Groß- und Einzelhandel, Konjunkturumfrage Jahresbeginn 2025
Die Kundschaft bleibt aus
Der erhoffte Aufschwung bleibt für die Händler nach dem Weihnachtsgeschäft aus. Die Energiekrise 2022 führte zu allgemeinen Preissteigerungen bei Produkten, wodurch die durchschnittliche Inflationsrate im Krisenjahr 2022 bei 6,9 Prozent lag. Laut dem Statistischen Bundesamt betrug die durchschnittliche Inflationsrate in Deutschland im Jahr 2024 2,2 Prozent, wobei die Preissteigerungen im Dezember mit 2,6 Prozent wieder deutlich anzogen. Die Reallöhne entwickelten sich im gleichen Zeitraum nur moderat, was zu einem Kaufkraftverlust bei den privaten Haushalten führte. Bis heute bleibt der Konsum verhalten, wie etwa 65 Prozent der Einzelhändler in der aktuellen Konjunkturumfrage berichten.
Die niedrige Inlandsnachfrage stellt für 68 Prozent der Unternehmen das größte Geschäftsrisiko dar. Seit dem Frühsommer 2023 sind die Umsätze kontinuierlich rückläufig, und etwa 48 Prozent der Einzelhändler berichten von einem Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahresquartal. Hinzu kommt ein zunehmender Kostendruck: Der Mangel an Arbeitskräften und die Inflation treiben die Löhne und Gehälter in die Höhe, was 61 Prozent der Einzelhändler als Geschäftsrisiko betrachten. Auch die hohen Energiepreise, insbesondere durch die Beheizung der Verkaufsräume, werden von 46 Prozent der Händler als Risiko genannt. Insgesamt wirkt sich dies negativ auf die Ertragslage aus: Rund 37 Prozent der Einzelhändler bewerten ihren aktuellen Gewinn als schlecht, während nur 15 Prozent ihn als gut einschätzen.
Die wirtschaftliche Lage der Einzelhändler hat sich im Vergleich zum Herbst 2024 nur geringfügig verbessert. Der Indikator stieg von –25 Punkten auf –13 Punkte. Zu Beginn des Jahres 2025 bewerten 17 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut, was einem Anstieg von 7 Prozentpunkten gegenüber der vorherigen Umfrage entspricht. Besonders Einzelhändler von Gütern des täglichen Bedarfs, wie Lebensmittelhändler oder Apotheken, schneiden vergleichsweise gut ab. Die negativen Bewertungen sind im Vergleich zum Herbst 2024 um 5 Prozentpunkte zurückgegangen, werden aber mit 30 Prozent noch relativ häufig genannt. Händler von langlebigen Gütern, wie Möbel oder Einrichtungsgegenstände, spüren die Kaufzurückhaltung deutlicher.
Die Erwartungen hinsichtlich der künftigen wirtschaftlichen Entwicklung haben sich im Vergleich zum Herbst weiter verschlechtert. Etwa 30 Prozent der Einzelhändler erwarten in den kommenden 12 Monaten schlechtere Geschäfte, während nur rund 8 Prozent eine Verbesserung erwarten.
Die Großhändler in der Region Stuttgart sind derzeit nicht nur von der Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte betroffen, sondern auch von der schwachen Konjunktur der Industrie. Etwa jeder zweite Großhändler meldet eine rückläufige Bestellentwicklung. Besonders der produktionsverbundene Großhandel sorgt sich um die schwache Nachfrage, wobei rund neun von zehn Großhändlern die niedrige Inlandsnachfrage als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung sehen. Beim konsumnahen Großhandel sind es vergleichsweise weniger, nämlich 68 Prozent.
Auch die aktuelle wirtschaftliche Lage wird vom konsumnahen Großhandel besser bewertet als vom produktionsverbundenen Großhandel. Der Lageindikator des konsumnahen Großhandels liegt zu Beginn des Jahres 2025 bei –11 Punkten, während er bei den produktionsverbundenen Großhändlern mit –29 Punkten deutlich niedriger ist. 46 Prozent der produktionsverbundenen Großhändler bewerten ihre wirtschaftliche Lage als schlecht, nur 17 Prozent als gut. Im konsumnahen Großhandel bewerten nur 29 Prozent ihre Geschäftslage als schlecht.
Die Geschäftsaussichten für die kommenden 12 Monate sind im konsumnahen Großhandel optimistischer, insbesondere angesichts der rückläufigen Inflation. Der Indikator stieg von –26 Punkten im Herbst auf –15 Punkte. Aufgrund der schwachen konjunkturellen Entwicklung in der Industrie verschlechtert sich der Erwartungsindikator des produktionsnahen Großhandels um 6 Punkte auf –39 Punkte. 41 Prozent der Unternehmen erwarten in den kommenden 12 Monaten eine Verschlechterung.