Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2025

Außenwirtschaftsbarometer Baden-Württemberg

Entwicklungen und Aussichten für Baden-Württemberg

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Die Exportaussichten haben sich zu Jahresbeginn verbessert, sind aber immer noch im negativen Bereich.
Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) wuchs die Weltwirtschaft im vergangenen Jahr moderat um 3,2 Prozent. Ganz im Gegensatz zu Deutschland. Hier war die Wirtschaftsleistung leicht rückläufig. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sank das preis-, saison-, und kalenderbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 Prozent. Für Baden-Württemberg schätzt das Statistische Landesamt auf Basis der letzten Quartalszahlen einen durchschnittlichen Rückgang des BIP um 2,7 Prozent. Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, insbesondere im Südwesten, scheint hinter der globalen Dynamik zurückzubleiben.
Die Gründe für die Diskrepanz zwischen globaler und nationaler Wirtschaftsentwicklung sind vielfältig. Strukturelle Probleme wie die kostspielige Dekarbonisierung, die schleppende Digitalisierung, eine veraltete Infrastruktur und eine lähmende Bürokratie belasten die heimische Wirtschaft erheblich. Zudem sehen sich die Unternehmen mit steigenden Arbeitskosten und hohen Energie- und Rohstoffpreisen konfrontiert, die ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Hinzu kommen externe Faktoren wie geopolitische Spannungen und protektionistische Tendenzen im internationalen Handel, die die Situation weiter verschärfen. All diese Herausforderungen, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben, werfen einen langen Schatten auf das Jahr 2025.
Die Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage, die zu Beginn des Jahres durchgeführt wurde, geben Aufschluss darüber, wie die Unternehmen die aktuelle und zukünftige Geschäftsentwicklung in Baden-Württemberg einschätzen:
Geschäftslage: Die Beurteilung der aktuellen Lage fällt verhalten aus. Zwar bewerten 29 Prozent der Umfrageteilnehmer die Geschäftssituation in den letzten vier Monaten als gut, aber auch 23 Prozent als schlecht. Aus dieser Verteilung ergibt sich ein positiver Saldo von sechs Punkten. Dieser liegt zwar im positiven Bereich, aber immer noch unter dem langjährigen Durchschnitt von 21 Punkten.
Geschäftserwartungen: Die Zukunftsaussichten der Unternehmen im Südwesten sind zu Beginn des neuen Jahres skeptisch. 29 Prozent der Befragten befürchten eine Verschlechterung der Geschäftslage in den kommenden zwölf Monaten. Demgegenüber rechnen 16 Prozent mit einer Verbesserung.
Geschäftsrisiken: Aus Sicht der baden-württembergischen Firmen stellt die schwache Inlandsnachfrage (65 Prozent der Nennungen) das größte Risiko für die Geschäftsentwicklung dar. Auch hohe Kosten belasten die Unternehmen. 57 Prozent sehen in steigenden Arbeitskosten und 54 Prozent in hohen Energie- und Rohstoffpreisen ein großes Risiko. Externe Faktoren rangieren in der Risikoeinschätzung weiter hinten. 32 Prozent befürchten geopolitische Konflikte und 26 Prozent einen Rückgang der internationalen Nachfrage.
Exporterwartungen: Die Stimmung unter den auslandsaktiven Firmen ist gemischt. Knapp ein Viertel (24 Prozent) hat positive Exporterwartungen, während ein weiteres Viertel (25 Prozent) eher pessimistisch ist. Der Frühindikator liegt bei minus einem Punkt und signalisiert die Unsicherheit hinsichtlich des zukünftigen Auslandsgeschäfts.
Fazit: Die IHK-Konjunkturindikatoren zeigen eine reservierte Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage, Skepsis hinsichtlich der wirtschaftlichen Zukunft und Unsicherheiten im internationalen Handel. Insgesamt sind die Aussichten für das laufende Jahr daher wenig vielversprechend.
Nur durch gezielte Unterstützung kann den Unternehmen geholfen werden. Dazu gehören Investitionen in Digitalisierung und Infrastruktur zur Effizienzsteigerung, der Abbau bürokratischer Hürden zur Belebung des Marktes, die Förderung von Forschung und Entwicklung zur Schaffung neuer Geschäftsmöglichkeiten und nicht zuletzt die Stärkung der internationalen Handelsbeziehungen, um den Zugang zu Märkten zu erleichtern.

