Nr. 70460

Wie es unseren Startups von 2023 heute geht

Sind schon wieder zwei Jahre herum?“ Ganz überrascht reagieren unsere Gründer aus dem Jahr 2023, die wir diesen Sommer wieder kontaktiert haben. Damals hatten wir sechs Startups im Magazin Wirtschaft vorgestellt. Nun erreichen wir immerhin noch vier davon, um sie nach dem Fortgang ihrer Unternehmung zu befragen. Was wir zu hören bekommen, das macht Freude – gerade in Zeiten wie diesen.

Volle Power bei den Energiehelden

„Wir machen weiter volle Power“, sagt zum Beispiel Slawa Wolkow, als wir ihn telefonisch erreichen. Im Juli 2023 hatten wir ihn zusammen mit seinem Gründungspartner Stefan Eberhard vorgestellt. Energiehelden-Academy heißt ihr Startup – ein treffender Name wenn man weiß, dass das Duo Menschen schult, die ganz praktisch und mit Muskelkraft, Fachwissen und Geschick die Energiewende voranbringen. Was sie dazu wissen und können müssen, das lernen sie bei den Plochingern.
Zwölf verschiedenen Kurse kann man in Plochingen belegen, elektrotechnisch unterwiesene Personen bis Anpassungsqualifizierung für Elektroberufe in der Industrie. Und die sind sehr gefragt. Das liegt einerseits daran, dass es keine echte Konkurrenz gibt, aber auch daran dass sie für Bildungsgutscheine und für die Förderung durch die Arbeitsagentur zertifiziert sind.
Gerade diese Zusammenarbeit mit den Arbeitsagenturen wird derzeit verstärkt, damit zukünftig Teilnehmer aus ganz Deutschland nach Plochingen kommen können. Weitere Standorte sind in der Planung. Noch ist das mittlerweile fünfköpfige Team aber voll ausgelastet mit dem Entwickeln, Etablieren und Schulen der Inhalte.

Park-Solar baut die europaweit größte Fassaden-Solaranlage

Im selben Bereich wie die Energiehelden ist Jassen Mihaylov tätig. Das Business seiner Park-Solar GmbH ist allerdings ein ganz anderes: Der Bauingenieur war mit der Idee an den Start gegangen, PV-Parkplatzüberdachung in Leichtbauweise zu installieren. Den Artikel über ihn hatte der Geschäftsführer von Naturenergie Glemstal gelesen. daraus wurde das erste Bauprojekt des jungen Unternehmens: die Energiezentrale in Korntal!
Mittlerweile müsste Park-Solar eigentlich „Fassaden-Solar“ heißen, denn eine zweiten Produktidee ist nicht nur hinzugekommen, sondern hat die Grundidee sogar in den Schatten gestellt. Gemeint ist die Solarverkleidung von Fassaden: „Für Würth haben wir in Bad Mergentheim die europaweit größte Fassaden-Solaranlage installiert. Wir sind sogar ziemlich sicher, dass es die größte weltweit ist“, berichtet er stolz. Sie ist 5000 Quadratmeter groß und liefert ein Megawatt Leistung.
Die Parkplatzüberdachungen sind aber weiterhin gefragt. Gerade werden in Baden-Württemberg zwei solche PPV-Anlagen realisiert und im nordrhein-westfälischen Unna hat Brillux seinen Parkplatz solch einer Doppelnutzung zugeführt. Aus den sechs Mitarbeitern sind inzwischen zwölf geworden – einschließlich Mihaylovs Frau, die Bauingenieurin ist. Ein Umzug in neue Räume mit Werkstatt in der Mozartstraße war nötig geworden. Nötig deshalb, weil Parksolar die gesamte Konstruktion, das Engineering und die Bauleitung übernimmt. Nur montiert werden die Spezialmodule in Polen.Mit verantwortlich für die Gründungsidee von Parksolar waren Mihaylovs drei Kinder, die von Papa immer wissen wollten, was er gegen den Klimawandel tut. Nun sind sie zufrieden mit ihm. Das geht so weit, dass der Älteste ebenfalls Bauingenieurwesen studiert und nebenbei bei Parksolar jobbt.
Nicht nur deswegen ist der gebürtige Bulgare glücklich, den Sprung in die Selbständigkeit gewagt zu haben: „Oh ja, das würde ich jederzeit wieder machen. Allein die Möglichkeit, alles selber entscheiden zu können…“

eSport: sogar bei der Fußball-Bundesliga ein Erfolg

So denkt auch Gianluca Crepaldi. Ihn hatten wir im Mai mit seiner eSport Manufaktur porträtiert. Unter dem Stichwort „Gamification“ hatte er ein Gesamtkonzept aus Software, Marketing, Trailern und Social Media entwickelt.
Eigentlich war sein Startup eine Verlegenheitslösung, nachdem er in der Pandemie seinen Job verloren hatte. Heute sagt der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann: „Ob ich zurück könnte in ein normales Berufsleben – ich glaube nicht.“ Das, obwohl er schon viel mehr arbeitet als früher als Angestellter. „Ich habe auch im Urlaub den Laptop dabei und muss mich manchmal einfach selber bremsen.“
Das liegt sicher auch daran, dass sein Geschäft „sehr gut läuft und weiter gewachsen ist“. Auch weil der Markt weiter gewachsen ist. Alle Bundesligavereine sind zum Beispiel verpflichtet worden, E-Sport anzubieten.
Aber auch die Sparte für das Azubi-Recruiting unter dem Stichwort „Recrutaining“ laufe toll, erzählt er und nennt Hagebaumarkt und T-Systems als seine Kunden. Spielerisch gewinnen die Unternehmen so neue Azubis und Jungmitarbeiter.
Inzwischen gehört Crepaldi die GmbH zu 90 Prozent, die restlichen zehn Prozent hat sein Vater übernommen – ein erfahrener ITler, der auch operativ viel hilft. Noch sitzt der Gründer in dem Büro im Privathaus, in dem wir ihn damals antrafen. Ein Umzug ist auch nicht geplant: „Ich bin eigentlich zu 100 Prozent unterwegs“, beschreibt er seinen Arbeitsalltag.

Proservation: von der Manufaktur zur industriellen Fertigung

Umgezogen ist hingegen die Proservation GmbH. Wir erreichen Mitgründer Nils Bachmann nicht mehr im Schwabenbräu-Gebäude in Bad Cannstatt, sondern in Göppingen: „Wir haben jetzt eine richtige Industriehalle bei der Firma Schuler, weil die Räume in Stuttgart zu klein und zu unpraktisch geworden sind“, erklärt er.
Proservation produziert die innere Karton-Polsterung für empfindliche Ware. Das Ausgangsmaterial dafür sind Spelzen aus regionalen, familiengeführten Mühlen – ein Abfall, den sogar die Mäuse verschmähen. Weiterentwickelt wurde hingegen die Rezeptur des Bindemittels, damit die Oberflächen noch glatter und gleichmäßiger werden und nicht bröseln.
Als wir Proservation vor zwei Jahren besuchten, hatten wir den Eindruck, in einer Bäckerei zu stehen. Das hat sich jetzt gründlich geändert: „Wir bauen gerade eine größere Produktion auf, von der Manufaktur zur industriellen Fertigung“, erklärt Bachmann stolz. Denn das Interesse an der umweltfreundlichen Verpackung ist groß – gerade bei deutschen Firmen aus dem Bereich Elektrogeräte. Wie groß das Interesse ist, beweist auch die jüngste Finanzierungsrunde.
Alle vier Gründer sind noch dabei und bei der GmbH angestellt. Hinzugekommen sind fünf Festangestellte und drei Aushilfen. „Wir sind ein zwölfköpfiges Team“, zählt Bachmann auf. Noch trägt sich das Unternehmen nicht von allein, Bachmann ist aber sehr zuversichtlich dass das mit der neuen Anlage bald der Fall sein wird: „Die Nachfrage ist da.“ Die diesjährige Nominierung für den Stuttgarter Innovationspreis wird sicher zu dem weiteren Erfolg beitragen.
Lesen Sie hier noch einmal Unsere Gründer von 2023
Dr. Annja Maga für Magazin Wirtschaft, Rubrik Startup

Zeit zu handeln – Vorfahrt für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation!

Europa steht an einem Scheideweg. Wir strangulieren uns selbst mit einem immer dichteren Netz an Vorschriften, Berichtspflichten, Normen und Regulierungen. Geschaffen auch durch unzählige in Blasen arbeitende Institutionen, die oft nicht bemerken, wie sehr sie Wachstum und Dynamik hemmen.
Die jüngsten Handelsspannungen mit den USA zeigen, wie verletzlich Europa geworden ist. Statt schnell und entschlossen zu reagieren, verlieren wir uns in Abstimmungen, Formularen und Prüfvorschriften – und handeln oft zu spät oder gar nicht.

Bürokratie agiert zu losgelöst von demokratischer Kontrolle

Wie jetzt auch die FAZ jüngst unter Berufung auf den Wirtschaftsrechtler Meinrad Dreher analysierte, liegt das Kernproblem nicht nur in einzelnen überzogenen Vorschriften, sondern in den strukturellen
Ursachen ihrer Entstehung. Die EU produziert nicht nur zu viele Regelwerke, sie tut dies zunehmend durch delegierte und nachgelagerte Rechtsakte, die ohne ausreichende Kontrolle von Parlament und
Rat erlassen werden.
Dieses „Eigenleben der Bürokratie“ wird durch übermäßige Detailvorgaben, ein aufgeblähtes Beauftragtenwesen, eine kaum begrenzte Zahl europäischer Agenturen und einen Verbraucherschutz
befeuert, der oft weit über sinnvolle Grenzen hinausgeht.

Statt Trippelschritten brauchen wir jetzt Disruption

„Disruption statt Symptombehandlung“ – eine Forderung, die wir bereits seit langem erheben, indem wir dafür eintreten, von den Trippelschritten des Bürokratieabbaus weg und endlich zu echten Systemänderungen zu kommen. Nicht umsonst haben wir bereits im letzten Jahr acht Strukturvorschläge hierfür vorgelegt. Und gut, dass dem andere jetzt folgen und dies laut äußern: Prinzipienorientierte Gesetze statt kleinteiliger Vorschriften, Beschränkung der delegierten Rechtssetzung, Abbau des Pflichtsystems für Unternehmensbeauftragte und den Mut, das
sogenannte „German Vote“ im Rat der EU aufzugeben, das auf Enthaltung in wichtigen Fragen hinausläuft und somit deutschen Einfluss schwächt.
Nachhaltigkeit, Verbraucherschutz und Produktqualität sind wichtige Ziele – verlieren aber ihre Akzeptanz, wenn sie in wirtschaftsfeindliche Bürokratie münden. Die EU-Kommission hat zwar Entlastungen angekündigt, doch der Regulierungsdschungel wächst weiter. Solange die Ursachen
nicht angegangen werden, bleibt es bei halbherzigen Korrekturen.
Europa muss zu seinem wirtschaftlichen Versprechen zurückfinden: Freiheit, Effizienz, Wohlstand und Eigenverantwortung. Fortschritt entsteht nicht durch das Schreiben von Berichten, sondern durch Unternehmen, denen der Staat vertraut und die Freiheit gibt, Innovationen zu schaffen.

Um die Trendwende zu erreichen, brauchen wie Ihre Unterstützung!

Mein Appell: Suchen Sie das Gespräch mit unseren Europaabgeordneten. Zeigen Sie auf, wo Bürokratie Innovation, Investitionen und Wachstum verhindert. Nur mit Ihrer Stimme können wir in Brüssel mit Realitätssinn und Rückgrat argumentieren. Der Zeitpunkt zu handeln ist jetzt – bevor wir uns vollends im Bürokratie-Dschungel verirren.

Ferienzeit ist auch Shoppingzeit

Sommerferien in Baden-Württemberg: BWIHK präsentiert die neue Studie „Handel, Innenstadt und Tourismus 2025“. Die Untersuchung zeigt großes Potenzial von Übernachtungs- und Tagestourismus für den Einzelhandel.
Die Studie beleuchtet das enge Zusammenspiel von Tourismus, Tagestourismus und stationärem Einzelhandel und zeigt auf, welches wirtschaftliche Potenzial in Freizeit- und Reiseaktivitäten steckt, ganz besonders in der Ferienzeit.
Beauftragt und ausgewertet wurde die Untersuchung von der IHK Bodensee-Oberschwaben, welche im BWIHK in Handelsfragen federführend ist und der IHK Nordschwarzwald, welche die landesweite Sprecher- und Koordinierungsfunktion im Tourismus inne hat. Die Zahlen der Studie stammen vom renommierten Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr e.V. (dwif).

Die zentralen Erkenntnisse

Freizeit und Reisen sind ein bedeutender Teil der privaten Konsumausgaben, etwa 15 Prozent des Haushaltsbudgets entfallen auf Ausgaben in diesem Bereich, darunter auch Gastronomie- und Einzelhandelskäufe. Besonders Tagesgäste, die in Städten und Urlaubsorten unterwegs sind, lassen dort bares Geld: Shopping, Gastronomie, Souvenirs oder regionale Produkte gehören zu typischen Ausgaben nationaler wie internationaler Gäste. „Reisezeit ist Erlebnis- und Shoppingzeit. Gerade in den Ferien profitieren Handel, Gastronomie und Tourismus gleichermaßen von einem gut verknüpften Attraktionsangebot. Insgesamt geben die Gäste ganze 8,2 Milliarden Euro im Einzelhandel aus “, so Dr. Sönke Voss, Hauptgeschäftsführer der IHK Bodensee-Oberschwaben.

Einzelhandel profitiert direkt vom Tourismus

„Gäste, die unsere Städte besuchen, sind nicht nur an Sehenswürdigkeiten interessiert – sie kaufen gezielt ein. Damit wird der Einzelhandel zum direkten Profiteur des Tagestourismus“, führt Voss weiter aus. Bereits heute fließen mehrere Milliarden Euro jährlich aus touristischen Aktivitäten direkt in den stationären Handel – Tendenz steigend. Besonders Innenstädte, die ein attraktives Erlebnis- und Einkaufsumfeld bieten, können sich als Anziehungspunkte für Touristen profilieren.

Impulse für den Sommer: Innenstädte als Erlebnisorte

Ob Shoppingbummel nach dem Museumsbesuch, Cafébesuch während einer Stadtführung oder gezielter Einkauf von Spezialitäten: Der Tourismus belebt die Innenstädte und sorgt für zusätzliche Umsätze, besonders in den Sommermonaten. „Die Studie betont, dass eine bewusste strategische Verknüpfung von Handel, Freizeitangebot und Tourismusmarketing für Städte und Gemeinden eine große Chance darstellt“, führt Tanja Traub, Hauptgeschäftsführerin der IHK Nordschwarzwald, aus und ergänzt: „Unsere Untersuchung belegt zudem einen deutlichen Trend zu ‚Erlebnis statt Besitz‘, gerade bei jüngeren Generationen. Die Sommerferien werden genutzt, um Freizeit zu genießen, Neues zu entdecken und gemeinsam Zeit zu verbringen. Davon profitieren Anbieter, die Erlebnisräume, Events oder kreative Einkaufskonzepte schaffen.“ Auch der Einzelhandel sollte sich verstärkt als Teil dieses Gesamtangebots begreifen. „Wer die Innenstädte stärken will, muss Handel und Tourismus gemeinsam denken“, schließen Traub und Voss. Stadtmarketing, Tourismusverbände, Einzelhandel und Kommunen seien gefordert, an einem Strang zu ziehen – um gemeinsam ein attraktives Gesamtbild zu schaffen, das Gäste ebenso begeistern könne wie Einheimische.

BWIHK fordert strategische Verknüpfung von Handel und Tourismus

Der BWIHK sieht die Sommerferien als genau richtigen Zeitpunkt, um auf die Rolle von Tages- und Übernachtungsgästen für Einzelhandel und Innenstädte hinzuweisen – denn besonders in dieser Zeitspanne erhält das Thema durch viele Gäste landesweite Sichtbarkeit: „Wer jetzt vorausschauend und strategisch handelt, hat die Chance, Feriengäste und Tagesbesucher nicht nur kurzfristig zu begeistern, sondern sie langfristig zu binden. Deshalb müssen Handel, Tourismus und Stadtentwicklung gemeinsam und abgestimmt auf die Agenda von Kommunen, Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern“, unterstreichen Voss und Traub.

Zentrale Zahlen und Fakten aus der Studie:

  • 3.051 Euro betragen die monatlichen Konsumausgaben eines durchschnittlichen Haushalts in Baden-Württemberg. 15 Prozent davon entfallen auf Freizeit, Kultur, Gastronomie und tourismusnahe Dienstleistungen.
  • 14,7 Mrd. Euro gaben Tagesgäste in Baden-Württemberg im Jahr 2023 aus – rund ein Drittel davon entfiel auf Einzelhandel und Gastronomie.
  • Ein Tagesgast gibt im Schnitt 30,10 Euro pro Besuch aus – 41 Prozent davon örtlichen Einzelhandel.
  • 28 Prozent ihrer Reisekosten geben internationale Gäste beim Deutschlandbesuch für Shopping aus, bei asiatischen Gästen sind es sogar über 40 Prozent.
  • 8,2 Mrd. Euro beträgt der Bruttoumsatz-Anteil der Ausgaben der Tourismus- und Freizeitwirtschaft in Baden-Württemberg, die in den Einzelhandel fließen.
Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ist eine Vereinigung der zwölf baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHKs). In Baden-Württemberg vertreten die zwölf IHKs die Interessen von weit mehr als 650.000 Mitgliedsunternehmen. Zweck des BWIHK ist es, in allen die baden-württembergische Wirtschaft und die Mitgliedskammern insgesamt betreffenden Belangen gemeinsame Auffassungen zu erzielen und diese gegenüber der Landes-, Bundes- und Europapolitik sowie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und anderen Institutionen zu vertreten.

Zahlen zur Gesundheitswirtschaft

Die Gesundheitswirtschaft in der Region Stuttgart ist besonders von ärztlichen Praxen, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen geprägt. Aber auch viele gesundheitsnahe Dienstleistungen, sowie Unternehmen aus dem Groß- und Einzelhandel sowie herstellende Betriebe medizinischer Produkte und Geräte tragen ganz wesentlich zum Wirtschaftsgeschehen bei.
Allein in der Region Stuttgart sind in diesem Wirtschaftszweig 118.112 Menschen tätig. Das entspricht einem Anteil von rund zehn Prozent der Gesamtbeschäftigtenzahl der Region. Im Vergleich zum Vorjahr stieg diese Zahl minimal und hält sich mit der Anzahl der Beschäftigten und deren Anteil an der Branche weiterhin auf einem guten Niveau. Mit 6.434 Betriebsstätten gehört sogar jeder neunte Betrieb in der Region zur Gesundheitswirtschaft.
Mehr Daten und Fakten für die Region Stuttgart finden Sie auf den Fachbereichsseiten des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags e.V.. unter: Steckbrief zur Gesundheitswirtschaft in der Region Stuttgart.
Stand: Juni 2025

Namen und Gesichter

Gibt es auch in Ihrem Unternehmen personelle Veränderungen auf der Führungsebene? Wir veröffentlichen Ihre Nachricht gern. Senden Sie einen kurzen Text mit Bild an presse@stuttgart.ihk.de

Adriana Lehr

ist neu in der Geschäftsführung der Minol Messtechnik W. Lehmann GmbH & Co. KG in Leinfelden-Echterdingen. Die 46-Jährige kehrt nach fast sechs Jahren in Japan in die Region Stuttgart zurück und verstärkt das Führungsteam um Alexander Lehmann und Ralf Görner. Sie blickt auf 25 Jahre internationale Erfahrung im Automotive- und Beratungssektor zurück, unter anderem bei Daimler Truck Asia und der Mitsubishi Fuso. Bei Minol ist sie für die Bereiche IT, Prozesse, Abrechnung und digitale Transformation verantwortlich.

Oguzhan Celil

Oguzhan Celil ist in die Geschäftsführung des Filderstädter Verpackungs- und Kennzeichnungsspezialisten Herma berufen worden. Celil gehört bereits seit Mitte 2021 als Finanzchef der Geschäftsleitung an. Der bisherige Herma-Geschäftsführer Sven Schneller, 58, hat aus persönlichen Gründen seinen Rückzug aus dem Unternehmen für Mitte nächsten Jahres angekündigt.

Jan Magnus Fiedler

Jan Magnus Fiedler ergänzt die Geschäftsführung der Kissling Personalberatung GmbH. Der 34-Jährige ist seit über zwei Jahren bei dem Familienunternehmen in Gäufelden-Tailfingen tätig. Kissling unterstützt seit mehr als 30 Jahren mittelständische Unternehmen – insbesondere aus Industrie, Versicherungen, Banken und deren IT-Dienstleister – bei der Besetzung von Führungs- und Schlüsselpositionen.

Kai Klenk

ist der neue technische Geschäftsführer der H.P. Kaysser GmbH + Co. KG. Der 39-jährige Technische Betriebswirt führt gemeinsam mit Achim Hinterkopf, der CEO und Sprecher der Geschäftsleitung wird, seit dem 1. Juli die Geschäfte des mittelständischen Familienunternehmens. Der bisherige Geschäftsführer und Hauptgesellschafter Thomas Kaysser wechselt nach 45 Jahren von der operativen Ebene in den zukünftigen Beirat. Klenk begann seine Laufbahn im Jahr 2001 mit einer Schlosserlehre im Unternehmen und wurde im Alter von 21 Jahren der jüngste Abteilungsleiter im Haus.

Ulrike Deschka

verstärkt die Geschäftsführung des Kunststoffverarbeiters Ensinger in Nufringen (Kreis Böblingen). Als Chief Administrative Officer (CAO) ist sie für die Ressorts Personal, Finanzen und Controlling, IT sowie Recht und Integrität verantwortlich. Zudem übernimmt sie die regionale Gesamtverantwortung für die Gesellschaften in den USA, Brasilien, Mexiko und Kanada. Gemeinsam mit Ralph Pernizsak (CSO) und Björn Schneekloth (COO) bildet sie das dreiköpfige Leitungsteam des Familienunternehmens. Deschka folgt auf Dr. Roland Reber, der Ende März aus der Geschäftsführung ausgeschieden ist und das Unternehmen nach fast 23 Jahren verlassen hat. Die Diplom-Betriebswirtin (FH) war zwei Jahrzehnte überwiegend in leitenden Funktionen für die Bosch-Gruppe tätig. Zuletzt trug sie die kaufmännische Gesamtverantwortung für das Werk der Robert Bosch Automotive Steering in Schwäbisch Gmünd.

Sascha Klaus

rückt zum 1. August in den Konzernvorstand der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) auf. Der 55-Jährige übernimmt dort das Ressort Immobilien und Projektfinanzierung, das er zusätzlich zum Vorstandsvorsitz der Berlin Hyp ausüben wird. Thorsten Schönenberger (53), der diese Funktion die vergangenen acht Jahre innehatte, legt sein Amt auf eigenen Wunsch nieder, um sich neuen Herausforderungen zu widmen. Der Wechsel fällt mit dem Abschluss der regulatorischen und rechtlichen Integration der Berlin Hyp in die LBBW zusammen. Zu dem neuen Verantwortungsbereich von Sascha Klaus zählen die gewerbliche Immobilienfinanzierung und die Projektfinanzierung sowie die Führung der Tochterunternehmen LBBW Immobilien GmbH und LBBW Corporate Real Estate GmbH. Klaus ist Betriebswirt, verfügt über langjährige Erfahrung in der Branche und hatte unter anderem bei der Deutschen Bank, der Dresdner Bank und der Commerzbank leitende Positionen inne.

Alexander Kraus

st neu in den Vorstand des IWS Immobilienwirtschaft Stuttgart e. V. gewählt worden. Er übernimmt das neu geschaffene Ressort für Innovation und Technik. Der ehrenamtliche IWS-Vorstand besteht somit nun aus sechs Führungskräften der Immobilienwirtschaft: Axel Ramsperger (Vorsitzender), Uwe Jaggy (stellvertretender Vorsitzender), Martin Merkel (Schatzmeister) sowie Bettina Klenk, Tobias Eisenreich und Alexander Kraus. Kraus leitet seit 2015 die Stuttgarter Niederlassung der Goldbeck-Gruppe. Vor sechs Jahren wurde er zum Geschäftsführer der Goldbeck Süd GmbH berufen.

Stephen Fauth

ist zum Vertriebs- und Marketingleiter (Chief Revenue Officer, CRO) des Stuttgarter Softwareunternehmens Markt-Pilot ernannt worden. In dieser Funktion verantwortet er weltweit die Bereiche Vertrieb, Marketing, Kundenbetreuung und Erlössteuerung. Sein Schwerpunkt liegt auf der Beschleunigung des Unternehmenswachstums sowie der Expansion in zentrale Zielmärkte. Fauth verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich Unternehmenssoftware, überwiegend im industriellen Umfeld. In den vergangenen fünfeinhalb Jahren bekleidete er verschiedene Führungspositionen beim CPQ-Softwareanbieter Tacton, der auf Lösungen für den komplexen Maschinenbau spezialisiert ist. Zuletzt war er dort für die Markteintrittsstrategien in Nordamerika, Europa und Japan verantwortlich. Markt-Pilot bietet Software zur automatisierten Preisermittlung von Ersatzteilen im Maschinen- und Anlagenbau an.

Dr. Johannes Fues

hat den Posten des Finanzvorstands (CFO) und Chief Transformation Officers (CTrO) bei der Cenit AG in Stuttgart übernommen. Er folgt auf Axel Otto, der das Unternehmen im gegenseitigen Einvernehmen verlassen hat, um sich neuen beruflichen Aufgaben zu widmen. Fues bringt umfangreiche Führungserfahrung im Finanz- und Transformationsbereich mit. Zuletzt war er im Vorstand der Kontron AG, wo er die Green-Tec-Division leitete. Seine Karriere begann Fues in der Unternehmensberatung und setzte sie in leitenden Funktionen in Beteiligungsgesellschaften und Industrieunternehmen fort. Bei Cenit wird er neben der finanziellen Steuerung insbesondere die konzernweite Transformation entlang der Wachstumsstrategie „Cenit 2030“ des börsennotierten IT-Hauses vorantreiben.

Florian Beck

hat die Leitung der LGI Logistics Group International GmbH in Böblingen übernommen. Der bisherige Vorsitzende der Geschäftsführung, Bernd Schwenger, tritt nach sieben Jahren von seiner Funktion sowie als Mitglied des Group Managements der Muttergesellschaft Elanders zurück. Beck ist derzeit als Chief Operations Officer bei der Elanders-Tochter Bergen Logistics tätig. Seit zehn Jahren ist er für die Elanders-Gruppe in verschiedenen Führungspositionen aktiv. Die LGI-Gruppe bietet Dienstleistungen entlang der Wertschöpfungskette sowie im Bereich Transport und Logistik für zahlreiche Branchen an.

Steffen Hild

ist zum neuen Vorstandsvorsitzenden des Industrieverbands Technische Gebäudeausrüstung (ITGA) Baden-Württemberg e.V. gewählt worden. Der geschäftsführende Gesellschafter der CAT Clean Air Technology GmbH in Stuttgart tritt die Nachfolge von Jürgen Sautter an. Der Geschäftsführer der ROM Technik GmbH kandidierte nach über 14 Jahren an der Spitze des ITGA nicht mehr erneut. Als zweiter Vorsitzender wurde Christian Hage, Geschäftsführer der Daldrop & Huber GmbH in Neckartailfingen, gewählt. Martin Brüstle, Prokurist und Hauptniederlassungsleiter der ROM Technik GmbH, wurde neu in den Vorstand aufgenommen.

Thomas Zahlmann

ist neuer Geschäftsführer der Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH (WHS) in Kornwestheim. Gemeinsam mit Marcus Ziemer (56), der bereits seit 2014 der Geschäftsführung angehört, wird er künftig insbesondere für große Bauprojekte verantwortlich sein. Zahlmann (54) war zuvor Geschäftsführer der Projektmanagement GmbH und der Engineering GmbH der Pandion AG in Köln. Davor leitete er den Bereich Projektentwicklung und Neubau bei der Vonovia SE in Bochum. Er folgt auf Jörg Tigges (59), der seit dem 1. Mai 2024 übergangsweise die Geschäftsführung der WHS übernommen hatte und künftig wieder im technischen Gebäudemanagement des Unternehmens tätig sein wird.

Daniel Cottu

ist zum Senior Relationship Manager und strategischen Ansprechpartner für ausgewählte Kundenfamilien beim Stuttgarter Bankhaus Ellwanger & Geiger ernannt worden. Darüber hinaus wird er künftig auch als Ansprechpartner für Stiftungen fungieren. In seiner neuen Funktion berichtet er direkt an Vorstand Philipp Stodtmeister. Cottu (42) ist seit über 21 Jahren in der Finanzbranche tätig und war überwiegend in der Betreuung vermögender Privatkunden bei verschiedenen Banken im süddeutschen Raum aktiv – unter anderem als Filialdirektor Private Banking bei der Südwestbank in Stuttgart. Der Betriebswirt mit sardischen Wurzeln ist leidenschaftlicher Golfer, verbringt seine Freizeit gerne mit seiner Frau und den drei Kindern und besucht regelmäßig die Spiele des AC Milan und des VfB Stuttgart.

Timo Krutoff

ist neuer Finanzvorstand der Takkt AG in Stuttgart. Er folgt auf Lars Bolscho, der sich entschieden hat, seinen zum Jahresende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern und das Unternehmen zu verlassen. Krutoff bringt langjährige Führungserfahrung im Finanzbereich mit. Zuletzt war er Finanzvorstand beim Motorenhersteller Deutz AG, wo er neben dem Finanzressort auch die Bereiche Personal und Information Services verantwortete. Zuvor hatte er verschiedene kaufmännische Führungspositionen innerhalb der Thyssenkrupp-Gruppe inne, unter anderem als CFO von Presta Camshafts und Bilstein.

Prof. Florian Stintzing

übernimmt künftig den Vorsitz des Internationalen Verbands für Natur- und Biokosmetik (NATRUE). Er ist Mitglied der Geschäftsleitung der Wala Heilmittel GmbH in Bad Boll (Kreis Göppingen), die die beiden Produktlinien Wala Arzneimittel und Dr. Hauschka Kosmetik herstellt. Als Leiter des Ressorts Wissenschaft bei Wala setzt sich Stintzing dafür ein, der Naturkosmetik auch künftig eine starke Stimme auf europäischer Ebene – insbesondere in Brüssel – zu geben. Unterstützt wird er dabei von der neuen NATRUE-Vizepräsidentin Jayn Sterland, Geschäftsführerin von Weleda UK.


Region Stuttgart: Verhaltener Aufwind

Die wirtschaftliche Entwicklung in der Region Stuttgart bleibt weiterhin verhalten. Die vergangenen Monate waren von spürbaren Turbulenzen geprägt, insbesondere durch die unberechenbare Handelspolitik der Vereinigten Staaten unter Präsident Donald Trump. Anfang April kündigte die US-Regierung sogenannte „reziproke“ Zölle auf sämtliche Importe aus der Europäischen Union und weiteren Ländern an. Zwischenzeitlich standen Strafzölle von bis zu 20 Prozent auf EU-Exporte in die USA im Raum. Zwar wurden diese Maßnahmen wenige Tage später mit einer 90-tägigen Frist ausgesetzt, doch die kurzfristigen Ankündigungen und Rücknahmen sorgen bei exportorientierten Unternehmen für erhebliche Verunsicherung. Die Vereinigten Staaten zählen zu den wichtigsten Absatzmärkten für die Region. Noch zu Jahresbeginn 2025 waren die Exporterwartungen nach Nordamerika positiv und galten als Hoffnungsschimmer angesichts der schwachen Inlandsnachfrage.
IHK-Konjunkturumfrage für die Region Stuttgart: Diese Analyse basiert auf der IHK-Umfrage zum Jahresbeginn 2025, an der 1050 Unternehmen zwischen dem 22. April 2025 und 13. Mai 2025 teilgenommen haben.
Ihr Unternehmen möchte auch an der IHK-Konjunkturumfrage teilnehmen? Sie können sich gerne mit einer formlosen E-Mail an konjunktur@stuttgart.ihk.de anmelden.
Die Binnennachfrage bleibt weiterhin schwach. Seit über zwei Jahren verzeichnen die Unternehmen in der Region Stuttgart einen rückläufigen Auftragseingang – ein Trend, der die Sorgen in der Wirtschaft weiter verstärkt. Mit 66 % der Nennungen bleibt die schwache Inlandsnachfrage das am häufigsten genannte Geschäftsrisiko. Zwar sorgte ein leichter Auftragsimpuls im März für eine etwas optimistischere Stimmung, doch im Vergleich zum Jahresbeginn 2025 – als noch 71 % der Unternehmen die Inlandsnachfrage als Risiko einstuften – ist dies lediglich ein Rückgang um 5 Prozentpunkte.
Der Lageindikator, der die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage widerspiegelt, sank von rund +1 Punkt zu Jahresbeginn auf 0 Punkte im Frühsommer 2025. Das bedeutet, dass sich die Zahl der Unternehmen mit positiver und negativer Lageeinschätzung derzeit die Waage hält – jeweils 26 % bewerten ihre Lage als gut bzw. schlecht. Rund 49 % der Unternehmen stufen ihre Geschäftslage als befriedigend ein.
An zweiter Stelle der Geschäftsrisiken stehen die Arbeitskosten, die von 56 % der Unternehmen als kritisch eingestuft werden. Die Inflation der vergangenen Monate hat den Druck auf Löhne und Gehälter erhöht. Zusätzlich wirkt sich die geplante Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro aus – insbesondere in Branchen wie dem Gastgewerbe.
Die hohen Standortkosten – insbesondere für Arbeit und Energie – bleiben ein zentrales wirtschaftliches Risiko. Besonders betroffen ist das Gastgewerbe, wo der Kostendruck die Margen erheblich schmälert. Insgesamt bewerten 31 % aller Unternehmen in der Region Stuttgart ihre Ertragslage als schlecht, während nur noch 20 % von einer guten Ertragslage sprechen.
Neben den Kostenfaktoren werden auch politische Unsicherheiten häufig als Risiko genannt. Trotz einer neu gewählten Bundesregierung bleibt die erhoffte wirtschaftspolitische Aufbruchstimmung bislang aus. Rund 41 % der Unternehmen sehen in der aktuellen politischen Entwicklung ein Risiko für ihre wirtschaftliche Lage. Auch geopolitische Spannungen, etwa durch den Ukraine-Krieg oder drohende Handelskonflikte, bereiten Sorgen – 43 % der Unternehmen nennen dies als Geschäftsrisiko.
Die Kombination aus schwacher Konjunktur, niedriger Ertragslage und hohen Standortkosten führt dazu, dass viele Unternehmen ihre Investitionspläne im Inland zurückfahren. Die angekündigten steuerlichen Anreize – etwa beschleunigte Abschreibungen – konnten den Investitionsstau bislang nicht lösen. Nur 23 % der investierenden Unternehmen planen in den kommenden zwölf Monaten höhere Investitionen, während fast ein Drittel geringere Investitionen vorsieht.
Der Blick in die Zukunft bleibt verhalten, zeigt jedoch leichte Aufhellungstendenzen. Der Erwartungsindikator steigt von –14 auf –6 Punkte. 19 % der Unternehmen erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage, während 25 % von einer Verschlechterung ausgehen.
Auch der Arbeitsmarkt beginnt die konjunkturelle Schwäche zu spiegeln. Die Arbeitslosenquote in der Region Stuttgart liegt aktuell bei 4,9 %, was einem Anstieg um 0,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht. Die Beschäftigungsaussichten bleiben ebenfalls verhalten: Nur 15 % der Unternehmen planen, ihre Belegschaft aufzustocken, während 29 % mit einem Rückgang rechnen. Der Fachkräftemangel tritt angesichts der Vielzahl anderer Herausforderungen in den Hintergrund – nur noch 39 % der Unternehmen sehen hierin ein Risiko, was 11 Prozentpunkte unter dem Zehnjahresdurchschnitt liegt.
Die wirtschaftliche Lage der Industrieunternehmen in der Region Stuttgart bleibt angespannt. Nur etwa jedes sechste Unternehmen bewertet seine Geschäftslage derzeit als gut. Trotz einzelner positiver Auftragsimpulse im März bleibt die Inlandsnachfrage mit 73 % der Nennungen das am häufigsten genannte Geschäftsrisiko. Hinzu kommt die wachsende Sorge vor einer Ausweitung internationaler Handelskonflikte – insbesondere mit den Vereinigten Staaten. Rund 60 % der Industriebetriebe sehen in den geopolitischen Spannungen ein Risiko für ihre Geschäftstätigkeit. Nordamerika galt bis zum Jahresbeginn noch als Lichtblick unter den Exportzielen.
Im Baugewerbe zeigt sich ein verhaltener Aufschwung. Während zu Jahresbeginn 2025 noch 22 % der Unternehmen ihre Lage als schlecht einschätzten, sind es im Frühsommer nur noch 16 %. Mehr Betriebe bewerten ihre Lage als befriedigend. Einen leichten Impuls könnte das geplante Investitionspaket der Bundesregierung liefern – besonders im Straßen- und Tiefbau. Die Nachfrage im privaten Wohnungsbau bleibt hingegen weiterhin schwach.
Der Einzel- und Großhandel leidet unter der Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte. Fast 70 % der Einzelhändler berichten von einem zurückhaltenden Konsumverhalten. Besonders langlebige Konsumgüter sind derzeit weniger gefragt. Auch der Großhandel spürt die schwache Nachfrage – sowohl auf Konsum- als auch auf Produktionsseite. 42 % der Großhändler melden eine rückläufige Bestelltätigkeit.
Die Dienstleistungsbranche zeigt sich insgesamt stabil, verzeichnet jedoch im Vergleich zum Jahresbeginn leichte Einbußen. Der Lageindikator fällt von +23 Punkten auf +18 Punkte. Unternehmensnahe Dienstleister wie Beratungsunternehmen bleiben in ruhigem Fahrwasser, doch auch hier macht sich die konjunkturelle Schwäche der Industrie zunehmend bemerkbar.
Das Hotel- und Gastgewerbe steht unter erheblichem Kostendruck. Hohe Lebensmittelpreise, steigende Energiekosten und die mögliche Erhöhung des Mindestlohns belasten die Margen. Gleichzeitig bleibt die Nachfrage verhalten: Zwar kommen weiterhin Gäste, doch der Konsum vor Ort ist rückläufig. Preiserhöhungen lassen sich daher nur schwer durchsetzen.
Im Verkehrsgewerbe zeigt sich ein deutlicher konjunktureller Dämpfer. Der Lageindikator fällt von +3 Punkten auf –14 Punkte. Die schwache Industriekonjunktur wirkt sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette aus. 37 % der Verkehrsunternehmen berichten von einem Rückgang der Auftragstendenz.

