Von Generation zu Generation

Spätsommerlicher Nachmittag im schleswig-holsteinischen Eckernförde. Auf dem Hof des Autohauses Auto Jubt glänzen die Peugeot-Modelle in der Sonne, während im Hintergrund das geschäftige Treiben einer Werkstatt zu hören ist. Hier, wo seit 1964 Autos verkauft und repariert werden, hat gerade eine bemerkenswert harmonische Unternehmensübergabe stattgefunden. Am 1. Juni 2025 übernahm der 24-jährige Agonis Hasanramaj den Familienbetrieb von Familie Klameth – eine Nachfolge, die zeigt, wie Unternehmensweitergabe funktionieren kann, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen.
„Als ich die Anzeige zur gesuchten Unternehmensnachfolge im Onlineportal Nexxt-Change gesehen habe, wusste ich sofort: Das ist meine Chance", erzählt Agonis Hasanramaj, während er entspannt am Besprechungstisch sitzt. „Ich habe länger nach einer unternehmerischen Herausforderung gesucht, die zu mir passt und mich persönlich reizt. Das Inserat von Auto Jubt war dafür ideal.“ Für den jungen Käufer war dieser Schritt vom gut bezahlten BMW-Angestellten zum Unternehmer eine Herausforderung. „Das unternehmerische Risiko ist ja immer da, egal wie stabil so eine Firma ist", reflektiert Hasanramaj. „Wenn man zu dem Zeitpunkt mit 23 Jahren zur Hausbank geht und sagt, man möchte ein Autohaus kaufen, dann wird man schon etwa schräg angeschaut." Doch seine Qualifikation überzeugte: Mit 16 arbeitete er bereits in einer Autowerkstatt, wechselte später in den Verkauf bei BMW und absolvierte nebenbei ein Betriebswirtschaftsstudium. „Das hat dann schon den Stress von den Banken rausgenommen", erklärt er. Das soziale Umfeld spielte ebenfalls eine wichtige Rolle: „Meine Eltern sind beide selbständig und die auch ältere Personen im Bekannten- und Freundeskreis konnten mir vernünftig erklären, wo die Chancen und wo die Risiken liegen."
Michael Klameth, der das Autohaus Jubt drei Jahrzehnte lang mit seinen Eltern führte, begann bereits mit Anfang 50, sich Gedanken über seine Nachfolge zu machen. Hauptmotivation: Genau wie seine Eltern frühzeitig dafür sorgen, dass das Unternehmenswerk in fähige Hände gelangt und auf wirtschaftlich sicheren Beinen weitergeführt werden kann. Als Klameth seine Anzeige inserierte, meldeten sich rund 20 Interessierte. Doch nicht alle waren ernst zu nehmen, erinnert sich der 55-Jährige: „Da war ein Mann mit einer 200-Euro-UG, der Wurstwaren und Handtaschen verkauft hat. Das ist so konträr zum Autoverkauf, dass es für ein Gespräch nicht gereicht hat. Ich wollte niemanden haben, der einfach nur den Laden übernimmt, um Geld zu verdienen.“ Der Unternehmer macht deutlich: „Auch Investoren, die das Geschäft aus der Ferne steuern wollten, kamen für mich nicht in Frage. Am Ende blieben fünf ernsthafte Kandidaten übrig.“ Prozesse wie dieser verdeutlichen, dass es um Fingerspitzengefühl geht, wenn ein Unternehmen übergeben werden soll.
Die frühzeitige Planung erwies sich als entscheidender Erfolgsfaktor. „Es ist nie zu früh, sich um die Nachfolge zu kümmern", betont Lars Bochmann, der den Übergabeprozess zwischen Klameth und Hasanramaj als unabhängiger Berater begleitete. „Wenn ich wirklich mit 63 nicht mehr will, würde ich mich schon mit 60 damit auseinandersetzen." Drei Jahre seien ein realistischer Zeitrahmen – eine wichtige Zeit, um Auftragsbücher zu ordnen, die Mitarbeiterstruktur zu überprüfen und das Unternehmen verkaufsfähig zu machen.