Erwartungen der exportierenden Südwestindustrie

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Die Indikatoren zeigen per Saldo leichte Verbesserungen, die außenwirtschaftliche Gesamtsituation bleibt aber nach wie vor negativ.
Der Außenhandel ist ein wesentlicher Bestandteil der baden-württembergischen Wirtschaft. Das Land ist bekannt für seine exportstarken Industrieunternehmen. Laut der IHK-Konjunkturumfrage sind 82 Prozent der befragten Betriebe im Export tätig. Allerdings befindet sich das Auslandsgeschäft seit einiger Zeit in einer Schwächephase. Die aktuellen Einschätzungen lassen keine Veränderungen erkennen. Auch wenn sich die Indikatoren gegenüber der Herbstumfrage leicht aufgehellt haben, bleibt die Lage angespannt.
Exportumsatz: Die Einnahmen aus dem internationalen Geschäft unterlagen seit Anfang 2022 einem anhaltenden Abwärtstrend. Die Talfahrt scheint nun vorerst gestoppt zu sein. Der Saldenwert aus positiven und negativen Rückmeldungen bleibt aber immer noch negativ (minus 31 Punkte), denn bei 51 Prozent der Unternehmen sind die Exportumsätze in den letzten vier Monaten gesunken und lediglich bei einem Fünftel (20 Prozent) sind diese gestiegen.
Ausländische Auftragseingänge: Die Auftragseingänge der Südwestbetriebe entwickeln sich verhalten. Über ein Drittel (35 Prozent) der Befragten berichtet von rückläufigen Bestellungen aus dem Ausland, und nur 14 Prozent verzeichnen Zuwächse. Der Saldo steigt von rund minus 29 Punkten auf minus 21 Punkte und deutet auf eine weiterhin gedämpfte Auslandsnachfrage hin.
Exporterwartungen: Die Einschätzungen zum Exportgeschäft haben sich im Vergleich zur letzten Umfrage kaum verändert. Mit einem Saldo von rund minus sechs Prozentpunkten überwiegen erneut die Pessimisten gegenüber den Optimisten. Von den Industrieunternehmen erwarten 30 Prozent eine Verschlechterung der Exportsituation. Im Gegensatz dazu rechnet knapp ein Viertel (24 Prozent) mit einem zunehmendem Exportvolumen. Die Mehrheit (46 Prozent) positioniert sich jedoch im Mittelfeld und vermutet keine großen Veränderungen in den kommenden zwölf Monaten.

Erwartungen der exportierenden Südwestindustrie: Blick in die Teilbranchen

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Positive Exporterwartungen dominieren in der Elektronik-, Pharma-, Chemie- sowie Gummi- und Kunststoffindustrie.
Die industrielle Rezession war im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg deutlich zu spüren. Viele Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes meldeten Rückgänge bei Produktion, Auftragseingänge und Umsatz. Das Auslandsgeschäft war ebenso betroffen wie das Inlandsgeschäft.
Für das laufende Jahr zeichnet sich keine Besserung ab. Die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage zeigt, dass 31 Prozent der Industrieunternehmen in den kommenden zwölf Monaten mit schlechten Geschäften rechnen. Nur 17 Prozent hoffen auf eine bessere Entwicklung. Auch die Erwartungen an das Exportgeschäft sind überwiegend negativ. Besonders pessimistisch sind die Metallerzeuger und -bearbeiter sowie die Betriebe des Maschinenbaus, allen voran die Werkzeugmaschinenhersteller. Die Unternehmen stehen unter hohem internationalen Wettbewerbsdruck, da die asiatische Konkurrenz kostengünstiger produziert.
Im Fahrzeugbau überwiegen die negativen Exporterwartungen die positiven. Dies war zuletzt im Herbst 2022 der Fall, als sich die Energiekrise zuspitzte und die Preise in die Höhe schossen.
Besonders optimistisch blicken die Unternehmen der Elektrotechnik in die Zukunft. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg verzeichneten sie zum Jahresende ein Plus bei den ausländischen Auftragseingängen. Auch in der Gummi- und Kunststoffindustrie überwiegen die positiven Einschätzungen. Die stark exportorientierte Pharma- und Chemieindustrie bleibt ebenfalls optimistisch. Zu beobachten ist jedoch, dass die Zuversicht in dieser Branche nachlässt.