Unsere Demokratie braucht mehr Medienkompetenz

Über 300 Gäste aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Bildung kamen zum Frühjahrsempfang der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen in die Filderhalle in Leinfelden-Echterdingen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die Themen Kommunikation und Medien.

Trotz schwieriger Lage positive Signale für die Wirtschaft

Den Abend eröffneten Vanessa Bachofer, Präsidentin der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen, und Christoph Nold, Leitender Geschäftsführer der Bezirkskammer, mit einem Blick auf die aktuelle Lage. Während die volatile Zollpolitik der USA die exportorientierten Esslinger Unternehmen verunsichere, wertete Bachofer die schnelle Einigung auf einen neuen Koalitionsvertrag als positives Zeichen für die Wirtschaft. Auch einige der IHK-Forderungen fänden sich darin wieder. Jetzt komme es auf die zügige Umsetzung an. Nold äußerte die Hoffnung, dass die 500 Milliarden Euro Sondervermögen für Infrastruktur auch tatsächlich bei den Kommunen ankommen und auch der Landkreis davon profitiert. Denn als wichtiger Wirtschaftsstandort habe die Region Stuttgart bundesweit eine große Bedeutung.

Mit Dialog und Medienkompetenz gegen Spaltung und Polarisierung

Abseits der tagesaktuellen Schlagzeilen gab Bernhard Pörksen, Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen, Denkanstöße zur „Kunst des Miteinander-Redens". Um der zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft zu begegnen, sei es wichtig, in einem respektvollen Dialog zu bleiben. Wie dieser Dialog gelingen kann, machte Pörksen in seinem Impulsvortrag deutlich. Ein wichtiger Grundsatz ist für ihn unter anderem das Prinzip der wertschätzenden Kommunikation: Positionen des Gesprächspartners kritisieren, aber nicht die Person abwerten.
Anschließend diskutierte er mit Moderator Niklas Ehrentreich und Präsidentin Bachofer, wie ein besserer Umgang mit den Medien der Spaltung der Gesellschaft entgegenwirken kann. Propaganda und Fake News gefährden zunehmend unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ein Problem, das nicht nur die Gesellschaft als Ganzes, sondern auch die Unternehmen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betrifft. Umso wichtiger ist es, kritisches Denken, Verständnis und Kompetenz im Umgang mit Medien zu schulen. Medienkompetenz sollte daher nicht nur bei Schülerinnen und Schülern, sondern auch bei Auszubildenden auf dem Lehrplan stehen. Darin waren sich Bachofer und Pörksen einig.
Bei einem anschließenden Stehimbiss hatten die Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Bildung die Gelegenheit, darüber zu diskutieren. Begleitet wurde der Abend vom Blasorchester des Musikvereins Stetten/Filder e. V., das unter anderem Highlights aus dem Soundtrack des Films „Guardians of the Galaxy“ spielte.

Ausbildung zukunftsfest machen – jetzt!

Ausbildung ist nicht alles, aber ohne Ausbildung ist alles nichts.“ Dieses leicht abgewandelte Zitat von Theodor Heuß bringt es auf den Punkt: Wer heute ausbildet, sichert sich die Fachkräfte von morgen – und damit die Zukunft seines Unternehmens. Denn der Fachkräftemangel ist real: Laut IHK-Fachkräftemonitor fehlen allein in Baden-Württemberg bis 2035 mehrere Hunderttausend qualifizierte Arbeitskräfte.

Duale Ausbildung: bewährt, flexibel, stark

Im Juni wurden zwölf engagierte Ausbilderinnen und Ausbilder aus Industrie, Handel, Handwerk, Dienstleistung und freien Berufen mit dem neuen Landesausbilderpreis geehrt – stellvertretend für viele, die täglich mit Herzblut junge Menschen begleiten. Sie zeigen: Gute Ausbildung lebt von Menschen mit Leidenschaft, Know-how und Innovationsgeist. Sie nutzen digitale Tools, entwickeln neue Konzepte und fördern Talente mit Empathie und Weitblick.
Seit Jahrzehnten beweist die duale Ausbildung ihre Stärke: praxisnah, anpassungsfähig und leistungsfähig. Sie bietet jungen Menschen echte Perspektiven – und Unternehmen die Chance, passgenau auszubilden. Damit das so bleibt, braucht es jetzt Mut zur Veränderung: mehr Flexibilität, moderne Strukturen und eine stärkere gesellschaftliche Wertschätzung.

Was wir jetzt brauchen:

  • Mehr Flexibilität: Starre Ausbildungsordnungen passen oft nicht mehr zur Realität in den Betrieben. Modulare Inhalte und individuelle Gestaltungsspielräume machen Ausbildung attraktiver und effizienter.
  • Mehr Digitalisierung: Digitale Ausbildungsnachweise, schlanke Prozesse und Online-Prüfungen entlasten besonders kleine und mittlere Unternehmen. Auch die IHK ist dabei, ihren Service immer weiter zu digitalisieren.
  • Mehr Orientierung: Junge Menschen brauchen Unterstützung bei der Berufswahl. Schulen und Wirtschaft müssen enger zusammenarbeiten, berufliche Orientierung gehört fest in die Bildungspläne in allen Schularten. Zudem muss die Ausbildungsreife wieder deutlich verbessert werden.
  • Nicht jeder Weg führt über die Uni – aber jeder braucht Qualität, Anerkennung und Perspektiven. Eltern, Lehrkräfte, Politik und Wirtschaft sind gemeinsam gefragt, das Image der dualen Ausbildung zu stärken.

Das Fundament der Wirtschaft

Für die IHK Region Stuttgart ist Ausbildung ein Herzensthema. Mit Formaten wie dem Zukunftskongress Ausbildung am 9. Oktober im IHK-Haus schaffen wir Raum für Austausch, neue Ideen und konkrete Lösungen. In unserem Service-Center Ausbildung stehen Ihnen IHK-Beraterinnen und Berater zur Seite.
Ausbildung ist mehr als ein Mittel gegen den Fachkräftemangel – sie ist das Fundament unserer Wirtschaft. Danke an alle, die heute schon ausbilden. Und an alle, die noch zögern: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, loszulegen. Wer handelt, sichert nicht nur die Zukunft seines Unternehmens – sondern stärkt den gesamten Standort.
Andrea Bosch, Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart
Servicecenter Ausbildung
Die IHK informiert Unternehmen und Auszubildende rund um die duale
Berufsausbildung. Tel. 0711 2005-1111; ausbildung@stuttgart.ihk.de

"Wir setzen große Hebel an"

Wohnraum entwickelt sich langsam aber sicher zum Standorthindernis, wie eine Umfrage der IHK vor einigen Monaten ergeben hat. Was tut die Landesregierung gegen diesen Missstand? Magazin Wirtschaft sprach mit Nicole Razavi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen. Begleitet hat uns MW-
Leser Tobias Rössle, Vorstand der Fermo Massivhaus AG in Murr (Kreis Ludwigsburg).
Nicole Razavi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen von Baden-Württemberg
Frau Ministerin, Wohnraum wird zunehmend ein Standortfaktor Welchen Stellenwert hat das Problem für das Land?
Nicole Razavi: Bezahlbarer Wohnraum ist die soziale Frage unserer Zeit, er ist aber auch ein wichtiger Faktor für unseren Wirtschaftsstandort. Auch in Baden-Württemberg können viele Unternehmen Mitarbeiter nicht finden oder nicht halten, weil sich diese selbst bei einem guten Gehalt kein vernünftiges Dach über dem Kopf leisten können und dann anderswo hingehen. Diesen Braindrain können wir uns nicht leisten, und das ist genau der Grund, warum wir die Säule Mitarbeiterwohnen in unser Förderprogramm Wohnungsbau BW eingebaut haben.
Herr Rössle, seit Neuestem bieten auch Sie Mitarbeiterwohnungen an?
Tobias Rössle: Ja, wir haben auf dem Bau eine wahnsinnige Arbeitskräfteknappheit. Unsere Leute, die wir vor allem aus dem Ausland anwerben, finden oft nur schwer eine Wohnung. In Zeiten nachlassender Aufträge haben wir die Gelegenheit genutzt, für uns selbst zu bauen, nämlich zwölf Wohnungen für die Mitarbeiter. Davon werden acht durch die L-Bank im Rahmen des Landesprogramms gefördert. Ein sehr gutes Programm, wie ich finde!
Nicole Razavi: Diese Rückmeldung freut mich natürlich.
Tobias Rössle: Künftig werden wir den schlüsselfertigen Bau von Mitarbeiterwohnungen übrigens auch anderen Unternehmen anbieten.
Tobias Rössle, Vorstand der Fermo Massivhaus AG in Murr, Kreis Ludwigsburg
Um sozial geförderte Wohnungen in Anspruch zu nehmen, dürfen die Mieter allerdings gewisse Einkommensgrenzen nicht überschreiten.
Nicole Razavi: Das ist richtig, aber die Gehaltsschwellen für einen Wohnberechtigungsschein sind relativ hoch, für einen Zwei-Personen-Haushalt zum Beispiel liegt die Obergrenze bei einem Jahreseinkommen von 57.800 Euro. Wir erreichen mit dieser Förderung also auch die Mitte der Gesellschaft. Das Programm, 2020 ins Leben gerufen, wird mittlerweile gut angenommen: In der Fördersäule Mitarbeiterwohnen sind inzwischen 474 Sozialmietwohnungen für Mitarbeiter von der L-Bank genehmigt, 78 bereits fertiggestellt. 38 neue Anträge liegen aktuell vor. Wir sind also auf dem richtigen Weg, und ich werbe bei Unternehmen und Wirtschaftsverbänden intensiv für dieses Programm.
Kann man nicht noch mehr tun?
Nicole Razavi: Naja, wir haben mit 1,5 Milliarden Euro im aktuellen Doppelhaushalt das stärkste Wohnraumförderprogramm, das es in Baden-Württemberg je gab. Wir spüren natürlich, dass der Motor auf dem Wohnungsbau fast ausgegangen ist - in erster Linie wegen der gestiegenen Zinsen, aber auch wegen den hohen Anforderungen an das Bauen. Und es ist klar, dass wir allein mit dem Wohnraumförderprogramm nicht gegen diese Krise auf dem Wohnungsmarkt ankommen. Es braucht schon auch andere Instrumente, damit der Motor wieder in Gang kommt. Deshalb habe ich mir in diesem neuen Ministerium auch zum Ziel gesetzt, das Bauen zu erleichtern, günstiger zu machen und vor allem auch zu beschleunigen.
Unser Ziel ist es, das Bauen zu erleichtern, günstiger zu machen und vor allem auch zu beschleunigen.
Mit der im März beschlossenen Reform der Landesbauordnung zum Beispiel…
Nicole Razavi: Die LBO-Reform setzt große Hebel an, um das Bauen für Unternehmen, aber auch für normale Bürger zu erleichtern. Zum Beispiel die Einführung der Genehmigungsfiktion: Wenn ein Antrag vollständig eingereicht und genehmigungsfähig ist, gilt er nach drei Monaten automatisch als genehmigt. Die Beschäftigten der unteren Baurechtsbehörden müssen einfache, schon X-mal bearbeitete Fälle also nicht erneut bearbeiten, sondern können sie durchlaufen lassen.
Ein weiterer Hebel ist die Abschaffung Widerspruchsverfahrens…
Nicole Razavi: Genau. An anderen Bundesländern wie Bayern, die das Widerspruchsverfahren schon lange abgeschafft haben, sehen wir, dass ein Projekt allein dadurch um mehr als ein Jahr beschleunigt werden kann. Trotzdem hat jeder weiter das Recht zu klagen, aber wir sparen uns diese vielen Monate. In der LBO-Reform steckt aber noch viel mehr. Wir senken zum Beispiel beim Aufstocken von Gebäuden zur Schaffung von mehr Wohnraum weitere unnötig hohe Standards ab, insbesondere beim Brandschutz.
Sind das genug Impulse?
Nicole Razavi: Wir haben hier im Land nicht den entscheidenden Einfluss auf das Weltgeschehen, auch nicht auf die Zinspolitik. Aber wir haben alles auf den Weg gebracht, was jetzt im Moment möglich ist und in unserer Macht steht. Was die Gebäudeenergiestandards angeht, sind wir nicht zuständig, das muss der Bund machen, ebenso bei Umweltauflagen und Artenschutz. Es ist meine Hoffnung und meine Erwartung auch an die neue Bundesregierung, dass sie es über das Baugesetzbuch, aber vor allem auch durch steuerliche Erleichterungen, wieder mehr Familien und Normalverdienern ermöglicht, zu Wohneigentum zu kommen.
Herr Rössle, wie bewerten Sie die neue LBO?
Tobias Rössle: Wir sind nur wenig im Bestand tätig, ich höre aber aus der Branche viel Positives. Im Neubau ist die Genehmigungsfiktion, glaube ich, nicht der ganz große Hebel. Bei einem großen Projekt würde ich mich kaum darauf verlassen, dass die Genehmigung Bestand hat - ich bin ja als Entwurfsverfasser weiterhin voll haftbar. Etwas mehr hätten wir uns bei der Stellplatzpflicht gewünscht. Die liegt zwar in kommunaler Hoheit, aber das Land könnte ja zum Beispiel ein Auslaufdatum für Stellplatzsatzungen vorschreiben. Dann müsste die Gemeinde regelmäßig neu entscheiden und die Situation prüfen.
Wie bedeutend ist das denn in der Praxis?
Tobias Rössle: Das spielt schon eine Rolle. Ein Beispiel: Auf das Gelände, auf dem wir unsere 12 Mitarbeiterwohnungen bauen, hätten auch 16 oder sogar 18 gepasst. So viel kann ich aber nicht bauen, weil die Kommune sich auf dem hohen Stellplatzschlüssel beruft.
Es ist meine Hoffnung und meine Erwartung auch an die neue Bundesregierung, dass sie es wieder mehr Familien und Normalverdienern ermöglicht, zu Wohneigentum zu kommen
Nicole Razavi: Grundsätzlich wissen die Kommunen schon am besten, was notwendig ist. Ich hätte mir aber vorstellen können, die Stellplatzregelung insgesamt zu kommunalisieren. Nur hat die EU gerade erst eine Neuerung zu Stellplätzen verabschiedet, und bevor wir selbst etwas tun, müssen wir erst einmal abwarten, wie der Bund diese neue EU-Richtlinie umsetzt. Was die Genehmigungsfiktion angeht, bin ich etwas anderer Meinung, vor allem weil wir in dem Zusammenhang auch das vereinfachte Verfahren stark ausgeweitet haben, und zwar als Optionsmodell für die Bauherren. Der Bauherr kann also selbst entscheiden, ob er das vereinfachte Verfahren ziehen will und dazu noch, wenn er möchte, die Genehmigungsfiktion. Natürlich muss er weiterhin dafür sorgen, dass der Entwurf den geltenden Vorschriften entspricht. Mehr Freiheit geht eben auch mit mehr Verantwortung einher.
Seit diesem Jahr gibt es in Baden-Württemberg das virtuelle Bauamt. Doch anscheinend drucken manche Behörden immer noch alles aus und arbeiten analog…
Nicole Razavi: Das hätte dann mit Digitalisierung nichts zu tun. Insgesamt läuft das Ausrollen der Plattform „Virtuelles Bauamt“ in Baden-Württemberg sehr gut, wenn man bedenkt, wie kurz wir erst daran arbeiten. Von 209 unteren Baurechtsbehörden im Land sind inzwischen bereits 201 mit an Bord. 160 Behörden sind schon im Vollverfahren, das heißt: Der Antrag wird digital eingereicht und bearbeitet, Planer, Antragsteller und Bearbeiter, können zeitgleich daran arbeiten. Am Ende dieses Prozesses steht dann die digitale Zustellung und Genehmigung. Das ist eine Digitalisierung von A bis Z, bei der wir aktuell bundesweit mit weitem Abstand Vorreiter sind: Von bislang rund 22.000 Vorgängen im „Virtuellen Bauamt“ fanden 17.300 in Baden-Württemberg statt.
War es ein Fehler, dass das Land und viele Städte keine Wohnungen mehr bauen und ihren Bestand vor Jahrzehnten verkauft haben?
Nicole Razavi: Die Kommunen bauen ja auch heute noch Wohnungen. Die Bedingungen sind aber für alle dieselben. Auch eine Landeswohnungsbaugesellschaft hätte mit denselben Problemen zu kämpfen wie jeder private Investor: Teure Flächen, Inflation, steigende Baupreise, Fachkräftemangel. Der Staat, davon bin ich überzeugt, ist nicht der bessere Bauherr, sondern wir müssen es schaffen, dass die Bedingungen für das Bauen insgesamt besser werden. Und wenn Sie den Verkauf der landeseigenen Wohnungen ansprechen: Ja, das war ein großer Fehler. Aber nicht der Verkauf war der Fehler, sondern dass man nicht darauf geachtet hat, dass die Sozialbindung dauerhaft bestehen bleibt. Die Wohnungen sind in den letzten Jahren aus der Bindung gefallen und deswegen hatten wir über Jahre hinweg in Baden-Württemberg einen Rückgang beim Bestand an gefördertem Wohnraum.
Gibt es Nachholbedarf nur bei günstigem Wohnraum?
Nicole Razavi: Nein, sondern auch im mittleren Segment. Geförderte Wohnungen sind ja nur für die Besitzer eines Wohnberechtigungsscheins. Deshalb werden wir das Problem nicht alleine durch geförderten Wohnraum lösen können. Wir brauchen vor allem auch auf dem frei finanzierten Markt, auf dem ja die meisten Wohnungen entstehen, mehr bezahlbaren Wohnraum für alle.
Wir haben zu wenig Wohnungen, aber Überkapazitäten bei Büros. Wie könnte man die Umwidmung von Büroflächen in Wohnungen fördern?
Nicole Razavi: Wir haben solche Umwidmungen mit der neuen LBO erheblich erleichtert. Man braucht jetzt keinen Bauantrag mehr, wenn man umnutzen will. Ich glaube, das sind schon sehr große Anreize für die Bauherren.
Die Gebäudeenergie-Anforderungen sind sehr hoch, bringen aber dem Klima nur wenig
Kollidiert die Absenkung von Baustandards nicht mit den Klimazielen Ihrer Regierung?
Nicole Razavi: Die Gebäudeenergie-Anforderungen sind sehr hoch, bringen aber dem Klima nur wenig. Die Landesbauminister haben deshalb schon vor Jahren – damals unter meinem Vorsitz - dafür plädiert, dass wir zu einer Gesamtlebenszyklusbetrachtung eines Gebäudes kommen, anstatt uns wie bisher nur auf den Gebäudebetrieb und die Gebäudehülle zu konzentrieren. Da bieten sich viele Möglichkeiten, die Treibhausgasbilanz von Gebäuden zu verbessern ohne das Bauen zu verteuern. Zum Beispiel haben wir im Zuge unseres Strategiedialogs für bezahlbares Wohnen und nachhaltiges Bauen Projekte auf den Weg gebracht, die Fachleuten die Wiederverwendung von tragenden Holz- und Stahlbauteilen erleichtern.
Die Ampelregierung hat die degressiven Abschreibungen bis 2029 verlängert. Reicht das, um das Wohneigentum wirksam zu fördern?
Nicole Razawi: Wenn wir es auch jungen Familien ermöglichen wollen, in Eigentum zu investieren, brauchen wir deutlich bessere Anreize. Ich habe erst vor kurzem ein paar steuerliche Vorschläge gemacht, zum Beispiel, dass es steuerfrei möglich sein soll, unter der ortsüblichen Miete zu vermieten. Ich bin auch überzeugt, dass wir wieder Möglichkeiten brauchen, Investitionen in Wohneigentum auf das steuerlich anzurechnende Einkommen abzugsfähig zu machen. Mit einer Eigentumsquote von 42 Prozent ist Deutschland das Schlusslicht in Europa, in Baden-Württemberg sind wir mit gut 50 Prozent etwas besser. Das ist aber viel zu wenig, weil Wohneigentum die beste Altersvorsorge ist und auch für Verteilungsgerechtigkeit in der Gesellschaft sorgt.
Das Interview führte Walter Beck, Redaktion Magazin Wirtschaft, walter.beck@stuttgart.ihk.de

„Sprachlich abrüsten und nicht so schnell urteilen“

Beim Frühjahrsempfang der IHK im „Speisewerk“ des Urbanharbor-Areals Ludwigsburg begrüßten der neu gewählte Bezirkskammerpräsident Axel Kunkel und die Leitende IHK-Geschäftsführerin Sigrid Zimmerling die 500 Gäste aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.
Sein Amtsantritt falle in eine herausfordernde Zeit, sagte Kunkel: Fehlende Aufträge, steigende Kosten, Fachkräftemangel, geopolitische Unsicherheiten und eine wachstumshemmende Politik belasteten die Wirtschaft, so der Präsident. „Vertrauen in die Wirtschaftspolitik entsteht nur durch entschlossenes Handeln“, so Kunkel. „Jetzt ist der Moment für eine echte Wende! Wir rufen alle politischen Entscheidungsträger dazu auf, diesen Weg mit uns zu gehen.“

Zeit für eine Wende

„Familienbetriebe, Start-ups, Mittelständler und Global Player brauchen dringend eine Reformagenda“, stimmte Sigrid Zimmerling ein. Die IHK-Geschäftsführerin forderte Entlastungen, schnellere Fachkräfteintegration und eine wirtschaftsfreundliche Politik, um den Rückgang der Investitionen und die Abwanderung von Firmen zu stoppen. „Eine starke Wirtschaft sichert Demokratie und Wohlstand.“, schloss Zimmerling.
V.l.: Axel Kunkel, Sigrid Zimmerling, Jens Kenserski, Annette Binninger, Dr. Andreas Möller, Prof. Steffen Mau, Bernhard Pörksen
V.l.: Axel Kunkel, Sigrid Zimmerling, Jens Kenserski, Annette Binninger, Dr. Andreas Möller, Prof. Steffen Mau, Bernhard Pörksen

Wohin steuert die Gesellschaft?

Dass Demokratie und Wohlstand zusammengehören, scheint in Zeiten autoritärer Tendenzen auf der ganzen Welt nicht mehr selbstverständlich zu sein. Dies zumindest zeigte sich in der anschließenden Podiumsdiskussion „Medien und Demokratie – wohin steuert unsere Gesellschaft“ zwischen Annette Binninger von der „Sächsischen Zeitung“, dem Tübinger Medienwissenschaftler Prof. Bernhard Pörksen und dem Berliner Soziologieprofessor Steffen Mau. Moderiert wurde das Gespräch von Dr. Andreas Möller, Kommunikationschef der Trumpf SE & Co. KG.

Neue Forn des Autoritarismus

„Wir müssen es ernst nehmen, dass derzeit eine neue Form von Autoritarismus entsteht, die wirtschaftlichen, medialen und politischen Einfluss miteinander vermengen“, eröffnete Pörksen, als er von Möller auf das Bündnis zwischen Donald Trump und Elon Musk aber auch auf die seiner Ansicht nach unterwürfige Haltung der amerikanischen Konzernlenker angesprochen Wurde. Das Verhalten Musks, so Pörksen, sei „eine Form von Kulturkampf“ und betriebswirtschaftlich nicht zu erklären, denn sein politischer Feldzug habe den Chef von Tesla und „X“ um viele Milliarden Dollar ärmer gemacht. Mit Sorge betrachtet der Medienwissenschaftler die „gigantische Umschichtung des Anzeigenmarkts vom Lokaljournalismus in die Plattformökonomie.“ Das sei fatal, denn die Demokratie brauche die lokalen Akteure.

Vertrauen schwindet

Annette Binninger, die als gebürtige Mannheimerin seit Jahrzehnten in Sachsen lebt und arbeitet, beklagte die von Stereotypen und Schwarzweiß-Denken geprägte Wahrnehmung Ostdeutschlands, die seit der Wiedervereinigung „in Wellen immer wieder hochkommt.“ Dabei sei der Radikalismus kein Problem des Ostens: „Die Mehrheit wählt auch hier nicht blau.“ Vielmehr drohe die anhaltende Ineffektivität staatlichen Handelns „das Vertrauen, dass wichtige Dinge angepackt werden“ zu untergraben, und das im Westen wie im Osten.

Kulturkampf – ein Medienphänomen?

Doch ist die Gesellschaft überhaupt so polarisiert, wie es den Anschein hat? Steffen Mau zweifelt daran. Der Kulturkampf zwischen rechtem Populismus und linker „Wokeness“ beherrsche zwar die Medien, so der Soziologe. „Sie spielen im Alltag der meisten Menschen aber keine Rolle.“ Auch der Gegensatz zwischen West- und Ostdeutschland werde dramatisiert. „Wir waren mit der Erwartung einer Angleichung der Verhältnisse völlig naiv“, findet der Mau. „Dabei müssten wir doch wissen, dass alle regionalen Unterschiede über die Zeiten sehr stabil sind.“

Nicht zu pessimistisch werden

Wie aber herausfinden aus der „Profanierung der Ungeduld“, deren Ursprung Bernhard Pörksen bei „einigen der intelligentesten Menschen der Welt“ im Silicon Valley ausgemacht hat? Hier empfiehlt der Wissenschaftler: „Sprachlich abrüsten, genauer hinschauen und mit dem Urteil abwarten.“ Vor allem aber: „Nicht zu pessimistisch werden.“
Nach der Diskussion ließen die Gäste den Abend im Urbanharbor bei Essen und Getränken ausklingen – die perfekte Gelegenheit, sich auszutauschen, Gespräche fortzuführen und neue, wertvolle Kontakte zu knüpfen.

Unternehmen stärken Demokratie und Zusammenhalt

Ohne stabile Demokratie keine starke Wirtschaft – unter diesem Motto engagieren sich zahlreiche Unternehmen in der Region für demokratische Werte und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Damit die Beispiele Schule machen, veranstalteten die IHK Region Stuttgart und die Landeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberverband Südwestmetall Ende März den Fachtag „Demokratieförderung erfolgreich gestalten“.
Publikum beim Fachtag Demokratie im IHK-Haus
„Die Zeiten erfordern, dass wir zusammenhalten“, eröffnete IHK-Präsident Claus Paal die Tagung. Dieses Ringen um den Zusammenhalt finde auch in den Betrieben statt und diesen komme somit eine besondere Verantwortung zu, denn: „Viele Menschen haben Angst und manche nutzen diese Ängste aus.“

Betrieb als Ort der Begegnung

Nach Abschluss der Schule kämen Menschen unterschiedlicher Erfahrungen und Ansichten oft nur im Betrieb zusammen, präzisierte IHK-Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre. „Es ist der einzige Ort, an dem man sie außerhalb ihrer Blase erreicht.“ Bei einer Blitzumfrage im Publikum gab einer von drei Zuhörern an, schon einmal mit antidemokratischen Äußerungen im Betrieb konfrontiert worden zu sein. Die meisten empfanden dies als Herausforderung, der sie sich mehrheitlich aber durchaus gewachsen fühlten.
„Mit dieser Tagung nutzen wir die Chance zum gemeinsamen Gespräch über demokratische Werte, über die Bedeutung demokratischer Prozesse und Normen“, sagte Sibylle Thelen, Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. „Wenn Unternehmen diese Werte aktiv umsetzen, tragen sie nicht nur zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts bei, sondern schaffen auch die Grundlage für nachhaltigen Erfolg.“

Fachkräfte sollen sich willkommen fühlen

Viele Unternehmen seien alarmiert, weil sie angesichts eines teilweise ablehnenden Klimas fürchten, dass sich die dringend benötigten ausländischen Fachkräfte nicht willkommen fühlen, sagte Herre. Betroffen seien aber auch die rund 27 Prozent der Mitarbeiter, die schon jetzt einen Migrationshintergrund haben, in der Region seien es mit 42 Prozent sogar deutlich mehr, so Herre. „wenn wir auf diese Menschen verzichten müssten, wären wir gesellschaftlich und volkswirtschaftlich arm.“
„In einem Umfeld, das Intoleranz ausstrahlt, werden wir keine internationalen Fachkräfte halten können“, pflichtete Stefan Küpper, Geschäftsführer von Südwestmetall, bei. Unter den drei großen „T“, die einen erfolgreichen Standort ausmachen - Technologie, Talente, Toleranz - gelte es jetzt, das dritte T zu stärken.
Wir haben festgestellt, dass sich die jungen Leute oft nur über einzelne Medien informieren und daher nicht unbedingt ein vollständiges Bild bekommen.
In der von SWR-Redakteur Mark Kleber moderierten Diskussion wurden auch Praxisbeispiele von Unternehmen vorgestellt, die die politische Bildung ihrer Auszubildenden durch gezielte Programme fördern. „Wir haben festgestellt, dass sich die jungen Leute oft nur über einzelne Medien informieren und daher nicht unbedingt ein vollständiges Bild bekommen“, sagt Diana Bäcker, Ausbilderin bei der Hainbuch GmbH.„In einem freiwilligen Workshop zum Demokratieverständnis haben unsere Auszubildenden gelernt, dass politische Entscheidungen eben auch Auswirkungen auf die eigene Ausbildungsstelle haben können.“
Bäcker betonte, dass die private politische Meinung und die Arbeit bei Hainbuch getrennt betrachtet werden. Jedoch möchte der Ausbildungsbetrieb den jungen Menschen Werkzeuge an die Hand geben, wie sie sich politisch bilden und somit auch Einfluss auf die Gestaltung der eigenen Zukunft nehmen können.
Auch bei Siemens ist ein Konzept für Demokratieförderung und Wertorientierung für die Auszubildenden aufgelegt worden, wie Dr. Barbara Ostad von Siemens Professional Education erklärte. Laut der Personalmanagerin sollte Demokratieförderung bereits früher einsetzen, nämlich wenn sich junge Menschen über Berufsperspektiven und Laufbahnen informieren: „In dieser Phase lernen sie, wie man einen Platz im Leben und in der Gesellschaft findet.“
In die Gedankenwelt des Populismus und der Verschwörungstheorien führte Prof. Frank Brettschneider ein. In ihrem „Demokratiemonitor“ untersuchen der Kommunikationswissenschaftler und seine Mitarbeiter von der Universität Hohenheim jährlich die Verbreitung demokratiefeindlicher Denkweisen in der Bevölkerung.
Demnach gibt es einen festen Kern von 15 Prozent der Baden-Württemberger mit einem rechtspopulistischen Weltbild, die Medien, Parteien und Staat gleichermaßen misstrauen und an ein Komplott der Eliten zur Unterdrückung des „Volkswillens“ glauben.

Funktionierender Staat hilft gegen Populismus

Als Gegenmittel sieht der Wissenschaftler vor allem einen funktionierenden Staat: „Man muss sehen, dass Probleme wirklich angepackt werden, dann büßt der Populismus ein wichtiges Argument ein.“ Auch sei es wichtig, nicht durch übertriebenen Pessimismus die Weltuntergangsstimmung zu fördern und politische Auseinandersetzungen nicht ausschließlich unter der Perspektive der Machttaktik darzustellen, wie dies in den Medien oft geschehe. Wichtig seien zudem die direkte Kommunikation mit den Menschen, das Vorgehen gegen Fake News in den sozialen Medien sowie auf allen Ebenen die Förderung von Bildung.
Wie insbesondere Jugendliche die teilweise krisenhafte Wirklichkeit erleben, stellte Dr. Christoph Schleer vom Heidelberger Sinus-Institut in seinem Vortrag dar. „Krisen gab es auch schon früher, aber durch das Smartphone ist die Jugend heute einer wahren Krisen-Dauerbeschallung ausgesetzt“, sagte der Wissenschaftler.
Besorgniserregend findet Schleer, dass je etwa ein Drittel der jungen Leute fürchte, den Anforderungen der Berufswelt nicht gewachsen zu sein, Angst vor Arbeitslosigkeit habe oder gar glaube, berufliche Ziele lohnten sich angesichts der allgemeinen Unsicherheit sowieso nicht. Immerhin aber steht die Jugend in ihrer großen Mehrheit, nämlich zu 90 Prozent, hinter der Demokratie.

