Industrie Frühsommer 2025
Abwärtstrend gestoppt
Die wirtschaftliche Lage der Industrieunternehmen in der Region Stuttgart bleibt angespannt. Seit über zwei Jahren leiden viele Betriebe unter einer anhaltenden Auftragsflaute. Besonders der schwache Binnenkonsum bereitet den Unternehmen große Sorgen: Rund 73 Prozent sehen hierin ein erhebliches Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden zwölf Monaten. Trotzdem zeigt sich beim Auftragseingang im Inland eine leicht positive Tendenz: 16 Prozent der Unternehmen berichten von einer Zunahme – ein Anstieg um etwa sechs Prozentpunkte im Vergleich zum Jahresbeginn. Gleichzeitig verzeichnen jedoch 36 Prozent einen Rückgang der Aufträge. Die Kombination aus schwacher Nachfrage und hohen Standortkosten schlägt sich deutlich auf die Stimmung in der Branche nieder: Lediglich 15 Prozent der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut, während 36 Prozent sie als schlecht einschätzen.
Im Frühsommer 2025 zeigt sich bei den Unternehmen der Konsumgüterproduktion eine positive Entwicklung: Der Anteil der Betriebe, die ihre Geschäftslage als gut bewerten, ist im Vergleich zum Jahresbeginn von 11 auf 28 Prozent gestiegen. Gleichzeitig bleibt jedoch der Anteil der Unternehmen in schlechter wirtschaftlicher Lage mit ebenfalls 28 Prozent hoch – ein Anstieg um vier Prozentpunkte.
Anders stellt sich die Lage bei den Produzenten von Vorleistungsgütern dar: Hier hat sich die Stimmung weiter verschlechtert. Der entsprechende Indikator fällt von –22 auf –25 Punkte. Bei den Investitionsgüterherstellern ist zwar ein leichter Anstieg um fünf Punkte zu verzeichnen, mit –21 Punkten bleibt die Lage jedoch weiterhin deutlich im negativen Bereich.
Trotz niedriger Produktionsniveaus bleibt die Sorge um hohe Kosten bestehen. Die Inflation der vergangenen Monate erhöht den Druck auf Löhne und Gehälter. 64 Prozent der Unternehmen nennen die gestiegenen Arbeitskosten als zentrales Geschäftsrisiko – damit rangieren sie an zweiter Stelle der meistgenannten Risiken.
Zunehmend belastend wirken auch geopolitische Spannungen. Die Sorge um eine Ausweitung von Handelskonflikten hat deutlich zugenommen: Während zu Jahresbeginn noch 46 Prozent der Unternehmen hierin ein Risiko sahen, sind es inzwischen 59 Prozent.
Die neue Bundesregierung hinterlässt bislang wenig Eindruck bei den Unternehmen in der Region Stuttgart. Zwar enthält der Koalitionsvertrag positive Ansätze wie beschleunigte Abschreibungen und eine Senkung der Körperschaftsteuer, doch Euphorie bleibt aus. 44 Prozent der Unternehmen sehen weiterhin Risiken in der aktuellen Wirtschaftspolitik. Auch das Investitionspaket der Regierung entfaltet bislang kaum Wirkung: Nur 16 Prozent der investierenden Unternehmen planen, ihre Investitionen in den kommenden zwölf Monaten zu erhöhen, während 44 Prozent sogar mit einem Rückgang der Inlandsinvestitionen rechnen.
Die traditionell starke Exportwirtschaft der Region steht unter Druck. Die erratische Zollpolitik von Donald Trump sorgt für erhebliche Verunsicherung: Anfang April kündigte er zunächst pauschale Zölle von 20 Prozent auf EU-Güter an, setzte diese jedoch nach Marktreaktionen wieder aus. Kurz darauf folgte die Ankündigung von Zöllen in Höhe von 50 Prozent – mit einer Schonfrist bis zum 9. Juli. Dieses Hin und Her belastet die exportorientierten Unternehmen stark. Während Nordamerika zu Jahresbeginn noch als Hoffnungsträger galt, erwartet mittlerweile jedes zweite Unternehmen einen Rückgang der Exporte in die USA.
Ein Lichtblick zeigt sich jedoch in der Eurozone: Nach zwei schwierigen Jahren erwarten nun 24 Prozent der Unternehmen eine Zunahme der Exporte in die Mitgliedsstaaten – ein Anstieg um sechs Prozentpunkte seit Jahresbeginn. Auch die Exporterwartungen für Süd- und Mittelamerika bleiben mit vier Punkten im positiven Bereich.
Die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate bleiben zwar verhalten, zeigen jedoch eine deutlich positive Tendenz: Jedes fünfte Unternehmen rechnet mit einer Verbesserung der Geschäftslage, während etwa 24 Prozent eine Verschlechterung erwarten. Der entsprechende Indikator verbessert sich damit spürbar – von –24 auf –4 Punkte.
Die Nachfrage nach Fach- und Arbeitskräften bleibt weiterhin niedrig. Aufgrund der schwachen gesamtwirtschaftlichen Nachfrage tritt das Thema Fachkräftemangel derzeit in den Hintergrund. Nur noch rund jedes vierte Unternehmen sieht hierin ein relevantes Geschäftsrisiko. Auch bei den Beschäftigungsplänen überwiegt die Zurückhaltung: Lediglich 9 Prozent der Unternehmen erwarten einen Beschäftigungszuwachs, während etwa 40 Prozent von einem Rückgang ausgehen.