Erwartungen der exportierenden Südwestindustrie nach Weltregionen

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Positive Exporterwartungen der Südwestbetriebe außerhalb der Eurozone.
Nordamerika hat die besten Exportaussichten, allerdings hat der Optimismus seit 2024 leicht abgenommen. So erwarten aktuell 34 Prozent der Betriebe, dass ihre Exporte in den nächsten zwölf Monaten steigen werden, während 19 Prozent einen Rückgang befürchten. Anfang letzten Jahres lag das Verhältnis noch bei 40 zu 16 Prozent. Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen ist damit auf rund 15 Punkte gesunken. Gedämpft werden die Erwartungen durch den zunehmenden Protektionismus. In den Vereinigten Staaten wurde unter der Biden-Administration die US-Wirtschaft gestärkt, aber auch protektionistische Maßnahmen ergriffen. Der jetzige US-Präsident Donald Trump hat Europa bereits vor seinem Amtsantritt mit Strafzöllen gedroht.
Für Süd- und Mittelamerika hat sich die Stimmung der baden-württembergischen Exportwirtschaft deutlich verbessert. Der Saldo der Ausfuhrerwartungen liegt mit acht Punkten im positiven Bereich. Ein Viertel (25 Prozent) der Unternehmen rechnet mit steigenden und nur 17 Prozent mit sinkenden Exportmengen. Die Fortschritte beim EU-Mercosur-Abkommen dürften die Erwartungen beflügelt haben. Im vergangenen Dezember wurde eine politische Einigung erzielt. Mit dem Freihandelsabkommen sollen die Zölle zwischen Europa und Argentinien, Brasilien, Paraguay sowie Uruguay weitgehend abgeschafft werden. Dies würde den Marktzugang für Südwestbetriebe erleichtern und die Ausfuhren fördern.
In der Eurozone bleiben die Exporterwartungen eingetrübt. 32 Prozent der befragten Firmen gehen von sinkenden Exportzahlen aus, lediglich halb so viele (17 Prozent) vermuten das Gegenteil. Damit bleibt der Saldo mit minus 15 Punkten im negativen Bereich. Die wirtschaftliche Dynamik in Europa ist nach wie vor schwach. Die Lockerung der Geldpolitik im Januar dürfte die Konjunktur etwas beleben. Die Erholung braucht aber Zeit.
In Asien halten sich optimistische und pessimistische Antworten die Waage (0,5 Saldenpunkte). Dies zeigt eine gewisse Ambivalenz. Der asiatische Raum umfasst jedoch viele Volkwirtschaften. Die Exporte nach China sind beispielsweise rückläufig, während die Ausfuhren nach Indien zunehmen.