Initiativen für die Praxis im Betrieb

Am Nachmittag vertieften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Fachtags diese Themen in Workshops und informierten sich über vier Initiativen, die Demokratieförderung im Betrieb konkret umsetzen. Vorgestellt wurden das Programm “WelcoMEntor” der Bürgerstiftung Stuttgart, die Fachstelle Extremismusdistanzierung im Demokratiezentrum Baden-Württemberg, die Initiative gegen Antisemitismus „Informiert, couragiert, engagiert!" der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und das Projekt “Rechtsextremismus im Betrieb – Erfahrungen gewerkschaftlicher Strategien zur Stärkung von Demokratie und Toleranz im Betrieb” des DGB-Bildungswerks BW und des Vereins zur Bewahrung der Demokratie.


Konjunkturauswertung der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr

Frühjahr 2025: Trübe Stimmung in der Wirtschaft

Aktuelle Lage und Erwartungen

Die wirtschaftliche Lage im Rems-Murr-Kreis ist zu Jahresbeginn von Unsicherheit und Zurückhaltung geprägt. Trotz leichter Verbesserungen im Vergleich zum Herbst 2024 bleibt die Geschäftslage angespannt und die Erwartungen für die kommenden Monate sind überwiegend negativ. Besonders betroffen sind kleine und mittelständische Unternehmen im Rems-Murr-Kreis, die unter der schwachen Inlandsnachfrage, den steigenden Arbeitskosten und dem anhaltenden Fachkräftemangel leiden. Die Unternehmen fordern branchenübergreifend dringend neue Impulse und Reformen in der Wirtschaftspolitik. Sie erwarten auch einen spürbaren Abbau von bürokratischen Zusatzbelastungen und klare und verlässliche Rahmenbedingungen durch die neue Bundesregierung und die EU.
Lage und Erwartungen GW
Die Einschätzung der Gesamtwirtschaftslage ist daher auch kaum besser als in der letzten Umfrage. Als gut bewerten 25,3 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Rems-Murr-Kreis ihre Wirtschaftslage. Zum gleichen Zeitpunkt im Jahre 2024 waren es immerhin noch 37,1 Prozent. 48,2 Prozent bewerten ihre aktuelle Lage wenigstens als zufriedenstellend, während 26,4 Prozent, und damit mehr als ein Viertel, ihre Lage mit schlecht bewerten. Zu Jahresbeginn 2024 waren es nur 22,8 Prozent.
Auch die Erwartungen für die kommenden 12 Monate stimmen nicht positiv. 23,3 Prozent (H 30,7 Prozent) der befragten Unternehmen erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Eine Verbesserung sehen nur 17,9 Prozent (H 15,6 Prozent), während 58,8 Prozent (H 53,6 Prozent) der Unternehmen zumindest eine gleichbleibende Geschäftslage auf niedrigem Niveau vorhersehen.
LuE Industrie_Bau
Vor allem den Industrieunternehmen macht die aktuelle Weltwirtschaftslage aber auch die aktuelle Wirtschaftspolitik in Deutschland am meisten zu schaffen. Der Auftragseingang im produzierenden Gewerbe sowohl im Inland als auch aus dem Ausland ist schwach. Die gestiegenen Kosten für Energie, Arbeit und Rohstoffe, die letztendlich zu höheren Endproduktpreisen führen, beeinträchtigen die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig sinkt die Inlandsnachfrage. Eine baldige Erholung ist weiterhin nicht in Sicht.
Für die Baubranche gibt es gleich mehrere Faktoren, die die Umsetzung neuer Bauprojekte erschweren. Dazu gehört der begrenzte Zugang zu Bauland, strenge Bauvorschriften, langwierige Bauantragsverfahren und immer noch relativ hohe Bauzinsen. Belastend sind auch die hohen Preise für Baumaterialien und Energie. Strengere Klima- und Umweltauflagen verteuern das Bauen zusätzlich.
Aktuell bewerten lediglich 17,6 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage als gut, während 29,5 Prozent eine schlechte Lage melden. Der Geschäftslageindikator liegt bei minus 7,4 Punkten. Damit befindet er sich zum zweiten Mal in Folge im negativen Bereich, zeigt jedoch eine Verbesserung gegenüber der vorherigen Umfrage im Herbst 2024 (minus 14,4 Punkte). Die Erwartungen für das laufende Jahr deuten jedoch nicht darauf hin, dass das Jahr 2025 eine spürbare Trendwende bringt. 17,8 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage, 25,2 Prozent mit einer Verschlechterung. Der Geschäftserwartungsindikator liegt mit minus 11,9 Punkten noch deutlich im negativen Bereich.
LuE Handel (2)
Schlechte Aussichten auch im Handel. Die Verunsicherung der Verbraucher angesichts zahlreicher schlechter Nachrichten aus der Wirtschaft sitzt tief und die in den zurückliegenden Jahren stark gestiegenen Lebenshaltungskosten haben das verfügbare Einkommen der Konsumenten erkennbar geschmälert. Die Stimmung im Einzelhandel bleibt zum Jahresbeginn daher überwiegend pessimistisch. Beim Großhandel sieht es ähnlich aus. Die anhaltende Konjunkturflaute sorgt für zögerliches Bestellverhalten. Vor allem der produktionsbezogene Großhandel leidet unter der aktuellen Wirtschaftslage, aber auch den konsumnahen Großhandel trifft die immer noch verbreitete Kaufzurückhaltung der Verbraucher.
Im Groß- und Einzelhandel betrachten 19,4 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut. Vor einem Jahr waren dies 28,6 Prozent. Zufrieden sind 41,9 Prozent (H 41,7 Prozent). Schlecht bewerten ihre Lage 38,7 Prozent (H 45,8 Prozent).
Die anhaltende Konsumflaute führt dazu, dass 41,4 Prozent der Unternehmen sogar eine Verschlechterung ihrer Situation erwarten. 58,6 Prozent rechnen mit gleichbleibenden Geschäften. Mit einer Verbesserung rechnet keines der antwortenden Unternehmen. Im Herbst 2024 waren dies noch 8,3 Prozent.
LuE Dienstleistungen (1)
Die Dienstleistungsbranche umfasst Finanzdienstleistungen, Beratungen, Informations- und Kommunikationstechnik, Gesundheitswesen bis hin zu Bildung und Tourismus. Eine kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung an sich ständig ändernde Bedürfnisse und Technologien ist unerlässlich, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Digitalisierung und Automatisierung, der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) oder die Umsetzung von Nachhaltigkeitsthemen sind nur einige Beispiele aus dem Themenbereich der Dienstleistungsbranche. Um hier mithalten zu können, muss investiert werden. So verwundert auch nicht, dass die Dienstleistungsbranche derzeit der einzige Lichtblick ist.
Der Konjunkturklimaindex liegt hier bei der Einschätzung der aktuellen Lage mit 19,7 Punkten deutlich im positiven Bereich. So betrachten 37,2 Prozent (H 30,4 Prozent) der befragten Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche ihre Lage als gut. Zufrieden mit ihrer Lage zeigen sich 45,3 Prozent (H 51,2 Prozent) der Unternehmen. Während 17,5 Prozent (H 18,4 Prozent) ihre Lage als schlecht bewerten. Die im Herbst 2024 erwartete Verbesserung ist nun sichtbar. Hinsichtlich der Geschäftserwartung erwarten 25,5 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung in den kommenden 12 Monaten. Stattliche 61,3 Prozent (H 46,1 Prozent) gehen von gleichbleibenden und nur 13,2 Prozent (H 28 Prozent) von schlechteren Ergebnissen aus.

Exporterwartungen

Exporterwartung (2)
Zunehmend trägt auch die aktuelle Weltwirtschaftslage vor allem bei den exportorientierten Unternehmen zur Verunsicherung und Ernüchterung bei. Die unvorhersehbaren Entscheidungen und die protektionistische Handelspolitik der neuen US-Regierung destabilisieren bereits jetzt die globalen Märkte. Viele exportabhängige Unternehmen aus dem Rems-Murr-Kreis sehen sich dadurch zusätzlichen Herausforderungen gegenüber. Von fallenden Exporten gehen aktuell 30,2 Prozent (H 30,5 Prozent) der Unternehmen aus. 20,6 Prozent (H 20,8 Prozent) erwarten steigende Exporte. Gleichbleibende Erwartungen haben 49,3 Prozent (H 48,7 Prozent) der Unternehmen. Der Lageindikator der Gesamtwirtschaft liegt mit -9,6 Prozentpunkten wie im Herbst 2024 alarmierend im negativen Bereich. Besonders dramatisch zeigen sich die Exporterwartungen der Industrie, die weit schlechter als die Gesamtwirtschaft abschneiden.
Weitere detaillierte Information zur konjunkturellen Einschätzung der Außenwirtschaftsentwicklung für die Region Stuttgart sind im Außenwirtschaftsbarometer der IHK Region Stuttgart enthalten.

Inlandsinvestitionen

Investition geplant
Investition Motiv
Der Indikator der Inlandsinvestitionen hat sich im Vergleich zur Herbstumfrage 2024 nochmal um 7,5 Punkte auf -17,4 Punkte erheblich verschlechtert. Die Unsicherheit bezüglich wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen und schwache Absatzprognosen haben die Investitionsbereitschaft in allen Branchen gedämpft. Investitionen konzentrieren sich vor allem auf Ersatzbedarf und Digitalisierung. Unternehmen setzen verstärkt auf digitale Plattformen und Automatisierung, um Prozesse zu optimieren und Kosten zu senken.

Risiken

Risiken (3)
Das größte Geschäftsrisiko bleibt die schwächelnde Inlandsnachfrage. Die allgemeine Kauf- und Investitionsbereitschaft schlägt hier deutlich zu Buche. 66,4 Prozent der Betriebe sehen hier ein Problem für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Das Risiko hoher Arbeitskosten nimmt von Umfrage zu Umfrage zu und landet mit 56,2 Prozent auf dem zweiten Platz. Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, mit 45,6 Prozent auf Platz vier, treibt die Arbeitskosten zusätzlich in die Höhe. Der Fachkräftemangel verliert jedoch angesichts der Wirtschaftsflaute und der schwachen Nachfrage sehr deutlich an Bedeutung. Auch das Risiko hoher Energiekosten wird wieder häufiger genannt – besonders von Unternehmen der Industrie, der Bauwirtschaft und des Gastgewerbes. Sie landen mit rund 50 Prozent auf dem dritten Platz. Deutlich gestiegen im Vergleich zur Vorumfrage ist das Risiko geopolitischer Spannungen, was viel mit dem Amtsantritt von US-Präsident Trump im Januar zu tun haben dürfte.

Beschäftigungszahlen

Beschaeftigungserwartungen
Die konjunkturelle Schwäche zeigt sich nun auch sehr deutlich bei den Beschäftigungserwartungen der Firmen. Der Lageindikator im Rems-Murr-Kreis liegt nun bei -14,3 Punkten (H -4,3 Punkten) und ist damit um 10 Prozentpunkte gefallen. Entgegen der Annahme, dass sich der Dienstleistungssektor positiv entwickelt, hat sich dieser in Bezug auf die Beschäftigungserwartungen um rund 10 Prozentpunkte verschlechtert. Der Handel gliedert sich in die Negativspirale ein und sinkt um weitere 9 Prozentpunkte auf minus 25,8 Punkte. Der Industrie- und Bausektor benötigt immer noch gut ausgebildete Fachkräfte. Freiwerdende Stellen bleiben jedoch unbesetzt. Somit wird der zunehmende Kostendruck gemildert. Der Lageindikator hat sich um 5,4 Prozentpunkte auf minus 28 Punkte nochmals verschlechtert.
Die Arbeitslosenquote im Januar 2025 lag im Rems-Murr-Kreis bei 4,6 Prozent. Sie liegt damit 0,4 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert. So macht sich im Kreis, neben dem saisonal bedingten Anstieg, auch die schleppende konjunkturelle Entwicklung bemerkbar.
Das aktuelle Stimmungsbild basiert auf der Konjunkturumfrage der IHK Region Stuttgart, welche in der Zeit vom 2. bis 21. Januar 2025 stattgefunden hat. In diese Sonderauswertung für den Rems-Murr-Kreis flossen die Rückmeldungen von 120 Unternehmen ein. Die Sonderauswertung der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr erscheint dreimal jährlich und spiegelt die Einschätzung der Wirtschaftslage zum Zeitpunkt des Abfragezeitraums wider.

Miteinander statt Leerstand

Viele Städte sorgen sich, wie sie ihre ­Zentren lebendig und attraktiv halten können, wenn immer mehr Einzelhändler aufgeben (müssen). Eine Idee aus Nürtingen verhindert einen Leerstand an prominenter Stelle.
Die Wissenschaft, aber auch viele Stadtväter und -mütter sind sich einig: Innenstädte müssen ­wieder mehr werden als reine Einkaufsstätten. Oder, wie es die „Neue Leipzig-Charta“ der EU fordert: Die City muss gerechter, grüner und produktiver werden.
Genau so sieht das Dirk Funck, Professor für Multi-Channel-Retailing, Sales-­Management und Social Entrepreneurship an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen. Und genau so sieht es die örtliche Eine-Welt-Gruppe e.V., deren Mitglied er ist. Ein Raum müsste in Nürtingen her, wo fairer Konsum, bezahl­bare Mieten, Bildung zu Nachhaltigkeits­themen und ein gesellschaft­liches Mit­einander möglich sind.
Die City muss gerechter, grüner und produktiver werden.
Neue Leipzig-Charta der EU
Zwar gibt es seit 1998 einen Weltladen in der Stadt, aber die Räume sind zu klein, um all diese Pläne zu verwirklichen. Doch wie soll eine Gruppen von Ehrenamt­lichen einen passenden Raum finden und finanzieren?
Was sich erst wie eine Spinnerei anhörte, bei der man sich wundert, wenn man sie ausspricht, rückte plötzlich in greifbare Nähe, als die ­Eigentümer des ­Kaiser-Hauses in bester 1-A-Lage ihre Immobilie für einen ­akzeptablen Preis zum Verkauf anbot, ­erzählt Funck. Viele Jahre war das Eckhaus in der Kirchstrasse als mehrstöckiges Kaufhaus eine Institution gewesen. Dann zog eine Bekleidungskette ein, die nur noch das Erdgeschoss nutzte, und nun wird es ein Welthaus.

Eine Genossenschaft wird gegründet, um das Grundstück zu kaufen

Um es zu erwerben, wurde im Januar 2023 eine Genossenschaft gegründet. Bereits sechs Monate später saß man beim Notar. Möglich wurde das, weil gleich zu Beginn 204 Genossen Anteile von mindestens 400 Euro zeichneten. 400, weil die Beteiligungshürde nicht zu hoch sein sollte. In­zwischen hat die ­Genossenschaft 365 Mitglieder, die 1.788 Anteile mit einem Wert von 715.200 Euro gezeichnet haben.

Die Finanzierung ruht auf drei Säulen

Trotzdem ging es nicht ohne Bankkredit. Dessen Finanzierung ruht auf drei Pfeilern: Zum einen auf der mittelfristigen Vermietung, denn eine Etage wird ­weiterhin von einer Firma genutzt, der oberste Stock bleibt als Wohnung vermietet und der Weltladen wird von der Kirchstraße 25 in die 14 ziehen.
Die zweite Säule sind Fördergelder und Spenden. So beteiligen sich zum Beispiel die evangelische und die katholische Gemeinde an den Renovierungskosten, es wurden aber auch schon zahlreiche Mietpatenschaften für mindestens zehn Euro pro Monat übernommen. Dritter Pfeiler ist die kurzfristige Vermietung der zweiten Etage, zum Beispiel an die Volkshochschule, die die Küche nutzen wird, aber auch für Feiern und Veranstaltungen.
Was sich erst wie eine Spinnerei anhörte, bei der man sich wundert, wenn man sie ausspricht, rückte plötzlich in greifbare Nähe
Der zweite Stock wird nach der umfangreichen Sanierung nämlich mit einer Weltküche ausgestattet und soll als Ort für Community-Events, Workshops, Vorträge, Lesungen oder Ausstellungen genutzt werden. Schon jetzt gibt es den „Restezauber“, bei dem immer mittwochs jeder mit allem, was er in seinen Vorräten findet, teilnehmen kann, um gemeinsam ein tolles Abendessen auf den Tisch zu bringen.

Zwischennutzung verhindert Leerstand

Damit gar nicht erst ein Leerstand in der Stadtmitte entsteht, wurde für die Zeit zwischen dem Auszug des Bekleidungsgeschäftes und dem Start des Weltladens ein Zwischennutzungsplan aufgestellt. Er sah nicht nur Ausstellungen zu ökologischen Themen vor, sondern beispiels­weise auch ein Kinderferienprogramm. Und jeden Samstag war eine Art „Tag der offenen Tür“ mit Kaffee und Gesprächen zum Kennenlernen.

Alles geschieht in Eigenarbeit

„Das ist natürlich nicht alles vom Baum gefallen“, sagt Funck. Viel Arbeit sei in die Planung, aber auch in die Renovierung geflossen. Möglich war dies alles nur dank des großen ehrenamtlichen Engagements: angefangen von der Planung und Verwaltung bis zum Umbau – alles geschieht in Eigenarbeit.
Welthäuser gibt es viele in Deutschland, doch keines davon ist im Besitz der Betreiber, wie Funck stolz erzählt. Die Folge: Ein Großteil von ihnen kämpft mit ­Mieterproblemen – von hohen Preisen bis hin zu Eigenbedarfskündigungen. „Aus dem renditegetriebenen Strudel sind wir raus“, freut sich Funck. Und Nürtingen kann sich freuen über ein Zentrum für gesellschaftliches Miteinander und einen Anziehungspunkt mitten in der City.
Dr. Annja Maga, Redaktion Magazin Wirtschaft, für Rubrik Menschen&Ideen

Wie Kreative von hier die Welt verzaubern

Weltmarktführer hat die Region Stuttgart nicht nur im Fahrzeug- ­und Maschinenbau zu bieten. Auch in der Kreativwirtschaft genießen schwäbische Unternehmen weltweit einen guten Ruf – vor allem bei Animationsfilmen und Visual Effects. Doch der Standort steht in einem harten Wettbewerb um die besten Köpfe. Deshalb bietet unter anderem die IHK Unterstützung an.
„Minus drei und die wilde Lucy" dürfte vielen Eltern ein Begriff sein. Seit November erleben der erfinderische Dinosaurier und das Steinzeitmädchen ihre Urzeitabenteuer im Kinderkanal von ARD und ZDF. Weniger bekannt ist, dass die neue Animationsserie vom Stuttgarter Studio M.A.R.K. 13 mitproduziert wird. Ebenso wie kurz zuvor der Kinderfilm „Das Geheimnis von La Mancha“, der im vergangenen Jahr vor allem im spanischsprachigen Raum ein großer Erfolg war.

Wenn es um Animationsfilme geht, ist die Firma von Dominique Schuchmann und Holger Weiß eine der ersten Adressen – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Die beiden lernten sich Ende der 90er Jahre an der Filmakademie Ludwigsburg kennen und schafften später mit der Arbeit an „Biene Maja“ ihren Durchbruch in der Animationsbranche. Mit „Ritter Rost“ kam 2010 der erste von M.A.R.K. 13 komplett animierte Spielfilm auf den Markt. „Ritter Rost wurde komplett in Stuttgart produziert“, sagt Schuchmann. Das sei immer noch ungewöhnlich: „Solche Produktionen sind sehr komplex. Normalerweise arbeiten deshalb mehrere Studios in verschiedenen Ländern daran.“
Wer glaubt, das sei alles nur Spielerei, der irrt sich.

Dominique Schuchmann, IHK-Ausschuss Medien und Film
CEO M.A.R.K. 13 Studios, Stuttgart

Mit der Dinosaurier-Serie und Don Quijote treten die Stuttgarter nun erstmals selbst als Produzenten auf und gehen damit einen weiteren Schritt, wie Schuchmann erklärt: „Wir schaffen damit geistiges Eigentum.“ Rund 15 Mitarbeiter sind bei M.A.R.K. 13 fest angestellt, projektbezogen kommen bis zu 70 hinzu. „Wir haben hier in der Region ein super Habitat“, findet der gebürtige Hesse. Besser als in manch einer anderen Metropole kennen sich die Akteure in Startups, Hochschulen und Kreativunternehmen und kommen gut miteinander aus. „Ich wäre sicher nicht geblieben, wenn der Standort nichts zu bieten hätte.“

Ohne Unterstützung aus Ludwigsburg kein Oscar für Roland Emmerich?

Die Meriten der Stuttgarter Studios sind in der Tat beeindruckend. Seit Roland Emmerichs „Independence Day“ Ende der 90er Jahre auch dank der Effektspezialisten aus Ludwigsburg einen Oscar gewann, räumen die Kreativen aus der Region internationale Preise ab. Die Filmmultis Netflix und Marvel vertrauen auf ihr Know-how, an fast jedem Hollywood-Blockbuster der vergangenen Jahre waren Unternehmen aus der Region Stuttgart beteiligt. Und Firmen wie Mackevision und Luxx Studios haben sich als Ansprechpartner für die Industrie fest etabliert.
In der Branche unterscheidet man zwischen visuellen Effekten, mit denen fantastische Elemente in Filmen möglichst realistisch dargestellt werden, und Animationsfilmen, denen man ansieht, dass sie Fantasieprodukte sind. Beides wird gerne mit der Spieleindustrie als „Animated Media“ zusammengefasst und ist eine der Wurzeln von Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR), die heute auch in vielen anderen Wirtschaftszweigen eingesetzt werden. „Wer glaubt, das sei alles nur Spielerei, der irrt“, sagt Dominique Schuchmann. So sei der Einsatz von maschinellem Lernen und KI in der Branche schon länger üblich als etwa im Maschinenbau.

VR-Pioniere für Industriekunden kommen aus Göppingen

Schon früh hat die Madness GmbH aus Göppingen das Potenzial von Industriekunden erkannt. Der wilde Name stammt noch aus den Anfangszeiten, als Axel Berne und sein damaliger Geschäftspartner mit langen Haaren ihrem exotischen Image alle Ehre machten und ihr Unternehmen vom Wohnzimmer aus führten. Heute geht es bei Madness nicht nur beim Dresscode gediegener zu. Zu den Kunden der 20 Mitarbeiter zählenden Virtual-Reality-Experten gehören große Unternehmen wie EBM Pabst, Pilz, Sick, Mahle oder WMF, für deren Kaffeemaschinenvertrieb die Göppinger Animationen erstellt haben.

Bei dem Projekt für WMF geht es darum, die Kaffeemaschinen in verschiedenen Umgebungen zu visualisieren, damit sich der Kunde ein realistisches Bild machen kann. Für eine Flughafensicherheitsfirma hat Madness die Planung der Gepäckkontrolle visuell und interaktiv aufbereitet - dabei kann zum Beispiel die Anzahl der Kofferscanner und der Mitarbeiter variiert werden. Weitere Anwendungsgebiete sind Anleitungen für die Wartung von Maschinen oder die Schulung von Mitarbeitern an Geräten, die es „analog“, also in der Realität, vielleicht noch gar nicht gibt. Ausgangspunkt sind immer CAD-Daten, die der Kunde zur Verfügung stellt. „Aus Sicherheitsgründen liegen bei uns alle Konstruktionsdaten der Kunden auf eigenen Servern und nicht in der Cloud“, sagt Geschäftsführer Thomas Schneider

Der Fokus muss auf der Vermittlung der Inhalte liegen

Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern war Madness-Gründer von Anfang an im B2B-Geschäft aktiv. „In diesem Bereich gehören wir sicherlich zu den Top 5 in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa.“ Eher untypisch ist auch, dass Berne nicht aus der Gaming-Szene kommt und auch nicht an einer Filmhochschule studiert hat, vielmehr hatte der Grafikdesigner ein eigenes Modelabel, bevor er 1997 sein Startup gründete. „Man kann sich in alles reinfuchsen“, hat der Firmenchef gelernt.
Vielleicht liegt es auch daran, dass Berne und sein Team ihr Geschäft eher pragmatisch sehen. „Man hört oft: Wir wollen was Cooles Neues", sagt Thomas Schneider. „Dies darf aber nicht der alleinige Antrieb sein, relevant ist, dass neben dem Eye-Catcher-Effekt der Fokus auch klar auf der passenden Vermittlung der Inhalte liegt.“ Und Berne bringt es auf den Punkt: „Komplexe Inhalte spannenc zu vermitteln ist unser Anspruch, eben Sendung mit der Maus für Erwachsene zu machen.“
Auch Göppingen gehört zur Region Stuttgart. Aber dennoch scheinen die Landeshauptstadt und die Animationshochburg Ludwigsburg ziemlich weit weg. „Der Standort zeigt seine Vorzüge erst auf den zweiten Blick“, sagt Axel Berne. „Trotzdem fühlen wir uns hier gut aufgehoben. Unsere Mitarbeiter sind am Wochenende gern zu Fuß oder mit dem Mountainbike auf der Alb unterwegs.“ Froh ist er über sein eigespieltes Team, in dem es wenig Fluktuation gibt. Viele seiner Leute sind an den nahegelegenen Hochschulen in Göppingen-Geislingen, Esslingen oder Ulm ausgebildet worden, mit der Madness bei der Fachkräftegewinnung kooperiert, zum Beispiel durch dozierende Angestellte oder bei den Tagen der offenen Tür. Hätten die jungen Leute einmal in seinen Betrieb hineingeschnuppert, habe er meist gute Karten, sagt Berne.

Nach jahrelangem Erfolg soll nun an der Förderung gespart werden

Zahlungskräftige Industriekunden in der Nähe, eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte - birgt das nicht die Gefahr, sich auf den Lorbeeren auszuruhen? Genau das befürchtet Dominique Schuchmann von M.A.R.K. 13. „Wir hatten lange Zeit Rückenwind vom Land“, räumt der Kreativunternehmer zwar ein. So sei die Förderung für Animationsfilm und visuelle Effekte über die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) in den Jahren 2008 bis 2013 auf rund 16 Millionen Euro pro Jahr verdoppelt worden, stagniere aber seither auf diesem Niveau. „Seit einigen Jahren scheint das Interesse nachzulassen“, so Schuchmann. Erstmals soll der Etat nun sogar gekürzt werden - während andere Bundesländer ihn weiter ausbauen. „Dabei ist die Förderung zum Beispiel in Bayern schon dreimal so hoch wie in Baden-Württemberg.“ Dort kümmere sich auch der Ministerpräsident um die Branche, nicht das Kulturministerium.
Dass in schwierigen Zeiten gespart werden muss, kann Schuchmann zwar nachvollziehen, jedoch geschieht dies seiner Ansicht nach an der falschen Stelle. „Jeder Euro, der hier ausgegeben wird, kommt sechs- bis siebenfach zurück. Und es geht hier um hochwertige, technisch anspruchsvolle Arbeitsplätze.“ Der Unternehmer engagiert sich deshalb ehrenamtlich als Vorsitzender des Film- und Medienausschusses der IHK Reutlingen.

AMCRS: 32 Unternehmen und sechs Hochschulen haben sich vernetzt

Ähnlich sieht es Stefanie Larson, Direktorin der Animation Media Creators Region Stuttgart (AMCRS), in denen sich 32 Unternehmen und sechs Hochschulen mit mehr als 1000 Mitarbeitern vernetzt haben. „Bei Animation und Visual Effects ist die Region führend, ich habe aber nicht das Gefühl, dass dies hier in irgendeiner Weise Priorität genießt“, sagt Larson.

Förderung für eine Zukunft der Kreativwirtschaft in der Region Stuttgart

Die Kreativen in der Region Stuttgart können also Unterstützung gut gebrauchen. Deshalb kümmert sich bei der IHK seit diesem Jahr das Team der Ludwigsburger Bezirkskammer gezielt um die Kultur- und Kreativwirtschaft – laut Geschäftsführerin Sigrid Zimmerling „eine sehr vielfältige Branche mit vielen Teilmärkten, die in besonders hohem Maße auf die Vernetzung mit Unternehmen aus den klassischen Industrien angewiesen ist“. Das sei die große Herausforderung, so Zimmerling. Die Aufgabe der IHK sieht sie deshalb darin, die Mitgliedsunternehmen aus den unterschiedlichen Bereichen miteinander in Kontakt zu bringen. „Auf der Vernetzung und Kommunikation liegt unser Augenmerk.“

Einer, der sich dafür besonders eingesetzt hat, ist Jens Kenserski, der seit 2017 in der IHK-Bezirksversammlung Ludwigsburg aktiv ist und im vergangenen Herbst neu in die Vollversammlung der IHK Region Stuttgart gewählt wurde. „Ludwigsburg ist dafür genau der richtige Standort“, sagt der 49-jährige Chef der Event- und Kommunikationsagentur Pulsmacher. „Wir waren in Jahrzehnten immer wieder Vorreiter.“ Für Kenserski besteht die Aufgabe der Kammer auch darin, der Kultur- und Kreativwirtschaft Gehör zu verschaffen. „Eigentlich schade, dass wir Schwaben so bescheiden sind.“ Das kreative Potenzial der Region sieht der Unternehmer auch in der hohen Dichte an Familienunternehmen begründet: „Sie verfügen über eine enorme Innovationskraft, auf der unsere Branche aufbaut.“
Ludwigsburg ist dafür genau der richtige Standort. Wir waren in Jahrzehnten immer wieder Vorreiter.

Jens Kenserski, der seit 2017 in der IHK-Bezirksversammlung Ludwigsburg und Chef der Event- und Kommunikationsagentur Pulsmacher


Pulsmacher ging vor gut 25 Jahren als Eventagentur an den Start – mittlerweile richten Kenserski und seine 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch Büroräume ein und gestalten Messeauftritte. Zu den Kunden gehören Bosch, Mercedes, große Versicherungen und die Porsche-Tochter MHP.

„Ein Event muss große Spuren in den Köpfen hinterlassen, aber einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck”

Nachhaltigkeit lautet dabei die Botschaft, und das meint der Firmenchef durchaus im doppelten Sinn: „Ein Event muss große Spuren in den Köpfen hinterlassen, aber einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck.“ So plant Pulsmacher Messestände mit wiederverwendbaren modularen Elementen – üblich sei es, Regale, Tische, Teppiche einfach wegzuwerfen. In den eigenen Büroräumen verwendet die Agentur Schränke aus alten Bäckerkisten und Trennwände aus Euro-Paletten. Recycelt ist auch das Firmengebäude: Pulsmacher residiert in einer ehemaligen Vormontagehalle.

Arbeits- und Studioräume sind für Kreativunternehmer ein wichtiger Standortfaktor. „In der Region gibt es zu wenige Räume, die durch öffentliche Förderung für Kreativ-Startups erschwinglich gehalten werden“, findet AMCRS-Direktorin Stefanie Larson. Aus ähnlichen Gründen habe Stuttgart schon vor 25 Jahren die damals blühende Rapper-Szene an Berlin verloren.
Doch solche Kreativräume gibt es, zum Beispiel in Ludwigsburg. Dort haben sich sieben Startups und mehrere Einzelkämpfer, die vorwiegend aus dem Gaming-Bereich stammen, zum „Kokolores Collective“ zusammengefunden – zunächst auf dem Ludwigsburger Getrag-Gelände und in der Hoferstraße, dann an seinem jetzigen Standort in der Mörikestraße. Auf seiner Webseite propagiert der Kreativzentrum eine „kreative Wohlfühlatmosphäre“: „Jedes Mitglied macht das Kokolores zu einem besseren Arbeitsplatz für alle und darf sich und seine Ideen einbringen.“

Das Kokolores Collective ist mehr ist als ein Coworking-Space

„Damit wollen wir ausdrücken, dass das Kokolores mehr ist als ein Coworking-Space, in dem man einmal die Woche einen Schreibtisch mietet und sein Notebook einstöpselt“, erklärt Tobias Frisch vom Studio Fizbin. Die Gaming-Firma, die mittlerweile zu einem schwedischen Konzern gehört, hat das Kokolores 2016 gegründet und managt es bis heute. Auch ein Teil der 22 Fizbin-Mitarbeiter ist hier tätig. Laut Frisch verstehen sich die Kreativen im Kokolores durchaus als Gemeinschaft – als Kollektiv eben. So trifft man sich einmal in der Woche am Konferenztisch oder abends zu Brettspielen. Bei Vollauslastung werden auch schon mal Aufträge weitergereicht. Zurzeit arbeiten 34 Personen im Kokolores, vier Arbeitsplätze werden durch die MFG Baden-Württemberg gefördert.
Seit Anfang 2024 bekommt das Zentrum auch Fördermittel von der Stadt Ludwigsburg. „Für unsere Startups sind solche Initiativen enorm wichtig, sagt Dr. Max Höllen, Startup- und Gründungsmanager bei der städtischen Wirtschaftsförderung. „Jedes Jahr gibt es ein bis vier Teams, etwa aus der Filmakademie, die versuchen, ihr geistiges Eigentum zu vermarkten“, sagt Höllen. „Die brennen für ihr Produkt und wollen um fast jeden Preis daran festhalten.“ Das schränke die jungen Unternehmen einerseits ein, mache sie aber auch widerstandsfähiger: „Sie scheuen sich nicht, ihr Projekt eine Zeit lang auf Eis zu legen und schlechte Zeiten mit Nebenjobs oder als Einzelkämpfer zu überbrücken.“ Die Finanzierungsgarantie der Stadt gilt zunächst für drei Jahre, mittelfristig soll sich das Kreativzentrum wieder selbst tragen. Dabei ist Tobias Frisch wichtig: „Kein Cent aus öffentlichen Mitteln fließt in die Kasse von Fizbin.“

Dass es das Kokolores Collective gibt, hat viel mit der Standortkonkurrenz zu tun, mit der die Region zu kämpfen hat. Das bekam auch Fizbin zu spüren, als ein Teil der Mitarbeiter der Barockstadt den Rücken kehrte und nach Berlin zog, wo sie sich mit Kollegen eines befreundeten Unternehmens in einer ehemaligen Saftfabrik - dem Saftladen - einquartierten. Tobias Frisch griff die Idee auf und nach vielen mühsamen Gesprächen mit potenziellen Vermietern gelang es ihm, etwas Ähnliches in Ludwigsburg aufzubauen. „Ich will, dass es hier diese Szene gibt und dass die guten Leute hier bleiben“, betont der Betriebswirt und gebürtige Nürtinger, der, wie er sagt, „Großstädte nicht abkann“.