Beim ersten Treffen mit Agonis Hasanramaj, der seinen Vater mitgebracht hatte, stimmte die Chemie sofort. „Man spürt das schon nach den ersten fünf Minuten. Herr Bochmann und ich haben täglich im Vertrieb zu tun, daher trauen wir uns schon zu, die Menschen relativ gut beurteilen zu können", sagt Michael Klameth. Dass der junge Bewerber seinen Vater zum Termin mitbrachte, wurde nicht als Schwäche, sondern als Stärke gewertet. „Das war absolut positiv", bestätigt Bochmann. „Wir konnten gleich sehen, dass er aus einer Unternehmerfamilie kommt und weiß, dass es auch Stress ist, ein Unternehmen zu leiten." Die Eltern von Hasanramaj führen selbst gastronomische Betriebe – ein Erfahrungsschatz, der Gold wert war.
Eine entscheidende Rolle spielte Berater Bochmann als neutraler Moderator zwischen allen Parteien. „Ohne Unterstützung wäre es schwierig geworden", ist sich Michael Klameth sicher. „Selbst wenn Sie ein guter Unternehmer sind, heißt das nicht, dass Sie auch eine Unternehmensübergabe gut und rechtssicher gestalten."
Gemeinsame Workshops im Vorfeld und Nachgang der Übergabe erwiesen sich als unverzichtbar, um festzustellen, welche Strukturen im Betrieb vorherrschten und welche Aufgaben zu verteilen waren. „Ich hätte nicht gedacht, dass das so wichtig ist", gesteht Hasanramaj. „Konkret zu sehen, was im Unternehmen zu diesem Zeitpunkt vorging, war schon sehr wichtig, um nicht gleich am ersten Tag ins kalte Wasser zu springen. Auch habe ich die persönliche Atmosphäre des Autohauses so besser greifen können. Dieser familiäre Flair muss bestehen bleiben", betont der neue Inhaber. „Herr Klameth kennt seine Kunden, er weiß, wer der Sohn von wem ist oder welche Familie schon in dritter Generation ihre Autos hier kauft.“ Diese Kundenbindung sei in Zeiten austauschbarer Produkte unbezahlbar. Michael Klameth betont: „Unser größter Kunde, eine soziale Einrichtung mit 300 Mitarbeitern und 40 Fahrzeugen, sagte einmal: Ich kaufe keinen Peugeot, ich kaufe einen Klameth. Das verdeutlicht, mit welchem Vertrauen wir Autos verkaufen.“
Für Klameth war das Loslassen weniger schwierig als erwartet, auch weil er zunächst mit einem befristeten Arbeitsvertrag im Unternehmen bleibt. „Momentan treffe ich die Entscheidungen mit Herrn Klameth zusammen", erklärt Agonis Hasanramaj. „Sein Know-how ist so wichtig für mich. Wenn ich also Herrn Klameth Gehalt zahle, dann ist das jetzt eine Investition in sein eigentlich unbezahlbares Wissen." Dass die Zusammenarbeit funktioniert, zeigt sich im Alltag. „Unsere Arbeitsweisen sind sehr ähnlich, besonders beim Umgang mit den Kunden“, freut sich Klameth.
Für die Zukunft hat Hasanramaj klare Pläne: Digitalisierung der Prozesse, Modernisierung der Räumlichkeiten, Vereinfachung der Abläufe. „Aber trotzdem muss der Kernaspekt dieses Autohauses bestehen bleiben", betont er. „Was man nicht hinterhergeschmissen bekommt, ist halt die persönliche Betreuung."
In einer Zeit, in der auf dem Land immer mehr Autohäuser schließen – aktuell haben zwei Vertragshändler in Eckernförde keine Nachfolge – zeigt die Übergabe bei Auto Jubt, wie es gehen kann. Mit neun Mitarbeitern, einem davon ein Rentner im Minijob, der einfach gerne bei Auto Jubt arbeitet, verkörpert das Unternehmen genau das, was es ausmacht: menschliche Größe mit professionellem Anspruch.
Sie suchen eine geeignete Nachfolge für Ihren Betrieb oder sind daran interessiert, ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen? Die Nachfolgeplattform nexxt-change steht Ihnen rund um die Uhr zur Verfügung. Außerdem beraten wir Sie gerne in unseren individuellen Stabwechsel Nachfolgedialogen vor Ort oder online. Buchen Sie sich jetzt Ihren Termin über den Link oder wenden Sie sich bei Fragen direkt an uns.
Für Fragen zur Unternehmensnachfolge oder zum Projekt bei Auto Jubt können Sie sich gerne an Herrn Bochmann wenden unter 0151-14247362 oder per Mail an Lars.bochmann@bochmann-holding.de