Auslandsinvestitionen der Südwestindustrie 2025: Verhaltene Investitionsdynamik

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Der Investitionsindikator und der Anteil der im Ausland investierenden Unternehmen sind nahezu unverändert.
In Baden-Württemberg zeigen sich die Industrieunternehmen bei ihren Auslandsinvestitionsentscheidungen für 2025 eher zurückhaltend. Der Anteil der Betriebe, die Investitionen im Ausland tätigen, bleibt nahezu unverändert und steigt nur geringfügig von 33,2 Prozent auf 33,9 Prozent. Auch bei der Festlegung der Investitionsbudgets agieren die Befragten überwiegend vorsichtig. Die meisten Südwestunternehmen scheinen sich auf die Aufrechterhaltung ihrer bestehenden Investitionen zu konzentrieren, denn 53 Prozent geben an, die Ausgaben konstant halten zu wollen. Dagegen beabsichtigen 34 Prozent ihr Budget zu erhöhen, während 13 Prozent sogar Kürzungen vorsehen.
In der Eurozone ist der Anteil der investierenden Betriebe mit 83 Prozent nach wie vor am höchsten. Allerdings zeigt sich gerade hier die Tendenz, die Investitionsausgaben eher unverändert zu lassen. Fast drei von fünf Firmen (58 Prozent) planen, ihre Investitionen im europäischen Raum auf gleichem Niveau zu belassen. Jeweils rund ein Fünftel der Befragten werden ihre Ausgaben steigern (20 Prozent) oder senken (22 Prozent).
Auf dem nordamerikanischen Kontinent ist ein durchweg positiver Investitionstrend zu beobachten. Hier will die Hälfte (51 Prozent) der Unternehmen ihre Investitionen erhöhen. Weitere 41 Prozent werden ihre Investitionsausgaben konstant halten und nur acht Prozent der Betriebe werden diese reduzieren. Insgesamt investieren fast sieben von zehn auslandsaktiven Industrieunternehmen (69 Prozent) in Nordamerika, was die Region zu einem attraktiven Investitionsstandort macht.
Auch im asiatisch-pazifischen Raum ist eine positive Entwicklung zu beobachten. Deutlich mehr Betriebe wollen ihre Investitionen ausweiten als zurückführen. So planen rund vier von zehn Befragten (41 Prozent) eine Erhöhung, während knapp jedes zehne Unternehmen (9 Prozent) eine Budgetkürzung vornehmen wird. Die verbleibenden 50 Prozent bleiben bei ihren bisherigem Ausgabenniveau. Der Anteil der Firmen, die in Asien investieren, liegt bei 62 Prozent.
In Süd- und Mittelamerika bleiben die Investitionstätigkeiten weitgehend unverändert. Der Großteil der Firmen (65 Prozent) plant, ihre Investitionen beizubehalten, 26 Prozent wollen das Budget aufstocken und neun Prozent senken. Insgesamt investieren 43 Prozent der international tätigen Betriebe in diese Region.

Außenhandelsstatistik BW: Jahresrückblick 2024

Statistisches Bundesamt: Das Handelsvolumen ist 2024 erneut gesunken. Seit zwei Jahren schon ist der baden-württembergische Außenhandel rückläufig. Allerdings fiel der Rückgang nicht so stark aus wie im Vorjahr. Die Exporte sanken um 3,8 Prozent (2023: minus 5,9 Prozent) und die Importe um 4,2 Prozent (2023: minus 13,1 Prozent). Da die Einfuhren stärker zurückgingen als die Ausfuhren, bleibt der Südwesten Nettoexporteur (Exportüberschuss: 22,5 Milliarden Euro).
Die Vereinigten Staaten halten unangefochten die Spitzenposition unter den Zielländern für Südwestexporte - und das nun schon seit mehr als einem Jahrzehnt.
Die Schweiz ist zum zweitwichtigsten Handelspartner aufgestiegen. Sowohl die Exporte als auch die Importe nahmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. Gehandelt werden vor allem pharmazeutische Erzeugnisse, Metalle (insbesondere Gold für industrielle Zwecke) und Maschinen.
Das Vereinigte Königreich ist ebenfalls in der Rangliste der Ausfuhrmärkte vorgerückt. Ein genauerer Blick auf die Produktgruppen zeigt, dass die Metallexporte enorm zugelegt haben.
Mit einem Exportumsatz von 241,1 Milliarden Euro bleibt Baden-Württemberg das exportstärkste Bundesland, dicht gefolgt von Bayern (226,3 Milliarden Euro).

Methodische Erläuterungen

IHK-Konjunkturberichte: Die IHKs in Baden-Württemberg befragen dreimal jährlich eine repräsentative Auswahl ihrer Mitgliedsunternehmen zur Wirtschaftslage und ihren Erwartungen. Dieses Außenwirtschaftsbarometer basiert auf der Konjunkturumfrage vom Januar 2025, an der sich 3.679 Südwestunternehmen aus allen Branchen, Größenklassen und Landesteilen beteiligt haben.
IHK-Konjunkturindikatoren: Sie werden als Salden der positiven und negativen Antworten ermittelt und können zwischen minus und plus 100 Punkten liegen. Die Differenz zeigt, inwieweit zuversichtliche oder kritische Prognosen überwiegen.

Broschüre als PDF-Download und Archiv

Das Außenwirtschaftsbarometer Baden-Württemberg fasst dreimal im Jahr die wichtigsten außenwirtschaftlichen Erkenntnisse aus der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage und der Außenwirtschaftsstatistik des Landes für Sie kompakt zusammen. Die Veröffentlichung erfolgt online, in gedruckter Form und als PDF-Download.