Die Förderung durch die MFG Baden-Württemberg war ausschlaggebend für die Standortwahl

„Das gute Umfeld im Kokolores und die Startfinanzierung durch die MFG Baden-Württemberg waren für uns ausschlaggebend, hier zu bleiben“, bestätigt Jonas Kirchner, Geschäftsführer der Agentur Pixelcloud, die er 2010 während seines Studiums an der Filmakademie gegründet hat. Der Durchbruch gelang dem auf interaktive Medien, Gamification und Virtual Reality spezialisierten Unternehmen vor zehn Jahren mit dem Videospiel „Rollin‘ Wild Expedition“. Die virtuelle Fotosafari mit Leoparden, Löwen, Zebras und Elefanten wurde mit Mitteln der MFG entwickelt.
„Das Gute an der Förderung ist, dass man sehr viel Freiheit hat, eigene Ideen umzusetzen“, sagt Kirchner. Er
stellt aber klar, dass er den Großteil seiner Einnahmen über den Markt erzielt: „80 Prozent unserer Projekte finanzieren sich allein durch Kunden.“ Zu diesen gehören seit Corona zunehmend Institutionen und Unternehmen aus der Kulturbranche, die mit Storytelling und spielerischen Ansätzen junge Zielgruppen ansprechen wollen. So haben die Ludwigsburger für die Bayerische Staatsoper eine interaktive Website mit dem Maskottchen „Maestro Margarini“ erstellt. Und sie ermöglichen es den Besuchern des Ludwigsburger Schlosses, sonst verschlossene Räume virtuell zu erkunden.

Die schöne Lau: ein interaktives Mystery-Adventure für den SWR

Besonders stolz sind Kirchner und sein Kreativdirektor Christoph Rasulis auf das Virtual-Reality-Spiel „Das Geheimnis der schönen Lau“. Das für den Südwestrundfunk entwickelte interaktive Mystery-Adventure brachte den Ludwigsburgern 2019 den renommierten Deutschen Entwicklerpreis für Computerspiele ein. Die Arbeiten für das Projekt seien ungewöhnlich aufwändig gewesen, sagt Rasulis. Denn das Team musste hierzu extra in den Blautopf hinabsteigen, um dort jeden Felsen und jeden Tropfstein der Karsthöhle zu fotografieren. Aus den unzähligen Einzelbildern wurde dann ein durchgängiges, lebensechtes 3-D-Modell errechnet, durch das sich die virtuellen Helden bewegen. „So einen Content gibt es für Gamer sonst nirgendwo umsonst“, sagt Christoph Rasulis. Im vergangenen Jahr veröffentlichte Pixelcloud auf der Gamescom in Köln sein neuestes VR-Spiel namens „GreenGuardians VR“, ein satirisches Multiplayer-Spiel zum Thema Klimawandel, das ebenfalls für den Südwestrundfunk entwickelt wurde.
Was die Filmakademie bietet, ist deutschlandweit einmalig!

Jonas Kirchner, Geschäftsführer der Agentur Pixelcloud

Auch Kirchner und Rasulis haben sich an der Filmakademie Baden-Württemberg kennengelernt. „Was die Filmakademie bietet, ist deutschlandweit einmalig“, findet Jonas Kirchner. „Es geht nicht um Bachelor oder Master, sondern man spezialisiert sich früh auf einen Kernbereich, entwickelt interdisziplinär mit anderen Studiengängen umfangreiche Projekte und wird dadurch optimal auf den Markt vorbereitet.“
Die Hochschule wurde schon vor dreieinhalb Jahrzehnten von Professor Albrecht Ade gegründet und geht auf die Kulturpolitik der Regierung Lothar Späth zurück. Wirtschaftsförderung braucht eben einen langen Atem – nicht nur, aber auch in der Kreativwirtschaft.
Walter Beck, Redaktion Magazin Wirtschaft für Magazin Wirtschaft Titelthema 1-1.2025

Industriebetriebe in der Region tiefer in der Krise als landesweit

Claus Paal: Wirtschaft fehlt jegliches Verständnis für Uneinigkeit in der Regierung

Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage für die Industriebetriebe in der Region Stuttgart zeigen, wie notwendig eine scharfe Kurskorrektur in der Wirtschaftspolitik von Bund und Ländern ist. Mittlerweile befinden sich rund 36 Prozent der Industriebetriebe in einer schlechten wirtschaftlichen Lage – das sind 16 Prozentpunkte mehr als noch im Frühsommer und gut vier Prozentpunkte mehr als landesweit.

Unternehmen nehmen politische Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko wahr

„Wir erwarten von einem Industriegipfel im Kanzleramt, dass sich die Politik zusammenrauft und gemeinsame Entscheidungen zur Entlastung der Wirtschaft trifft“, sagt IHK-Präsident Claus Paal. „Unterschiedliche Treffen mit verschiedenen Akteuren in Berlin, der anhaltende Schlingerkurs und die Uneinigkeit sprechen bislang eine andere Sprache und sind alles andere als ein Rückhalt für unsere Betriebe.“ Im Gegenteil: 40 Prozent der Industrieunternehmen in der Region bewerten mittlerweile die politischen Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko. Für den IHK-Präsidenten ist klar: „Wir brauchen klare Signale einer gemeinsam agierenden Regierung, die die Unternehmen dazu ermutigen, wieder am Standort zu investieren. Im Grunde muss man die Regierung auffordern, einen gemeinsamen Gipfel zu organisieren, sonst macht der Besuch der getrennten Veranstaltungen keinen Sinn.“

Abbau von Subventionen und Förderprogrammen könnte Spielraum schaffen

Zu den notwendigen Signalen gehören für Paal neben dem Abbau der lähmenden Bürokratie vordringlich Investitionen in die teils marode oder fehlende Infrastruktur sowie wettbewerbsfähige Energiepreise und Steuern. „Ein mutiges Durchforsten von Subventionen und Förderprogrammen könnte die Grundlage dafür sein. Wir benötigen auch dringend eine Diskussion, was staatliche Aufgaben sind und was nicht, bevor wir über immer mehr Schulden sprechen“, sagt er.
Derzeit planen nur noch 18 Prozent der Unternehmen, künftig mehr am Standort zu investieren, jedes zweite Unternehmen wird die Investitionen verringern. Dabei wird hauptsächlich in die Instandhaltung vorhandener Güter investiert.
Größtes Problem für die Industriebetriebe in der Region derzeit: die schwächelnde Nachfrage. Für die Inlandsnachfrage sagen das 83 Prozent, für die Nachfrage aus dem Ausland 61 Prozent. Die zweijährige Flaute in den Auftragsbüchern führt dazu, dass inzwischen auch weniger produziert wird – mit Folgen für die Kapazitätsauslastungen, die mittlerweile bei 77 Prozent liegen und damit etwa sechs Prozentpunkte unter dem langfristigen Durchschnitt.

Blick in die einzelnen Industriebranchen

Die aktuelle Situation in der Konsumgüterindustrie ist für die Unternehmen herausfordernd. Trotz gesunkener Inflation und steigender Reallöhne bleiben die privaten Haushalte in der Region Stuttgart sparsam. Fast die Hälfte der Unternehmen meldet einen Rückgang der Auftragseingänge. Zudem bleibt der Kostendruck durch die hohen Energiepreise ein großes Problem – das sagen 60 Prozent der Unternehmen.
Die Lage bei den Vorleistungsgüterproduzenten, insbesondere in der Metallerzeugung und -verarbeitung, ist ebenfalls angespannt. Fast 70 Prozent der Metallproduzenten berichten von einer sinkenden Inlandsnachfrage, 50 Prozent verzeichnen einen Rückgang beim Export. Zudem betrachten 67 Prozent der Unternehmen die Nachfrage der Exportwirtschaft als Risiko. Auch die Energiepreise werden von der Hälfte der Unternehmen als Geschäftsrisiko eingestuft.
In der Maschinenbauindustrie berichten 36 Prozent der Unternehmen von einer schlechten Geschäftslage - 12 Prozentpunkte mehr als im Frühsommer. Besonders den Auslandsabsatz sehen die Betriebe zunehmend als Geschäftsrisiko, mit 61 Prozent sagen das neun Prozentpunkte mehr als noch im Frühsommer.
Die wirtschaftliche Lage in der Elektrotechnikbranche hat sich seit dem Frühsommer deutlich verschlechtert. 36 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Ertragslage als schlecht.
Informationen zur Umfrage: An der Konjunkturumfrage in der Region Stuttgart haben sich zwischen dem 9. und 27. September 2024 rund 700 Unternehmen alles Größen und Branchen beteiligt.

Konjunkturauswertung der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr

Der Abwärtstrend der Konjunkturlage im Rems-Murr-Kreis setzt sich fort. Der erhoffte leichte Aufschwung aus der Frühjahrsumfrage ist ausgeblieben, das verdeutlicht die jüngste Auswertung der aktuellen Konjunkturbefragung.
Die geopolitischen Spannungen und verschärften Handelsanforderungen sind schon allein für sich eine riesige Herausforderung für die Wirtschaft. Strukturelle Veränderungen durch Dekarbonisierung, Digitalisierung, demographischer Wandel, gepaart mit hohen Energie- und Personalkosten, eine überbordende Bürokratie und einer schlechte Konsumlaune tragen jedoch zusätzlich dazu bei, dass die Stimmung in der Wirtschaft immer schlechter wird und die Zukunftsaussichten immer düsterer skizziert werden.
Gerade in solchen Zeiten ist eine klare, verlässliche Wirtschaftspolitik unerlässlich. Jedoch fehlt es derzeit vor allem an politischen Visionen und Impulsen, die den Unternehmen ein Stück mehr Planungssicherheit geben würden. Ist doch ein klarer und nachvollziehbarer wirtschafts- und finanzpolitischer Kurs entscheidend, um unternehmenspolitische Entscheidungen für Investitionen überhaupt treffen zu können und damit auch den Konsum wieder anzukurbeln.

So verwundert auch nicht, dass nur noch 21,2 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Rems-Murr-Kreis ihre Wirtschaftslage als gut bewerten. Zum gleichen Zeitpunkt im Jahre 2023 waren es immerhin noch 35 Prozent. 51,7 Prozent bewerten ihre aktuelle Lage wenigstens noch als zufriedenstellend, während 27,1 Prozent, und damit mehr als ein Viertel, ihre Lage bereits mit schlecht bewerten. In der Sommerumfrage waren es nur 19,6 Prozent.
Bei den Erwartungen für die kommenden 12 Monate sieht es ähnlich aus. So sind die geschäftlichen Prognosen überwiegen pessimistisch. 30,7 Prozent (S 27,4 Prozent) der befragten Unternehmen erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Eine Verbesserung sehen nur 15,6 Prozent (S 21,3 Prozent), während 53,6 Prozent (S 51,3 Prozent) der Unternehmen zumindest eine gleichbleibende Geschäftslage vorhersehen.

Der Auftragseingang im produzierenden Gewerbe aus dem In- und Ausland ist schwach. Die Rezession ist in der Industrie angekommen. Gestiegene Energie-, Arbeits- und Rohstoffkosten, die letzten Endes zur Verteuerung der Endprodukte führen, wirken sich negativ auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit aus. Parallel dazu ist die Inlandsnachfrage rückläufig. Eine Erholung ist in absehbarer Zeit nicht zu erkennen.
Auch die Bauwirtschaft erholt sich nur langsam. Die weiterhin hohen Kosten im Wohnungsbau lassen nicht auf ein schnelles Wachstum hoffen. Sinkende Bauzinsen führen bisher kaum zur Erholung. Bauen bleibt für viele Privatpersonen weiterhin teuer. Stützend wirken hier nur die öffentlichen Aufträge im Hoch- und Tiefbau sowie Straßenbau.
Im Industrie- und Bausektor empfinden 55,6 Prozent (S 63,8 Prozent) der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage als befriedigend. Gut bewerten nur 15 Prozent (S 19,6 Prozent) der Unternehmen ihre Lage. Im vergangenen Jahr waren dies noch 49,4 Prozent. Als schlecht betrachten ihre Geschäfte 29,4 Prozent (S 16,5 Prozent), im Vorjahr waren es 24,2 Prozent.
Die Erwartung für die kommenden Monate bewerten nur 7,8 Prozent (S 21,5 Prozent) als gut. Im Herbst 2023 waren dies noch 13,5 Prozent. Zufrieden blicken 58,1 Prozent (S 49,9 Prozent) in die Zukunft und liegen damit etwas höher als im Herbst 2023 mit 55,3 Prozent. Mit sich verschlechternden Geschäften rechnen dagegen 34 Prozent (S 28,6 Prozent).

Der Einzelhandel im Rems-Murr-Kreis leidet weiterhin unter der anhaltenden Kaufzurückhaltung in der Bevölkerung und den gestiegenen Preisen, die an die Kunden durchgereicht werden müssen. Darüber hinaus werden zunehmend die steigenden Personalkosten vor allem für viele kleine Betriebe zum Problem. Die Erwartungen für das kommenden Weihnachtsgeschäft sind daher auch verhalten.
Der Großhandel leidet vor allem durch die hohen Einkaufspreise und das generell zögerliche Kaufverhalten der Kunden, vor allem aber unter der schwachen Nachfrage aus dem produzierenden Gewerbe.
Im Groß- und Einzelhandel betrachten 12,5 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut. Vor einem Jahr waren dies noch 27,6 Prozent. Zufrieden sind 41,7 Prozent (S 37,9 Prozent). Schlecht bewerten ihre Lage 45,8 Prozent (S 44,8 Prozent). Im Herbst 2023 haben 20,7 Prozent ihre Lage als schlecht bewertet.
Der Blick in die Zukunft lässt weiterhin keine Änderung erwarten. 29,2 Prozent (S 55,2 Prozent) der Unternehmen erwarten eine Verschlechterung ihrer Situation.62,5 Prozent (S 37,9 Prozent) rechnen mit geleichbleibenden und 8,3 Prozent (S 6,9 Prozent) mit sich verbessernden Geschäften.

Die Schwächephase des produzierenden Gewerbes schlägt immer mehr auf die unternehmensnahen Dienstleistungen durch. Die Stimmung in der Branche hat sich deutlich eingetrübt. Das zeigt sich auch bei den Erwartungen für die kommenden Monate.
Die konsumnahen Dienstleistungen können aufgrund der real verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte noch eher profitieren. Durch Zinssenkungen und gestiegene Einkommen zeigt sich die Versicherungs- und Finanzbranche sowie die personenbezogenen Dienstleister noch überwiegend zufrieden.
Mit 30,4 Prozent (S 39,1 Prozent) betrachten die befragten Unternehmen der Dienstleistungsbranche ihre Lage als gut. Zufrieden mit ihrer Lage zeigen sich 51,2 Prozent (S 48,1 Prozent) der Unternehmen. 18,4 Prozent (S 12,7 Prozent) betrachten ihre Lage als schlecht. Die erwartete Verbesserung aus dem Sommer konnte sich nicht durchsetzen.
Hinsichtlich der Geschäftserwartung geben 25,9 Prozent (S 26,9 Prozent) der Unternehmen an, mit besseren Ergebnissen zu rechnen. 46,1 Prozent (S 58 Prozent) gehen von gleichbleibenden und 28 Prozent (S 15 Prozent) von schlechteren Ergebnissen aus.

Exporterwartungen


Handelshemmnisse und fehlende Nachfrage weltweit belasten das Auslandsgeschäft sehr. Von fallenden Exporten gehen zwischenzeitlich 30,5 Prozent (S 17,9 Prozent) der Unternehmen aus. 20,8 Prozent (S 17,5 Prozent) erwarten steigende Exporte. Gleichbleibende Erwartungen haben 48,7 Prozent (S 64,6 Prozent) der Unternehmen. Der Lageindikator ist mit -9,7 Prozentpunkten weiter in den negativen Bereich gerutscht (S -0,5 Prozentpunkten).
Weitere detaillierte Information zur konjunkturellen Einschätzung der Außenwirtschaftsentwicklung für die Region Stuttgart sind im Außenwirtschaftsbarometer der IHK Region Stuttgart enthalten.

Inlandsinvestitionen


Der Indikator der Inlandsinvestitionen hat sich, bedingt durch die wirtschaftliche und politische Lage, von 6,2 Punkte auf -9,9 Punkte deutlich verschlechtert. In vielen Unternehmen herrscht Investitionsstopp.
Die hohe Unsicherheit der Unternehmen hinsichtlich wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen sowie die schwachen Absatzaussichten haben die Investitionstätigkeit über alle Branchen merklich gedämpft. Bei denen, die noch investieren, liegt der Fokus auf dem Ersatzbedarf und den Investitionen in die Digitalisierung.

Risiken


Als Dreh- und Angelpunkt einer funktionierenden Wirtschaft ist eine zuverlässige Wirtschaftspolitik notwendig. Dies ist im Moment nicht gegeben, herrscht doch die Wahrnehmung einer steten Uneinigkeit zwischen den Parteien. Die Inlandsnachfrage hat in den vergangenen Monaten stark nachgelassen und wird auch weiterhin als größtes Risiko betrachtet.
Fachkräftemangel und Arbeitskosten stehen in Konkurrenz. Die Nachfrage nach Fachkräften ist weiterhin groß, doch steigt der Lohnkostendruck auf die Unternehmen.
Energieintensive Betriebe leiden, trotz der gesunkenen Preis, weiter unter den immer noch hohen Kosten.

Beschäftigungszahlen


Die konjunkturelle Schwäche schlägt vermutlich langsam auch auf den Arbeitsmarkt durch. Der Lageindikator im Rems-Murr-Kreis liegt bei -4,3 Punkten (S -6,4 Punkten) und ist damit zwar leicht gestiegen, dies ist trotzdem kein Zeichen für Entwarnung. Entgegen der Annahme, dass sich der Dienstleistungssektor positiv entwickelt, hat sich dieser um 0,9 Prozentpunkte verschlechtert. Der Handel verzeichnet erstaunlicherweise einen Zuwachs von 15,4 Prozentpunkten. Der Industrie- und Bausektor befindet sich in der Zwickmühle. Gut ausgebildete Fachkräfte sind rar. Auf der anderen Seite steht der zunehmende Kostendruck. Der Lageindikator hat sich um 1,2 Prozentpunkte nochmals verschlechtert.
Die Arbeitslosenquote im September 2024 lag im Rems-Murr-Kreis bei 4,4 Prozent. Dies entspricht dem Vormonat. Die Arbeitsmarktaussichten haben sich aufgrund der schwachen Konjunktur insgesamt aber eingetrübt.
Das aktuelle Stimmungsbild basiert auf der Konjunkturumfrage der IHK Region Stuttgart, welche in der Zeit vom 9. bis 27. September 2024 stattgefunden hat. In diese Sonderauswertung für den Rems-Murr-Kreis flossen die Rückmeldungen von 93 Unternehmen ein. Die Sonderauswertung der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr erscheint dreimal jährlich und spiegelt die Einschätzung der Wirtschaftslage zum Zeitpunkt des Abfragezeitraums wider.

"Man kann nicht immer nur schimpfen"

Wer vertritt die Interessen der Wirtschaft in der Region
in unruhiger Zeit? Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich ehrenamtlich bei der IHK als Prüfer oder Handelsrichter, in den Arbeitskreisen und Ausschüssen sowie in der Vollversammlung oder in einer der fünf Bezirksversammlungen, die im Oktober neu gewählt werden. Einige von ihnen stellen wir hier vor.

Rund 180.000 Mitgliedsunternehmen hat die IHK Region Stuttgart. Einzelunternehmer sind genauso dabei wie die Inhaber kleiner und mittlerer Firmen oder Vertreter großer und sehr großer Unternehmen. Laut Gesetz hat die IHK den Auftrag, die Interessen aller ihrer Unternehmen gleichermaßen zu vertreten.
Folglich setzt sich die IHK-Vollversammlung, die im Oktober wie alle fünf Jahre neu gewählt wird, aus Vertreterinnen und Vertretern aller Branchen und Unternehmensgrößen zusammen. Sie wählen das Präsidium, beschließen den Haushalt und bestimmen den wirtschaftspolitischen Kurs der IHK. Gemeinsam mit ihren Kollegen aus den Bezirkskammern treten sie gegenüber Politik und Verwaltung als die Stimme der Wirtschaft auf. Rund 250 Unternehmerinnen und Unternehmer gehören diesen IHK-Gremien an.

Über den Tellerrand des eigenen Unternehmens

Einer von Ihnen ist Fritz Aupperle, geschäftsführender Gesellschafter der Rewe Aupperle GmbH mit fünf Lebensmittelmärkten in Fellbach und im Remstal. Mehr als zwei Jahrzehnte als IHK-Prüfer für Einzelhandelskaufleute, genau 20 Jahren in der IHK-Bezirksversammlung Rems-Murr und fast ebensoviele Jahre im Handelsausschuss machen den heute 69-Jährigen zu einem wahren IHK-Urgestein.
Was bewegt jemanden, der als Unternehmer mehr als ausgelastet ist, seine karge Freizeit auch noch in Sitzungen und auf Veranstaltungen zu verbringen, und das weitgehend ohne finanzielle Gegenleistung? „Das kommt bei mir von innen heraus“, versucht Aupperle seinen Einsatz für die Allgemeinheit zu begründen. „Das Ehrenamt gehört einfach dazu, man kann nicht immer nur schimpfen, sondern muss sich auch selbst einbringen.“ Für seine Familie sei es immer wichtig gewesen, sich in der Gemeinde und auch überregional sozial zu vernetzen, so der Kaufmann, „ein Handelsunternehmen lebt davon.“
Letztlich tut es dem eigenen Unternehmen gut, wenn man über den Tellerrand des Tagesgeschäfts hinausblickt und die Herausforderungen anderer Branchen und anderer Unternehmen kennenlernt, lautet Aupperles Bilanz vieler Jahre. Lehrreich sei es für ihn zum Beispiel gewesen, als er im Handelsausschuss von den Problemen der Kollegen in der Stuttgarter Königstraße mit den allsamstäglich stattfindenden Demonstrationen hörte. „Ich möchte auch keinen Wasserwerfer vor dem Laden stehen haben.“
Die IHK kann auch unangenehme Themen ansprechen. Wer soll es sonst machen?
Politische Parteien zögerten häufig, solche Fragen aufzugreifen und öffentlich zu machen, weil sie unpopulär sind und man sich daran leicht die Finger verbrennen könne. Das sei teilweise auch berechtigt, so der Kaufmann. „Deshalb gibt es die IHK als Sprachrohr. Wer soll es sonst machen?“
Zeit erfordert das Engagement im Ehrenamt natürlich schon. Zumal Fritz Aupperle neben seinen IHK-Aktivitäten auch noch im Aufsichtsrat der Rewe-Handelsgesellschaft in Köln sowie im Verein Stadtmarketing Fellbach aktiv ist. „Das muss man pragmatisch sehen“, findet er. „Man kann nicht an jedem Termin und jeder Sitzung teilnehmen. Wenn es nicht geht, dann geht es halt nicht.“
Doch für Aupperle steht fest: dieses Jahr ist mit dem ehrenamtlichen Engagement Schluss. „Ich werde 69, da muss es auch mal gut sein.“ Auch aus der Unternehmensführung will er sich zurückziehen und an Sohn und Tochter übergeben, die schon seit einigen Jahren mitentscheiden. Beide sind auch im Ehrenamt tätig, nämlich im Handels- und Gewerbeverein Oeffingen und im Stadtmarketing Fellbach. Einer von beiden wird sich vielleicht auch einmal für die IHK-Bezirksversammlung bewerben.
Im gleichen Umfang wie er werden sich die beiden aber wohl kaum dem Ehrenamt widmen können, befürchtet Aupperle senior. Das liege nicht zuletzt an den bürokratischen Hürden für die Unternehmen, die immer höher werden und sich zum wahren Zeitfresser entwickeln . „Darunter leidet natürlich auch das Ehrenamt.“ Dass ihm seine Tochter Verena (35) im Prüfungsausschuss nachfolgt, freut den Unternehmer besonders: „Das ist das Wichtigste überhaupt, denn wir brauchen Nachwuchs.“

Die Zwischen-, Abschluss- und Zusatzqualifikationsprüfungen in der Aus- und Weiterbildung abzunehmen, ist eine der zentralen Aufgaben der IHK. In der Region Stuttgart nehmen rund 4700 ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer diese Aufgabe wahr und sorgen so für einen hohen Qualifikationsstandard in ihren jeweiligen Ausbildungsberufen und Weiterbildungsprofilen.

Prüferin aus Leidenschaft

Sybille Stamer prüft schon seit dem Jahr 2000 angehende Buchhändlerinnen und Buchhändler. Bei der Buchhandlung Wittwer am Stuttgarter Schlossplatz war sie viele Jahre Ausbildungsleiterin. „Ich finde es toll, auszubilden und mache das wahnsinnig gern“, sagt sie. „Prüferin zu werden, war da ein fast selbstverständlicher Schritt.“ In der Thalia-Filiale im Breuningerland Sindelfingen, deren Leitung sie bald nach der Übernahme von Wittwer durch den Buchhandelsfilialisten übernommen hat, beschäftigt Sybille Stamer neben zehn Mitarbeitern auch zwei Azubis, von denen eine gerade fest übernommen wurde.
Langweilig ist ihr dabei nie geworden, auch wenn sie in einem knappen Vierteljahrhundert sicher einige Hundert Auszubildende geprüft hat. Im Prüfungsausschuss, den Sybille Stamer leitet, schaut man sich den Hintergrund und den Ausbildungsbetrieb der Azubis genau an. Gängige Aufgaben sind etwa die Organisation von Lesungen und Autorenjubiläen, das Erstellen von Buchtipps zur Vorweihnachtszeit oder der Aufbau einer Manga-Warengruppe.
„Ich bin jedesmal immer noch genauso aufgeregt wie der Azubi“, sagt Stamer. Aber sie genießt eben auch das Gefühl, „wenn man sehen darf, wie die Azubis ihre Aufgabe toll bewältigen, gute Präsentationen machen und professionell mit den Kunden umgehen.“ Und geschafft haben es alle ihre Prüflinge, nur in einem einzigen Fall gab es eine Nachprüfung. Das mag damit zu tun haben, dass Buchhändler-Azubis meist schon die 20 hinter sich gelassen, oft einen anderen Beruf gelernt oder studiert haben. „Die sind in der Regel motiviert und wissen, was sie wollen.“
„Die mündlichen Prüfungen werde ich bestimmt noch bis zu meinem Ruhestand in fünf bis sechs Jahren abnehmen“, ist Stamer sicher. Der Prüfungsausschuss trifft sich ein- bis zweimal im Jahr zur Vorbereitung, dann zu den Prüfungen. Insgesamt müsse man mit einem Zeitbedarf von rund zwölf Stunden rechnen, so die Buchhändlerin. „Ich kann nur jedem raten, Prüfer zu werden“, so ihr Fazit, „Das ist nicht nur eine tolle Erfahrung, sondern auch nützlich für die Ausbildung im eigenen Unternehmen. Zum Beispiel sieht man, was Azubis anderswo können.“

Mitbestimmen, welchen Kurs die IHK nimmt

Auch Sven Schneller hatte sein erstes IHK-Engagement als Prüfer. Beendet hat er dies als er 2006 zum Geschäftsführer der Herma GmbH berufen wurde. „Prüfer war für mich damals als Personaler Ehrensache, zumal die Ausbildung in unserem Unternehmen überhaupt einen sehr hohen Stellenwert hat.“ Das Engagement für die Kammer ergebe sich daraus fast zwingend, so der Chef des Filderstädter Etikettenherstellers: „Was die IHK in der Aus- und Weiterbildung bietet, ist ein Gewinn für die Region!“
Sven Schneller
Frühzeitig engagierte sich Schneller deshalb auch in der Bezirksversammlung Esslingen-Nürtingen und wurde 2016 als einer von hundert Vertretern in die Vollversammlung der IHK Region Stuttgart gewählt. In diesem Gremium entscheidet er über die Richtlinien der IHK-Arbeit mit. Hier wird der Haushalt beschlossen, die Höhe der Beiträge und Gebühren festgelegt, der Präsident und das IHK-Präsidium gewählt sowie die Ausschüsse besetzt. „Wir sind ein großer Arbeitgeber im Landkreis Esslingen und haben ein Interesse daran, die Entwicklung der Wirtschaft mitzugestalten“, erklärt Sven Schneller seinen Einsatz. Man habe zudem eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung, vor allem in der Aus- und Weiterbildung. „Von daher sehe ich es als eine Selbstverständlichkeit, mich in den IHK-Gremien zu engagieren.“
Auch ganz persönlich sei diese Zeit eine Horizonterweiterung gewesen, sagt der Manager. „Ich habe beeindruckende Unternehmerpersönlichkeiten wie beispielsweise Heinrich Baumann kennenlernen dürfen. Die Vollversammlung war immer kompetent besetzt.“ Es gab durchaus Phasen, in denen nach seinem Empfinden nicht immer konstruktive Auseinandersetzungen stattgefunden haben, aber nunmehr habe sich in der Vollversammlung eine gute Zusammenarbeit ergeben. „Sie ist gut aufgestellt und richtet den Blick in die Zukunft.“
Die Arbeit in der Bezirksversammlung hat Schneller immer Spaß gemacht. „Es ist spannend, in die Betriebe hineinzuschauen und mit Kollegen zu diskutieren“, sagt er. Als Highlights erinnert er sich an den Neubau des IHK-Hauses in Nürtingen und die Einrichtung des IHK-Bildungsparcours, aber auch die Themenbereiche Unterbringung von Geflüchteten und die schwierige Zeit mit den vielen Coronamaßnahmen.
Aber: Alles hat seine Zeit, auch die Gremienarbeit. „Zehn Jahre sind genug“, sagt Schneller und wird zu den Wahlen zur Bezirks- und Vollversammlung nicht mehr antreten. Herma wird aber weiter viele Prüfer stellen und leitende Mitarbeiter insbesondere in die IHK-Ausschüsse entsenden. „Die IHK-Ausschüsse sind enorm wichtig, dort wird Sacharbeit geleistet, ohne dass politisches Kalkül eine Rolle spielt.“

Wer als Unternehmer oder Führungskraft ein aktives, manchmal vielleicht zu aktives Leben geführt hat, tut sich mit dem Übergang in den Ruhestand oft schwer. Das Ehrenamt ist dann eine willkommene Gelegenheit, weiter eine anspruchsvolle Tätigkeit mit Nutzen für die Gesellschaft auszuüben – wenn auch nicht mit gleicher Schlagzahl wie zuvor.

Im Ruhestand nochmal durchgestartet

So ging es auch Peter Bokelmann, nachdem er vor gut einem Jahr aus seiner Tätigkeit als Justiziar der Trumpf SE & Co. KG altershalber ausscheiden musste. „Ich vermisste mein Team und hätte mir durchaus vorstellen können weiterzumachen.“ Bei dem Lasermaschinen-Spezialisten aus Ditzingen war Bokelmann unter anderem für Cybersecurity und Unternehmenskäufe verantwortlich. Darüber hinaus war er lange Jahre Vorsitzender des IHK-Rechtsausschusses. „Es erschien mir immer attraktiv, einmal andere Dinge zu tun und aus der täglichen Mühle herauszukommen“, bekennt der Jurist.
Als ihn dann im Herbst 2023 die IHK anrief, ob er bereit sei, als ehrenamtlicher Handelsrichter am Commercial Court Stuttgart mitzuarbeiten, musste Bokelmann nicht lange überlegen. Der Commercial Court ist eine Abteilung des Landgerichts Stuttgart, die komplexe und zum Teil internationale Verfahren auch in englischer Sprache verhandelt. „Ich kannte den Commercial Court bereits von einer Veranstaltung vor zwei Jahren und fand, das war eine tolle Sache“, erklärt Bokelmann. „Ich habe sofort zugesagt.“
Aufgrund seiner Qualifikation und seines Lebenslaufs – leitende Stellung in einem international orientierten Unternehmen, ein Jahr Studium in Frankreich, vier Jahre Berufstätigkeit in den USA – war schnell klar, dass Bokelmann für die Tätigkeit die Idealbesetzung war. Seit gut sechs Monaten gehört er nun einer Kammer des Gerichts an und verhandelt gemeinsam mit dem vorsitzenden Berufsrichter und einem weiteren ehrenamtlichen Kollegen überwiegend gesellschaftsrechtliche Fälle – etwa Unstimmigkeiten bei Firmenverkäufen oder Streitigkeiten zwischen Unternehmen und ihren ehemaligen Geschäftsführern.
Manche sind über 80, aber immer noch mit großem Engagement dabei.
Bokelmanns Kollegen sind Inhaber, Geschäftsführer oder Prokuristen von Unternehmen, die in der Regel von der IHK vorgeschlagen werden. Bei der Auswahl spielt Branchen-Know-how etwa im Finanzwesen oder der Automobilindustrie eine Rolle, aber auch Kenntnis der operativen Abläufe in den Unternehmen. „Die Handelsrichter sind nicht nur Statisten, sondern mit dem Vorsitzenden gleichberechtigt“, betont Bokelmann. „Ihr Einfluss ist groß und im Prinzip können sie den Vorsitzenden auch überstimmen.“
Das ist, soweit Peter Bokelmann weiß, noch nicht vorgekommen. Aber er erinnert sich an eine Verhandlung, bei der sich das Gericht schon fast eine Meinung gebildet hatte, als einer der beiden Handelsrichter Zweifel anmeldete und eine neue Beweisaufnahme anregte. Daraufhin ergab sich für das Gericht ein völlig anderes Bild.
Geändert habe sich letztlich auch seine persönliche Herangehensweise an Rechtsstreitigkeiten. „Ich bin zwar Jurist, habe aber in meiner aktiven Zeit immer versucht, den Gerichten fernzubleiben“, sagt Bokelmann. Als Handelsrichter habe er gelernt, leichter auch einmal die Perspektive zu wechseln und eine neutrale Warte einzunehmen. „Die Dinge liegen praktisch nie schwarz-weiß.“ Umgekehrt bringen die ehrenamtlichen Richter den Praxisbezug mit: „Manches was auf dem Papier erst einmal wie ein klarer Rechtsverstoß wirkt, kann vor dem Hintergrund der Erfahrung oft ganz anders eingeordnet werden.“
„Ich möchte für das Amt als Handelsrichter eine Lanze brechen“, so der aktive Ruheständler. „Es sind hochinteressante Fälle, die Arbeit ist intellektuell sehr anregend – und es gibt Bedarf.“ Der Aufwand sei zudem überschaubar: Etwa alle sechs Wochen müsse man mit einer Anfrage rechnen, inklusive Aktenstudium und Verhandlung fällt dann im Durchschnitt etwa ein Tag Arbeit an. Eine Verhandlung kann zwei bis fünf Stunden dauern.
Handelsrichter werden in der Regel von der IHK vorgeschlagen und durch die Gerichte für fünf Jahre bestellt. „Ich kenne aber Kollegen, die es schon seit zehn oder 20 Jahren machen“, sagt Bokelmann. „Manche sind über 80, aber immer noch mit großem Engagement und Sachverstand dabei.“

Königsklasse des Sachverständigenwesens

Sachverstand ist das richtige Stichwort. Denn in der IHK Region Stuttgart sind 234 Sachverständige aus verschiedenen Fachgebieten öffentlich bestellt und vereidigt – die meisten üben diese Tätigkeit im Hauptberuf aus. Sie erhalten ein Honorar, sind also meist keine Ehrenämtler. Dennoch sind sie für die Kammer sehr wichtig.
Der öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige ist quasi die Königsklasse des Sachverständigenwesens. Er wird be­vorzugt von Gerichten beauftragt, wenn in einem Verfahren besonderer fachlicher Sachverstand gefragt ist – häufig bei Fällen von Gebäude- oder Fahrzeugschäden. In diesem Bereich ist auch Christiane Magnusson aktiv – als Sachverständige für Brand- und Explosionsursachen. Öffentlich bestellt und vereidigt ist sie seit Jahresbeginn, darf also von Gerichten beauftragt werden. Hierzu musste sie ein anspruchsvolles dreistufiges Prüfungsverfahren bei der IHK absolvieren, in dem sie unter anderem ihre besondere Sachkenntnis und ihre Unabhängigkeit nachgewiesen hat. Seither ist sie im bundesweiten IHK-Sachverständigenverzeichnis gelistet.
„Auch vorher war ich schon als Sachverständige tätig, zum Beispiel für Versicherungen, Polizei oder Staatsanwaltschaft“, sagt die 35-Jährige. Die Bezeichnung „Sachverständiger“ ist gesetzlich nicht geschützt, aber natürlich ist Magnusson als Mitarbeiterin der Sachverständigengesellschaft Dr. Portz mbH und Absolventin des Studiengangs Sicherheit und Gefahrenabwehr an der Hochschule Magdeburg weit überdurchschnittlich qualifiziert.
Geht es vor Gericht vor allem darum, Feuerteufeln auf die Spur zu kommen? Letztlich ja, doch es ist nicht an Christiane Magnusson, zu entscheiden, ob Vorsatz, Fahrlässigkeit oder Fremdverschulden vorlag. „Meine Aufgabe als Sachverständige beschränkt sich auf technische Fragen“, betont die Expertin: „Wie genau kam es zum Brand oder zur Explosion? Was waren die Voraussetzungen? Wie hätte er verhindert werden können? Die rechtliche Beurteilung kann und muss dagegen allein das Gericht vornehmen.“
Mit ihrem Beruf hat sich die gebürtige Sächsin quasi einen Jugendtraum erfüllt. „Schon mit 19 Jahren wollte ich Brandursachenermittlerin werden. Das ungewöhnliche Karriereziel wird verständlicher, wenn man weiß, dass Christiane Magnusson in ihrem Heimatort mit Begeisterung bei der Jugendfeuerwehr aktiv war – ihr Vater ist dort immer noch Feuerwehrkommandant.
Es sind also viele Rollen, die Unternehmer, Führungs- und Fachkräfte bei der IHK ausfüllen. Sei es im Ehrenamt oder, wie bei den Sachverständigen, beruflich. Sie alle sorgen dafür, dass Berufsausbildung, Weiterbildung und Rechtspflege auf einem hohen Niveau bleiben. Sie sorgen überdies dafür, dass die Interessen der Unternehmen in der Region nicht unter die Räder kommen. Gute Gründe also, bei den Wahlen zur Vollversammlung und zu den Bezirksversammlungen der IHK im Oktober mitzuentscheiden.

