Neue Entwicklungen im russischen Außenhandel

Russland will unabhängiger von Öl- und Gasexporten werden. Doch noch sorgen Rohstoffe für große Handelsüberschüsse. Russlands Außenhandel hat in den letzten Jahren ein kräftiges Auf und Ab erlebt. Im Zuge der Sanktion der Europäischen Union (EU) und der USA ist der Warenaustausch des Landes zwischen 2014 und 2016 um fast die Hälfte eingebrochen. Negativ ausgewirkt haben sich zudem die gesunkenen Preise für die wichtigsten Exportgüter Öl und Gas. Seit 2017 erholt sich der Warenverkehr mit dem Ausland wieder. Der Handelsüberschuss hat inzwischen fast das Vorkrisenniveau erreicht und lag 2018 bei über 211 Milliarden US-Dollar (US$). Dazu trägt auch der schwache Rubel bei: Er verteuert die Importe und macht Russlands Exporte billiger.
Warenaustausch mit China überschreitet Wert von 100 Milliarden US$
China hat seine Bedeutung als Russlands wichtigster Handelspartner in den letzten fünf Jahren deutlich ausgebaut, während Deutschlands Führungsposition in weite Ferne gerückt ist. Ursächlich hierfür waren die EU- und US-Sanktionen sowie das russische Embargo für westliche Lebensmittel. Außerdem profitieren chinesische Hersteller davon, dass sie ihre Produkte günstiger anbieten und damit in Zeiten knapper Finanzen bei russischen Kunden punkten können. Umgekehrt hat Russland seine Rohstofflieferungen in die Volksrepublik dank neuer Pipelines ausgeweitet.
Elektronik bei den Importen jetzt stärker gefragt als Maschinen
Als rohstoffreiches Land mit großem Energiebedarf und weiten Wegen braucht Russland viel Technologie zur Förderung von Öl und Gas, zur Verarbeitung, zum Transport, zur Stromerzeugung und zum Ausbau der Infrastruktur. Maschinen und Ausrüstungen sind daher die wichtigste Warengruppe beim Import. Allerdings ist ihr Anteil an den Gesamteinfuhren in den letzten fünf Jahren um knapp zwei Prozentpunkte gesunken.
Dazu beigetragen hat die Politik der Importsubstitution, die auch den einheimischen Maschinenbau unterstützt. Moskau versucht, mehr Ausrüstungen wie Werkzeugmaschinen, Fördertechnik und Baufahrzeuge lokal herstellen zu lassen und erhöht die Hürden für Importe. Außerdem führt die schwache Dynamik bei den Anlageinvestitionen dazu, dass Russland tendenziell weniger Maschinen nachfragt.
Dagegen haben Importpositionen wie Elektronik oder chemische Erzeugnisse in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Ihr Anteil an den Gesamteinfuhren ist in den vergangenen fünf Jahren um fast 3 bzw. 1,5 Prozentpunkte gestiegen. Die Digitalisierung des Landes gehört zu den "Nationalen Projekten", und die hohe Affinität der Bevölkerung für neue Technologien kurbelt die Nachfrage nach elektronischen Geräten an.
Quelle: GTAI
Den vollständigen Artikel von Gerit Schulze finden Sie auf der Seite der GTAI.