedition GmbH in Ehingen diskutierten Jochen Wild (Max Wild GmbH), Dominik Azadi (Heidelberg Materials AG - Zementwerk Schelklingen), Simon Brunner (Denkinger Internationale Spedition GmbH), Benjamin Buchmüller (Liebherr-Werk Ehingen GmbH), Christoph Morgenstern (Stöhr Logistik) sowie Petra Engstler-Karrasch und Jonas Pürckhauer von der IHK Ulm mit Michael Theurer unter anderem über die Schwierigkeiten beim Verladen von Gütern über die Schiene.
„Von Seiten einiger großer Unternehmen in der Region besteht großes Interesse, deutlich mehr Güter auf die Schiene zu verladen und zu transportieren. Wir wollen damit unseren Beitrag zum Klimaschutz noch weiter erhöhen. Doch der Schienengüterverkehr ist unflexibel und es gibt keine Kapazitäten auf der Strecke, um darauf Güter mit unserem Bedarf zu transportieren. Wir wollen mehr Güter auf der Schiene transportieren, aber es ist schlicht nicht möglich“, fasst Benjamin Buchmüller das Dilemma zusammen.
Aus Sicht der Wirtschaft ist eine weitere Verkehrsverlagerung von Gütern auf die Schiene nur mit einem zeitnahen Infrastrukturausbau möglich. Neben einem guten Takt für den Personenverkehr müssen auch flexibel nutzbare Trassen für Güterverkehre ermöglicht werden.
„Immer nur Verlagerungen fordern, aber viel zu wenig Mittel für den notwendigen Infrastrukturausbau zur Verfügung stellen, das funktioniert nicht“, so Dominik Azadi.
„Wir hoffen auf mehr Unterstützung seitens der Bundesspolitik“, ergänzt Simon Brunner, dessen Unternehmen gerade mit hohen Investitionen durch Reaktivierung eines alten Bahnanschlusses in Rottenacker den Versand über die Schiene in den letzten Jahren weiter ausgebaut hat.
„Ein funktionierender Schienengüterverkehr ist das Rückgrat einer industrialisierten Volkswirtschaft. Allerdings ist das Schienennetz marode und bei den Sanierungen hängen wir hinterher“, stimmt Michael Theurer den Unternehmern zu. „Nach allen Prognosen wird der Güterverkehr in den kommenden Jahren weiter deutlich zunehmen. Die Verlagerung von Güterverkehren von der Straße auf die Schiene bekommt daher im Bereich Logistik eine besondere Rolle. Für den Ausbau und die Reaktivierung von Schienenstrecken unterstützt der Bund daher mit zielgerichteten Maßnahmen“, ergänzt der Staatssekretär.
Auch Straßeninfrastruktur bereitet sorgen
Aber nicht nur die Güterverladung auf die Schiene stellt die regionalen Unternehmer vor Herausforderungen. Auch die marode Straßeninfrastruktur bereitet den Unternehmern große Sorgen.
„Für unsere Schwertransporte müssen wir im Vorfeld die Routen exakt planen. Die sanierungsbedürftigen Brücken, welche teilweise ein Überfahren ausschließen, machen die Routenplanung oftmals zu einem Puzzlespiel“, berichtet Jochen Wild.
Ein weiteres Anliegen der Unternehmer ist der lang geplante Albaufstieg, welcher sich nun erneut verzögert.
„Der Ausbau der A8 entlang des Albaufstiegs ist für den Wirtschaftsstandort von immenser Bedeutung. Dass sich dieses bedeutende Bauprojekt nun erneut verzögert, ist für die Region ein fatales Signal“, sagt Christoph Morgenstern.
Theurer versichert auch hier Unterstützung. „Wir hoffen auf einen Abschluss der Planungen zum Jahresende und setzen alles daran, weitere Verzögerungen durch neue Gerichtsverfahren zu verhindern.“
Im Anschluss an das Gespräch machten sich die Unternehmer und Michael Theurer ein Bild vom derzeit entstehenden Rail Cargo Terminal der Firma Denkinger in Rottenacker.
„Es braucht mehr Unternehmen wie die Firma Denkinger, die mit ihren Investitionen ein Zeichen setzt, dass die Wirtschaft bereit ist, die Verkehrswende voranzutreiben.“, lobt Theurer den Bau des nachhaltigen Rail Cargo Terminals.
„Unsere Unternehmen sind bereit, an der Verkehrswende mitzuwirken. Damit diese vorangetrieben werden kann, plädieren wir für weniger Regulationen und mehr Zutrauen in die unternehmerische Verantwortung“, fasst Petra Engstler-Karrasch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ulm das Gespräch zusammen.
Hinweis: Die inhaltlichen Aussagen in den Pressemeldungen der IHK Ulm basieren auf den erarbeiteten Positionen der demokratisch legitimierten Gremien der IHK Ulm, Befragungen oder Angaben aus statistischen Auswertungen. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass es zu den dargestellten Aussagen innerhalb der Mitgliedsunternehmen der IHK Ulm auch abweichende Meinungen geben kann.