IHK-Jahresbericht 2023

Bildung und Fachkräftesicherung

IHK ehrt 140 Prüferinnen und Prüfer

Für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement in der beruflichen Aus- und Weiterbildung sind 140 Prüferinnen und Prüfer aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region mit der Ehrennadel der IHK Nord Westfalen ausgezeichnet worden.

Fast 100 Prüferinnen und Prüfer nahmen bei der IHK-Ehrung im GOP Varieté-Theater in Münster die Auszeichnung persönlich entgegen. Insgesamt verlieh die IHK Nord

Westfalen 29 goldene Ehrennadeln für mehr als 30-jährige und 111 silberne Ehrennadeln für mehr als 20-jährige Tätigkeit in IHK-Prüfungsausschüssen.

IHK-Vizepräsidentin Melanie Baum unterstrich die Bedeutung der ehrenamtlichen Prüfertätigkeit für das Berufsbildungssystem. „Mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung sichern die Prüferinnen und Prüfer die Qualität der betrieblichen Aus- und Weiterbildung“, so die Unternehmerin aus Marl. Sie seien Garanten dafür, dass „IHK-geprüft“ ein Prädikat sei, dem die Unternehmen bei der Fachkräftegewinnung vertrauen könnten. 

Fast 3.500 Unternehmerinnen und Unternehmer, Fachkräfte, Lehrkräfte von Berufskollegs sowie Vertreter von Gewerkschaften sind in den rund 330 Prüfungsausschüssen der IHK Nord Westfalen derzeit ehrenamtlich tätig. Jedes Jahr bewerten sie über 20.000 schriftliche und praktische Prüfungsarbeiten von Aus- und Fortbildungsabsolventen. Baum: „Sie sind es, die sicherstellen, dass unsere Industriemechaniker, Fachinformatiker, Köche, Fachwirte, Industriemeister oder Betriebswirte das wissen und anwenden, was in der Praxis des Berufsalltags relevant ist.“

Die Prüferinnen und Prüfer bezeichnete die IHK-Vizepräsidentin als „engagierte Vorbilder“. Denn das Ehrenamt sei weit mehr als nur eine Aufgabe. „Ehrenamtliche Arbeit ist Ausdruck gelebter Solidarität für die Gemeinschaft, von Handlungswillen und der Fähigkeit zur Selbstorganisation“, so Baum. Ausdrücklich dankte sie den Unternehmensleitungen und den Berufskollegs, die den Einsatz der Prüferinnen und Prüfer durch die Freistellung von betrieblichen und schulischen Aufgaben unterstützen.

Bildergalerie von der Prüfehrung

Zahl der Prüferinnen und Prüfer gestiegen

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der ehrenamtlich tätigen Prüferinnen und Prüfer bei der IHK Nord Westfalen um 3,9 Prozent gestiegen, von 3.488 auf 3.625. Der Altersdurchschnitt der Prüfenden liegt aktuell bei 51 Jahren und ist im Vergleich zu den Vorjahren gleichbleibend.
„Davon profitieren auch die Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden immerhin mehrere Tage im Jahr dafür freistellen: Denn dank der Prüfer entstehen berufliche Netzwerke, die sich nicht nur in Zeiten des Fachkräftemangels bezahlt machen.“

Blockchain-Technologie für IHK-Zeugnisse

Die IHK Nord Westfalen nutzt als eine der ersten Industrie- und Handelskammern in Deutschland die Blockchain-Technologie für die Echtheitsprüfung ihrer Ausbildungszeugnisse. Ab diesem Sommer erhalten Auszubildende von Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region nach ihrer Abschlussprüfung ein zusätzliches digitales Zeugnis, das im Azubi-Portal digital zur Verfügung gestellt wird. Die ersten rund 2000 digitalen Zeugnisse wurden bereits erfolgreich hochgeladen.
„Damit machen wir digitale Zeugnisse fälschungssicherer und den Bewerbungsprozess für Fachkräfte und Unternehmen effizienter“, sagt Carsten Taudt, Leiter des Geschäftsbereichs Bildung, Fachkräftesicherung und Recht bei der IHK Nord Westfalen.
Denn in den meisten Fällen laufe der Bewerbungsprozess mittlerweile ausschließlich online. Bislang müssten die Zeugnisse am Ende aber meistens doch im Original oder als beglaubigte Kopie vorgelegt werden. „Mit dem elektronischen Abbild vom IHK-Zeugnis, dessen Echtheit auf Basis der Blockchain-Technologie überprüft werden kann, entfällt dieser Schritt“, erklärt Taudt. „So wird der Auswahl- und Einstellungsprozess beschleunigt“.