Abwanderungstrend bei Industrieunternehmen erreicht Höchststand

Hohe Preise und fehlende Planbarkeit der Energieversorgung sind für die Unternehmen am Standort Deutschland mehr denn je ein Produktions- und Investitionshemmnis. Das zeigt das bundesweite IHK- Energiewende-Barometer, mit dem die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) seit 2012 die Einschätzungen von rund 3.300 Unternehmen aus der Breite der deutschen Wirtschaft abbildet.

Abwanderungstrend bei Industrieunternehmen erreicht Höchststand

Vor allem der Abwanderungstrend bei den Industrieunternehmen verfestigt sich. Aktuell erwägen vier von zehn Industriebetrieben, ihre Produktion am Standort Deutschland wegen der Energiesituation einzuschränken oder ins Ausland zu verlagern. Bei den Industrieunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern denken inzwischen sogar mehr als die Hälfte darüber nach.
„Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in die Energiepolitik ist stark beschädigt. Der Politik ist es bisher nicht gelungen, den Unternehmen eine Perspektive für eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung aufzuzeigen. Das gilt insbesondere für die Industrie”, fasst der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks die Ergebnisse zusammen. „Während in den Jahren vor 2023 viele Unternehmen auch Chancen in der Energiewende für den eigenen Betrieb sahen, überwiegen zuletzt aus ihrer Sicht deutlich die Risiken.“

Die zentrale Frage des Energiewende-Barometers ist: “Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit Ihres Unternehmens?”

Auf einer Skala von minus 100 für „sehr negativ“ bis plus 100 für „sehr positiv“ ergibt sich aktuell über alle Branchen hinweg ein Wert von minus 20. Das ist der zweitschlechteste Wert in der Geschichte des Energiewendebarometers. Nur im Vorjahr lag der Wert mit minus 27 noch niedriger. In den ersten zehn Jahren seit Erhebung des Energiewendebarometers im Jahr 2012 hatte sich der Stimmungswert immer in der Bandbreite zwischen plus 1 und minus 13 bewegt. Aktuell bewertet die energieintensive Industrie die Energiewende mit einem Durchschnittswert von minus 34 am kritischsten. Insbesondere in den traditionell starken Industrieregionen im Westen und Süden überwiegen die Sorgen über zuverlässige Energieversorgung und Standortkosten. Aber auch sämtliche andere Branchenwerte befinden sich im Minus.
Die im Vorjahresvergleich leicht besseren Barometerwerte beruhen vor allem auf den Rückmeldungen der Dienstleister.
„In den bisherigen energiepolitischen Maßnahmen der Bundesregierung sehen die Unternehmen keine Grundlage für eine Entwarnung”, so Dercks. „Die Betriebe erkennen weiterhin deutlich mehr Risiken als Chancen für die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Angesichts der Bedeutung der Schlüsselbranche Industrie für den gesamten Wirtschaftsstandort sind das deutliche Alarmzeichen.“
Leider habe die Bundesregierung auch in ihrer neuen Wachstumsinitiative nachhaltige Lösungen des Energieangebots und der Energiepreisfrage völlig ausgespart.
“Für viele Betriebe aus der Industrie ist das aber derzeit die entscheidende Standortfrage”, so Dercks. “Wer das nicht auf dem Schirm hat, kann irgendwann der Deindustrialisierung unseres Landes nur noch zusehen. Noch stehen wir am Anfang dieses Prozesses, und die Politik kann gegensteuern. Aber die Uhr tickt.”

Energiewende verstärkt Abwanderung

Die Zahl der Industriebetriebe, die Produktionseinschränkungen oder eine Abwanderung ins Ausland erwägen, steigt kontinuierlich – von 21 Prozent im Jahr 2022 über 32 Prozent 2023 auf jetzt 37 Prozent. Überdurchschnittlich stark ist die Tendenz bei Industriebetrieben mit hohen Stromkosten (2022: 25 Prozent – 2023: 38 Prozent – 2024: 45 Prozent) sowie bei Industriebetrieben mit 500 oder mehr Beschäftigten. Hier hat sich der Anteil der Betriebe mit Produktionseinschränkungen und Abwanderungsplänen von 37 Prozent im Jahr 2022 und 43 Prozent im Vorjahr auf aktuell 51 Prozent erhöht.

Energiekosten als Investitionsbremse

Die hohen Energiepreise beeinträchtigen auch die Investitionstätigkeiten der Betriebe und damit deren Innovationsfähigkeit. So geben mehr als ein Drittel der Industriebetriebe an, wegen der hohen Energiepreise aktuell weniger in betriebliche Kernprozesse investieren zu können. Ein Viertel kann sich nach eigenen Angaben mit weniger Mitteln im Klimaschutz engagieren, und ein Fünftel der Industrieunternehmen muss Investitionen in Forschung und Innovation zurückstellen. Insgesamt sehen zwei Drittel der Industriebetriebe ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr. „Neben der geplanten Produktionsverlagerung besteht hier eine weitere akute Gefahr für den Industriestandort Deutschland. Wenn die Unternehmen selbst nicht mehr in ihre Kernprozesse investieren, kommt das einem Rückbau auf Raten gleich“, so Dercks.

Bürokratie und fehlende Planbarkeit als Transformationshemmer

Bei den konkreten Transformationshemmnissen liegen zu viel Bürokratie eng gefolgt von fehlender Planbarkeit auf den ersten Plätzen. Fast zwei Drittel der Unternehmen fühlen sich hierdurch ausgebremst. „Die Unternehmen sehen sich mit Vorgaben konfrontiert, die in der Praxis viel Zeit und damit Ressourcen kosten und dann für Transformation und Innovation fehlen“, so Dercks. „Das beabsichtigte Gegensteuern der Bundesregierung durch Abbau von Bürokratie und Beschleunigung von Genehmigungsprozessen schlägt sich bislang nicht spürbar in der betrieblichen Praxis nieder. Der DIHK-Beschleunigungsmonitor zeigt dann auch eindeutig, dass die Politik bisher weit hinter den selbstgesteckten Zielen zurückbleibt.“

Erwartungen der Wirtschaft an die Politik

Dercks: "Die Rückmeldungen zeigen, dass ein Weiter-so gefährlich ist für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die Unternehmen erwarten daher von der Politik ein deutliches Umdenken in der Energiepolitik, hin zu einer verlässlichen Perspektive mit weniger Detailsteuerung.“ So wird beispielsweise die Verbesserung bei Eigenversorgung und Direktlieferverträgen nicht nur für die Industrie, sondern für alle Unternehmen immer wichtiger. Beim Thema Verlässlichkeit sind für vier von fünf Unternehmen Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen ein zunehmendes Problem für eine stabile Energieversorgung. Immer wichtiger wird für die Betriebe auch der verlässliche Zugang zu Wasserstoff. Fast zwei Drittel der Unternehmen fordern daher hier Planungssicherheit.
„Die Wachstumsbremsen durch die Energiepolitik lassen sich nur durch ein Umdenken lösen. Unternehmen brauchen jetzt eine nachhaltige Perspektive für eine verlässliche Energieversorgung mit wettbewerbsfähigen Preisen”, so Dercks. „Für rund 80 Prozent der Betriebe ist dabei die weitere Senkung der Steuern und Abgaben beim Strompreis eine zentrale Forderung.”
Quelle: DIHK
Die vollständige Auswertung des Energiewendebarometers finden Sie auf der Website der DIHK.

Posten, liken, sharen – die IHK Region Stuttgart in den Sozialen Medien

Da sein, wo gesucht wird.

Und zwar zwischen Hashtags, Likes, Shares & Co. In der mobilen Nutzung des Internets ist Social Media nicht mehr wegzudenken. Viele Menschen sind jeden Tag im Social Web unterwegs, um sich zu vernetzen, gezielt nach Informationen zu suchen und sich unterhalten zu lassen. Deswegen informiert die IHK Region Stuttgart ihre Zielgruppen über LinkedIn, X (ehemals Twitter), Facebook und Instagram mit relevanten Neuigkeiten aus der IHK-Welt – schnell und direkt.

Angebot speziell für Azubis

Für die rund 20.000 Auszubildenden in der Region gibt es ein spezielles Angebot: den „Azubi Guide“.
  • Wann stehen Prüfungstermine an?
  • Wie kann man während der Ausbildung ins Ausland?
  • Was ist beim Schreiben des Berichtshefts zu beachten?
  • Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es nach der Ausbildung?
Auf diese und viele andere Fragen gibt es auf Instagram Antworten aus erster Hand.
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IHK-Umfragen zum Flughafen Stuttgart

Leistungsfähige Verkehrsinfrastruktureinrichtungen haben eine große Bedeutung für die Qualität eines Standortes. Die Wirtschaft in der Region Stuttgart ist in besonderem Ausmaß durch ihre Exportstärke gekennzeichnet - entsprechend stark ausgeprägt sind die Verkehrsströme in und aus der Region. Die internationale Verflechtung der Unternehmen, die ihre Beschaffung, Produktion wie auch die Absatzmärkte global ausgeweitet haben, hat sich in den vergangenen Jahren beständig verstärkt. Selbst viele kleine und mittelständische Unternehmen sind mittlerweile weltweit vernetzt und müssen zur Pflege ihrer geschäftlichen Kontakte auf einen leistungsfähigen Flughafen in der Region zurückgreifen können.
Deshalb befragt die IHK in regelmäßigem Abstand Unternehmen aus der Region Stuttgart, bei denen aufgrund der Branchenzugehörigkeit davon ausgegangen werden kann, dass das Flugzeug für Geschäftsreisen genutzt wird, Zahlen, Daten und Fakten rund um die Nutzung des Flughafens und die individuelle Wahrnehmung zum Flugangebot in Stuttgart ab.
Da zumindest der Basis-Teil des Fragebogens über die Umfragen 2001, 2007 , 2014 und 2023 hinweg nahezu unverändert geblieben ist, lässt sich mittlerweile die Sicht der Betroffenen* im Sinne einer Zeitreihe darstellen.
Stand: Mai 2024
* Nicht alle Umfragen bzw. -ergebnisse repräsentieren in jeder Hinsicht die Meinung aller Mitgliedsunternehmen der IHK Region Stuttgart.


Stuttgarter Immobilientag

Der Branchentreff bringt seit über zehn Jahren Fachleute der regionalen Immobilienwirtschaft zusammen. Im Fokus: Austausch, Perspektiven und Vernetzung.
Stuttgarter Immobilientag – Zukunft gemeinsam gestalten
Die Branche steht vor großen Veränderungen – von ESG über Digitalisierung bis zur Transformation der Industrie. Der Immobilientag bietet Orientierung, Impulse und ein starkes Netzwerk.
Sind Sie beim nächsten Mal dabei?
Der nächste Stuttgarter Immobilientag findet im Sommer 2026 statt und ist eine gemeinschaftliche Initiative der IHK Region Stuttgart, RealFM e. V. und des IWS Immobilienwirtschaft Stuttgart e. V. – des Verbands für die Metropolregion Stuttgart.

Stromstudie Region Stuttgart

Die „Stromstudie für Baden-Württemberg“ wurde vom Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) beauftragt und vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme von Dezember 2023 bis März 2024 durchgeführt um die Potenziale der Klimaneutralen Stromversorgung in Baden-Württemberg zu ermitteln.
Das Land Baden-Württemberg hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden. Um diese ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, sind umfassende Umstellungen von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien erforderlich. Dies wird hauptsächlich durch die Elektrifizierung von Prozessen und die verstärkte Nutzung von Grünstrom realisiert. Der gesteigerte Bedarf an Strom erhöht gleichzeitig die Notwendigkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien. Durch den geplanten Ausstieg aus der fossilen Stromerzeugung. muss zudem nicht nur der aktuelle Strombedarf durch grüne Erzeugungskapazitäten ersetzt werden, sondern es müssen zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden, um den ansteigenden Bedarf zu decken.
Das Fraunhofer ISE hat in diesem Kontext die Stromversorgungssituation in Baden-Württemberg bis zum Jahr 2040 untersucht. Demnach steigt der Strombedarf in Baden-Württemberg von 64 TWh (2021) auf 108 bis 161 TWh im Jahr 2040. Dies entspricht einer Steigerung von rund 73 % bis 156 %. Allein für den Sektor Industrie wird eine Steigerung des Industriestrombedarfs, je nach Szenario, von bis zu 65% im Zieljahr 2040 erwartet.
Um den steigenden Strombedarf klimaneutral und mit verbrauchsnaher Stromerzeugung zu decken, ist somit der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg unerlässlich. Die Analyse zeigt, dass es zwar gut verfügbares Potenzial mit rund 300 TWh gibt, dies aber stark von der Bereitschaft abhängt die entsprechenden Flächen zu nutzen und natürlich auch unter der Vorraussetzung, dass der Stromnetzausausbau ebenfalls entsprechend vorangetrieben wird.
Diese theoretisch erzeugbare Strommenge ist zwar möglich, wird aber durch die fluktuierende Eigenschaften von Sonne und Wind nicht ausreichen, um den steigenden Strombedarf jahresbilanziell zu decken.
Regionalauswertung für die Region Stuttgart
Auf Basis der Gesamtstudie wurde eine Regionalauswertung für die Region Stuttgart (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 1016 KB) erstellt, die in diesem Kontext einen detaillierten Blick auf die Region gibt. Es werden die Ergebnisse speziell für die Region Stuttgart mit den Landkreisen Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg, Rems-Murr-Kreis und dem Stadtkreis Stuttgart dargestellt. Dabei werden jeweils die Strombedarfe und die Potenziale der Erneuerbaren Energien gegenübergestellt.
Stand April 2024

Die vollständige Studie für Baden-Württemberg finden Sie auf der Webseite des BWIHK.

Was macht eigentlich das Standortmanagement?

Die neue zentrale Aufgabe in der Bezirkskammer Rems-Murr ist Ihre Stimme in der Stadt- und Regionalentwicklung. Wir machen uns stark für einen attraktiven und wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort Region Stuttgart.
Mit Bauleitplänen legen die Gemeinden die zulässigen Nutzungen für ihre Gemarkung fest. Neben den kommunalen Plänen gibt es auf überörtlicher Ebene den Regionalplan des Verbandes Region Stuttgart und den Landesentwicklungsplan für ganz Baden-Württemberg. Diese drei Ebenen arbeiten eng verzahnt zusammen und steuern so gemeinsam die Entwicklung von Siedlungen, Verkehrsachsen und Naturräumen. Für Unternehmerinnen und Unternehmer bedeuten die Planungen Raum für mehr Möglichkeiten: Planung schafft neue Gewerbeflächen für Neuansiedlungen oder Betriebserweiterungen, die vorher nicht möglich waren. Allerdings entstehen für Unternehmen in bestimmten Fällen auch Nachteile, wenn z.B. durch heranrückende Wohnbebauung Nachbarschaftskonflikte zunehmen oder Zufahrtsstraßen umgestaltet werden.
Als IHK Region Stuttgart sind wir in genau solchen Fällen aktiv. Als Trägerin öffentlicher Belange bezieht jede unserer Bezirkskammern in den Landkreisen und unser Standort in Stuttgart Stellung zu Planungen der Kommunen in ihrem jeweiligen räumlichen Aufgabenbereich. Ergänzend dazu gibt es seit Juni 2023 in der Bezirkskammer Rems-Murr das Standortmanagement. Als übergeordnete Stelle erstreckt sich der Aufgabenbereich auf die ganze Region Stuttgart. Thematisch beschäftigen wir uns mit der Entwicklung von Gewerbe in der Stadt- und Regionalplanung. In unserer täglichen Arbeit fragen wir uns: Wohin können und möchten wir mit Ihnen unseren Wirtschaftsstandort Region Stuttgart entwickeln? Wie schaffen wir neue Standorte für Gewerbe? Antworten auf diese Fragen finden wir in der Vernetzung und konzeptionellen Arbeit mit unseren Partnern. Dazu gehören der Verband Region Stuttgart, die Wirtschaftsförderung von Region und Land, aber auch das deutschlandweite IHK-Netzwerk der DIHK.
Zusammen schaffen wir die Voraussetzungen für ein attraktives Wirtschaften in der Region Stuttgart.

Gesetzliche Regelungen in 2024

Zahlreiche neue Gesetze, Gesetzesänderungen und Regelungen treten zum 1. Januar 2024 in Kraft. Welche Regelungen müssen Unternehmen ab 2024 beachten?

Die DIHK hat die wichtigsten Änderungen, nach Themenfeldern zusammengestellt und wird dies zudem fortlaufend ergänzen.
Die Themenbereiche reichen von Arbeitswelt, Digitales, Finanzen, Steuern, Gesellschafts- und Bilanzrecht, Handel, Gastgewerbe, Internationales, bis hin zu Energie, Umwelt und Verkehr. Sie finden dort beispielsweise Informationen zu Einwegkunststoffen, Pfandregelungen, CO2, CBAM, Fachkräfteeinwanderung, Maut und vieles mehr….
Auf der Webseite des DIHK sind diese zusammengestellt und werden fortlaufend ergänzt.


Mietpreisumfragen für Gewerbeflächen

Fragen Sie sich, ob die von Ihnen gezahlte Gewerbemiete gerechtfertigt ist? Oder ob Sie Ihr Gewerbeobjekt womöglich zu einem zu niedrigen oder überhöhten Preis vermieten?
Damit Sie sich im Markt besser orientieren können, führt die IHK Region Stuttgart in unregelmäßigen Abständen Mietpreisumfragen zu gewerblichen Mieten durch. Die Umfragen sollen Markttransparenz schaffen und dienen sowohl Mietern als auch Vermietern als praktische Entscheidungshilfe.

Mietpreisumfrage zu Büroflächen

Transparenz im Büromarkt der Region Stuttgart
Erhalten Sie Einblicke in aktuelle Mietpreise, relevante Standortfaktoren und die Auswirkungen neuer Arbeitsmodelle auf den Büromietmarkt der Region Stuttgart. Die Ergebnisse lassen sich zwar nicht direkt auf einzelne Gewerbeimmobilien übertragen, bieten aber eine hilfreiche Orientierung für die Einschätzung marktgerechter Mietpreise.
Unsere Mietpreisumfrage 2023 sowie die Vergleichsdaten aus der Erhebung von 2017 stellen wir Ihnen auf Anfrage gerne als PDF-Dokument zur Verfügung. Beide Publikationen enthalten zudem eine kompakte Übersicht der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Mietpreisentwicklung.
Wesentliche Ergebnisse aus der Umfrage 2023:
Die Region Stuttgart bleibt ein gefragter Standort für Büroimmobilien – allen voran die Innenstadt, wo Spitzenmieten von bis zu 27,30 Euro pro Quadratmeter erzielt werden. Doch auch außerhalb der Landeshauptstadt ziehen die Preise spürbar an: Im regionalen Durchschnitt liegen die Büromieten mittlerweile bei 11,50 Euro pro Quadratmeter – ein Anstieg von 16 Prozent gegenüber der letzten Erhebung im Jahr 2017.
Neben den Mieten steigen auch die Nebenkosten. Durchschnittlich fallen 2,70 Euro pro Quadratmeter an, was etwa 23 Cent pro Euro Miete entspricht. Rund 40 Prozent der befragten Unternehmen berichten von Mietsteigerungen in den vergangenen zwei Jahren.
Die Standortqualität bleibt hoch: 85 Prozent der Unternehmen bewerten die Erreichbarkeit mit dem Auto als sehr gut. Bei der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr zeigt sich jedoch ein leichter Rückgang der Zufriedenheit – nur knapp 70 Prozent äußern sich positiv, fünf Prozentpunkte weniger als 2017.
Gleichzeitig verändert sich der Bedarf an Büroflächen. Neue Arbeitsmodelle wie Homeoffice und mobiles Arbeiten führen dazu, dass 7,7 Prozent der Unternehmen bereits Flächen reduziert haben und weitere 8,5 Prozent dies planen. Besonders deutlich zeigt sich dieser Trend in Stuttgart selbst: Hier geben insgesamt 22,9 Prozent der Unternehmen an, ihre Büroflächen verkleinert zu haben oder dies in Zukunft zu tun.

Mietpreisumfrage Einzelhandelsflächen

Wie entwickeln sich die Mietpreise für Handelsflächen in Zeiten des Wandels? Die aktuelle IHK-Mietpreiserhebung Mieten für Handelsflächen 2024 bietet Händlern und Vermietern eine wertvolle Orientierung zur realistischen Mietpreisfindung – für langfristig erfolgreiche Einkaufsstandorte in der Region Stuttgart.
Bitte wenden Sie sich bei Fragen an auch an die jeweiligen Ansprechpartner in den Bezirkskammern!
Darüber hinaus bietet auch der Gewerbeimmobilien-Marktbericht 2024 der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) einen guten Überblick. Bitte beachten Sie auch die weiteren Publikationen zum Thema Immobilien der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart.
Stand: September 2025

DIHK-Report Gesundheitswirtschaft

Die Stimmung in der Gesundheitswirtschaft ist laut Sommerabfrage des DIHK-Gesundheitsreports gedämpft. Rund 68 Prozent der 600 befragten Betriebe sehen den Fachkräftemangel als größtes Risiko!
Unternehmen in Gesundheits- und sozialen Diensten sind am stärksten betroffen dort bewerten 81 Prozent nach 79 Prozent in der Vorumfrage den Fachkräftemangel als das bestimmende Risiko der nächsten zwölf Monate. Doppelt schwer wiegt hier der demografische Wandel - zum einen durch eine schwierigere Nachwuchsgewinnung und zum anderen durch höheren Pflegebedarf aufgrund einer zunehmenden Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen.
Mehr als die Hälfte aller Betriebe (58 Prozent) nennen außerdem die hohen Arbeitskosten als Folge der hohen Kerninflationsrate als weiteres Risiko (52 Prozent in der Vorumfrage).
Die Geschäftserwartungen haben sich zwar leicht verbessert, aber die Stimmung ist je nach Sektor unterschiedlich. Eine Reduzierung der Bürokratie und stabile Lieferketten könnten einen echten Aufschwung bringen, auch die Exporterwartungen. Aber die Investitionsbereitschaft der Unternehmen hängt letztlich von den Geschäftserwartungen ab.
Den kompletten Report mit weiteren Details, etwa zu Preisentwicklung und Exporterwartungen, finden Sie zum Download direkt auf den Seiten der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).
An der Umfrage haben sich rund 600 Unternehmen beteiligt.
Quelle: DIHK, Juli 2023

IHK-Konjunkturbericht Esslingen-Nürtingen: Alles neu macht der Mai (?)

Die wirtschaftliche Lage im Landkreis Esslingen bleibt angespannt: Zwar zeigen sich erste Anzeichen von Optimismus, die konjunkturelle Schwäche der standortprägenden Industrie hält aber weiter an. Dennoch blickt die Branche erstmals seit zwei Jahren etwas zuversichtlicher nach vorne.
Die Bundestagswahlen sind vorbei und zumindest das Ziel einer zügigen Regierungsbildung wurde erreicht. Auch die Hoffnung auf eine einigermaßen konfliktfreie Zusammenarbeit der Regierungsparteien besteht weiterhin. Der Druck, sich nicht in politischen Auseinandersetzungen zu verlieren, ist angesichts der wirtschaftlichen Lage in Deutschland und der außenpolitischen Herausforderungen enorm.
Fast zeitgleich mit Beginn der neuen Legislaturperiode wurden die Wachstumsprognosen für Deutschland für das Jahr 2025 erneut revidiert. Angesichts der geopolitischen Lage verzögert sich der Aufschwung erneut. Die Meldungen der Wirtschaftsforschungsinstitute lesen sich seit Monaten wie eine Fahrplananzeige der Deutschen Bahn bei plötzlichem Wintereinbruch.
Die Lage der Unternehmen bleibt mit rund 13 Punkten in etwa auf dem Niveau vom Januar. Eine schnelle Erholung war ohnehin nicht zu erwarten, denn viele Infrastrukturinvestitionen und andere wirtschaftspolitische Maßnahmen benötigen einen Vorlauf bis weit ins Jahr 2026 hinein, wenn die Wachstumsimpulse nicht verpuffen sollen. Die geplanten steuerlichen Anreize könnten hingegen teilweise sofort Wirkung entfalten – allerdings nur, wenn Unternehmen tatsächlich investieren und Gewinne erzielen.
Lage und Erwartungen
Wenngleich sich in den tatsächlichen Zahlen noch kein Aufschwung abzeichnet, ist positiv zu vermerken, dass sich zumindest psychologisch eine Kehrtwende andeutet. Die Erwartungen der Unternehmen im Landkreis Esslingen sind gegenüber dem Jahresbeginn um 20 Punkte auf einen nur noch moderat negativen Wert von gut minus 6 Punkten gestiegen. Inwieweit Regierungswechsel und Koalitionsvereinbarungen diesen leichten Optimismus unterstützen, bleibt eine spannende Frage.
Bei den Investitionsplänen bleibt es dem Erwartungsindex zufolge im Landkreis Esslingen zum Frühsommer bei einem deutlich negativen Indikator. Viele Unternehmen gehen am Standort nicht in Vorleistung, sondern warten weiterhin ab. In der Gesamtwirtschaft planen nur rund 17 Prozent der Unternehmen, ihre Investitionen in den kommenden 12 Monaten auszuweiten – in der Industrie sind es sogar nur 9 Prozent. Lediglich im Dienstleistungsbereich ist der Indikator mit 3 Punkten wieder positiv, was jedoch mengenmäßig nur einen geringen Ausgleich schafft.
Branchenerwartungen
Der Beschäftigungsindikator für Esslingen zeugt ebenfalls von Zurückhaltung der Unternehmen mit Blick auf die kommenden 12 Monate. Minus 20 Punkte bedeuten nur eine minimale Verbesserung von etwas über einem Punkt gegenüber dem Jahresbeginn. Auch bei der Beschäftigung bildet die Industrie das Schlusslicht – zwei von fünf Unternehmen erwarten hier einen Rückgang.
Beschäftigungspläne
In der Region Stuttgart hat sich der Lageindikator für die Gesamtwirtschaft auf der Nulllinie eingependelt. Allerdings kommen derzeit deutlich schwächere Impulse aus der Landeshauptstadt, wo sich die Lage von knapp 19 Punkten auf nun fast die Hälfte verringert hat. Dafür hat sich die Lage in Böblingen und Rems-Murr deutlich verbessert.
In Stuttgart zeigen sich die Dienstleistungsunternehmen, die bislang für die überdurchschnittliche Lage verantwortlich waren, nun deutlich pessimistischer. Deren Lageindikator ist von über 30 Punkten auf 15 gefallen. Die gegenüberstehende Verbesserung in Böblingen und Rems-Murr geht ebenfalls auf den Dienstleistungsbereich zurück.
Quer durch die Region erholt sich die Industrie nur eingeschränkt. Esslingen verbessert sich um gut 4 Punkte, bleibt jedoch Schlusslicht. Ebenso stellt sich die Lage in der Gesamtwirtschaft Esslingens dar, die – von der Industrie geprägt – mit minus 13 Punkten weit hinter allen anderen Kreisen rangiert. Lediglich im Handel melden Unternehmen in Stuttgart ein noch negativeres Bild.
Region im Vergleich
Wo beim Lageindikator viel Schatten ist, zeigt sich bei den Erwartungen ein Lichtblick. Dieser Indikator liegt in Esslingen bei minus 6 Punkten – ziemlich genau dem Regionsdurchschnitt entsprechend – und bedeutet einen enormen Sprung um 20 Indikatorpunkte. Auch hier geht der Effekt von der Industrie aus, mit gegenüber dem Regionsdurchschnitt um gut 7 Indikatorpunkte höheren Erwartungen.
Im Handel zeigt sich der Lichtblick eines weniger pessimistischen Indikatorwertes auch im Regionsvergleich: Minus 11 Punkte gegenüber minus 18 Punkten in der Gesamtregion und der regionsweit höchste Anteil an positiven Erwartungen im Handel (18 Prozent).

Risiken

Risiken
Auch bei den Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung zeigen sich durch die aktuellen politischen Veränderungen geänderte Einschätzungen der Unternehmen. Die Unsicherheiten im Welthandel durch Zollkonflikte und andere geopolitische Spannungen lassen viele Unternehmen skeptischer auf ihre Exportmärkte blicken.
  • Das Risiko der Auslandsnachfrage steigt zwar nur geringfügig auf 34 Prozent der teilnehmenden Unternehmen, gleichzeitig sehen aber nun über die Hälfte der Unternehmen die geopolitischen Spannungen als Risiko – ein Anstieg um 18 Prozentpunkte.
  • Trotz wachsender Weltwirtschaft kommen wegen politischer Unwägbarkeiten die Nachfrageimpulse nur abgeschwächt bei den Unternehmen hierzulande an. Auch um die Lieferketten machen sich wieder mehr Unternehmen Sorgen – fast 10 Prozent. Mittelbar wirken sich geopolitische Unsicherheiten auch über Wechselkurse aus. Das Wechselkursrisiko hat sich – auf niedrigem Niveau von knapp 10 Prozent – mehr als verdoppelt. Ein stabiler Euro als sicherer Hafen für USA-flüchtige Anlegerinnen und Anleger hätte für die deutsche Wirtschaft Preisnachteile im Außenhandel zur Folge. Insbesondere der Wechselkurs Euro/Dollar ist derzeit mindestens so volatil wie die wirtschaftspolitische Agenda von Donald Trump.
  • Wenig Bewegung zeigt sich bei den Standortkosten. Vor allem die Arbeitskosten werden weiterhin von weit über 50 Prozent der Unternehmen als problematisch eingeschätzt. Die Energiekosten liegen weiter bei rund 40 Prozent.
  • Der Fachkräftemangel hat mit der schwachen Konjunktur und gesunkenem Arbeitskräftebedarf weiter an Bedeutung verloren, liegt aber noch immer bei etwas über 30 Prozent. Die spiegelbildliche Schwäche des Arbeitsmarktes wirkt sich zusammen mit den Realvermögensverlusten der Verbraucherinnen und Verbraucher in Form weiterhin verhaltener Nachfrage auch wieder auf Unternehmen – vor allem im Dienstleistungsbereich – aus. Nach 71 Prozent zum Jahresbeginn sehen nun 74 Prozent der Unternehmen in der Inlandsnachfrage ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung.
  • Vorschusslorbeeren für die neue Regierung sind in der aktuellen Konjunkturumfrage noch nicht erkennbar. Das Risiko Wirtschaftspolitik liegt weiterhin bei 40 Prozent und damit nur unwesentlich unter dem Wert vom Jahresbeginn.

