Coronavirus gefährdet Russlands Wachstumsziele

Moskau beobachtet genau die Ausbreitung des Coronavirus in China und anderswo. Das Nachbarland ist der wichtigste Handelspartner. Angesichts einer gemeinsamen Landgrenze von 4.200 Kilometern ist die Gefahr groß, dass die Epidemie übergreift. Bis 17. März gab es in Russland erst 114 offiziell bestätigte Krankheitsfälle. Doch vorsichtshalber schließt Russland seine Grenzen für Ausländer vom 18. März bis 1. Mai 2020.
Dramatischer sind die Auswirkungen auf die Konjunktur. Jeden Tag verliert Russland wegen der Viruskrise im Handel mit China 1 Milliarde Rubel (rund 14 Millionen Euro, Wechselkurs der EZB am 26. Februar 2020: 1 Euro = 71,23 Rubel), schätzt Finanzminister Siluanov. Premierminister Michail Mischustin richtete eine Kommission zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen ein.
Die kumulierten negativen Effekte der Coronaviruskrise und des Ölpreiskriegs lassen in diesem Jahr alle Hoffnungen auf Wachstum schwinden. Bei einem Ölpreis von 35 US-Dollar pro Fass und einem durchschnittlichen Wechselkurs von 72 Rubel pro US-Dollar (US$) wird der russische Staatshaushalt etwa 3 Billionen Rubel verlieren und ein Defizit von knapp unter 2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) verbuchen. Das prognostiziert Alexej Kudrin, Leiter der Rechnungskammer. Die russische Wirtschaft wird nicht wachsen, sondern stagnieren oder sogar um 0,3 bis 0,8 Prozent schrumpfen (Worst-Case-Szenario: -1,5 bis -2,5 Prozent).
Sollte sich der Ölpreis im Jahresdurchschnitt bei 40 US$ pro Fass einpendeln, sähe die Situation etwas besser aus. Dennoch bliebe das Wirtschaftswachstum weit unter den ursprünglichen Erwartungen.
Der Finanzdienstleister Citigroup prognostiziert, dass allein die geringere chinesische Nachfrage nach Öl und Gas verbunden mit niedrigeren Preisen das Wachstum des russischen Bruttoinlandsproduktes 2020 um 0,28 Prozentpunkte verringern wird. In der Vergangenheit schmälerte ein Rückgang des Wachstums in China um einen Prozentpunkt das Wachstum in Russland um 0,2 Prozentpunkte. Damit würden die Effekte der Maßnahmen komplett verpuffen, die Präsident Putin im Januar 2020 angekündigt hat (Umsetzung der 12 nationalen Projekte, Investitionsanreize, Erhöhung von Kindergeld und Geburtenzuschuss).
Hinzu kommt nun aber ein drastischer Nachfragerückgang in Europa - nicht nur bei Öl, sondern auch bei Gas. Die Exporterlöse von Gazprom fielen im Januar 2020 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 41,1 Prozent und die Liefermenge um 11 Prozent.
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Quelle: GTAI