Die Verwendung wird aus Sicht der IHK auch dazu beitragen, die Zahl der Fälschungen zu verringern, da die Blockchain eine unveränderliche Speicherung der Dokumente ermöglicht. Die Zeugnisse werden hierzu in eine Zeichenfolge (den Hashwert) umgewandelt und in einer verteilten Datenbank (Blockchain) abgelegt.

Über die Internetseite können Betriebe und Personalverantwortliche kostenlos die Echtheit der eingereichten Ausbildungszeugnisse überprüfen. Wenn die Angaben im Zeugnis echt sind, erscheint am Bildschirm umgehend die Statusinformation »verifiziert« samt Häkchen, gleichsam als Bestätigung, dass die IHK das Zeugnis ausgestellt hat und am Dokument nichts verändert wurde.

Dabei ist der Datenschutz sichergestellt: „In der Blockchain legen wir nur den sogenannten Hashwert des Zeugnisdokuments ab. Es werden keinerlei personenbezogene Daten gespeichert. Und auch für die Überprüfung verlässt das Originaldokument nicht den Computer des Überprüfers. Es wird wiederum lokal der Hashwert berechnet und nur dieser Wert an die Blockchain zum Abgleich gesendet“, versichert der IHK-Bereichsleiter.

Für dieses Verfahren beteiligt sich die IHK Nord Westfalen am System Cert4Trust, das die Validierung von digitalen Dokumenten auf Blockchain Basis ermöglicht. Cert4Trust wurde durch die IHK für München und Oberbayern in einem Pilotprojekt gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Digitales entwickelt.
Ansprechpartner für Unternehmen:
Stefan Brüggemann, Abteilungsleiter Berufsbildung, 0251 707-287, stefan.brueggemann@ihk-nordwestfalen.de

Azubis wollen nah am Arbeitsplatz wohnen 

Fast jeder vierte Auszubildende würde zu Beginn seiner Ausbildung in ein Wohnheimzimmer am Ort des Arbeitsplatzes ziehen. Das ist ein zentrales Ergebnis einer gemeinsamen Umfrage von IHK Nord Westfalen und HWK Münster, an der sich über 5.000 Berufsstarter beteiligt haben. Dass sich so viele Auszubildende günstigen Wohnraum in Ausbildungsnähe wünschen, hat für Carsten Taudt, IHK-Geschäftsbereichsleiter Bildung und Fachkräftesicherung, einen guten Grund. „Für viele Azubis im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region ist der Weg zum Arbeitsplatz weit“, verweist er auf ein weiteres Ergebnis der Umfrage. Danach nimmt rund ein Drittel morgens eine Fahrzeit von mindestens einer halben Stunde auf sich. Jeder zehnte braucht sogar über eine Stunde bis zum Ausbildungsbetrieb.

Die wachsende Bedeutung geeigneten Wohnraums für Auszubildende lässt sich auch aus einer durch IHK und HWK zeitgleich durchgeführten Unternehmensbefragung ableiten, an der 1.418 Betriebe teilnahmen. Bei immerhin elf Prozent scheiterte bereits mindestens einmal der Abschluss eines Ausbildungsvertrages, weil die Aussicht auf günstigen Wohnraum in der Nähe des Arbeitsplatzes für Bewerber fehlte. Doch auch hier sind die regionalen Unterschiede groß. So teilten in Münster immerhin 18,1 Prozent der Betriebe diese Erfahrung, während nur 6,5 Prozent der Unternehmen in Gelsenkirchen schon einmal Bewerber aus diesem Grund nicht für sich gewinnen konnten.
Weitere Informationen:

Nutzerkonten angebunden

Seit März 2023 ist eine Anmeldung im Bildungsportal der IHK Nord Westfalen auch über die BundID, mein Unternehmenskonto (ELSTER) sowie über das Servicekonto.NRW möglich. Darüber ist dann auch der Zugang zu anderen Verwaltungsportalen möglich.
Die Implementierung der Nutzerkonten gewährleistet eine sichere, digitale und nutzerfreundliche Identifizierung und Authentifizierung von Ausbildungsbetrieben, Ausbildern, Prüfern sowie Prüfungsteilnehmende bei der digitalen Beantragung von Verwaltungsleistungen. Der Bund hat diese Konten im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes (OZG) als Standardzugang für behördliche Leistungen definiert.