Industrie

  • Einen deutlichen Sprung nach oben macht in der Esslinger Industrie zum Frühsommer der Erwartungsindikator. Er steht nun nach zwei Jahren mit knapp 4 Punkten erstmals wieder leicht im Plus. Und ebenfalls erstmals seit zwei Jahren erwarten auch wieder mehr Unternehmen eine Verbesserung als eine Verschlechterung ihrer Lage.
  • Zum Teil relativiert sich dieser Optimismus wieder, denn die Industrie war in den vergangenen Monaten das Schlusslicht bei der Geschäftslage. Diese liegt nach wie vor im zweistelligen negativen Bereich bei minus 37. Insofern braucht es schon aufgrund des Niveaus nur wenig positive Stimmung, um den Erwartungsindikator ins Positive zu drehen, zumal in der Region ohne diesen Niveaueffekt weiterhin leicht negative Erwartungen vorherrschen.
  • Ein Hoffnungsschimmer ist es dennoch. Wenngleich sich der Lageindikator insgesamt nur um 4,5 Punkte verbessert hat, hat sich der Anteil der Unternehmen mit schlechter Geschäftslage um immerhin 9 Prozentpunkte verringert. Dies schlägt sich nur deshalb nicht entsprechend im Indikator nieder, weil gleichzeitig auch knapp 5 Prozent der Unternehmen nur noch eine befriedigende statt einer guten Lage melden.
Industrie
  • Ebenfalls auf der Positivseite verbuchen lässt sich der aktuelle Exportindikator für die kommenden 12 Monate, der vor allem die Rückmeldungen der Industrie, aber auch von international tätigen Dienstleistungsunternehmen wiedergibt. Trotz aller Turbulenzen auf den Weltmärkten bleibt dieser nur im leicht negativen Bereich. In der Industrie erwarten trotz aller Risiken fast 30 Prozent der exportierenden Unternehmen steigende Auslandsumsätze – die Hoffnung stützt sich dabei vor allem auf zunehmende Nachfrage aus der Eurozone.
Exporterwartungen
  • Die Investitionspläne in der Esslinger Industrie scheinen jedoch nach wie vor von großer Unsicherheit geprägt zu sein, ob die Konjunktur in den kommenden Monaten wieder anspringt. Die Unternehmen warten trotz der verbesserten Geschäftserwartungen weiter ab: Rund 9 Prozent planen mit höheren Investitionen in Deutschland, fast 50 Prozent wollen jedoch die Inlandsinvestitionen zurückfahren. Der Indikator beträgt minus 41 Punkte.
  • Gleich nach dem Ersatzbedarf wird Rationalisierung als zweithäufigstes Motiv für Investitionen genannt (jeweils mehr als zwei Drittel der Nennungen), Kapazitätserweiterungen stehen mit unter 10 Prozent der Nennungen an letzter Stelle.
  • Folglich schlägt sich auch beim Beschäftigungsindikator der Industrie die Hoffnung auf den Aufschwung noch nicht nieder. Über 40 Prozent der Unternehmen planen, Beschäftigung in den kommenden 12 Monaten abzubauen. Demgegenüber wollen nur etwas über 8 Prozent Beschäftigung aufbauen.
  • Trotz der besseren Stimmung wird die Industrie somit einen kommenden konjunkturellen Aufschwung in Deutschland vorerst weder direkt durch eigene Investitionen noch indirekt durch die Konsumnachfrage der Beschäftigten nachhaltig stärken. Von der früher zuverlässig ausgeübten Funktion der Branche als Konjunkturlokomotive kann ohnehin keine Rede sein.

Handel

  • In einem andauernden Auf und Ab der Erwartungen befindet sich der Esslinger Handel. Nachdem der Erwartungsindikator in den letzten zwei Jahren zwischen minus 20 und minus 45 Punkten pendelte, sind die aktuellen minus 11 Punkte wenigstens ein kleiner Lichtblick.
  • Dem Rückgang der pessimistischen Einschätzungen um 12 Prozentpunkte steht eine Zunahme der optimistischen um 15 Prozentpunkte gegenüber. Dennoch sind hinsichtlich der Geschäftserwartungen nach wie vor deutlich mehr Unternehmen – nämlich 29 Prozent – pessimistisch als optimistisch (18 Prozent).
  • Angesichts der per Saldo negativen Erwartungen ist auch bei der aktuellen Geschäftslage des Handels in Esslingen keine Besserung zu erwarten. Im Frühsommer steht der Indikator bei minus 18 Punkten und damit etwas unter dem Niveau vom Jahresbeginn. Über 30 Prozent der Unternehmen im Handel melden eine schlechte Lage, eine gute Lage hingegen nur gut 13 Prozent.
  • Auch beim Beschäftigungsindikator bleiben die Werte mit minus 22 Punkten deutlich im negativen Bereich. Über ein Viertel der Unternehmen im Handel will in den kommenden 12 Monaten das Personal verringern. Auch bei den Investitionen halten sich die Unternehmen zurück und melden wesentlich zurückhaltendere Personalpläne als noch zu Jahresbeginn. Der Indikator ist um über 30 Punkte gefallen – möglicherweise nicht nur in Ermangelung deutlicher Signale einer Kehrtwende bei Wachstum und Konsum, sondern teilweise auch konkret als Reaktion auf gegenüber der vorherigen Umfrage gesunkene Umsätze und Erträge.
Handel

Dienstleistungen

  • Auch die Dienstleistungsunternehmen in Esslingen warten weiter auf eine Erholung. Nach einem deutlichen Rückgang des Lageindikators zum Jahresbeginn liegt dieser im Frühsommer sogar noch einmal etwas niedriger bei 11 Punkten.
  • Ein Viertel der Unternehmen sieht sich derzeit in einer schlechten Lage – das sind sogar noch 6 Prozentpunkte mehr als zu Jahresbeginn. Immerhin knapp 36 Prozent berichten jedoch auch von einer guten Lage.
  • Von Aufbruchstimmung ist jedoch auch bei den Dienstleistungsunternehmen derzeit noch nichts zu spüren. Der Erwartungsindikator liegt bei minus 16 Punkten. Damit erwarten rund 30 Prozent der Unternehmen, dass sich ihre Geschäftslage in den kommenden 12 Monaten verschlechtert. Bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen deckt sich diese Erwartung mit den zurückhaltenden Investitionsabsichten der Industrieunternehmen. Wo nicht investiert wird, sind weder technische Beratung noch begleitende Qualifikation der Beschäftigten gefragt.
  • Selber planen die Dienstleistungsunternehmen hingegen – im Gegensatz zur Industrie und auch zur Gesamtwirtschaft – per Saldo ein Mehr an Investitionen. Mit gut 3 Punkten liegt der Investitionsindikator nach zuletzt minus 6 Punkten jetzt wieder im positiven Bereich. Immerhin 20 Prozent der Unternehmen nennen als Investitionsmotiv Kapazitätserweiterungen, 30 Prozent wollen in Innovationen investieren. Zumindest diese Branche sendet damit ein Signal der Zuversicht.
Dienstleister

Fazit

  • Nach einer langen Durststrecke keimt in der Esslinger Wirtschaft mehr als nur ein Fünkchen Hoffnung. Die positiven Impulse, die von einer inländischen Erholung erwartet werden, scheinen die Sorgen über die gleichermaßen protektionistische wie erratische US-Außen- und Wirtschaftspolitik zumindest psychologisch zu überwiegen.
  • Dies spräche auch für ein gewachsenes Selbstvertrauen innerhalb der deutschen Wirtschaft, die Wachstumsschwäche eigenständig zu überwinden und nicht auf Impulse aus dem Ausland angewiesen zu sein.
  • Grund für dieses Selbstbewusstsein gäbe es zumindest insofern, als es an Beteuerungen der Politik nicht mangelt, die wirtschaftliche Kehrtwende zur Chefsache zu machen.
  • Die tatsächliche Nachfrage aus den schuldenfinanzierten Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung schlägt sich naturgemäß bislang noch nicht in den realen Entwicklungen nieder. Ob die staatlichen wirtschaftspolitischen Impulse einen nachhaltigen Einfluss auf das Wachstum haben werden, muss sich noch zeigen.
  • Nur zusätzliches Geld in den Wirtschaftskreislauf zu bringen, greift zu kurz – denn staatliche Investitionen machen nur einen kleinen Teil der Investitionsnachfrage aus. Diese stammt überwiegend aus der Wirtschaft und dort vor allem aus der Industrie. Dort aber braucht es die Überzeugung, dass sich Investitionen am Standort Deutschland auch langfristig auszahlen.
  • Sollte die Politik hingegen weiterhin ihrer Präferenz spontaner Maßnahmen zur kurzfristigen Wählerzufriedenheit folgen, anstatt gezielt wachstumsfördernde Investitionen zu tätigen, werden die zusätzlichen Haushalts-Milliarden ein keynesianisches Strohfeuer der kürzeren Art.
  • Daher kommt es jetzt darauf an, die Wirtschaft durch Bürokratieabbau und Entlastungen bei den Standortkosten zu stärken, die Digitalisierung in der Verwaltung voranzutreiben und damit ein sich selbst dauerhaft tragendes Wachstum zu ermöglichen.

Ausgewählte Umfrageergebnisse aus dem Landkreis Esslingen zum Frühsommer 2025

Entwicklung
An der Konjunkturumfrage haben sich rund 1050 Unternehmen aus der Region Stuttgart und darunter 201 Unternehmen aus dem Landkreis Esslingen beteiligt. Befragungszeitraum war vom 22. April bis 12. Mai 2025.

Landesgrundsteuergesetz Baden-Württemberg

Stand: Juli 2025
Zum 1. Januar 2025 ist die reformierte Landesgrundsteuer Baden-Württemberg (LGrSt BW) in Kraft getreten. Damit verliert der Einheitswert als Berechnungsgrundlage seine Gültigkeit. Umfangreiche Informationen hierzu sind zu finden u.a. auf folgenden Seiten:
Die von den Finanzämtern versendeten Grundsteuerwertbescheide und -messbescheide sind Grundlage für die spätere Festsetzung der Grundsteuer. Die Bescheide sind auf inhaltliche Fehler zu überprüfen. Hiergegen kann binnen eines Monats nach Bekanntgabe Einspruch eingelegt werden. Es gibt Musterklagen gegen die Landesgrundsteuer. Wegen der Einzelheiten und der Aktenzeichen wird auf die Seite der Steuerberaterkammer Stuttgart hingewiesen.

Hintergrund zur Reform der Grundsteuer

Die Reform der Grundsteuer wurde aufgrund einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2018 notwendig. Demnach ist die bisherige Einheitsbewertung nicht mehr verfassungskonform. Ende 2019 wurde auf Bundesebene das Grundsteuerreformgesetz verabschiedet. Das Grundgesetz gibt den Ländern über eine Öffnungsklausel die Möglichkeit, vom Bundesgesetz abzuweichen, eigene Grundsteuermodelle zu entwickeln und umzusetzen. Baden-Württemberg hat von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht und ein eigenes Landesgrundsteuergesetz (LGrStG) verabschiedet.
In Baden-Württemberg wird die Grundsteuer damit seit 2025 nach dem modifizierten Bodenwertmodell ermittelt und erhoben. Es löst die bisherige Einheitsbewertung ab. Das neue Grundsteuergesetz basiert im Wesentlichen auf zwei Kriterien: der Grundstücksfläche und dem Bodenrichtwert. Die Steuerermittlung folgt dabei dem bisher bekannten dreistufigen Grundschema: Zunächst erfolgt eine Bewertung, anschließend wird das Bewertungsergebnis mit einer Steuermesszahl multipliziert. Zuletzt wird darauf dann der individuelle Hebesatz der Gemeinde angewendet.
  • Für die Grundsteuer A wird für die Bewertung ein sogenanntes Ertragswertverfahren angewandt. Die Regelungen im LGrStG sind an die Regelungen des Bundesgesetzes angelehnt.
  • Für die Grundsteuer B (bebaute und unbebaute Grundstücke) wird eine Bewertung nach dem modifizierten Bodenwertmodell erfolgen. Für die Bewertung werden (nur) die Grundstücksgröße und der Bodenrichtwert benötigt. Die Bodenrichtwerte werden von den Gutachterausschüssen vor Ort ermittelt und im Portal BORIS-BW sukzessive veröffentlicht. Die fehler- und streitanfällige Berücksichtigung der Gebäude spielt bei der Bewertung keine Rolle.
Um eine Neubewertung rechtzeitig bis zur Geltung der neuen Gesetzes abzuschließen, ist der Hauptfeststellungszeitpunkt für die Wertverhältnisse auf den 1. Januar 2022 festgelegt worden. Für die Umsetzung war eine umfassende Neubewertung aller Grundstücke notwendig. Die Festsetzung des Hebesatzes und Erhebung der Steuer erfolgt durch die Kommunen vor Ort, in denen sich der jeweilige Grundbesitz befindet.
Von Anfang September 2024 bis zum 30. Juni 2025 hatte das Landesfinanzministerium ein sog. Transparenzregister zu den Hebesätzen für die neue Landesgrundsteuer veröffentlicht. Es diente dazu, die aufkommensneutralen Hebesätze der Kommunen für die Grundsteuer B darzustellen. Mit Pressemitteilung v. 27. Juni 2025 hat das Ministerium mitgeteilt, dass das Register seinen Zweck erfüllt habe und es daher offline gestellt werde.

Impulse für das Stuttgarter Rosensteinviertel

Die IHK-Studie „City-Logistik neu gedacht – Impulse für das Stuttgarter Rosensteinviertel (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 5866 KB)“ beantwortet die Frage, wie die Mobilität von Gütern stadtverträglich gestaltet werden kann, wenn die benötigte Infrastruktur bereits im Planungsprozess eines Viertels eine wichtige Rolle spielt.
Die Studie wurde im Auftrag der IHK Region Stuttgart vom Verkehrsplanungsbüro Planersocietät, dem Büro Pesch Partner Architekten Stadtplaner GmbH und dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik durchgeführt.
Das in einigen Jahren entstehende Rosensteinviertel soll über viele Jahre hinweg Modellcharakter besitzen. Leben und Arbeiten soll in diesem Leuchtturm-Quartier stadtverträglich bei hoher Lebensqualität in Einklang gebracht werden, wozu viele städtebauliche und architektonische Innovationen Eingang in den Planungsprozess finden müssen. Es besteht die Chance, die Personen- und Gütermobilität der Zukunft zu ermöglichen. Speziell was die logistische Innenerschließung dieses Viertels angeht, kann ein großer Wurf gelingen, der Vorbild für andere Städte in Deutschland, Europa und letztlich weltweit sein sollte.
Fast alle Städte in Deutschland wachsen kontinuierlich und haben zusätzlich zu dieser Herausforderung einen strukturellen Wandel zu meistern, der von vielen Einflüssen initiiert wird, und bei denen die Rückgänge beim Vor-Ort-Handel und die Zuwächse im Online-Handel nur ein Aspekt sind, der weitreichende Folgen für die Lebendigkeit der Innenstädte oder die Belastung der Verkehrsinfrastruktur vor Ort hat.
Die Studie fokussiert eine Komponente, die bei der Planung städtischer Räume bislang wenn überhaupt, dann nur von untergeordneter Bedeutung war, die für die Herstellung „guter“ Lebensräume in Zukunft aber von großer Bedeutung sein wird: die innerstädtische Logistik. Die Studie beantwortet die Frage, wie die ansässigen Bürger und Unternehmen auf eine Art und Weise mit Gütern versorgt werden können, die kaum wahrnehmbar im Hintergrund abläuft, wie Logistik weniger Verkehrskilometer verursacht, wie sich Logistik in der City besser steuern und bedürfnisorientiert organisieren lässt. Auch die Verknüpfung der Personenmobilität mit der Güterversorgung spielt eine wichtige Rolle und es wird aufgezeigt, wie Logistik an manchen Stellen vielleicht sogar „intelligent“ sein kann.
Es geht also um eine Logistik, die nicht einfach nur in der Stadt stattfindet, sondern eine Logistik mit und auf einer Infrastruktur, die für die Stadt gemacht wurde. Außerdem zeigt die Studie auf, welche Planungsdimensionen von den einzelnen Lösungen tangiert werden und welche Wirkungsebenen im Einzelfall zu erwarten sind.
Letztlich sollen diese verschiedenen Blickwinkel auf die Logistik der Zukunft im Stuttgarter Stadtraum der Zukunft aufzeigen, welchen Mehrwert moderne Logistiklösungen für die Bürger und Unternehmen bereithalten. Wir wollen die politisch Verantwortlichen, die Stadtverwaltung und natürlich auch die Bürger und Unternehmen in der Region dafür sensibilisieren, dass die dafür notwenigen Infrastrukturen schon in der frühen Planungsphase mitgedacht und integriert werden müssen. Unsere Aufgabe wird es sein, die Umsetzung in den kommenden Jahren aktiv zu begleiten und den Dialog mit der Wirtschaft für optimale Lösungen zu ermöglichen.
Der Bezugsraum der Studie ist mit dem Rosensteinviertel auf den ersten Blick sehr eng gezogen. Sie auf dieses Areal, das ja erst in vielen Jahren tatsächlich zur Bebauung freigegeben wird, einzuschränken, war aber nie unsere Intention. Vielmehr wurde das Rosensteinviertel gewählt, weil es einerseits standortpolitisch hohe Bedeutung und Strahlkraft besitzt, aber auch, weil es bei einem „aus dem Nichts“ entstehenden Viertel natürlich deutlich einfacher ist, Funktionen und Infrastrukturen anzuregen und umzusetzen, als dies in im Zweifel jahrhundertelang gewachsenen Stadträumen der Fall ist. Deshalb ist es mir wichtig zu betonen, dass die enthaltenen Impulse eine große Bandbreite logistischer Lösungen abbilden und es somit auch ohne weiteres möglich ist, sich aus diesem „Bauchladen“ immer dann zu bedienen, wenn Kommunen neue Stadtquartiere entwickeln oder bestehende Areale einer grundlegenden Neugestaltung unterziehen. Die Übertragung von manchen oder auch mehreren Lösungen aus der Studie sollte sowohl in kleinen, mittelgroßen als auch großen Städten gelingen.
Stand: April 2021

Die Kandidatinnen und Kandidaten stellen sich vor

Über 300 Unternehmerinnen und Unternehmer kandidieren für die ehrenamtlichen Gremien der IHK Vollversammlung und der fünf Bezirksversammlungen. Hier präsentieren sie sich mit Foto, persönlichen Angaben sowie den Motiven zu ihrer Kandidatur.
Zu besetzen sind die 100 Sitze der Vollversammlung der IHK Region Stuttgart, sowie 140 weitere Sitze, die sich auf die fünf Bezirksversammlungen in den umliegenden Landkreisen der Region Stuttgart verteilen.
Jedes wahlberechtigte Unternehmen erhält die Briefwahlunterlagen zum Beginn der Wahlfrist am 6. Juli per Post. Unabhängig von der eigenen Beschäftigtenzahl können dann die Kandidatinnen und Kandidaten aus dem zugehörigen Wahlbezirk und der zugehörigen Branche gewählt werden. Den Wahlunterlagen ist ebenfalls eine Präsentation der zur Wahl stehenden Kandidatinnen und Kandidaten beigefügt.
Die Kandidatinnen und Kandidaten in dieser Onlinepräsentation sind nach den Wahlgruppen/Branchen, den sechs Wahlbezirken Böblingen, Esslingen-Nürtingen, Göppingen, Ludwigsburg, Rems-Murr und Stuttgart sowie nach Vollversammlungswahl bzw. Bezirksversammlungswahlen selektierbar. Die Kandidatenliste ist alphabetisch und ggf. nach Betriebsgrößenklasse sortiert.

Luftreinhaltung und Fahrverbote

Luftreinhalteplan für den Regierungsbezirk Stuttgart

Am 27. März 2020 wurde die 5. Fortschreibung des Luftreinhalteplans für Stuttgart bekanntgemacht. Auf dieser Grundlage wurde am 1. Juli 2020 ein flächendeckendes Fahrverbot für Dieselfahrzeuge bis einschließlich Euro-Norm 5/V in einer verkleinerten Umweltzone des Stuttgarter Talkessels und der Stadtgebiete Feuerbach, Zuffenhausen und Bad Cannstatt eingeführt (Details weiter unten).

Für Diesel-Pkw bis einschließlich Euro-Norm 5/V gelten seit dem 1. Januar 2020 zudem streckenbezogene Fahrverbote aufgrund der am 18. November 2019 veröffentlichten finalen Fassung der 4. Fortschreibung des Luftreinhalteplans für Stuttgart (Details weiter unten).
Wenn Sie Fragen zu Fahrverboten und Ausnahmen haben, können Sie sich direkt an das Ministerium für Verkehr oder an die Stadt Stuttgart wenden.
  • Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg (Grundsätzliches)
    Telefon: 0711 231-4, E-Mail: buergerreferent@vm.bwl.de
  • Landeshauptstadt Stuttgart (Durchführung/Ausnahmen vom Fahrverbot/Antragsverfahren)
    Soweit der Fragen- und Antwortenkatalog Fragen offen lässt, steht beim Amt für öffentliche Ordnung (Jägerstraße 14, 70174 Stuttgart) ein Team für persönliche, schriftliche oder telefonische Anfragen zur Verfügung.
    Die städtischen Mitarbeiter sind montags bis freitags von 8:30 bis 13:00 Uhr sowie donnerstags zusätzlich von 14:00 bis 15:30 Uhr persönlich und unter der Telefonnummer 0711 216-32120 erreichbar. Zudem nimmt das Service-Center der Stadt Stuttgart montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr unter der zentralen Behördennummer 115 Anrufe entgegen. Mailanfragen können an verkehrsverbot@stuttgart.de adressiert werden. Beim Amt für öffentliche Ordnung werden auch kostenfrei die Anträge auf eine Ausnahmegenehmigung bearbeitet. Für alle Antragssteller aus Stuttgart und der Region (zum Beispiel Pendler) ist ausschließlich die Landeshauptstadt Stuttgart zuständig.

5. Fortschreibung greift seit 1. Juli 2020

Die am 27. März 2020 bekanntgemachte 5. Fortschreibung des Luftreinhalteplans für Stuttgart enthält als einzige Maßnahme die Ausdehnung und Verschärfung des mit der 4. Fortschreibung eingeführten Fahrverbotes. Da die bislang ergriffenen Maßnahmen zur Luftreinhaltung nicht sicherstellen konnten, dass die europarechtlich vorgegebenen Stickstoffdioxid-Grenzwerte eingehalten werden, wird seit dem 1. Juli 2020 ein flächendeckendes Fahrverbot für Dieselfahrzeuge bis einschließlich Euro-Norm 5/V eingeführt.
Nachdem der Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim eine Beschwerde des Landes gegen einen Vollstreckungsbeschluss im Verfahren um den Luftreinhalteplan in Stuttgart zurückgewiesen hat (Beschl. v. 14.05.2020, Az. 10 S 461/20), wurden die Verkehrsverbote vorbereitet und eingeführt.
Die “verkleinerte” Umweltzone, in der das Fahrverbot gilt, umfasst den Innenstadtbereich innerhalb des Kessels und zudem die Stadtteile Feuerbach, Zuffenhausen und Bad Cannstatt (vgl. Abbildung 17 auf Seite 29 des Luftreinhalteplans).
Das Ausnahmenkonzept umfasst unter anderem (wenn eine grüne Umweltplakette vorliegt):
  • LIeferverkehre mit Quelle oder Ziel in der Fahrverbotszone
  • Fahrten von Handwerkern und handwerksähnlich tätigen Dienstleistern, die ihr Fahrzeug bzw. die beförderten Güter vor Ort zur Ausübung der beruflichen Tätigkeit benötigen
  • Kraftfahrzeuge mit Hardwarenachrüstung zeitlich unbegrenzt
  • Kraftfahrzeuge mit einem Softwareupdate bis zum 30. Juni 2022 (schriftlicher Nachweis war mitführungspflichtig)
  • Kraftfahrzeuge der Schadstoffklassen Euro 4 und Euro 5, die im realen Fahrbetrieb weniger als 270 Milligramm Stickstoffoxide pro Kilometer ausstoßen
  • auf Dauer Kraftfahrzeuge mit alternativem Antrieb, das heißt teilelektrischem Antrieb.
  • Die An- und Rückfahrt auf dem direkten Weg zu/von den Park+Ride-Anlagen „Zuffenhausen am Bahnhof”, „Zuffenhausen Parkplatz” und „Sommerrain” mit Diesel-PKW unterhalb Euro 6 von Personen, die Ihren Wohnsitz außerhalb der Gemarkung der Landeshauptstadt Stuttgart haben
Der vollständige und detaillierte Katalog an allgemein geltenden Ausnahmen und solchen, die nur per individueller Ausnahmegenehmigung (Beantragung bei der Stadt Stuttgart) in Anspruch genommen werden können, sind ab Seite 33 (Kapitel 5.6) des Luftreinhalteplans zu finden.
Sofern eine Erteilung der Ausnahmegenehmigung nicht im Wege der Allgemeinverfügung durch die Landeshauptstadt Stuttgart erfolgt, bedarf es der Beantragung bei der zuständigen Landeshauptstadt Stuttgart. Die Ausnahmegenehmigung bezieht sich auf den beantragten sowie genehmigten Fahrtzweck und Fahrtstrecke. Eine erteilte Ausnahmegenehmigung ist im Kraftfahrzeug mitzuführen.
In Stuttgart wurde mit Jahresmittelwerten für Stickstoffdioxid (NO2) von 39 und 38 µg/m³ im Jahr 2021 auch an den verbliebenen Straßenabschnitten Pragstraße und Talstraße der Grenzwert eingehalten. Der NO2-Grenzwert beträgt 40 µg/m³ im Jahresmittel. Im Jahr 2020 war dieser in den beiden Stuttgarter Straßen noch leicht überschritten worden. Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg hielt daher die Verkehrsverbote für Dieselfahrzeuge für weiterhin notwendig.
Auch 2024 lagen die Grenzkonzentrationen (28–29 µg/m³) für Stuttgart erneut runter dem aktuellen Grenzwert von 40 µg/m³, so dass eine Aufhebung der Diesel-Verkehrsverbote möglich wäre. Dennoch hält das Land an den Fahrverboten für Stuttgart weiterhin fest und begründet dies damit, dass bei einer vorschnellen Rücknahme der Maßnahmen ein erneuter Anstieg der Werte über den vorgegebenen Grenzwert drohe.

4. Fortschreibung greift seit 1. Januar 2020

Am 18. November 2019 wurde die 4. Fortschreibung des Luftreinhalteplans für Stuttgart veröffentlicht. Als wesentliche Maßnahmen enthält sie streckenbezogene Fahrverbote für Diesel-PKW bis einschließlich Abgasnorm Euro 5/V ab 1. Januar 2020.
Folgende Straßenabschnitte sind betroffen (jeweils beide Fahrtrichtungen):
  • die B27 Heilbronner Straße – zwischen der Kreuzung Wolframstraße (Milaneo) und der Kreuzung Kriegsbergstraße (Hauptbahnhof)
  • die B27 Charlottenstraße, Hohenheimer Straße, Neue Weinsteige – zwischen Charlottenplatz und Kreuzung Obere Weinsteige/Jahnstraße
  • die B14 “Am Neckartor” – zwischen der “ADAC-Kreuzung” und der Kreuzung Cannstatter Straße/Heilmannstraße
  • die B14 Hauptstätter Straße – zwischen Österreichischer Platz und Marienplatz
Ausgenommen sind unter anderem (wenn eine grüne Umweltplakette vorliegt):
  • alle LKW (Achtung: in Stuttgart besteht ein Durchfahrtsverbot für LKW über 3,5 t zulässige Höchstmasse. Für die Praxis ist zu beachten, dass auch als PKW zugelassene Fahrzeuge im realen Betrieb, wenn das Fahrzeug eigentlich nur zur Güterbeförderung verwendet wird, als LKW anzusehen sind.)
  • alle PKW mit alternativem Antrieb (z.B. Hybridfahrzeuge, eine exakte Definition alternativer Antriebe liegt nicht vor)
  • alle Anlieger der Verbotsstrecken für zwei Jahre
  • alle Fahrzeuge mit einem vom KBA anerkannten Softwareupdate für zwei Jahre
  • Fahrzeuge mit einer Hardware-Nachrüstung
  • alle Fahrzeuge mit Euro 4 und 5, die im realen Betrieb weniger als 270 Milligramm Stockstoffoxide pro Kilometer ausstoßen
Die Details zu den Ausnahmen sind im Abschnitt 5.1 ff (ab Seite 33) des Stuttgarter Luftreinhalteplans enthalten.
Antworten zu den häufigsten Fragestellungen bezüglich der Ausnahmeregelungen sowie wichtige Informationen stellt die Stadt auf ihrer Internetseite unter dem Link www.stuttgart.de/diesel-verkehrsverbot bereit.
Als weitere Maßnahme wurde auf allen Hauptstraßen (Vorbehaltsstraßen) im Stuttgarter Talkessel die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf 40 km/h reduziert. In der Pragstraße und in der Hohenheimer Straße wurden zudem weitere Filtersäulen installiert. In Bad Cannstatt, Untertürkheim, Vaihingen und Teilen des Stuttgarter Nordens wurde eine Bepreisung des Parkraums unter Zuhilfenahme eines Parkraummanagements begonnen. Außerdem wurde auf der B27 von der A8/Flughafen kommend die erlaubte Höchstgeschwindigkeit dauerhaft auf 80km/h reduziert.

Ergänzung der 3. Fortschreibung im Juni 2019

Am 21. Juni 2019 wurde vom Regierungspräsidium Stuttgart bekanntgegeben, dass die Ergänzung der 3. Fortschreibung des Luftreinhalteplans veröffentlicht wurde und Geltung erlangt hat. Aufgrund dessen wird ein Sonderfahrstreifen für den Busverkehr am Neckartor im Bereich zwischen dem Wulle-Steg ( zwischen Planetarium und Innenministerium) und der Kreuzung Am Neckartor/Heilmannstraße (Schwabengarage) stadtauswärts eingerichtet. Das Versetzen des Straßenverkehrs von der Messstelle Am Neckartor soll eine weitere Reduzierung der Luftbelastung nach sich ziehen. Sollte sich die Maßnahme als nicht wirksam erweisen oder insbesondere für zusätzliche Rückstauungen sorgen, soll die Busspur rückgebaut werden und stattdessen ein streckenbezogenes Verkehrsverbot für Dieselfahrzeuge unterhalb der Abgasnorm 6/VI an Feinstaubalarmtagen gelten. Stand Dezember 2019 ist nicht abschließend geklärt, ob diese Maßnahme durch die streckenbezogenen Fahrverbote der 4. Fortschreibung des Luftreinhalteplans ersetzt wird.

3. Fortschreibung greift seit 1. Januar 2019

Als Folge und unter Berücksichtigung der Vorgaben des Bundesverwaltungsgerichtsurteils vom 27. Februar 2018 hat das Regierungspräsidium Stuttgart den Luftreinhalteplan für die Landeshauptstadt fortgeschrieben und im Dezember 2018 öffentlich bekanntgemacht. Diese 3. Fortschreibung enthält Fahrverbotsregelungen für Dieselfahrzeuge bis einschließlich Euro 4/IV und ein Ausnahmenkonzept.
Seit 1. Januar 2019 gelten aufgrund der anhaltenden Überschreitung der Stickoxidgrenzwerte in Stuttgart Fahrverbote für Dieselfahrzeuge bis einschließlich Euro-Norm 4/IV. Für Personen mit Wohnsitz in Stuttgart gilt das Verbot seit dem 1. April 2019. Von den flächendeckenden Fahrverboten für Dieselfahrzeuge bis einschließlich Euro-Norm 4/IV NICHT betroffen sind unter anderem Unternehmen, die Lieferverkehre durchführen. Dadurch soll die Erreichbarkeit der Innenstadt für die Versorgung mit Waren und die rechtliche Verhältnismäßigkeit der Verbote sichergestellt werden. Diese wichtige Ausnahme von den Fahrverboten gilt allerdings befristet für einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren (gerechnet ab dem 1.1.2019). Ihre Verlängerung über den genannten Zeitraum hinaus wird seitens des Landesverkehrsministeriums an die Bedingung geknüpft, dass die von der Ausnahme profitierenden Unternehmen einen Beitrag zur Luftreinhaltung leisten und möglichst rasch Maßnahmen zur Flottenerneuerung angehen.
Eine Übersicht der Luftreinhaltepläne im Regierungsbezirk Stuttgart und der zugehörigen Wirkungsgutachten ist auf der Website des Regierungspräsidium Stuttgart zu finden.

Klage der Deutschen Umwelthilfe e. V. gegen das Land Baden-Württemberg

Am 28. Juli 2017 gab das Verwaltungsgericht Stuttgart der Klage der Deutschen Umwelthilfe e. V. gegen das Land Baden-Württemberg statt. Die Deutsche Umwelthilfe habe danach einen Anspruch auf Fortschreibung des Luftreinhalteplanes Stuttgart um Maßnahmen, die zu einer schnellstmöglichen Einhaltung der überschrittenen Immissionsgrenzwerte für Stickoxide in der Umweltzone Stuttgart führen.
Das Land Baden-Württemberg entschied sich, das Urteil vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig überprüfen zu lassen. Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts wurde am 27. Februar 2018 gesprochen und die Sprungrevision gegen die erstinstanzliche Gerichtsentscheidung des Verwaltungsgerichts Stuttgart dabei überwiegend zurückgewiesen.
Fahrverbote für Dieselfahrzeuge mit grüner Plakette – sowohl streckenbezogen als auch in Umweltzonen – sind demnach dem Grunde nach zulässig. Die Einhaltung der europaweit geltenden Grenzwerte verpflichte dazu. Dies gilt nach Auffassung des Gerichts auch dann, wenn keine Plakettenregelung („Blaue Plakette“) eingeführt wird und obwohl die Richter anerkennen, dass der Vollzug solcher Verbote ohne eine Plakettenregelung deutlich erschwert ist.
Das Bundesverwaltungsgericht stellt jedoch auch hohe Hürden an die Einführung und widerspricht dabei den Verwaltungsgerichten. Die inhaltlichen Voraussetzungen gehen weit über das beispielsweise vom Verwaltungsgericht Stuttgart beschriebene Maß hinaus. So muss nach der Urteilsbegründung für zonale Fahrverbote eine „phasenweise Einführung dergestalt zu prüfen sein, dass in einer ersten Stufe nur ältere Fahrzeuge (etwa bis zur Abgasnorm Euro 4) von Verkehrsverboten erfasst werden. Für die neueren Euro-5-Fahrzeuge kommen zonale Fahrverbote jedenfalls nicht vor dem 1. September 2019 in Betracht." Ferner seien Ausnahmen für bestimmte Nutzergruppen wie zum Beispiel Handwerker oder Anlieger zulässig. Überhaupt müsse im Rahmen der Abwägung bei der Ausgestaltung eines Verkehrsverbots auch die Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft berücksichtigt werden.
Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg hat im November 2018 in einem Beschluss festgestellt, dass das Land verpflichtet sei, bei der Fortschreibung des Luftreinhalteplans für Stuttgart bereits jetzt ein Verkehrsverbot auch für Euro-5-Dieselfahrzeuge verbindlich vorzusehen.

Situation am Neckartor – Vergleich zwischen Stuttgarter Bürgern und Land Baden-Württemberg

Am 19. Dezember 2017 hatte das Verwaltungsgericht Stuttgart dem Land Baden-Württemberg eine Frist bis zum 30.04.2018 gesetzt, um seine Verpflichtung aus einem mit zwei Stuttgarter Bürgern geschlossenen Vergleich zu erfüllen. In dem Vergleich hatte sich das Land verpflichtet, den Luftreinhalteplan für die Landeshauptstadt Stuttgart bis 31. August 2017 so fortzuschreiben, dass darin ab 1. Januar 2018 bei Feinstaubalarm mindestens eine rechtmäßige verkehrsbeschränkende Maßnahme für das Neckartor ergriffen wird, die eine Reduzierung des Verkehrsaufkommens am Neckartor um circa 20 Prozent bewirkt. Für den Fall, dass das Land dieser Verpflichtung nicht fristgerecht nachkommt, wurde ein Zwangsgeld in Höhe von 10.000 Euro angedroht.
Das Gericht entsprach dem Vollstreckungsantrag, weil das Land der eingegangenen Verpflichtung zu Unrecht nicht nachgekommen sei. Das Land kann gegen diesen Beschluss innerhalb von zwei Wochen nach Bekanntgabe der vollständigen Entscheidung Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg einlegen.
Stand: Februar 2025
Wir haben diese Übersicht mit großer Sorgfalt zusammengestellt. Eine Gewähr für die Vollständigkeit können wir nicht übernehmen.

