Baugewerbe, Frühsommer 2025

Kleiner Impuls

Die Bauwirtschaft in der Region Stuttgart hat ihre Abwärtsbewegung vorerst gestoppt. Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges und der Energiekrise im Jahr 2022 war insbesondere der private Wohnungsbau stark eingebrochen. Die drastisch gestiegenen Energiepreise verteuerten die Produktion von Baumaterialien erheblich. Gleichzeitig führte die Europäische Zentralbank zur Bekämpfung der hohen Inflation eine deutliche Anhebung des Leitzinses durch, was Baufinanzierungen erheblich verteuerte. Inzwischen sind die Zinsen für Wohnkredite wieder gesunken. Dennoch bleiben die Baukosten auf hohem Niveau, was die Nachfrage nach Neubauten weiterhin dämpft. Rund 47 Prozent der Bauunternehmen berichten nach wie vor von einer rückläufigen Entwicklung im privaten Wohnungsbau. Aufgrund der erschwerten Finanzierungsbedingungen sind die Preise für Eigenheime bundesweit um etwa zehn Prozent gesunken. Statt in Neubauten zu investieren, greifen viele Käufer vermehrt auf Bestandsimmobilien zurück – ein Trend, der die Bauproduktion weiter bremst. Lediglich rund 21 Prozent der Unternehmen melden eine gestiegene Bautätigkeit, während etwa 38 Prozent von einem Rückgang berichten.
Der Lageindikator im Baugewerbe der Region Stuttgart ist im Vergleich zum Jahresbeginn 2025 um rund sechs Punkte gestiegen. Etwa 24 Prozent der Bauunternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage weiterhin als gut. Der Anteil der Unternehmen, die von einer schlechten Lage berichten, ist hingegen um sechs Prozentpunkte auf 16 Prozent gesunken. Diese Veränderung spiegelt sich in einem entsprechenden Anstieg der Einschätzungen als „befriedigend“ wider.
Ein wesentlicher Impuls für diese Entwicklung kommt aus dem Straßen- und Tiefbau sowie dem gewerblichen Hochbau. Besonders der Straßenbau profitiert möglicherweise bereits von dem Investitionspaket der Bundesregierung, das eine verstärkte Förderung der Infrastruktur in den kommenden Jahren vorsieht. Rund 28 Prozent der Bauunternehmen erwarten eine steigende Bauproduktion in den nächsten zwölf Monaten – ein deutlicher Anstieg um 21 Prozentpunkte gegenüber der Umfrage zu Jahresbeginn.
Trotz dieser positiven Signale bleibt die Gesamtproduktion im Baugewerbe verhalten. Der Straßen- und Tiefbau macht nur einen vergleichsweise kleinen Teil des Gesamtvolumens aus. Solange der private Wohnungsbau nicht wieder an Fahrt gewinnt, bleibt ein umfassender Aufschwung wie in den 2010er Jahren unrealistisch. Sieben von zehn Bauunternehmen sehen die anhaltend geringe Nachfrage im Wohnbau als zentrales Geschäftsrisiko. An zweiter Stelle steht mit 67 Prozent der Nennungen weiterhin der Fachkräftemangel.
Auch bei der Beschäftigung bleiben die Erwartungen verhalten: Nur 13 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem Anstieg der Mitarbeiterzahlen, während 18 Prozent einen Rückgang erwarten.
Trotzdem gibt es vorsichtigen Optimismus: Sinkende Zinsen, verbesserte Finanzierungsbedingungen und der anhaltende Bedarf an Wohnraum lassen auf eine Stabilisierung im Wohnungsbau hoffen. Etwa 28 Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung der Lage, während 18 Prozent eine Verschlechterung prognostizieren. Ausgehend von einem niedrigen Niveau zeichnet sich somit ein leichter Aufwärtstrend ab.