Nutzer benötigen so mittelfristig nur noch ein einziges Nutzerkonto für (fast) alle ihre Online-​Dienste. So können Absolventen einer Fortbildung mit einem Account ihre Prüfungsanmeldung bei der IHK durchführen und gleichzeitig ihren Antrag auf Aufstiegs-BAföG bei der Bezirksregierung bearbeiten. Eine Anmeldung mit dem bisherigen Benutzernamen bzw. der E-Mail-Adresse und dem persönlichen Passwort ist weiterhin möglich.
IHK-Ansprechpartner ist Stefan Brüggemann, 0251 707-287, E-Mail: stefan.brueggemann@ihk-nordwestfalen.de

30 Landesbeste haben in der Region gelernt

30 der insgesamt 215 landesbesten Auszubildenden in IHK-Berufen, die heute (3. November) in Aachen ausgezeichnet worden sind, haben ihren Beruf in einem Unternehmen im Münsterland oder in der Emscher-Lippe-Region gelernt. Bei der zentralen Ehrung der Auszubildenden durch die nordrhein-westfälischen Industrie- und Handelskammern präsentierte sich der IHK-Bezirk Nord Westfalen damit erneut als „eine Hochburg der betrieblichen Ausbildung“, so IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer.

Weitere Informationen in der Pressemeldung.

Ausbildungsumfrage 2023

Die derzeit steigende Beliebtheit der betrieblichen Ausbildung reicht bei weitem nicht aus, um die Nachfrage der Unternehmen nach Auszubildenden zu decken. Das zeigt das Ergebnis der Ausbildungsumfrage der IHK Nord Westfalen im Jahr 2023, an der sich 725 Unternehmen aus dem Münsterland und aus der Emscher-Lippe-Region beteiligt haben. Danach ist der Anteil der Unternehmen, die im vergangenen Jahr alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen konnten, weiter gesunken. Und zwar auf 56,5 Prozent. Im Jahr davor waren es noch 60 Prozent, vor fünf Jahren noch rund 75 Prozent der Unternehmen.

„Damit liegen wir aktuell zwar leicht besser als der Bundesdurchschnitt von 53 Prozent, müssen aber alles daransetzen, den Anteil wieder zu steigern“, betont Carsten Taudt, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Bildung und Fachkräftesicherung. Denn allein bei den an der Umfrage beteiligten Unternehmen blieben insgesamt 802 Plätze unbesetzt. „Im Schnitt hätte damit jeder dieser Betriebe 1,2 Ausbildungsverträge zusätzlich abschließen können, wenn er geeignete Bewerberinnen oder Bewerber gefunden hätte“, so Taudt. Auch aktuell sind noch mehrere Hundert Ausbildungsplätze in der IHK-Lehrstellenbörse offen.

Der IHK-Bildungsexperte sieht dabei die Unternehmen, die Schülerpraktika anbieten, auf dem richtigen Weg, das Problem zu mindern. Das sind mit 64,4 Prozent deutlich mehr als bei der letzten Umfrage (51,9 Prozent). „Praktika sind der Königsweg, um Ausbildungsplätze passend zu besetzen“, ist sich Taudt sicher. Lob hat er auch für die Veränderungen bei den Bewerbungsverfahren in den Betrieben. Hier setzen 43,5 Prozent der Betriebe an, um mehr Ausbildungsplätze zu besetzen. Bewerbungsverfahren müssten einfach und vor allem schnell ablaufen, unterstreicht Taudt. „Wer auf den allerbesten Kandidaten wartet und womöglich mit mehrstufigen Auswahlverfahren arbeitet, verliert mit Sicherheit an Zulauf.“

Das veränderte Bewusstsein der Unternehmen für die Lage auf dem Ausbildungsmarkt und die Verbesserungen bei den Bewerbungsverfahren unterstützen nach Taudts Einschätzung den Trend zur betrieblichen Ausbildung. Immerhin konnten die Betriebe aus Industrie, Dienstleistung und Handel zum 1. August 5,4 Prozent Ausbildungsverträge mehr abschließen als noch im Vorjahr.
Die Umfrage wurde online im Zeitraum vom 8. bis 26. Mai 2023 durchgeführt. Bundesweit haben sich insgesamt 14.278 Unternehmen beteiligt, davon 725 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk Nord-Westfalen. Seit 2006 führt die IHK-Organisation eine bundesweite Online-Ausbildungsumfrage durch. In 2023 startete also die 17. Auflage dieser Umfrage.
Weitere Informationen:

Weiterbildungserfolgsumfrage 2023

Nach einer beruflichen Weiterbildung winkt den Absolventen meistens eine bessere Position im Unternehmen oder ein höheres Gehalt. Oder sogar beides. Das zeigt die aktuelle Erfolgsstudie Weiterbildung der IHK Nord Westfalen, an der sich 512 Absolventen beteiligt haben. Danach hat sich die Weiterbildung etwa zum Industriemeister, Fachwirt oder Bilanzbuchhalter für mehr als 82 Prozent der Befragten direkt vorteilhaft auf ihre berufliche Entwicklung ausgewirkt. Knapp 60 Prozent davon gaben sogar konkret an, dass sie nach der Weiterbildung eine höhere Position übernommen haben.