Industrie stellt kaum noch ein

Die schwache Konjunktur zeigt zunehmend Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Beschäftigungserwartungen für die nächsten zwölf Monate haben sich branchenübergreifend weiter verschlechtert. Insbesondere Industrieunternehmen rechnen mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahl. Der Indikator fällt im Vergleich zum Herbst 2024 von -32 auf -37 Punkte. Nur 7 Prozent der Industrieunternehmen erwarten einen Anstieg der Beschäftigung, während 45 Prozent einen Rückgang prognostizieren. Dieser negative Trend besteht seit Beginn des Ukraine-Krieges und der damit verbundenen Energiekrise im Jahr 2022. Seitdem kämpft die Industrie mit einem Rückgang der Aufträge sowohl im Inland als auch im Ausland. Aufgrund der schwachen Auftragslage tritt das zuvor häufig genannte Risiko des Fachkräftemangels in den Hintergrund. Derzeit betrachten nur noch etwa 27 Prozent der Unternehmen dies als Risiko, während vor einem Jahr (Anfang 2024) noch rund jedes zweite Industrieunternehmen dieses Risiko nannte.

Der sinkende Risikoindikator des Fachkräftemangels, gepaart mit dem rückläufigen Indikator der Beschäftigungserwartungen, könnte ein Frühindikator für die künftige Beschäftigungsentwicklung in der Region Stuttgart sein. Zum Stichtag Juni 2023 gab es in der Region Stuttgart insgesamt 1.312.250 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, davon 338.068 im verarbeitenden Gewerbe, was gut ein Viertel der Beschäftigten (25,76 %) ausmacht. Zum Vergleich: 2013 gab es 1.109.271 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, davon 317.183 in der Industrie (28,59 %). Damit ist die Beschäftigung in der Industrie zwischen 2013 und 2023 um 6,58 % gestiegen. (Quelle: Bundesagentur für Arbeit)
Bei den Dienstleistern war der Anstieg jedoch um einiges größer: 2013 arbeiteten 725.612 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Dienstleistungssektor (65,41 %), während es 2023 886.564 Beschäftigte (67,56 %) waren. Die Beschäftigung im Dienstleistungssektor ist somit von 2013 bis 2023 um 22,18 % gestiegen – deutlich mehr als in der Industrie. Besonders stark war der Anstieg im öffentlichen Sektor: 2013 arbeiteten 62.532 Beschäftigte in der öffentlichen Verwaltung, 2023 waren es 81.871 – ein Anstieg um 30,92 %. (Quelle: Bundesagentur für Arbeit)
Dieser Trend setzt sich auch in unserer Konjunkturumfrage fort: Der Beschäftigungsindikator liegt zwar mit -1 Punkt im negativen Bereich, ist jedoch im Vergleich zur Industrie deutlich höher. Zudem wird das Risiko des Fachkräftemangels von 52 % der Dienstleistungsunternehmen häufiger genannt.
Für viele Industrieunternehmen haben sich die Standortfaktoren in den letzten Jahren verschlechtert: Hohe Arbeits- und Energiekosten sowie zunehmender bürokratischer Aufwand stellen große Herausforderungen dar. Einige Unternehmen, die bereits im Ausland investieren, planen in den nächsten zwölf Monaten, ihre Investitionen im Inland zugunsten von Auslandsinvestitionen zurückzustellen. In Baden-Württemberg betrifft dies etwa 30 % der im Ausland investierenden Industrieunternehmen. Falls dieser Trend anhält, könnte das langfristig zu stagnierender oder sogar sinkender Beschäftigung führen, wenn Unternehmen weniger im Inland investieren werden.

Aktuelle Konjunktur

Verlässliche, aktuelle und zukunftsgerichtete Antworten auf konjunkturelle Fragen bietet die IHK-Konjunkturberichterstattung. In ihren Analysen im Internet zeigt die IHK Region Stuttgart Wirtschaftslage und -erwartungen der Unternehmen auf.
Hier finden Sie die Berichte für die Region Stuttgart und die Landkreise Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und Rems-Murr sowie für das Land Baden-Württemberg.
Die IHK-Konjunkturberichte erscheinen dreimal pro Jahr: Zu Jahresbeginn, im Frühsommer und im Herbst. Basis ist jeweils die Befragung einer repräsentativen Auswahl an IHK-Mitgliedsunternehmen.
Haben Sie Interesse, an den IHK-Konjukturumfragen teilzunehmen?
Hier erfahren Sie, wie Sie mitmachen können.
Alle Unternehmen, die an der Umfrage teilnehmen, erhalten auf Wunsch eine pdf-Version der IHK-Konjunkturanalyse, werden zum jährlichen IHK-Konjunkturgespräch eingeladen und können auf Anfrage eine individuelle Auswertung der Umfrageergebnisse bekommen.
Wir bieten auch weitere aktuelle Infos zur wirtschaftlichen Entwicklung an:

Der Weg zur richtigen Messe: Tools & Tipps

Das Messegeschäft bleibt weiterhin zentrales Element der Unternehmenskommunikation in Deutschland. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen setzen viele Unternehmen auf Messen, um ihre Marktpräsenz zu stärken und neue Geschäftskontakte zu knüpfen. Die Branche zeigt sich zudem sehr anpassungsfähig und investiert in Innovationen.
Messen und Ausstellungen sind wichtiger denn je für Unternehmen. Sie bieten eine einzigartige Gelegenheit, sich persönlich mit Kunden zu treffen und auf neutralem Boden zu interagieren. Durch direkte Gespräche und die Möglichkeit, Produkte hautnah zu erleben, können Unternehmen eine emotionale Verbindung zu ihren Kunden herstellen.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt jedoch in einer sorgfältigen Planung und Kontrolle. Es ist entscheidend, die richtigen Messen auszuwählen und sich über Fördermöglichkeiten sowie gemeinsame Finanzierungen zu informieren. Datenbanken und Brancheninformationen können dabei helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen und das Beste aus Messeauftritten herauszuholen.

1. Messedatenbanken

  • Datenbank zu nationalen und internationalen Messen des Ausstellungs - und Messe-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft e. V. (AUMA) unter www.auma.de
  • Datenbank zu nationalen und internationalen Messen und Unterkunftsmöglichkeiten unter www.messen.de

2. Kompakte Messeportraits und Informationen

Auf den Seiten der AUMA finden Sie auch wichtige Basisinformationen wie z. B. die 10 Top-Gründe für Messen oder die Grundlagen einer erfolgreichen Messebeteiligung. Und auch wertvolle Tipps für die Planung und Durchführung.
Alle Broschüren, Checklisten und Messestudien finden Sie zum Download auf der AUMA-Website im Bereich Publikationen.

3. Messeförderungen

Einige Bundesministerien und auch Baden-Württemberg International (bw-i) unterstützen Unternehmen bei der Teilnahme an Messen im Ausland und damit bei der Erschließung ausländischer Märkte.

Auslandsmesseprogrogramm des Bundes

Die Bundesministerien für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ermöglichen der deutschen Wirtschaft die Teilnahme an einem Firmengemeinschaftsstand im Ausland. Die Beteiligungsvorhaben werden im Auslandsmesseprogramm des Bundes zusammengefasst.

Auslandsmesse-Förderung aus Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg werden Firmengemeinschaftsausstellungen im Ausland sowie die gemeinschaftliche Beteiligung mittelständischer Unternehmen in Form von Gruppenbeteiligungen an Auslandsmessen gefördert.
Teilnahmeberechtigt sind Unternehmen, Cluster und Netzwerke, Regionen und Kommunen sowie Institutionen aus Baden-Württemberg und deren Niederlassungen und Vertretungen, wenn das Produktions- und Dienstleistungsprogramm dem Messeprofil entspricht.

Messeförderung für junge innovative Unternehmen

Das Programm zur Förderung der Teilnahme junger innovativer Unternehmen an internationalen Leitmessen wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) initiiert und über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) abgewickelt. Gefördert werden Jungunternehmen mit produkt- und verfahrensmäßigen Neuentwicklungen, die ihren Sitz und Geschäftsbetrieb in der Bundesrepublik Deutschland haben, jünger als 10 Jahre sind und die jeweils gültige EU-Definition für ein kleines Unternehmen erfüllen.
Mithilfe dieses Förderprogramms machen die Startups erste Schritte bei der internationalen Vermarktung ihrer Produkte und lernen darüber hinaus, Messen in ihre Absatzstrategien einzubeziehen.
Stand: 2025

Wie gelange ich an Zahlen und Fakten für meine strategische Planung?

Preisindices, Arbeitsmarktzahlen, Branchenkennziffern, Berichte über die Konjunkturentwicklung – diese statistischen Basisinformationen sind eine wichtige Grundlage für Ihre unternehmerischen Entscheidungen.
Die IHK bereitet wirtschaftsstatistische Daten auf und stellt sie den Unternehmen zur Verfügung. In Standortanalysen und -berichten für die Region Stuttgart und das Land Baden-Württemberg untersucht sie den Wirtschaftsstandort und macht Vorschläge zu dessen Fortentwicklung. Aktuelle Wirtschaftslage und -entwicklung analysiert sie mithilfe ihrer Konjunkturumfragen und -berichte:
Folgende Informationen bietet Ihnen die IHK:

Strukturberichte Region Stuttgart

Bereits seit über 25 Jahren gibt die IHK gemeinsam mit dem Verband Region Stuttgart, der Handwerkskammer und der IG Metall den Strukturbericht Region Stuttgart heraus. Diese gemeinsame Veröffentlichung analysiert die wirtschaftliche Entwicklung in der Region und gibt Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung und Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes.
Der aktuelle Bericht 2023 befasst sich im Schwerpunkt mit der Frage nach der Resilienz der hiesigen Wirtschaft. Diese hängt vor allem von der Beseitigung der Arbeits- und Fachkräfteengpässe, dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt, dem Innovationsgeschehen, Gewerbe- und Wohnflächen und Infrastruktur, aber auch an übergreifenden Faktoren wie dem Bürokratieabbau ab.
Die Strukturberichte finden Sie zusammen mit weiteren Informationen zum Download unter www.region-stuttgart.org/strukturbericht

Dem Stau auf der Spur – Maßnahmen gegen Stau in Stuttgart

Im Auftrag der IHK hat die PTV Transport Consult GmbH folgende Fragen untersucht:
  • Wie ist der Verkehrsfluss in der Stadt allgemein?
  • Wo sind Stau-Brennpunkte in der Stadt?
  • Warum entsteht an diesen Stellen Stau?
  • Wie kann die Situation dort und generell verbessert werden?
Die komplette Studie können Sie bei verkehr@stuttgart.ihk.de anfordern.

Verkehrssituation und Stau-Brennpunkte

Die Auswertung zeigt: Tatsächlich ist das Verkehrsnetz in Stuttgart an vielen Stellen überlastet und der Verkehr fließt oft zäh. Dienstag, Mittwoch und Donnerstag außerhalb der Schulferien sind die Tage mit den ausgeprägten Verkehrsspitzen in Stuttgart. An Montagen und Freitagen zeigt sich die Situation vor allem am Abend etwas entzerrter.
In der Morgenspitze um 8 Uhr liegt die Durchschnittgeschwindigkeit der Fahrzeuge bei nur 29 Stundenkilometern. In der Abendspitze um 17:30 Uhr sind es sogar nur 28 Stundenkilometer.
Zu den zehn größten Stau-Brennpunkten zählen die A8 zwischen Stuttgart-Möhringen und Kreuz Stuttgart, die Hauptstätter Straße stadtauswärts vor dem Heslacher Tunnel und die B10/B27 stadteinwärts.
Die fünf Stau-Brennpunkte
  • Vaihingen/Nord-Süd-Straße/A8,
  • Rotenwaldstraße/Geißeichstraße (stadteinwärts),
  • B10/B27 Zuffenhausen – Feuerbach Ost,
  • B14 Hauptstätter Straße (Richtung Südwesten) und
  • Dreieck Neckarpark
wurden für eine genauere Betrachtung ausgewählt. Sie stehen prototypisch für bestimmte Stauursachen. Die Detailauswertung zu den einzelnen Brennpunkten finden Sie in der Studie.

Stau-Ursachen und Lösungsansätze

Insgesamt lassen sich drei Hauptursachen für den Stau in Stuttgart erkennen:
  1. Gefahrenstellen im Straßennetz
    Dichter und unübersichtlicher Verkehr sorgt dort auch für eine hohe Unfallgefahr. Unfälle erzeugen wiederum Stau. Die Analyse der fünf Stau-Brennpunkte zeigt, dass es bei einigen davon wie beim Dreieck Neckarpark (B10/B14) und bei der B10/B27 vor der Friedrichswahl stadtauswärts erheblich mehr Unfälle gibt als an vielen anderen Stellen im Stadtgebiet. Und auffällig ist: Bei allen fünf untersuchten Hot Spots gibt es dort vor allem Unfälle im Längsverkehr, also Auffahrunfälle oder Unfälle beim Spurwechseln. An solchen Gefahrenstellen sollte unbedingt versucht werden, kurzfristig Verbesserungen zu erreichen. So gilt es, die Beschilderung und Markierung von Spuren zu optimieren.
  2. Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage bei der Infrastruktur
    An Brennpunkten wie der Nord-Süd-Straße in Vaihingen oder auf der Hauptstätter Straße stadtauswärts bestehen Kapazitätsengpässe. Ein für Stuttgart spezifisches Problem ist, dass der Verkehr insbesondere schlecht aus der Stadt herausfließt. Für die Luftreinhaltung im Stadtgebiet ist das ein massives Problem. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass es in Stuttgart an den problematischsten Stellen wenig Potenzial für einfache punktuelle Verbesserungen gibt. Das Verkehrsmanagement ist beispielsweise schon stark entwickelt. Und: Es gibt kaum konfliktfreie Lösungen. Weniger Stau an einer Stelle kann das Problem an eine andere - vielleicht noch sensiblere - Stelle verlagern. Eine Verbesserung der Situation könnte durch einen punktuellen Ausbau bestehender Infrastruktur erreicht werden. Dies gilt beispielsweise für den Ausbau der Nord-Süd-Straße in Vaihingen zwischen der A8 und der Industriestraße. Auch eine flexible Verkehrssteuerung kann gegen Engpässe helfen, die zu bestimmen Tageszeiten auftreten: Auf der B10 und B27 zwischen Zuffenhausen und Feuerbach Ost staut es sich morgens stadteinwärts, abends stadtauswärts. Dem könnte durch Fahrspuren mit wechselnder Fahrtrichtung – je nach Verkehrsaufkommen – begegnet werden.
  3. Fehlende Tangentialen
    Als weiteres Problem haben die Gutachter Fahrten im Stadtgebiet identifiziert, die besser über andere Straßen führen sollten – die aber selbst von Stau betroffen sind oder die es nicht gibt. Betroffen davon sind beispielsweise die Nord-Süd-Straße in Vaihingen bzw. die Ortsdurchfahrten in Stuttgart-Vaihingen und Stuttgart-Möhringen. Weil es sich auf der A8 bei Möhringen oft staut oder die Leute dort Stau befürchten, fahren sie nach Vaihingen und Möhringen hinein. Bei der Untersuchung der Brennpunkte hat sich zudem gezeigt, dass viele Fahrten im Stadtgebiet von Stuttgart ihren Start oder ihr Ziel – oder sogar beides – außerhalb der Stadt, aber in der Region haben. Hier wäre es vorteilhaft, dass der Verkehr mit Start oder Ziel außerhalb Stuttgarts an der Stadt vorbeigeführt wird. Die Studie legt somit nahe, dass eine zusätzliche Filderauffahrt zusammen mit Ausbau der A8 zwischen Stuttgart-Möhringen und Kreuz Stuttgart sowie ein Nord-Ost-Ring – der auch unter den IHK-Mitgliedern sehr umstritten ist – die Stauprobleme im Stuttgarter Stadtgebiet mindern könnten.

Hintergrund: Untersuchungsdesign

Ausgewertet wurden dafür sogenannte „Floating-Car-Daten“ aus Google Maps. Google erfasst diese Daten auf Smartphones und anderen mobilen Endgeräten, die bei der Fahrt im Auto aktiviert sind. Die Dichte an solchen Mobilgeräte ist inzwischen so hoch, dass die so erfassten Reisezeiten als recht zuverlässig gelten.
So wird ein Vergleich von der „zu erwartenden Reisezeit“ bei freiem Verkehr und der tatsächlichen Reisezeit auf einzelnen Streckenabschnitten möglich. Das lässt Schlüsse auf den Verkehrsfluss zu. Google stellt die Daten öffentlich zur Verfügung. Sie wurden mit einer eigens für die Untersuchung programmierten Schnittstelle ausgelesen und dann ausgewertet. Untersucht wurden das Hauptverkehrsnetz in der Stadt und wichtige Ein- und Ausfallstraßen.


Stuttgarter „Arbeitskreis Innenstadtlogistik“

Warum Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen einen Experten-Arbeitskreis brauchen
Die Versorgung von Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen mit Gütern (wie auch der Abtransport von Abfällen) stellt sich als hochkomplexe logistische Aufgabe dar. Besonders in dicht besiedelten Innenstädten, die eine Vielzahl von Funktionen abdecken sollen oder mit einer Vielzahl von Anforderungen konfrontiert sind, gleicht die Organisation von Warenströmen oftmals einer Quadratur des Kreises.
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Verhaltensweisen der Akteure stark verändert – sowohl auf Seiten der Unternehmen, die zum Beispiel auf eine Lagerhaltung (gänzlich) verzichten und sich im Gegenzug regelmäßiger mit Ware beliefern lassen, als auch auf Seiten der Bürger, deren Einkaufsverhalten sich immer stärker Richtung Online-Shopping verscheibt, haben sich Abläufe und Gewohnheiten etabliert, denen die Gegebenheiten vor Ort wie auch die ordnungspolitischen und rechtlichen Rahmenbedingungen nicht mehr gerecht werden.
Für die IHK Region Stuttgart stellte sich die Frage, wie die innerstädtische Ver- und Entsorgung speziell in Stuttgart optimiert werden kann. Erste Antworten liefert die Studie „Innenstadtlogistik mit Zukunft“, die die IHK im Jahr 2012 bei der Karlsruher PTV Group in Auftrag gegeben hat. Da zahlreiche Akteure an Veränderungen mitwirken müssen und sich die Geschehnisse nahezu ausschließlich auf dem „Hoheitsgebiet” der Landeshauptstadt abwickeln, war früh zu erkennen, dass es für die angestrebten Optimierungen notwendig ist, alle relevanten Akteure in die Veränderungen einzubinden. Die Studie erhebt also nicht nur Forderungen an die Stadt - vielmehr wird aufgezeigt, welchen konkreten Beitrag die Wirtschaft, die Bürger und die Kommunalpolitik leisten könnten und sollten, um kurz-, mittel- und langfristig sowohl die Leichtigkeit der Güterver- und -entsorgung zu steigern und gleichzeitig eine lebenswertere Innenstadt mit erhöhter Aufenthaltsqualität zu erreichen.
Die IHK hat einen ersten wichtigen Schritt unternommen und mit dem „Arbeitskreis Innenstadtlogistik“ ein Gremium ins Leben gerufen, in dem Vertreter der städtischen Ämter, von betroffenen Unternehmen sowie Verbänden und Vereinen an einem Tisch zusammenkommen. Ziel dieses Arbeitskreises ist es einerseits, einen Austausch auf Augenhöhe zu ermöglichen und das jeweilige „Gegenüber" über die eigenen Wünsche, Sorgen, Nöte und Grenzen zu informieren und zu sensibilisieren. Andererseits geht es darum, konkrete Vorschläge für Veränderungen und Verbesserungen auszuarbeiten, die den jeweiligen Adressaten dann bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Dabei besteht der große Vorteil dieses Gremiums darin, dass durch die Beteiligung der verschiedenen Akteure die Arbeitsergebnisse einen Konsens der Positionen abbilden – der Fokus auf Partikularinteressen also weitestgehend unterbleibt.
Im Jahr 2014 hat sich der Arbeistkreis im wesentlichen mit drei Themen beschäftigt:
  • Überprüfung/Anpassung der Lieferzeitfenster in der Stuttgarter Fußgängerzone
  • Straßenraumgestaltung im Kontext liefern und entsorgen"
  • Optimierung des Baustellen- und Veranstaltungsmanagement
Außerdem wurde parallel seitens der IHK ergänzend zur Studie aus 2012 ein Kurzgutachten in Auftrag gegeben, das grundlegende Aussagen zum Einsatz von Lastenrädern für die Belieferung der Unternehmen und Bürger in der Innenstadt mit Paketen und den räumlichen und verkehrlichen Wirkungen einer solchen Verlagerung auf alternative Zustellsysteme wie ein Lastenrad umfasst.
Die Erkenntnisse des AK und der Kurzstudie wurden im März 2015 im Ausschuss für Umwelt und Technik (UTA) des Stuttgarter Gemeinderats präsentiert und von der Politik und der Verwaltung grundsätzlich positiv bewertet.
Wirtschaftsverkehrsbeauftragter der Landeshauptstadt Stuttgart
Neben dem „Güterverkehrsgremium“, das als AK Innenstadtlogistik institutionalisiert wurde, wird in der IHK-Studie „Innenstadtlogistik mit Zukunft“ die Schaffung einer besonderen Stelle innerhalb der Stadtverwaltung als erfolgskritisch dargestellt: die des Wirtschaftsverkehrsbeauftragten. Ohne einen „Kümmerer“, der innerhalb der städtischen Verwaltung die Belange des Güterverkehrs einbringen kann und auch die (politischen) Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse anreichert um Belange der Logistik, werden wie auch immer geartete Maßahmen der Stadt hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben oder gar zu Ergebnissen führen, die so von den politisch Verantwortlichen nicht gewollt waren.
Durch ausdauernde Überzeugungsarbeit ist es den im AK vertretenen Akteuren gelungen, bei den Verantwortlichen der Stadt die Einsicht reifen zu lassen, dass für die Bewältigung der Verkehrs- und Luftprobleme in Stuttgart eine alleinige Fokussierung auf den Personenverkehr nicht zielführend ist. Deshalb bringt sich die Wirtschaftsverkehrsbeauftragte in Person von
Dr. Manuela Wohlhüter
Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt Stuttgart
Telefon 0711 216-81099
manuela.wohlhueter@stuttgart.de
bei der Stadt für die Logistik in Stuttgart ein. Beratend steht ihr für ihre Tätigkeit der Arbeitskreis Innenstadtlogistik zur Seite. Auf der Website der Stadt finden Sie eine Übersicht der städtischen Aktivitäten in Sachen City-Logistik.
Ein weiteres mittelbares Ergebnis der Arbeit im Arbeitskreis ist das seit 2016 laufende Projekt logSPAZE, bei dem unter wissenschaftlicher Begleitung durch das Fraunhofer IAO in der Stuttgarter Innenstadt alternative Zustellsysteme beziehungsweise -fahrzeuge in der Paketzustellung erprobt werden. Das Projekt ist für die Ideen der Teilnehmer offen, jedes Unternehmen, das sich beteiligen will, kann die „Last-Mile-Lösung” erproben, die aus der jeweiligen Sicht am interessantesten erscheint. Für Interessierte kann die IHK gerne den Kontakt zu den Projektverantwortlichen herstellen.
Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg wurde zudem ein Screening potenzieller Ansätze für City-Logistik-Lösungen vorgenommen.
Stand: April 2021

IHK-Erreichbarkeitsanalyse

Rund 900.000 Menschen in der Region Stuttgart pendeln täglich zu ihrem Arbeitsplatz. Die Erreichbarkeit von Gewerbegebieten und anderen Arbeitsplatzschwerpunkten betrifft aber nicht allein die Berufspendler. Unternehmer und deren Mitarbeiter müssen ihre Geschäftspartner, Kunden und Lieferanten erreichen. Privatkunden fahren in die Stadtzentren, um dort einzukaufen. Eine gute Einbindung von Arbeitsplatzschwerpunkten in das Netz des öffentlichen Verkehrs (ÖV) und der Erhalt und Ausbau des Straßennetzes in der Region sind somit wichtige Beiträge für eine nachhaltige Standortpolitik und gelebte Wirtschaftsförderung.
Die IHK Region Stuttgart hat die Qualität der Erreichbarkeit von insgesamt 48 Untersuchungsgebieten in der gesamten Region Stuttgart vom Institut für Straßen- und Verkehrswesen am Lehrstuhl Verkehrsplanung und Verkehrsleittechnik der Universität Stuttgart untersuchen und bewerten lassen. Pro Landkreis wurden exemplarisch jeweils acht Standorte unter die Lupe genommen.
Im Detail untersucht wurden folgende Gewerbegebiete und Arbeitsplatzschwerpunkte:
Kreis Gewerbegebiet / Arbeitsplatzschwerpunkt
Landkreis Böblingen
  • Flugfeld / Hulb
  • Sol
  • Gültstein
  • Hertich / Neue Ramtelstraße
  • Bosch Campus / Raite / Heimsheimer Weg / Brunnenfeld
  • Am Autobahnanschluss / Schertlenswald
  • Ost
  • Hochstr.
Landkreis Esslingen
  • Hafen Plochingen
  • Berkheim
  • Großer Forst
  • Oberaichen
  • Leinfelden, Schelmenäcker
  • Nürtingen Zentrum
  • Neckarwiesen
  • Flughafen
Landkreis Göppingen
  • Göppingen / Voralb
  • Stauferpark
  • Donzdorf
  • Wängen
  • Schwäbische Alb
  • Geislingen Zentrum
  • Bad Boll
  • Hölzener Rain / Strut
Landkreis Ludwigsburg
  • Osterholz / Ludwigsburger Str.
  • Energie- u. Technologiepark
  • Ottmarsheimer Höhe
  • Laiern
  • Perfekter Standort
  • Münchingen Ost
  • Nord
  • Eichwald
Rems-Murr-Kreis

  • Backnang Zentrum
  • Fellbach Zentrum
  • Lerchenäcker
  • Weiler-Nord
  • Heusee
  • Welzheim
  • Schmiede
  • Eisental
Stadt Stuttgart
  • Im Bahnbogen
  • Wallgraben
  • Stuttgart Zentrum
  • Nord, Weiler Park
  • West
  • Hafen Stuttgart
  • Fasanenhof
  • Bad Cannstatt Zentrum
Auf Anfrage können der Methodenbericht sowie PDF-Dokumente der jeweiligen Steckbriefe zu den einzelnen Standorten zur Verfügung gestellt werden.
Stand: 2025

Broschüre „Projekt Herzblut”

Wenn einen der Gründergeist packt, dann lässt er nicht mehr los. Eine gute Idee macht aus treuen Mitarbeitern von Großkonzernen, aus Studentinnen und Hausmännern Unternehmer. Manches Unternehmen beginnt auf einem Grillabend mit Freunden auf den Neckarwiesen, das andere im Urlaub in San Diego oder auf einer Geschäftsreise nach Oslo - gegründet wird in Baden-Württemberg. Zwölf Industrie- und Handelskammern stehen hier mit Rat und Tat zur Seite.
Davon erzählen Ihnen in dieser Broschüre zwölf Gründerinnen und Gründer. Dass gründen einfach wäre, sagen sie nicht. Und auch nicht, dass sie alles richtig gemacht hätten. Wie überhaupt so manches der Beispiele, denen Sie in dieser Ausgabe begegnen, so gar nicht dem Plan in einem Gründungshandbuch entspricht. Zum Gründen gehört eben auch das: probieren, verwerfen, umdenken.

Die größten Unternehmen in Baden-Württemberg und der Region Stuttgart

Die Stärke ihrer Wirtschaft ist der Trumpf der Region Stuttgart. Große Betriebe und ein starker Mittelstand sorgen dank ihrer Innovationskraft und ihrem Know-how dafür, dass die Region eine der wirtschaftsstärksten in Europa ist. Die Produkte und Dienstleistungen aus der Region Stuttgart sind weltweit gefragt und bescheren ihr nachhaltigen Wohlstand.
In der Übersicht „Die größten Unternehmen in Baden-Württemberg” präsentiert die IHK Region Stuttgart in einer Übersicht über alle zwölf Regionen des Landes bekannte Weltkonzerne aus der Automobilindustrie, der Elektrotechnik und dem Maschinenbau ebenso wie Dienstleistungsunternehmen, Händler und Medienunternehmen. Auch die zahlreichen bedeutenden Familienunternehmen, die mit ihren Marken und Produkten an der Weltspitze stehen, sind in der Übersicht vertreten.
In der Broschüre sind Unternehmen aufgeführt, die ihren Hauptsitz in Baden-Württemberg und mehr als 1.000 Beschäftigte haben oder deren weltweiter Umsatz einschließlich der Betriebsstätten, Zweigniederlassungen und konsolidierter Beteiligungen mindestens 500 Millionen Euro beträgt. Bei Banken wird eine Bilanzsumme von mindestens fünf Milliarden Euro, bei Versicherungen eine Beitragssumme von mindestens 500 Millionen Euro zu Grunde gelegt. Die Veröffentlichung basiert auf freiwilligen Angaben

Einstieg ins Arbeitgebermarketing

Bei der Suche nach guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern können Unternehmen viel von ihrem Know-how nutzen, das sie in einem anderen Bereich bereits selbstverständlich einsetzen – ihrer Werbung. Denn genau wie auf den Produktmärkten sollten sich Unternehmen auch auf dem Arbeitgebermarkt positionieren. Das bedeutet: Wer als Arbeitgeber attraktiv sein will, muss potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern deutlich machen, was für ihn als Arbeitgeber spricht – und zwar in unterschiedlichen Kommunikationskanälen. Ganz ähnlich wie in der Produktwerbung kommt es beim Arbeitgebermarketing darauf an, eine Marke zu verkaufen: die Arbeitgebermarke. Häufig wird strategisches Arbeitgebermarketing daher auch als „Employer Branding“ bezeichnet. Wir haben für Sie im Folgenden die ersten Schritte zu erfolgreichem Arbeitgebermarketing zusammengestellt.

Checkliste: In sieben Schritten zum Arbeitgebermarketing

1. Demografische Situation
Analysieren Sie die Altersstruktur Ihrer Belegschaft bezogen auf einzelne Unternehmensbereiche. Welchen Personalbedarf sehen Sie in den kommenden Jahren? Leiten Sie daraus die Zielgruppen für Ihr Arbeitgebermarketing ab.
2. Ziele Ihres Arbeitgebermarketings
Wollen Sie vor allem neue Fachkräfte finden, Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten, Personalbeschaffungskosten senken…?
3. Ihre Stärken
Stellen Sie Ihren Zielen gegenüber, was Sie als Arbeitgeber auszeichnet. Das finden Sie zum Beispiel in internen Workshops mit Vertretern verschiedener Fachbereiche heraus. Anhaltspunkte geben auch Bewerberportale im Internet.
4. Analysieren Sie Ihren Wettbewerb
Was zeichnet Konkurrenzunternehmen als Arbeitgeber aus? Kommunizieren Sie, was Sie von Ihren Wettbewerbern unterscheidet.
5. Bindung an die Unternehmensmarke
Verbinden Sie Ihre Arbeitgebermarke eng mit Ihrer Unternehmensmarke.
6. Kommunikationsstrategie
Stellen Sie Ihr Konzept zunächst intern vor, gewinnen Sie Ihre Führungskräfte und Mitarbeitende als Markenbotschafter. Entwickeln Sie dann (mit einem Dienstleister zusammen) Ihre externe Kommunikationsstrategie und setzen Sie diese online und offline um. Übernehmen Sie Bausteine aus Ihrer Kommunikationsstrategie direkt in Ihre Personalbeschaffungsprozesse.
7. Evaluation
Prüfen Sie die Wirkung Ihres Konzepts regelmäßig, das erste Mal nach rund einem halben Jahr.

