Kiel: Jungunternehmen screenable startet durch

Screenpoints nutzen

Sie wollen neue Maßstäbe bei digitaler Außenwerbung setzen: Die screenable GmbH nutzt öffentliche Bildschirme als interaktive Spielfläche für ihre Kunden – und deren Kunden. Aus dem Jungunternehmen wächst schnell ein internationales Modell.
Die Kinoleinwand mit dem Smartphone steuern oder im Shoppingcenter an einem Schaufenster um Rabattcodes zocken – das wird möglich mit einem Geschäftsmodell von Philipp Spieck (31) und Jens Woltering (34). Konkret geht es darum, öffentliche Bildschirme, also screenpoints, als interaktive Spielfläche per Handysteuerung zu nutzen. So können zum Beispiel Schaufenster belebt, Lobbybereiche in Hotels bespielt, Kultur- und Bildungseinrichtungen unterstützt, Einzelhandelsflächen bereichert oder Events wie Stadtfeste, Messen und Unternehmensveranstaltungen mit dem besonderen Extra ausgestattet werden. „Besonders eignen sich Bildschirme an einem point of experience oder point of wait“, erklärt Philipp Spieck. „Das sind erlebnisorientierte Orte oder typische Wartezonen wie ein Bahnhof. Hier können Anbieter mit Kunden, Besuchern und Partnern kommunizieren.“ Ideal sei diese Kommunikation vor allem für junge Zielgruppen zwischen 16 und 39 Jahren. Jens Woltering beschreibt: „Es kann ein digitales Glücksrad sein, an dem man für einen Gewinn dreht, ein Spiel auf dem großen LED-Screen für kollektive Interaktion oder Werbemaßnahmen einzelner Marken in einem Shoppingcenter. Es können auch Spiele als Gesprächseinstieg am Messestand sein. Für einen Serverbetreiber auf der Gamescom in Köln haben wir ein Spiel in Anlehnung an „Space Invaders“ kreiert, bei dem man Server vor Viren verteidigen musste. Das lockte Interessierte an den Stand.“ Wer einen QR-Code an entsprechenden Bildschirmen scannt, kann direkt loslegen. So macht screenable die Interaktionen kinderleicht und erlaubt gleichzeitig eine transparente Erfolgsmessung. Bisher trägt das innovative Modell Früchte: „Wir bieten unseren Kunden einen Spielplatz an kreativen und außergewöhnlichen Marketingmöglichkeiten.“, sagt Philipp Spieck.
Geboren wurde screenable bereits 2017 während ihres Masterstudiums an der Fachhochschule Kiel. „Wir wollten mit unserer Projektarbeit im Modul Interaktionsdesign etwas schaffen, das Marketing für Unternehmen auf die nächste digitale Stufe hebt“, erklärt Philipp Spieck. Mit dem Prototyping Kit des Fleet7, dem Gründerstipendium Schleswig-Holstein, den Seed- und Start-up-Fonds und dem Start-up-Accelerator des Gateway49 in Lübeck konnten die Gründer vielseitige Instrumente nutzen, um ihr Projekt aus der Taufe zu heben. „In Schleswig-Holstein wird Gründung wirklich gut gefördert. Im September 2020 konnten wir unseren ersten kleinen Auftrag abschließen. Nur zwei Jahre später haben wir die Rathausbühne bei der Kieler Woche und den Spielbudenplatz in Hamburg für tausende Menschen interaktiv gemacht“, sagt Jens Woltering. Seitdem ist das Unternehmen im Höhenflug: Projekte für Großkunden wie die Sparkasse, EDEKA, die Kieler Nachrichten, die ECE Group, den Hamburger Weihnachtsmarkt und sogar den größten Outdoor-Werbescreen Deutschlands am Berliner Kurfürstendamm verdeutlichen, dass der Bedarf für interaktive Werbeformen gegeben ist.
Große Chancen sehen die Unternehmer im Bereich der Fachkräftesuche. „Wie gewinnt man junge Menschen heute besser als mit interaktiven, mediengesteuerten Formaten?“, meint Jens Woltering. „Für die Stadtwerke Kiel sind gleich mehrere Projekte umgesetzt worden. So wird zum einen die Energiewende und die Elektromobilität auf spielerische Weise erlebbar. Zudem richtet sich zur Nachwuchskräftegewinnung ein Spiel explizit an Auszubildende. Diese bekommen dabei die Arbeitgeber-Benefits der Stadtwerke Kiel vermittelt“. Projekte wie diese seien der größte Antrieb für das Team von screenable, so Woltering weiter. „Wenn wir reale Probleme wie den Fachkräftemangel sinnhaft mit unseren Auftraggebern angehen können, ist das unser Highlight.“ Gleichzeitig bringe screenable die Kunden des Einzelhandels wieder zurück in die Geschäfte. Philipp Spieck erklärt: „Für ein Erlebnis mit screenable muss man vor Ort sein, das geht nicht von zuhause. Anziehungspunkte wie Bestenlisten sind dann nur im Laden nutzbar, und Wartesituationen, die im stationären Handel zu Rabattcodes führen können, gibt es eben nur da: direkt vor Ort im Handel.“ Weltweit möchte screenable für die Außenwerbung mit Handysteuerung stehen – ein hohes Ziel, doch das Unternehmen scheint schon heute bestens gerüstet für den internationalen Markt. Schließlich konnte man bereits bei der Gamescom in Singapur ein Spiel für einen Kunden produzieren.