Talfahrt geht weiter
Seit der Energiekrise im Jahr 2022 hat die Nachfrage im Baugewerbe einen deutlichen Einbruch erlitten. Die stark gestiegenen Energiepreise führten zunächst zu erheblichen Kostensteigerungen bei Baumaterialien. Parallel dazu erhöhte die Europäische Zentralbank zur Bekämpfung der Inflation die Leitzinsen, was die Finanzierung von Bauprojekten zusätzlich verteuerte. Diese beiden Faktoren belasteten die Branche erheblich und führten zu einer spürbaren Zurückhaltung bei Investitionen in Neubauten. Inzwischen haben sich die Energiepreise und damit auch die Baukosten wieder stabilisiert. Ebenso sind die Finanzierungskosten aufgrund gesunkener Zinsen inzwischen deutlich geringer. Dennoch bleibt die Nachfrage nach Neubauten weiterhin verhalten. Aktuell befinden sich lediglich 16 % der Unternehmen im Baugewerbe in einer guten wirtschaftlichen Lage – das sind rund 8 Prozentpunkte weniger als noch im Frühsommer. Etwa 64 % bewerten ihre Situation als befriedigend, während jedes fünfte Unternehmen eine schlechte Geschäftslage meldet. Der zugehörige Branchenindikator ist von 8 Punkten im Frühsommer auf –4 Punkte im Herbst 2025 gefallen und liegt damit erstmals seit rund 20 Jahren im negativen Bereich.
Eine leichte positive Entwicklung zeigt sich im privaten Wohnbau, der mit rund 60 % den größten Anteil an der gesamten Bauproduktion ausmacht. Hier steigt die Tendenz im Auftragseingang von –34 Punkten auf –27 Punkte an. Zum Jahresbeginn 2022 lag der Indikator noch im positiven Bereich. Rund 24 % der Bauunternehmen melden inzwischen eine steigende Auftragstendenz – das sind 11 Prozentpunkte mehr als bei der vorherigen Konjunkturumfrage. Dennoch berichtet gut jedes zweite Unternehmen weiterhin von einer rückläufigen Auftragslage.
Auch im Straßen- und Tiefbau sind positive Impulse zu verzeichnen, die durch das Sondervermögen der Bundesregierung für Infrastrukturmaßnahmen induziert werden. Hier melden rund 18 % der Unternehmen eine Zunahme der Aufträge, während die gleiche Anzahl einen Rückgang verzeichnet.
Im gewerblichen Hochbau hingegen bleibt die Lage angespannt. Die Investitionszurückhaltung der Industrie und anderer gewerblicher Branchen wirkt sich weiterhin negativ aus. Vor allem seit der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Digitalisierung sowie dem Trend zum mobilen Arbeiten ist die Nachfrage nach neuen Büroflächen stark gesunken. Rund 60 % der Unternehmen melden eine fallende Tendenz im Auftragseingang. Auch der öffentliche Hochbau bleibt mit –50 Punkten deutlich zurückhaltend.
Das größte Risiko für die Branche bleibt die schwache Inlandsnachfrage, die von 67 % der Unternehmen als Problem genannt wird. An zweiter Stelle stehen die Arbeitskosten, die von jedem zweiten Unternehmen als Belastung wahrgenommen werden.
Dementsprechend fallen die Investitions- und Beschäftigungspläne für die kommenden zwölf Monate zurückhaltend aus. Nur rund 17 % der investierenden Unternehmen planen höhere Inlandsinvestitionen, 32 % erwarten ein gleichbleibendes Niveau, und jedes zweite Unternehmen will künftig weniger investieren. Die Beschäftigungspläne bleiben wie im Frühsommer nahezu unverändert bei etwa –4 Punkten. Rund 15 % der Unternehmen rechnen mit steigender Beschäftigung, während 19 % einen Rückgang erwarten.