Groß- und Einzelhandel, Konjunkturumfrage Frühsommer 2025
Nachfrage stockt
Die Nachfrage im Groß- und Einzelhandel in der Region Stuttgart bleibt weiterhin verhalten. Zwar hat sich die Inflationsrate im April mit 2,1 Prozent auf einem moderaten Niveau stabilisiert, doch die Reallöhne entwickeln sich nur schleppend und halten mit dem Preisniveau nicht Schritt. Infolgedessen bleibt die Kaufkraft der privaten Haushalte gering – und das Konsumverhalten der Kundschaft zurückhaltend. So berichten im Frühsommer 2025 rund 70 Prozent der Einzelhändler von einer zögerlichen Kaufbereitschaft – ein Anstieg um fünf Prozentpunkte gegenüber dem Jahresbeginn.
Der Indikator zur aktuellen Geschäftslage im Einzelhandel der Region verbessert sich im Vergleich zum Frühsommer leicht – von –13 auf –7 Punkte. Rund 23 Prozent der Einzelhändler bewerten ihre Lage als gut, was einem Anstieg um 5 Prozentpunkte entspricht. Gleichzeitig bleibt der Anteil derjenigen, die ihre Situation als schlecht einschätzen, mit etwa 30 Prozent unverändert hoch.
Besonders stark betroffen von der anhaltenden Konsumzurückhaltung sind Händler langlebiger Konsumgüter wie Möbel oder Bekleidung. Doch auch der Lebensmitteleinzelhandel spürt die Zurückhaltung – bedingt durch gestiegene Preise, die das Einkaufsverhalten der Kundschaft beeinflussen.
Neben der schwachen Nachfrage belasten auch steigende Arbeitskosten die Branche. Rund 59 Prozent der Einzelhändler sehen hierin ein Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung.
Die Kombination aus hohen Kosten und geringer Nachfrage drückt auf die Ertragslage: 38 Prozent der Einzelhändler bewerten ihre Erträge als schlecht. Nur noch 11 Prozent sprechen von einer guten Ertragslage – ein Rückgang um 4 Prozentpunkte gegenüber dem Jahresbeginn.
Auch auf dem Arbeitsmarkt zeigen sich die Auswirkungen der schwachen Konjunktur. Nur noch 39 Prozent der Einzelhändler sehen im Fachkräftemangel ein Risiko – ein Wert, der rund 12 Prozentpunkte unter dem Zehnjahresdurchschnitt liegt. Zudem erwartet etwa jeder vierte Händler in den kommenden zwölf Monaten einen Rückgang der Beschäftigung.
Die schwache Nachfrage trifft den Großhandel auf breiter Front – sowohl im konsumbezogenen als auch im produktionsnahen Segment. Besonders stark betroffen ist der konsumnahe Großhandel: Rund 47 Prozent der Unternehmen berichten von rückläufigen Bestelleingängen. Im produktionsnahen Großhandel, der eng mit der industriellen Wertschöpfungskette verflochten ist, verzeichnen 36 Prozent einen Rückgang der Aufträge.
Damit bleibt die schwache Inlandsnachfrage das dominierende Geschäftsrisiko der Branche – 78 Prozent der Großhändler nennen sie als größte Herausforderung.
Die wirtschaftliche Lage im Großhandel bleibt angespannt: Nur 14 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Situation als gut, während 32 Prozent sie als schlecht einschätzen. Der Anteil der Nennungen „befriedigend“ ist im Vergleich zur Vorumfrage um 11 Prozentpunkte gestiegen, was den Lageindikator von –25 auf –18 Punkte ansteigen lässt.
Auch im Großhandel sorgt der Kostendruck für Belastung: 47 Prozent der Unternehmen sehen in den gestiegenen Arbeitskosten ein wirtschaftliches Risiko. Hinzu kommen geopolitische Unsicherheiten – insbesondere die sich verschärfenden Handelskonflikte mit den USA. Mit 46 Prozent der Nennungen rangieren geopolitische Spannungen auf Platz zwei der meistgenannten Risiken.
Die Geschäftserwartungen bleiben mit –14 Punkten weiterhin eingetrübt, zeigen jedoch eine leichte Verbesserung gegenüber dem Jahresbeginn. Während 17 Prozent der Großhändler mit besseren Geschäften rechnen, erwarten 53 Prozent eine stabile Entwicklung und 30 Prozent eine Verschlechterung – ein Rückgang um 7 Prozentpunkte.
Auch die Investitionsbereitschaft zieht leicht an: Der entsprechende Indikator verbessert sich von –21 auf –16 Punkte. Rund 19 Prozent der Unternehmen planen in den kommenden zwölf Monaten höhere Investitionen – ein Plus von 10 Prozentpunkten.