Vom Praktikanten zum Chef

Schon der neue Name verrät die moderne Ausrichtung des IT-Unternehmens: HFC Ihre IT-Abteilung. GmbH & Co. KG zeigt den ausgeprägten Servicegedanken des Unternehmens, das auf eine 33-jährige Erfolgsgeschichte im Kreis Steinburg und im Hamburger Randgebiet zurückblicken kann. Der Gründer Herbert Freiberg hat die Firma mit 15 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie Auszubildenden zum Oktober 2024 an seine bisherigen Prokuristen Jannik Bojens (32) und Dr. Siegfried Hansen (61) übergeben – und damit die Verantwortung in die Hände der nächsten Generation gelegt. Ein Interview mit den Geschäftsführern.
Die Nachfolgeregelung bei HFC ist ungewöhnlich. Könnte man es auf die Formel bringen: Vom Praktikanten zum Chef in sechs Jahren?
Jannik Bojens: Das kann man tatsächlich so sagen. Denn nach meiner zweiten Bewerbung 2018 und einem anschließenden Praktikum konnte ich meine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration beginnen. Das war ein Glücksfall, denn ich konnte so mein Hobby zum Beruf machen. Zuvor hatte ich eine kaufmännische Ausbildung abgeschlossen und in dem Beruf auch gearbeitet. Das war rückblickend auch gut so. Denn dieses Wissen kann ich jetzt für die Geschäftsführung gemeinsam mit Dr. Siegfried Hansen, der schon seit 2011 im Unternehmen ist, gut gebrauchen.
Wie kam es zur Nachfolgeregelung mit Unternehmensgründer Herbert Freiberg?
Bojens: Kurz bevor ich 2021 die Ausbildung abgeschlossen habe, haben wir über meine Perspektiven bei HFC gesprochen. Ich wollte gerne bei der Firma bleiben – mit Aussicht auf eine Leitungsposition. Da Herbert Freiberg das Unternehmen bald abgeben wollte, kamen wir überein, dass ich die Nachfolge übernehmen solle. Vorher wollte er mich gründlich einarbeiten, und so konnte ich bei HFC relativ schnell Verantwortung übernehmen. Herr Freiberg erteilte mir Prokura – das war für mich ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung. Zum Glück war es recht unkompliziert, ein Darlehen von meiner Hausbank zu bekommen. Denn dort war man von unserem Konzept voll überzeugt. Dank der dreijährigen Einarbeitung und meiner kaufmännischen Kenntnisse war ich sehr gut darauf vorbereitet, das Unternehmen zu übernehmen.
Sie teilen sich die Verantwortung mit Dr. Siegfried Hansen, der als Prokurist schon länger bei HFC gearbeitet hat. Wie ist ihre Aufgabenteilung?
Bojens: Ich versuche aktiv, neue Geschäftsfelder zu erschließen, außerdem gehören das Marketing, Personalfindung und Prozessoptimierung zu meinen Hauptaufgabenfeldern – neben der Tagesarbeit im Betrieb. Das macht es so spannend, jeder Tag ist anders und eine neue Herausforderung.
Hansen: Ich bin in der Geschäftsführung stark ins operative Geschäft eingebunden, leite den Ein- und Verkauf. Zu meinen Schwerpunkten als DEKRA zertifizierter Datenschutzberater gehört IT-Sicherheit und Datenschutz – diese Themen werden für unsere Kunden aus Industrie, Handwerk und von öffentlichen Trägern zunehmend wichtiger. Dazu verantworte ich das Controlling in unserem Unternehmen. So ergänzen wir beide uns optimal.
Wie haben Sie Verantwortung bei HFC übernommen?
Hansen: Nachdem ich 2011 angefangen habe, konnte ich als Prokurist das wachsende Unternehmen aktiv mitgestalten. Am Anfang waren wir fünf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, heute sind wir mit unseren Auszubildenden insgesamt 15. Gemeinsam konnten wir das Unternehmen im vergangenen Jahr übernehmen. Und nun wollen wir weiter wachsen.
Wie wollen Sie Ihr Unternehmen weiterentwickeln?
Hansen: Ich bin begeistert von der Idee, dass Jannik Bojens die Firma konsequent in ein Familienunternehmen umwandelt. Vor allem die Werte, die damit verbunden sind, finde ich gut: Verlässlichkeit, Wertschätzung, ein positiver Firmenspirit und familiärer Umgang mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen auf Augenhöhe.
Bojens: Ich finde es richtig, die bewährten Elemente im Unternehmen weiterzuführen und andere, neue Dinge einzubringen, um die Firma weiterhin erfolgreich zu machen. Auch wenn ich der jungen Generation angehöre, muss ich nicht alles neu erfinden. Wichtig finde ich, dass wir uns zu einem Familienunternehmen entwickeln: Zwei meiner vier Geschwister sind inzwischen an Bord und haben Prokura. Auch meine Eltern haben Aufgaben übernommen.
Hansen: Wir haben uns zunehmend auf IT-Dienstleistungen spezialisiert, der Verkauf von Hardware nimmt immer weniger Raum ein. Stattdessen betreuen wir unsere Kunden mit Wartungsverträgen über lange Zeiträume. Dazu gehören viele allgemeinbildende und berufliche Schulen in unserer Region. Die Kunden können uns immer ansprechen. Wir haben in Echtzeit Überblick über die Kunden-IT dank der Online-Diagnosetools und können so Probleme sehr schnell lösen.
Wie gehen Sie mit dem Fachkräftemangel um?
Bojens: Wir setzen auf gut ausgebildete Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, deshalb bilden wir Azubis konsequent selbst aus, um sie später möglichst zu übernehmen.
Welche Zukunftsprojekte planen Sie?
Bojens: Wir werden unsere Dienstfahrzeugflotte im Jahr 2026 komplett auf E-Mobilität umgestellt haben. Seit Kurzem liefert eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach grünen Strom an unserer Niederlassung Itzehoe. Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist für uns ebenso wichtig wie für unsere Kunden.
Hansen: Neben unserer Firmenzentrale in Itzehoe wollen wir die Niederlassung in Heide stetig ausbauen und in Dithmarschen neue Kunden gewinnen. Langfristig könnten wir uns weitere Niederlassung vorstellen. Und die Zahl unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wollen wir perspektivisch verdoppeln.
Autor: Joachim Welding
Veröffentlicht: März 2025