Konjunkturumfrage Region Stuttgart

Industrie, Jahresbeginn 2024: Die Impulse fehlen

Die wirtschaftliche Lage der Industrie in der Region Stuttgart hat sich nur geringfügig verbessert. Die Auftragslage aus dem Inland bleibt schwach und die hohen Energiepreise sind im internationalen Vergleich weiterhin nicht wettbewerbsfähig. Aktuell fehlen den Unternehmen die nötigen Impulse, damit die Wirtschaft wieder an Dynamik gewinnen kann. Der leicht anziehende Export ist dabei nur ein kleines Trostpflaster. Zum Jahresbeginn 2024 steigt der Indikator der aktuellen Geschäftslage von 1 Punkt auf 6 Punkte an. Immerhin bewertet nur noch jedes fünfte Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als schlecht – im Herbst waren es noch jedes vierte Unternehmen.
Das Toprisiko bei den Unternehmen der Industrie bleibt der geringe Inlandsabsatz. 84 Prozent der Unternehmen sehen hierbei ein Geschäftsrisiko. Eine Verbesserung beim Auftragseingang ist nicht zu erkennen, zwar steigt der Indikator von -51 Punkten auf -32 Punkte an, bleibt damit aber im Schnitt negativ. Fast jedes zweite Unternehmen meldet einen geringeren Inlandsumsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal. Auch die Ertragslage wird von 26 Prozent der Unternehmen als schlecht bewertet. Der Auftragseingang ist schon seit der Konjunkturumfrage im Herbst 2023 im negativen Bereich. Langsam leeren sich die Auftragsbücher. Das ist auch an der Kapazitätsauslastung erkennbar, die derzeit bei durchschnittlich 78 Prozent liegt.  
Bei den Herstellern von Konsumgütern schlägt der geringe Konsum der Haushalte auf die Geschäftslage nieder. Zwar verbessert sich der Indikator von -16 Punkten auf -9 Punkte, allerdings befindet sich noch circa jedes vierte Unternehmen in einer schlechten Geschäftslage. Der Umsatz hat sich im Vergleich zum Vorjahr bei 41 Prozent verschlechtert. Circa 22 Prozent der Konsumgüterproduzenten geben an, dass der Umsatz steigend ist – im Herbst waren es noch 33 Prozent.  
Auch die Vorleistungsgüterproduzenten spüren die konjunkturelle Abkühlung. Der Lageindikator verbessert sich nur um 1 Punkt im Vergleich zum Herbst 2023 und befindet sich bei -5 Punkten. 46 Prozent der Unternehmen sagen, dass die Tendenz im Auftragseingang weiterhin fallend ist.  
Bei den Investitionsgüterproduzenten gibt es eine deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Der Indikator steigt von 8 Punkten auf 17 Punkte zum Jahresbeginn 2024 an. Jedes dritte Unternehmen befindet sich in einer guten Lage, nur noch 16 Prozent befinden sich in einer schlechten Geschäftslage - im Herbst 2023 waren es noch 23 Prozent. Obwohl auch bei den Investitionsgüterproduzenten die Tendenz im Auftragseingang fallend ist und von 87 Prozent der Unternehmen als Geschäftsrisiko gesehen wird, hat sich die Ertragslage im Vergleich zum Herbst deutlich verbessert. Der Indikator steigt von -7 Punkten auf 12 Punkte an.  
Zwar sind die Energiepreise nicht mehr so hoch wie zu den Krisenmonaten, kurz nach Beginn des Ukrainekrieges, dennoch werden diese branchenübergreifend als ein Geschäftsrisiko gesehen. Laut dem IHK-Energiewendebarometer werden die deutschen Energiepreise im internationalen Vergleich als nicht wettbewerbsfähig bewertet. Ein weiterer steigender Kostenfaktor für die Unternehmen sind die hohen Arbeitskosten, die aufgrund der Inflation und des Fachkräftemangels zusätzlich unter Druck geraten. 58 Prozent der Industrieunternehmen sehen hierbei ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung.  
Die allgemeine Unsicherheit zu der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Entwicklung wirken sich negativ auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen aus. Der Indikator der Inlandsinvestitionen fällt im Herbst 2023 von -8 Punkten auf -10 Punkte zum Jahresbeginn 2024 ab. Falls investiert wird, dann wird hauptsächlich in Ersatzbedarf (65 Prozent), Rationalisierung (52 Prozent) und Digitalisierung (50 Prozent) investiert.  
Auch die Beschäftigungspläne für die kommenden 12 Monate bleiben zurückhaltend. Nur noch jedes zehnte Industrieunternehmen erwartet steigende Beschäftigung. Jedes dritte Unternehmen erwartet, dass die Beschäftigtenanzahl sinken wird. Trotz konjunktureller Schwäche bleibt bei jedem zweiten Unternehmen der Fachkräftemangel ein Geschäftsrisiko.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es in der Exportwirtschaft. Die Unternehmen in der Region Stuttgart erwarten, dass die Exporte vor allem nach Nordamerika in den kommenden 12 Monaten steigen werden. Hintergrund könnte hierfür das milliardenschwere Konjunkturpaket der amerikanischen Regierung sein, das auch den regionalen Exporteuren zugutekommt. Aber auch die Exporterwartungen nach Süd- und Mittelamerika, sowie Asien befinden sich im Schnitt wieder im positiven Bereich. Allerdings bleiben die Exporterwartungen in der Eurozone und der restlichen EU/EFTA, die für die regionale Wirtschaft sehr wichtig ist, mit leichter Verbesserung im negativen Bereich. Auch hier schlägt sich die hohe Inflation auf die Nachfrage nieder.