Kauflaune bleibt aus

Eine Rückkehr zur Shoppinglaune ist bei den privaten Haushalten derzeit nicht in Sicht. Inflation, hohe Energiepreise und nur langsam steigende Reallöhne haben in den vergangenen Jahren die Budgets der Verbraucher spürbar belastet. Entsprechend zurückhaltend zeigt sich das Konsumverhalten: Aktuell berichten 77 % der Einzelhändler, dass ihre Kunden beim Einkauf vorsichtig agieren. Lediglich 5 % der Händler melden ein kauffreudiges Verhalten.
Besonders Einzelhändler von langlebigen Konsumgütern – wie Sportartikel oder Einrichtungsgegenstände – berichten von einer schwachen Nachfrage. Dagegen bleiben Arzneiprodukte und technologische Produkte weiterhin stärker gefragt.
Die wirtschaftliche Lage des Einzelhandels in der Region Stuttgart befindet sich auf einem ähnlichen Niveau wie im Frühsommer, allerdings mit einer deutlichen Verschlechterung: Der Lageindikator liegt aktuell bei –25 Punkten, was einem Rückgang um 18 Punkte entspricht. Nur noch 14 % der Einzelhändler bewerten ihre Situation als gut, während 39 % von einer schlechten Lage berichten – eine Verschlechterung um 9 Prozentpunkte.
Auch die Umsatzentwicklung zeigt die angespannte Situation: Bei 61 % der Unternehmen ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Zudem schätzen rund die Hälfte der Händler ihren Ertrag aufgrund hoher Standortkosten als schlecht ein.
Das größte Risiko für den Einzelhandel bleibt die schwache Inlandsnachfrage, die von 67 % der Unternehmen genannt wird. An zweiter Stelle stehen die Arbeitskosten (61 %), getrieben durch Fachkräftemangel, Inflation und die bevorstehende Erhöhung des Mindestlohns. Als weiterer Kostenfaktor und Geschäftsrisiko werden die Energiekosten von 43 % der Händler genannt. Diese Standortkosten stellen die Branche vor erhebliche Herausforderungen.
Trotz des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts erwarten nur rund 14 % der Einzelhändler eine Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage in den kommenden zwölf Monaten, während jedes dritte Unternehmen eine Verschlechterung prognostiziert. Die pessimistischen Zukunftsaussichten hemmen die Investitionsbereitschaft: Nur 23 % der investierenden Unternehmen planen höhere Inlandsinvestitionen, etwa 40 % wollen weniger investieren.
Auch die Beschäftigungspläne spiegeln die schwache Konjunktur wider: Rund ein Drittel der Unternehmen rechnet mit einem Rückgang der Beschäftigung, während lediglich jedes zehnte Unternehmen eine Zunahme erwartet.
Der Großhandel in der Region Stuttgart zeigt ein ähnliches Bild wie der Einzelhandel – die Kaufzurückhaltung betrifft nicht nur die Konsumenten, sondern auch die Industrie und belastet die wirtschaftliche Lage der Großhändler erheblich. Die schwache Inlandsnachfrage bleibt seit drei Jahren das meistgenannte Risiko und wurde im Herbst von 82 % der Unternehmen als Problem identifiziert.
Auch die Umsatzentwicklung verdeutlicht die schwierige Situation: Bei 56 % der Großhändler ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal zurückgegangen. Hinzu kommt die schwache Exportwirtschaft, die die negativen Effekte der Zoll- und Handelspolitik spürbar macht. Jedes zweite Unternehmen berichtet von einem Rückgang des Auslandsumsatzes. Trotz des abgeschlossenen Handelsabkommens mit den USA bleibt die Verunsicherung groß – insbesondere aufgrund der erratischen Handelspolitik unter Trump und der anhaltenden Turbulenzen auf den Weltmärkten. Rund 34 % der Unternehmen erwarten einen Rückgang der Exporte in den kommenden zwölf Monaten, gegenüber 25 % im Frühsommer – eine deutliche Verschlechterung.
Die aktuelle Geschäftslage wird von 17 % der Unternehmen als gut bewertet, 46 % sehen ihre Lage als befriedigend und 37 % als schlecht. Zum Vergleich: Im Frühsommer lag der Anteil der Unternehmen mit schlechter Geschäftslage noch bei 32 %. Auf Platz zwei der Risiken stehen – wie im Einzelhandel – die Arbeitskosten, die von 61 % der Unternehmen genannt werden.
Bei den Geschäftserwartungen zeigt sich eine leichte positive Entwicklung, wenn auch weiterhin im negativen Bereich: Der Indikator steigt von –13 auf –2 Punkte. Etwa jedes vierte Unternehmen rechnet mit besseren Geschäften, insbesondere beim Inlandsabsatz, wo 23 % eine Verbesserung erwarten – wenn auch von einem niedrigen Ausgangsniveau.