Konjunkturumfrage der IHK Karlsruhe im Frühsommer - Keine schwungvolle Frühjahrserholung -

IHK-Präsident Grenke: „Bürokratieabbau ist jetzt umso drängender“

„Wir haben es nicht geschafft, eine Rezession abzuwenden. Insbesondere der private Konsum ist aufgrund der inflationsbedingten großen Kaufkraftverluste klar zurückgegangen. Leider ist eine grundlegende Besserung nicht in Sicht. Auch in der Region lässt sich keine wirkliche Aufbruchstimmung erkennen. Die konjunkturelle Entwicklung und die gestiegenen Zinsen sind eine Hürde für die Unternehmen. Umso wichtiger ist es in dieser Situation, die drückende Bürokratielast zu mindern. Planungsprozesse müssen dringend beschleunigt und Genehmigungsverfahren vereinfacht werden“, fordert IHK-Präsident Wolfgang Grenke. „Die IHK macht mit ihrer gleichnamigen Initiative „Tempo beim Bürokratieabbau“. Wir sind derzeit auf der Suche nach Beispielen für besonders belastende bürokratische Vorgaben aus dem Unternehmensalltag, die wir sammeln, zusammenführen und bei Politik und Kommunen platzieren werden.“
Der aktuellen Konjunkturumfrage zufolge ist eine schwungvolle Frühjahrserholung der regionalen Wirtschaft im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe (IHK) ausgeblieben. Im Branchendurchschnitt ist der IHK-Konjunkturklimaindex, der die Beurteilung der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen in einem Wert darstellt, von 120 Indexpunkten zu Jahresbeginn auf 121 Punkte im Frühsommer 2023 gestiegen. Die aktuelle Geschäftslage wird von den Unternehmen insgesamt nicht mehr ganz so positiv bewertet wie noch vier Monate zuvor. 
„Die Auftragsentwicklung hat teilweise einen deutlichen Dämpfer erhalten. Abnehmende Liefer- und Materialengpässe wie auch der Rückgang der Energiepreise können die träge Weltkonjunktur und die schleppende Inlandsnachfrage nicht ausgleichen,“ so der IHK-Präsident. Die Geschäftsaussichten für die kommenden zwölf Monate fallen insgesamt etwas optimistischer aus, dennoch erwartet weiterhin jedes fünfte Unternehmen einen Rückgang der Geschäfte. Bei den Investitionsplanungen werden die Betriebe ihren eher vorsichtigen Kurs beibehalten. Steigende und abnehmende Investitionsbudgets halten sich die Waage. 
Im Frühsommer 2023 sind die Unternehmen im Branchendurchschnitt mit ihrer Geschäftslage noch weitgehend zufrieden. 42 % der Unternehmen berichten von gut laufenden Geschäften (Jahresbeginn 2023: 48 %). Jeder zweite Betrieb meldet eine zufriedenstellende Gesamtsituation. Der Anteil der Unternehmen mit kritischem Geschäftsverlauf ist um drei Prozentpunkte auf 8 % zurückgegangen. Gegenüber dem Jahresbeginn hat sich der Geschäftslagesaldo um 3 Punkte auf aktuell 34 Punkte verringert. Im Einzelhandel und dem Gastgewerbe hat die Zufriedenheit mit der Geschäftssituation zugenommen, während Industrie und Dienstleistungen sich auf stabilem Niveau bewegen. In Bau und Großhandel hat die noch positive Bewertung der aktuellen Geschäftslage gegenüber dem Jahresbeginn deutlich nachgelassen.

Branchen leiden unter Fachkräftemangel

Weniger Unternehmen konnten im Schnitt ihre Umsätze gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigern, so dass der Gesamtumsatzsaldo von plus 18 Punkten zu Jahresbeginn auf plus 11 Punkte gesunken ist. Arbeitskräfte sind vielerorts knapp. Der Fachkräftemangel steht daher weiterhin ganz oben auf der Risiko-Skala. Es folgen die Energiepreisentwicklung (mit abgeschwächter Tendenz) und steigende Arbeitskosten infolge der aktuellen Tarifabschlüsse und der schwierigen Suche nach Personal. „Die oft erfolglose Suche nach dem passenden Personal belastet die Betriebe enorm und bremst die wirtschaftliche Erholung. So manches Unternehmen resigniert und plant gar nicht mehr mit den eigentlich erforderlichen Personalerhöhungen“, so der IHK-Präsident.
Ähnlich wie zu Jahresbeginn hat im Frühsommer 2023 etwa jedes fünfte Unternehmen vor, seine Personalkapazitäten aufzustocken. Sechs von zehn Betrieben werden ihren Beschäftigtenstand in den kommenden Monaten wahrscheinlich halten. Leicht erhöht hat sich der Anteil der Unternehmen, deren Personalbestand sich voraussichtlich verringern wird. 
Die Geschäftserwartungen haben sich im Frühsommer 2023 in geringfügigem Ausmaß weiter stabilisiert. Trotz nachlassender Lieferengpässe und gesunkener Energiepreise rechnen die Unternehmen aktuell nicht mit großen Wachstumssprüngen. Der Geschäftserwartungssaldo hat sich im Branchendurchschnitt von plus 5 Punkten zu Jahresbeginn auf plus 9 Punkte erhöht. Hoffnung auf bessere Geschäfte hegen aktuell 30 % der Unternehmen nach 26 % zu Jahresbeginn. Gleichzeitig stagniert der Anteil der Skeptiker bei 21 %. Am schlechtesten sind die Erwartungen in der Bauindustrie und dem Einzelhandel. Hier zeigt sich die massive Sorge vor den Folgen der gestiegenen Baukreditzinsen und der hohen Inflation. In der Bauindustrie zählen die Energie- und Rohstoffpreise sowie die einbrechende Inlandsnachfrage zu den größten Geschäftsrisiken.

Investitionsplanungen zögerlich

Bei den Investitionsplänen halten die Unternehmen angesichts der trägen Konjunktur weiterhin einen vorsichtigen Kurs. Die Investitionsbereitschaft zeigt im Frühsommer 2023 zwar weiter eine Aufwärtsbewegung, per Saldo halten sich steigende und fallende Budgets allerdings die Waage (nach minus 19 Punkten im Herbst 2022 und minus 6 Punkten zu Jahresbeginn). Nach derzeitigem Planungsstand wollen 29 % der Betriebe in den kommenden 12 Monaten mehr investieren. 43 % der Unternehmen möchten die Investitionsausgaben konstant halten. 17 % der Betriebe wollen ihre Investitionsbudgets (weiter) reduzieren, 11 % werden komplett auf Investitionen verzichten. Hauptinvestitionsmotiv ist die Ersatzbeschaffung (66 %). Noch mehr als bisher steht das Voranbringen der unternehmensinternen Digitalisierung im Fokus der Unternehmen (60 % nach 52 % zu Jahresbeginn 2023). Dritthäufigstes Investitionsmotiv, wenn auch mit nachlassender Tendenz, sind Produkt- oder Prozessinnovationen (40 % nach 45 % zu Jahresbeginn 2023). Umweltschutz und Energieeffizienzmaßnahmen planen wie zu Jahresbeginn 37 % der Betriebe. 26 % der Unternehmen erwägen Rationalisierungsmaßnahmen. Der Anteil der Unternehmen, die über eine Erweiterung des Geschäftsbetriebes nachdenken, liegt stabil bei 24 %. Mehrfachnennungen waren möglich.