Praktische Tipps

  • Mit einer genauen Definition Ihrer Stärken als Arbeitgeber schaffen Sie eine gute Ausgangsbasis für Ihre Positionierung auf dem Arbeitgebermarkt. Damit können Sie Ihre Aktivitäten zum einen einer kritischen Prüfung unterziehen und sie zum anderen auf neue Kommunikationskanäle ausweiten. Ihre Besonderheit kann sich zum Beispiel darstellen in Ihrer Positionierung im Markt, starken Produkten oder besonderen Zulieferbeziehungen, Karriereperspektiven und Weiterbildungsmöglichkeiten, Ihrem Vergütungssystem, besonderen Leistungszusagen an Ihre Beschäftigten, betrieblicher Gesundheitsförderung, den Werten Ihres Unternehmens oder Ihre Unternehmenskultur. Kleine und mittlere Unternehmen können oft mit spezifischen Eigenschaften punkten, etwa mit kurzen Entscheidungswegen, Offenheit der Geschäftsleitung für Belange der Mitarbeitenden, ein familiäres Betriebsklima oder die Möglichkeit für engagierte neue Mitarbeitende, rasch Verantwortung zu übernehmen. Denken Sie auch an weiche Faktoren wie gute Erreichbarkeit oder Freizeitmöglichkeiten an Ihrem Standort. Seien Sie bei der Analyse Ihrer Stärken unbedingt ehrlich. Nur dann können Sie glaubwürdige Argumente formulieren, die in Ihre Arbeitgebermarke einfließen. Wählen Sie dafür die schlagkräftigsten Aspekte aus. Vermeiden Sie Floskeln und austauschbare Formulierungen, die in vielen Firmenauftritten zu finden sind (etwa „Bei uns stehen die Mitarbeiter im Mittelpunkt.“).
  • Überprüfen Sie Ihre Stellenanzeigen aus der Bewerberperspektive. Was sucht Ihr Wunschbewerber – werden seine Präferenzen angesprochen? Machen Sie ausreichend deutlich, weshalb er sich gerade bei Ihnen bewerben sollte?
  • Nutzen Sie unbedingt das Internet zur Ansprache potenzieller Bewerber – und nicht nur zur allgemeinen Darstellung Ihres Unternehmens und Ihrer Produkte. Auf Ihrer Unternehmenswebsite sollten Sie Interessenten mit überzeugenden Argumenten ansprechen – und zwar in einem eigenen Bereich der Website (beispielsweise einer Rubrik „Karriere“). Auch die Einrichtung einer gesonderten Karrierewebsite kann sinnvoll sein.
  • Schalten Sie Ihre Stellenanzeigen auch in Online-Stellenbörsen. Dort können Sie besonders kurz und prägnant formulieren und für mehr Informationen einen Link zum entsprechenden Bereich auf Ihrer Unternehmenswebsite setzen. So locken Sie Interessenten auf Ihre eigenen Seiten.
  • Lassen Sie Mitarbeiter für sich sprechen. Als sogenannte Testimonials können diese Ihre Stärken als Arbeitgeber authentisch und glaubwürdig vermitteln, beispielsweise mit Zitaten und Porträtfotos auf Ihrer Website. Ziehen Sie auch innovative Formate in Erwägung, beispielsweise kurze Videoclips oder einen Blog.
  • Auch Social Media lassen sich in die Personalwerbung einbeziehen – wenn sie zur Zielgruppe passen. Mit einer Fanpage oder einem Unternehmensprofil bei Instagram, Facebook, Xing, LinkedIn oder anderen Online-Netzwerken können Sie Ihre Bekanntheit steigern und zahlreiche Kontakte generieren. Unterschätzen Sie aber nicht den Aufwand für die Pflege der Auftritte und die Beantwortung von Anfragen. Zuständigkeit und Zeitbedarf sollten Sie rechtzeitig klären.
  • Knüpfen Sie Kontakte zu Schulen und Hochschulen, um sich frühzeitig bei Nachwuchskräften bekannt zu machen. Bieten Sie Praktika, Berufsorientierungstage oder Betriebsführungen für Schüler an. Auch eine von der IHK vermittelte Bildungspartnerschaft mit einer allgemeinbildenden Schule bietet einen guten Rahmen für einen langfristigen Austausch. Studierende können Sie über Praktika, Abschlussarbeiten, Förderpreise, als Werkstudenten oder über ein duales Studium für sich gewinnen.
  • Ein breiteres Publikum können Sie mit der Teilnahme an Berufsinformationsmessen oder ähnlichen eigenen Veranstaltungen erreichen, etwa mit einem Tag der offenen Tür, den Sie entsprechend bewerben.
  • Mit attraktivem Informationsmaterial bleiben Sie bei potenziellen Bewerbern nach einem Kontakt besser in Erinnerung. Was für Sie als Arbeitgeber spricht, lässt sich ansprechend aufbereiten, etwa als Flyer oder als Werbegeschenk. Denken Sie auch über unkonventionelle Formate nach.
  • Beziehen Sie auch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Ihr Arbeitgebermarketing ein. Machen Sie sich in der Region bekannter, indem Sie aktuelle Anlässe für Pressemitteilungen nutzen. Geben Sie beispielsweise Meldungen über neue Produkte, Standorterweiterungen, Firmenjubiläen, Veranstaltungen, soziales Engagement oder Ihren erfolgreichen Jahresabschluss heraus. Bereiten Sie die Meldung unter dem Aspekt des Arbeitgebermarketings auf, indem Sie etwa bei Erfolgsmeldungen das Verdienst Ihrer Mitarbeiter und Ihre Qualität als Arbeitgeber herausstellen.
  • Wenn Sie Verstärkung mit ganz spezifischem Profil suchen, kann es sich auch lohnen, Mitarbeiter einzubinden und für gute Empfehlungen Prämien zu vergeben.
  • Denken Sie daran: Gefragte Fachkräfte können sich ihren Arbeitgeber heute aussuchen. Gestalten Sie deshalb den Bewerbungsprozess so, dass sich jeder Kandidat wertgeschätzt fühlt (zum Beispiel durch schnelle Rückmeldungen, einen freundlichen Empfang und eine zuvorkommende Behandlung von Nachfragen). Wir geben Ihnen Tipps, was beim Tema Datenschutz im Bewerbungsverfahren zu beachten ist.
  • Zu einem erfolgreichen Arbeitgebermarketing gehört auch, die Beschäftigten langfristig ans Unternehmen zu binden. Denken Sie bei allen Investitionen in Ihre Attraktivität als Arbeitgeber auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bereits bei Ihnen beschäftigt sind. Investitionen in Weiterbildung, Betriebliches Gesundheitsmanagement, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Chancengleichheit von Frauen und Männern und in das Potenzial älterer Arbeitnehmer können sehr lohnend sein. Die IHK bietet Ihnen zu diesen Bereichen weitere Informationen.

Hilfreiche Links und Infos

Standortwerbung fürs Personalmarketing

Regionale Standortwerbung zum Mitmachen ermöglicht das Angebot der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH #SoistS. Unternehmen können dort zum Beispiel Fotos posten oder von ihrer Karriereseite aus verlinken, um ein Bild von der möglichen neuen Arbeitsumgebung zu geben.

Leitfäden und Broschüren

Vereinbarkeit von Beruf und Pflege

Immer mehr Beschäftigte müssen Beruf und Pflege kranker Angehöriger miteinander vereinbaren. Was können Unternehmen tun, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darin unterstützen wollen? Auf dieser Seite finden Sie eine erste Übersicht, wichtige Kontaktadressen, Informationsmaterialien und weiterführende Links.
In Baden-Württemberg leben rund 540.000 Pflegebedürftige im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (Stand: 2021). Die Zahl hat sich zwischen 2001 und 2021 mehr als verdoppelt – Tendenz weiter steigend. Mehr als die Hälfte der pflegebedürftigen Menschen wird zu Hause ausschließlich von Angehörigen betreut, von denen rund die Hälfte gleichzeitig erwerbstätig ist. Rund 60 Prozent der pflegenden Erwerbstätigen sind Frauen.
(Quelle: Statistisches Landesamt, Gesellschaftsmonitoring 2023)

Erste Schritte

Falls ein/e Beschäftigte/r von einem Pflegefall betroffen ist, prüfen Sie
  • welche Maßnahmen bereits eingeleitet wurden
  • welche Herausforderungen für den Beschäftigten entstehen
  • wie die zeitliche Belastung aussieht
  • ob und inwieweit die Arbeitszeit reduziert werden soll
  • welche Auswirkungen auf das Team zu erwarten sind
  • ob die Arbeitsprozesse im Team entsprechend geändert/umverteilt werden können
Sind diese ersten Fragen geklärt, geht es daran, die für den/die Betroffene/n individuell passenden Maßnahmen festzulegen.

Maßnahmen für den Arbeitgeber (Übersicht)

Arbeitszeit und -organisation

  • Flexible Arbeitszeiten, Teilzeit, komprimierte Arbeitszeit (z. B. Vollzeit in vier statt in fünf Tagen)
  • Einzelmaßnahmen wie individuell vereinbarter späterer Arbeitsbeginn, individuell vereinbarte Ausgestaltung der Arbeitswoche (insbesondere bei Teilzeit), längere Mittagspause, vermehrte (Kurz-)Pausen im Verlauf des Arbeitstages, lange Planungshorizonte bei Dienstplangestaltung etc.
  • Kurzfristig gewährte Freistellung/Sonderurlaub (auch über den gesetzlichen Anspruch hinaus)
  • Alternierende Heim- und Telearbeit
  • Rücksichtnahme bei Urlaubsplanung, Überstunden, Geschäftsreisen
  • Teamarbeit (Arbeitsteilung im Team, Vertretungsregelungen)
  • Arbeitsplatzausstattung (Zugang zu Telefon, PC, Intra-/Internet auch in Bereichen, in denen das nicht wie bei Büroberufen Standard ist, z. B. in der Produktion)
Beschäftigte haben Anspruch auf verschiedenen Freistellungsmöglichkeiten nach dem Pflegezeitgesetz bzw. Familienpflegezeitgesetz. Diese gehen von einer kurzzeitigen vollständigen Freistellung bei plötzlich auftretender Pflegesituation bis hin zu längeren teilweisen Freistellungen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflege von Familienangehörigen.

Kommunikation und Personalentwicklung

  • Interne Kommunikation des Themas Beruf & Pflege (Intranet, Schwarzes Brett, Gesundheitstage), Bekanntmachen der vorhanden Maßnahmen, Bereitstellen von Informationsmaterial
  • Akzeptanz und Anerkennung der Pflegeleistung, Sensibilisierung der Belegschaft (Engagement der Geschäftsführung)
  • Interner Ansprechpartner für das Thema Beruf & Pflege, Pflegelotse
  • Trainings für Führungskräfte
  • Einbinden der Führungskräfte in die Maßnahmenkonzeption
  • Mitarbeitergespräche (Fragen zur Pflegesituation verbindlich integrieren)
  • Abstimmung bei Fort- und Weiterbildungen
  • Kontakthalten und Know-how Erhalt bei Freistellungen

Entgeltbestandteile und geldwerte Leistungen

  • Zuschuss für haushaltsnahe Dienstleistungen
  • Umwandlung von Sonderzahlungen (z. B. Weihnachtsgeld) in Freizeit

Service für die pflegenden Beschäftigten

  • Seminare, Schulungen, psychosoziale Beratung
  • Notfallmanagement, Unterstützung bei der Organisation von Pflege wie Beratung zum Pflegearrangement, Vermittlung externer Dienstleister
  • Freiwilligen-Pool aus ehemaligen Betriebsangehörigen als Betreuungsdienst
  • Belegplätze für eine Kurzzeitpflege

Pflegeberatung Kontaktadressen

Pflegestützpunkte

In den Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs bieten die Pflegestützpunkte (Kooperation der Landesverbände der Krankenkassen, der Ersatzkassen sowie der Kommunalen Landesverbände) Hilfe an: Ihre Aufgabe ist es, Pflegebedürftige und deren Angehörige neutral, unabhängig und kostenlos zu beraten und zum Beispiel bei der Antragstellung zu unterstützen. Auch Unternehmen können sich an die Pflegestützpunkte wenden. In der Region Stuttgart befinden sich Pflegestützpunkte in Stuttgart, Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und Waiblingen. Weitere Informationen sowie die Kontaktadressen unter www.bw-pflegestuetzpunkt.de.
Eine Übersicht über die Pflegestützpunkte in Stuttgart finden Sie auf der Website der Landeshauptstadt. Dort gibt es auch die Broschüre „22 Fragen zum Thema Pflege“ (pdf)

Pflegeberatung der Pflegekassen/-versicherungen

Seit 2009 gibt es den gesetzlichen Anspruch auf Pflegeberatung. Die Beratung erfolgt durch Pflegeberaterinnen und Pflegeberater bei den Pflegekassen/-versicherungen. Wenden Sie sich an die Pflegekasse des Pflegebedürftigen. Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen sind automatisch Mitglied der Pflegekasse ihrer Krankenkasse. Privat Krankenversicherte müssen eine Pflegeversicherung mit ihrer Krankenversicherung abschließen. Den gesetzlichen Anspruch auf Pflegeberatung für alle privat Versicherten und ihre Angehörigen stellt die compass private pflegeberatung GmbH sicher: www.compass-pflegeberatung.de

Service-Telefon des Bundesfamilienministeriums

Das Servicetelefon „Wege zur Pflege“ ist montags bis donnerstags von 9 Uhr bis 18 Uhr unter 030 201 791 31 zu erreichen. Informationen zu rechtlichen Regelungen und gesetzlichen Ansprüchen, zur staatlichen Unterstützung und zur Familienpflegezeit finden Sie zudem im Internet auf dem Informationsportal www.wege-zur-pflege.de.

Internetangebote und Publikationen

Diese Seite wird laufend aktualisiert bzw. erweitert. Wenn Sie Angebote kennen, die hier ebenfalls aufgeführt sein sollten, können Sie sich gerne an uns wenden.

CSR im Supply Chain Management

Mit zunehmender Internationalisierung der Unternehmen, gerade auch kleiner und mittelständischer, rückt auch die internationale Komponente von Corporate Social Responsiblity (CSR) in den Vordergrund. Betriebe, die CSR in ihre Lieferkette integrieren, versuchen nicht nur, selbst gesellschaftliche Verantwortung zu zeigen. Sie achten darüber hinaus darauf, dass auch ihre Lieferanten ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden. Welche Möglichkeiten haben Unternehmen bei der verantwortungsbewussten Gestaltung ihrer Lieferkette?

Nachhaltiges Lieferantenmanagement

Ein nachhaltiges Lieferantenmanagement beinhaltet Themen wie Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltstandards und Korruptionsbekämpfung. Eine besondere Herausforderung ist es für Unternehmen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern produzieren oder von dort importieren. Oft sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich Arbeitsbedingungen, Sozialstandards und Umweltbestimmungen in diesen Ländern niedriger als in Industrieländern.

Gestaltung einer nachhaltigen Lieferkette

Unternehmen, die im Ausland produzieren oder aus dem Ausland importieren, können in die Vertragsbedingungen mit ihren Zulieferern Umweltstandards, Arbeitsnormen (etwa ein Mindestalter und bezahlten Urlaub) sowie Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften (etwa Mutterschutz und ärztliche Versorgung bei Betriebsunfällen) aufnehmen. Als Orientierungshilfe können beispielsweise die Leitsätze der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für multinationale Unternehmen dienen oder die internationalen Arbeits- und Sozialstandards der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen.
Viele Unternehmen verfügen über einen Verhaltenskodex („Code of Conduct“), der die Werte des Unternehmens und erwünschte Verhaltensweisen festhält. Ein solcher Kodex bietet die Möglichkeit, die Hauptlieferanten in die bestehenden Verhaltensrichtlinien miteinzubeziehen.
Um solche Maßnahmen erfolgreich umsetzen zu können, ist ein lebendiger Austausch mit den Lieferanten wichtig. Dafür kann es hilfreich sein, im Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbeauftragten für das Lieferantenmanagement zu ernennen, der die Aktivitäten zur Gestaltung einer nachhaltigen Lieferkette koordiniert. Er kann auch die Zulieferer bei der Umsetzung der geforderten Mindeststandards unterstützen. Auch sollten die Mitarbeiter im Einkauf stets über die Sozial- und Umweltanforderungen ihres Unternehmens und etwaige Mitgliedschaften in entsprechenden Initiativen unterrichtet sein. Wichtig ist auch, sie im Umgang mit den Lieferanten für die Wahrnehmung potenziell problematischer Arbeitsbedingungen und Praktiken zu sensibilisieren.
Darüber hinaus können sich Unternehmen bei der Auswahl von Zulieferer über die Korruptionsgefahr im jeweiligen Land informieren. Beispielsweise informiert der Corruption Perception Index (CPI) von Transparency International über die Korruption im öffentlichen Sektor der einzelnen Staaten.

Unternehmensübergreifende Initiativen

Über Maßnahmen im eigenen Betrieb hinaus bieten verschiedene Wirtschaftsinitiativen Unternehmen die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und das eigene Engagement öffentlich und transparent zu machen, teilweise mithilfe eines Monitoring-Systems. Beispielsweise verpflichten sich die Mitgliedsunternehmen der vom europäischen Einzelhandel gegründeten Business Social Compliance Initiative (BSCI), soziale Mindeststandards und grundlegende Umweltmaßnahmen in die Geschäftsbedingungen mit ihren Lieferanten aufzunehmen. Auf internationaler Ebene können Unternehmen dem UN Global Compact beitreten. Die Initiative der Vereinten Nationen setzt sich für eine nachhaltige Entwicklung und Unternehmensführung ein. Die Mitgliedsunternehmen des UN Global Compact verpflichten sich, ihre Unternehmensaktivitäten an zehn allgemein anerkannte Prinzipien aus den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung auszurichten. Mehr Informationen zu den genannten Initiativen finden Sie unter den externen Links rechts neben dem Text.
Ein nachhaltiges Lieferantenmanagement einzuführen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Ganz gleich, welchen Ansatz Unternehmen dabei wählen, gilt daher: Supply Chain Management ist ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenspolitik, der die Unterstützung der Führungsebene erfordert.

Corporate Social Responsibility (CSR)

Innenstadtlogistik mit Zukunft

Maßnahmen für funktionierenden Wirtschaftsverkehr in der Stadt Stuttgart
Als Wirtschaftsverkehr werden alle gewerblich motivierten Verkehrsbewegungen betrachtet – in Stuttgart haben diese Fahrten einen Anteil von 25 bis 30 Prozent am Gesamtverkehr, wobei die Fahrten der Arbeitnehmer zu und von Ihrem Arbeitsplatz nicht eingerechnet sind. Im Rahmen des Wirtschaftsverkehrs werden die Handelsunternehmen, Dienstleister und die gewerblichen Betriebe mit Gütern und Dienstleistungen versorgt und der Versand von Produkten zu den Abnehmern sichergestellt. Auch der gewerbliche Personenverkehr ist Teil des Wirtschaftsverkehrs, wie auch die wichtige Aufgabe, die die Entsorgungswirtschaft zum Funktionieren der Stadt beiträgt. Er umfasst also die gewerblichen Güter- und Personenströme in die Stadt hinein und aus der Stadt hinaus.
Stuttgart hat im Verhältnis zu seiner Fläche und seiner Einwohnerzahl überproportional viel Verkehr zu bewältigen. Das Stuttgarter Stadtgebiet entspricht 0,06 Prozent der Fläche Deutschlands. Hier werden jedoch rund 1,3 Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet und etwa 0,4 Prozent des bundesweiten Güterverkehrsaufkommens abgewickelt. Die Folgen dieses Ungleichgewichtes können tagtäglich auf den Straßen der Landeshauptstadt erlebt werden.
Für den innerstädtischen Wirtschaftsverkehr gibt es viele zu erschließende Optimierungspotenziale. Seitens der Kommunalpolitik und der städtischen Verwaltung spielt das Thema Wirtschaftsverkehr aber nicht die Rolle, die ihm aufgrund seiner Bedeutung für die Unternehmen und Bürger in der Landeshauptstadt zusteht. Um hier gegenzusteuern und Wege und Möglichkeiten hin zu Verbesserungen aufzuzeigen, hat die IHK bei der PTV Group eine Studie in Auftrag gegeben.
Im Ergebnis wird in drei Aktionsplänen und zusätzlichen Einzelmaßnahmen beschrieben, wie die betroffenen Unternehmen gemeinsam mit der Kommunalpolitik und der Verwaltung der Stadt kurz- und mittelfristig an konkreten und umsetzbaren Optimierungen arbeiten können. Profitieren werden die Unternehmen durch effizientere Abläufe, bessere Informationsgrundlagen und angepassten Regelungen. Für die Bürger der Landeshauptstadt bedeutet ein optimierter Wirtschaftsverkehr eine verlässlichere Güterversorgung und weniger Konflikte im ruhenden und fließenden Verkehr.
Für tiefere Einblicke in die sich anbietenden Verbesserungen laden Sie die Studie “Innenstadtlogistik mit Zukunft” herunter.
Eng verknüpft mit der Feinverteilung von Gütern im innenstädtischen Bereich auf der sogenannten Letzten Meile ist der Ensatz von Lastenrädern. In diesem Kontext hat die IHK eine verteifende Kurzstudie zu den “Räumlichen Wechselwirkungen von Innenstadtlogistikkonzepten am Beispiel des Einsatzes von Lastenrädern in der Paketzustellung” erstellen lassen.
Stand: April 2021

Landesverkehrspolitik auf dem Prüfstand

Die aktuelle Verkehrsumfrage der IHK Region Stuttgart lässt aufgrund der vergleichsweise guten Rücklaufquote von knapp elf Prozent belastbare Rückschlüsse auf die Meinung der Unternehmen zu. Befragt wurden die Unternehmen zu folgenden Themen:
  • Allgemeine Maut auf allen Bundesfernstraßen
  • City-Maut
  • Spreizung der Lkw-Maut nach Tageszeit
  • Verkehrspolitische Zielsetzung der Landesregierung, primär Straßeninfrastruktur zu Erhalten anstatt Aus- und Neubau voranzutreiben
  • Beurteilung des Erhaltungszustandes von Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen
  • Umsetzung von Maßnahmen im Kontext „Grüne Logistik“
  • Verlagerungspotenziale bei Transporten weg von der Straße und hin zu Bahn und Binnenschiff
  • Welche Akteure haben welchen Einfluss auf die Anzahl der Transporte
Die Ergebnisse haben wir für Sie in der Broschüre aufgearbeitet, die Sie in der nebenstehenden Rubrik 'Downloads' vorfinden. Gedruckte Exemplare können Sie kostenfrei über Herrn Götz Bopp oder den IHK-Publikationsshop beziehen.

Fördern mit dem Deutschlandstipendium

In die Bildung investieren, junge Talente fördern, den Fachkräftenachwuchs sichern – dies alles sind Ziele, bei denen sich mitmachen lohnt.
MIt dem Deutschlandstipendium ist das ganz einfach. Jeder kann seinen persönlichen Beitrag dazu leisten. Ob Wirtschaftsunternehmen, Stiftung oder Alumni: Mit 150 Euro monatlich können private Förderer sich für die Ausbildung von Topkräften in Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und allen anderen Bereichen engagieren, für die ein Hochschulstudium qualifiziert.
Es fördert mit 300 Euro monatlich Studierende wie Studienanfänger an deutschen Hochschulen. „Aus halbe-halbe machen wir ganze Chancen“, heißt dabei die Devise. Soll heißen: Für jede 150 Euro, die von einem privaten Stifter kommen, gibt der Bund 150 Euro dazu.
Mittelfristig sollen so bis zu acht Prozent aller Studierenden (circa 160.000) an deutschen Hochschulen vom Deutschlandstipendium profitieren. Das Deutschlandstipendium ist damit Teil der Bildungsstrategie von Bundesministerin Annette Schavan. Unternehmen bietet es neben der gezielten Fachkräfteförderung die Chance, ihre Kontakte zu den Hochschulen zu intensivieren. Und so funktioniert es:

Ansprechpartner

Ansprechpartner für interessierte Förderer sind die Hochschulen. Wer teilnehmen möchte, wendet sich also direkt an die Hochschule seiner Wahl und klärt mit dieser das weitere Prozedere, ob und wie die Hochschule am Stipendienprogramm teilnimmt und welche Schritte einzuhalten sind.
Noch nicht alle Hochschulen in der Region Stuttgart haben hierzu Informationen und Ansprechpartner im Internet. Eine erste Übersicht, die zeitnah vervollständigt wird, finden Sie am Ende des Artikels.

Auswahlverfahren

Die Verantwortung für die Auswahl der Stipendiaten liegt bei den Hochschulen.
Eine Verknüpfung der Mittelzuwendung mit einer unmittelbaren Gegenleistung des Stipendiaten an den Förderer ist nicht möglich. Förderer haben aber grundsätzlich ein Mitspracherecht bei der allgemeinen Mittelverwendung. Sie können ihre Mittel zum Beispiel gezielt für eine Fachrichtung oder für Studiengänge ihrer Wahl einsetzen. Auch können sich die Förderer gegebenenfalls beratend am Auswahlverfahren beteiligen.
Die Bestimmungen dazu werden im Einzelnen von den Hochschulen festgelegt und bekannt gemacht. Was auf der einen Seite nachteilig erscheinen mag, wird zugleich vom Finanzamt belohnt: Die fehlende Verknüpfung von Mittelvergabe und Gegenleistung sorgt dafür, dass die zur Verfügung gestellten Gelder als Ausgaben für steuerbegünstigte Zwecke (Spenden) steuerlich abzugsfähig sind.

Förderdauer

Vorgesehener Mindestförderzeitraum für den Stipendiaten sind zwei Semester. Im Anschluss prüft die Hochschule, ob die Förderkriterien noch erfüllt sind. Stehen die anteiligen privaten Fördermittel in der erforderlichen Höhe weiter zur Verfügung, wird die Förderung für einen weiteren Studienabschnitt gewährt, gegebenenfalls bis zum Ende der Regelstudienzeit. Längerfristige Förderzusagen geben Planungssicherheit und sind damit willkommen. Aber auch kleinere Spenden unterschiedlicher Mittelgeber können helfen, indem sie von den Hochschulen zu einem Deutschlandstipendium zusammen gefasst werden.
Weitere ausführliche Informationen finden Sie auf der offiziellen Seite zum Deutschlandstipendium im Internetangebot des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie in das gemeinsam vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft getragene "Servicezentrum Deutschlandstipendium" und der Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung.

Informationen und Ansprechpartner zum Deutschlandstipendium an den Hochschulen in der Region Stuttgart

Hinweis: Diese Übersicht wird regelmäßig aktualisiert. Hierbei kann ein Zeitversatz auftreten. Hinweise zu neuen Internetseiten der Hochschulen richten Sie gerne an Ihren Ansprechpartner in der Servicespalte.

Scheinselbstständigkeit

Die Abgrenzung zwischen Arbeitnehmern und Selbständigen ist oft schwierig. Sie hat aber weitreichende Folgen für die vertraglichen Beziehungen. Die Pflicht zur Entrichtung von Sozialversicherungsbeiträgen (Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung) besteht nur bei Arbeitnehmern. Auch die arbeitsrechtlichen Schutzvorschriften (Kündigungsschutz, Entgeltfortzahlung etc.) müssen gegenüber Selbständigen Auftragnehmern nicht beachtet werden. Erfolgt versehentlich eine unzutreffende Einordnung als Selbständiger, hat dies für den Auftraggeber hohe Nachzahlungen von Sozialversicherungsbeiträgen und eventuell auch Bußgelder zur Folge.

1. Begriffe

1.1 Scheinselbstständigkeit
Tritt jemand als Selbständiger auf, obwohl er tatsächlich wie ein abhängig Beschäftigter arbeitet, spricht man von Scheinselbstständigkeit.
Der Begriff der Scheinselbstständigkeit wird im Sozialversicherungsrecht und im Steuerrecht an unterschiedliche Voraussetzungen geknüpft. Im Folgenden wird nur die Scheinselbstständigkeit aus sozialversicherungsrechtlicher Sicht dargestellt.
1.2 Arbeitnehmerähnliche Selbständige
Arbeitnehmerähnliche Selbständige sind zwar „richtige” Selbständige und nicht scheinselbstständig, dennoch sind sie rentenversicherungspflichtig in der gesetzlichen Rentenversicherung. In den übrigen Zweigen der Sozialversicherung sind sie versicherungsfrei.
Arbeitnehmerähnliche Selbständigkeit liegt dann vor, wenn die Person zwar nach obiger, allgemeiner Definition selbständig tätig ist, aber
1. keinen versicherungspflichtigen Arbeitnehmer beschäftigt, der mehr als 450 Euro monatlich verdient
  • keine Rentenversicherungspflicht besteht, wenn bei Beschäftigung von mehreren geringfügig Beschäftigten insgesamt die Geringfügigkeitsgrenze von 450 Euro überschritten wird
  • maßgeblich ist die tatsächliche Beschäftigung, nicht die Berechtigung zur Einstellung
  • auch Auszubildende werden eingerechnet
und
2. auf Dauer und im Wesentlichen nur für einen Auftraggeber tätig ist.
  • Das Merkmal gilt als erfüllt, wenn der Selbständige wenigstens 5/6 seiner gesamten Einkünfte aus einer Tätigkeit erzielt.
  • Eine Tätigkeit in nur unbedeutendem Umfang für einen/mehrere andere Auftraggeber ist unerheblich.
Der arbeitnehmerähnliche Selbständige muss sich innerhalb von drei Monaten nach Aufnahme der selbständigen Tätigkeit beim zuständigen Rentenversicherungsträger melden.
Von der Rentenversicherungspflicht gibt es in folgenden Fällen Befreiungsmöglichkeiten, aber nur auf Antrag:
1. Existenzgründer werden die ersten drei Jahre nach Aufnahme der Tätigkeit auf Antrag befreit. Dies gilt auch bei der Aufnahme einer zweiten selbständigen Tätigkeit („zweiter Versuch”) für nochmals drei Jahre, wenn nicht die erste Tätigkeit lediglich umbenannt wird oder der Geschäftszweck nicht wesentlich verändert worden ist.
2. Liegen die Voraussetzungen für die arbeitnehmerähnliche Selbständigkeit erstmals vor, wenn die Person bereits 58 Jahre oder älter ist, ist sie auf Antrag von der Versicherungspflicht befreit. Hier wird angenommen, dass bereits eine anderweitige Vorsorge getroffen worden ist.
Die Befreiung tritt auf Antrag ein. Das Formular (V050) finden Sie auf der Internetseite der Deutschen Rentenversicherung.
Wird der Antrag in den ersten drei Monaten nach Eintritt der Versicherungspflicht gestellt, wirkt die erteilte Befreiung von Beginn an. Bei einer späteren Antragstellung tritt die Befreiung mit Eingang der Antrages beim Rentenversicherungsträger ein.
1.3 Sonderfall: Handelsvertreter
Handelsvertreter ist gemäß § 84 HGB, wer als Selbständiger Gewerbetreibender ständig damit betraut ist, für einen anderen Unternehmer Geschäfte zu vermitteln oder in dessen Namen abzuschließen. Der Handelsvertreter ist selbständig, wenn er im Wesentlichen seine Tätigkeit frei gestalten und seine Arbeitszeit bestimmen kann.

2. Anhaltspunkte für eine Scheinselbstständigkeit

Die Beurteilung, ob eine Person abhängig oder selbständig beschäftigt wird, erfolgt nach dem Sozialgesetzbuch und der hierzu ergangenen Rechtsprechung. Sie richtet sich nach den tatsächlichen Gegebenheiten. Ob eine Person im Vertrag als „Angestellter” oder als „freier Mitarbeiter”, „Auftragnehmer” o. ä. bezeichnet wird, ist für die Einordnung des Vertrages unerheblich.
Die abhängige Beschäftigung unterscheidet sich von der selbständigen Tätigkeit insbesondere in folgenden Bereichen:
  • Grad der persönlichen Abhängigkeit: Weisungsgebundenheit, Eingliederung in die Arbeitsorganisation des Auftraggebers, Art und Organisation der Tätigkeit
  • Tätigwerden in eigener Person, ohne Einsatz von Mitarbeitern. Dabei werden Beschäftigungsverhältnisse auf 400-Euro-Basis nicht berücksichtigt.
  • Die Tätigkeit wurde beim Auftraggeber zuvor als Arbeitnehmer durchgeführt. Hier stand die Person zunächst in einem Arbeitsverhältnis und wurde dann durch eine Vertragsänderung zum „Selbständigen” erklärt, ohne dass sich die Tätigkeit, die er verrichtete, wesentlich geändert hat.
  • Unternehmerische Entscheidungsfreiheit, unternehmerisches Risiko, unternehmerische Chancen:
    Leistung im eigenen Namen und auf eigene Rechnung
    eigenständige Entscheidung z. B. über Einkaufs- und Verkaufspreise, Warenbezug, Einstellung von Personal, Einsatz von Kapital, Art und Umfang von Werbemaßnahmen für das eigene Unternehmen (wie eigener Briefkopf, Visitenkarten, Homepage)
  • Die Möglichkeit, Aufträge abzulehnen.
Zum Problem der Scheinselbstständigkeit bei Kraftfahrern vgl. außerdem Selbständige Kraftfahrer.

3. Statusfeststellung durch die Deutsche Rentenversicherung

Die Entscheidung, ob eine Person selbständig oder abhängig beschäftigt ist, trifft zunächst die Krankenkasse als Einzugsstelle für die Sozialversicherungsbeiträge. Weiter entscheidet der Rentenversicherungsträger im Rahmen der Betriebsprüfungen. Streitigkeiten hierüber werden nach durchgeführtem Widerspruchsverfahren vor den Sozialgerichten ausgetragen.
Die Deutsche Rentenversicherung Bund hat eine Clearingstelle eingerichtet, bei der sozialversicherungsrechtliche Statusfragen geklärt werden können. Bestehen Zweifel, ob ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis vorliegt oder nicht, kann ein Statusfeststellungsverfahren beantragt werden. Der Antrag kann sowohl vom Auftraggeber/Arbeitgeber als auch vom Auftragnehmer/Arbeitnehmer gestellt werden. Die Beteiligten müssen sich in der Beurteilung nicht einig sein. Wird der Antrag nur von einem Beteiligten gestellt, wird der andere Beteiligte von Amts wegen in das Verfahren miteinbezogen.
Das Antragsformular kann unter www.deutsche-rentenversicherung.de heruntergeladen werden.
Kontaktdaten der Clearingstelle:
Deutsche Rentenversicherung Bund
Clearingstelle für sozialversicherungsrechtliche Statusfragen
10704 Berlin
Service-Telefon: 0800 10004800
In zwei Fällen wird das Statusfeststellungsverfahren von Amts wegen ohne gesonderten Antrag durchgeführt:
  1. Meldung eines Ehegatten/Lebenspartners
  2. Meldung eines geschäftsführenden Gesellschafters eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
Hier sendet die DRV automatisch die Feststellungsbögen zu.
Das Verfahren wird durch einen Bescheid abgeschlossen, der für die Beteiligten bindend ist.
Seit 01.01.2005 ist auch die Bundesagentur für Arbeit an die Feststellung der Sozialversicherungspflicht gebunden. Dadurch wird sichergestellt, dass abgeführte Beiträge zur Arbeitslosenversicherung auch zu einer Absicherung führen. Ist also die Sozialversicherungspflicht festgestellt, kann die Bundesagentur für Arbeit nicht deshalb keine Zahlungen leisten, weil aus ihrer Sicht keine Sozialversicherungspflicht vorgelegen hat.
Wichtig: Über die Statusfrage entscheiden letztlich die Sozialgerichte. Eine Feststellung durch ein Arbeitsgericht, ob ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis vorliegt oder nicht, ist für den Sozialversicherungsträger nicht bindend. Dieser darf die Entscheidung eines Arbeitsgerichts nicht übernehmen, sondern muss selbst die Sozialversicherungspflicht überprüfen im Rahmen der Statusfeststellung.
Bestehen Zweifel über den Status, empfiehlt es sich, schon bei Arbeitsaufnahme ein Statusfeststellungsverfahren durchzuführen. So besteht Klarheit zwischen den Parteien und es wird vermieden, dass möglicherweise hohe Sozialversicherungsbeiträge nachgezahlt werden müssen.

4. Folgen der Scheinselbstständigkeit

Der Scheinselbstständige ist Arbeitnehmer und damit sozialversicherungspflichtig, sein Auftraggeber ist Arbeitgeber. Beide tragen die Sozialversicherungsbeiträge grundsätzlich je zur Hälfte.
Die Sozialversicherungspflicht gilt vom Beginn der Beschäftigung an. Der Auftraggeber ist verpflichtet, rückständige Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteile von Sozialversicherungsbeiträgen bis zu vier Jahre rückwirkend zu bezahlen. Außerdem kann unter Umständen zusätzlich ein Bußgeld gegen den Auftraggeber verhängt werden.
Ausnahme: Wenn innerhalb eines Monats nach Beginn der Beschäftigung ein Antrag auf Statusfeststellung gestellt wird, tritt die Sozialversicherungspflicht erst mit Bekanntgabe der Entscheidung ein, wenn der Scheinselbstständige
  • damit einverstanden ist und
  • er für den Zeitraum zwischen Aufnahme der Beschäftigung und der Entscheidung eine Absicherung gegen das finanzielle Risiko von Krankheit und zur Altersvorsorge vorgenommen hat, die der Art nach den Leistungen der gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung entspricht.
Wird die Sozialversicherungspflicht anderweitig (z. B. im Rahmen einer Betriebsprüfung) festgestellt, tritt die Sozialversicherungspflicht grundsätzlich rückwirkend mit dem Tag des Eintritts in das Beschäftigungsverhältnis ein.

5. Zusammenfassung

Ob ein Angestelltenverhältnis oder eine selbständige Tätigkeit vorliegt, ist im Einzelfall oft schwer zu entscheiden. Bestehen Zweifel über das Vorliegen einer selbständigen Tätigkeit, ist zur Vermeidung von hohen Nachzahlungen an Sozialversicherungsbeiträgen die frühestmögliche Durchführung des Statusfeststellungsverfahrens ratsam.