IHK & Region | 10.05.2023

Mit der Chefin unterwegs

Ende April, waren drei Schülerinnen bei Schübel PrimeParts in Talheim zu Gast. Ihnen ging es allerdings nicht darum anlässlich des Girls` Day naturwissenschaftliche und technische Berufe kennenzulernen, sie beschäftigte das Thema „Ich werde Chefin“. Von Matthias Marquart
Firmeninhaberin Christine Schübel nahm sich viel Zeit für die Teilnehmerinnen und erklärte zunächst, womit sich Schübel PrimeParts seit 1964 beschäftigt. Das Unternehmen ist im technischen Modellbau, das heißt vom Anfang der Produktentwicklung bis zur Nischenserie aktiv. Außer Prototypen, Unikaten und Editionen aus Aluminium oder Kunststoff entstehen in Talheim auch Serienbauteile für Sport-, Renn- und Sonderfahrzeuge sowie Interieur aus Aluminium für exklusive Limousinen, Flugzeuge oder Yachten.
Zwar wollte mein Vater von Anfang an, dass ich das Unternehmen einmal übernehme, doch der Weg dahin war nicht immer einfach.

Christine Schübel

Dahinter verbergen sich zahlreiche „Männerberufe“ - und das mit einer Frau im Chefsessel? Keine Selbstverständlichkeit, wie Christine Schübel Emilia Hantschk vom Hohenstaufen-Gymnasium Bad Wimpfen, Nikoletta Fabian von der Kurt-von-Marval Schule Nordheim und Alicia Senyutin von der Realschule Güglingen erläuterte. „Zwar wollte mein Vater von Anfang an, dass ich das Unternehmen einmal übernehme, doch der Weg dahin war nicht immer einfach.“ So staunten die Schülerinnen nicht schlecht, als Christine Schübel ihnen schilderte, wie sich ihr Lebensweg privat und beruflich entwickelt hat. Und dabei räumte die Unternehmerin auch gleich mit zahlreichen Stereotypen auf, die mit dem Begriff „Unternehmensführung“ verbunden sind. „Chefin sein ist eben nicht eindeutig definiert“, machte Schübel den Teilnehmerinnen klar.

Viele Vorurteile

Dabei wies Christine Schübel auf die auch heute noch oftmals klassische Rollenverteilung in Familie und Beruf hin und ermutigte die Mädchen sich niemals ihre Visionen nehmen zu lassen. Christine Schübel: „Als ich das Unternehmen vor 23 Jahren übernommen habe, musste ich mich natürlich auch zunächst einmal in viele technische Details einarbeiten und mich mit den Produkten identifizieren. Damals hatte ich mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Man hat sogar Wetten abgeschlossen, ob ich das schaffe und wie lange ich durchhalte. Aber ich hatte immer eine Vision wohin ich mit dem Unternehmen will und habe mich nie entmutigen lassen.“ Eine der wichtigsten Voraussetzungen dabei sei es „mit sich im Reinen zu sein“, betonte Schübel. Sie hat durchgehalten und das Unternehmen stetig weiterentwickelt. Sichtlich beeindruckt fragte Nikoletta Fabian wie sie das denn dann schließlich geschafft habe. Christine Schübel: „Das ist oft ein Balanceakt. Das Wichtigste aber ist, dass ich immer versucht habe gegenüber den Mitarbeitern gerecht zu sein und gute Laune zu verbreiten.“

Mehr als „nur“ im Unternehmen

Dass „Chefin sein“ auch zahlreiche andere Aufgaben beinhaltet, konnten die Schülerinnen dann auch gleich miterleben, als es nach Talheim ins Rathaus ging. Dort wurden nämlich Ali Abdalla und Moheyeldin Mahmoud, zwei Absolventen der GIU, der Paten-Hochschule der Hochschule Heilbronn, die bei Schübel Primeparts ein mehrmonatiges Praktikum absolvieren, von Talheims Bürgermeister Rainer Gräßle begrüßt und mit ihrer neuen Gastgemeinde vertraut gemacht. Eine Initiative, die Christine Schübel, die dort als Gastdozentin für Additive Fertigung tätig ist, in Kooperation mit Prof Uwe Gleiter und Prof. Ansgar Meroth von der Hochschule Heilbronn ins Leben gerufen hat.
Am Ende des gemeinsamen Tages durften die Schülerinnen dann aber doch noch selbst ran. Bei Ausbilder Markus Scholl stellte jede ein eigenes Automodell her. Das Resümee der Teilnehmerinnen war jedenfalls durchweg positiv. Alicia Senyutin: „Das war heute super interessant. Eigentlich hatte ich ja vor, Tierärztin zu werden, aber nach dem Tag heute kann ich mir auch gut vorstellen, mich irgendwann einmal selbstständig zu machen.“ Und auch Emilia Hantschk, deren Vater bei Schübel angestellt ist, hat viel mitgenommen: „Jetzt weiß ich endlich auch mal genau, was er da eigentlich den ganzen Tag macht.“   
Matthias Marquart
Redakteur | Pressearbeit