Das Ergebnis der Umfrage wundert den Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen nicht: „Wenn sich 90 Prozent der Absolventinnen und Absolventen aus heutiger Sicht erneut für das gleiche Weiterbildungsziel entscheiden würden, ist das ein tolles Zeugnis für das System der höheren Berufsbildung“, betont Dr. Fritz Jaeckel. Das sind noch einmal fünf Prozentpunkte mehr als bei der letzten Befragung im Jahr 2018 und sogar 13 Prozentpunkte mehr als noch im Jahr 2014.

Auch finanziell hat sich die Weiterbildung für die meisten Absolventen gelohnt: Drei von fünf Absolventen (63,5 Prozent), die durch die Weiterbildung finanzielle Verbesserungen erfahren haben, konnten ihr Brutto-Monatsgehalt um mindestens 500 Euro steigern, ein Viertel (24,2 Prozent) davon sogar um 1.000 Euro oder mehr.

Beispiele Höhere Berufsbildung

Teilnahmebescheinigung der Zwischenprüfung im Portal

Seit Herbst 2023 stellt die IHK Nord Westfalen Ausbildungsbetrieben und Auszubildenden die Teilnahmebescheinigung der Zwischenprüfung digital im Online-Portal zur Verfügung. Der bisherige Postversand an den Ausbildungsbetrieb entfällt somit.

Die Teilnahmebescheinigung ist im Online-Portal der IHK Nord Westfalen unter dem Menüpunkt "Dokumente" abgelegt. Bei der Anmeldung im Portal erhalten Betriebe eine Benachrichtigung über die hinterlegte Datei.
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#IHKgeprüft

Mit der Aktion #ihkgeprüft  die motiviert die IHK Nord Westfalen seit 2023 erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen, ihre Freude über die bestandene Abschlussprüfung öffentlich zu teilen: „Prüfung bestanden“ steht auf der Fotowand und den Roll Ups, vor der die jungen Menschen sich fotografieren können, um die Nachricht sofort mit passendem Hintergrund über die Sozialen Medien zu verbreiten.
„Seid stolz und zeigt das öffentlich - zeigt Euren Familien und Freunden, was ihr geschafft habt und welche Zukunftschancen eine betriebliche Aus- und Fortbildung bietet“, fasst IHK-Vizepräsidentin Melanie Baum das Ziel der Aktion in einem Appell zusammen.
Der IHK geht es um Vorbilder, an denen sich möglichst viele orientieren. Wenn junge Menschen stolz auf ihre betriebliche Ausbildung sind und dies zeigen, steigere das die Wertschätzung der Berufsausbildung in der Gesellschaft insgesamt. Aus Sicht der IHK sind sie nicht nur dringend benötigte Fachkräfte für die Unternehmen, sondern auch Botschafterinnen und Botschafter für die betriebliche Aus- und Fortbildung.
Zur Aktion #ihkgeprüft
Fotos von Auszubildenden und erfolgreichen Absolvent/-innen der Fortbildungs- und Sachkundeprüfungen können mit #ihkgeprüft in den sozialen Medien gepostet und mit dem jeweiligen Kanal der IHK Nord Westfalen geteilt werden. Einige Schnappschüsse veröffentlicht die IHK wiederum auf ihren Social-Media-Kanälen.
Ziel der Aktion #ihkgeprüft ist es, die Wertschätzung für die berufliche Bildung zu steigern. Mit dem Hashtag #ihkgeprüft möchte die IHK erfolgreiche Auszubildende und Fortbildungsabsolventen sichtbar machen und ihnen die Möglichkeit geben, stolz auf ihre Leistungen hinzuweisen. Doch es ist nicht nur ein Merkmal für die Person, die die Prüfung bestanden hat. Es ist auch ein wertvolles Qualitätsmerkmal für Unternehmen, die ihre Auszubildenden erfolgreich auf die Prüfung vorbereiten und ihnen damit beste Karrierechancen ermöglichen. Betriebe können ihre erfolgreichen Auszubildenden auf Social-Media-Kanälen und der eigenen Website vorstellen und ihre Leistungen unter dem Hashtag hervorheben und so gleichzeitig wieder die Aufmerksamkeit für die Ausbildung zu erhöhen.
Weitere Informationen:
Stichwort #ihkgeprüft
Mit der Aktion #ihkgeprüft will die IHK erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen deshalb motivieren, ihre Freude über die bestandene Abschlussprüfung öffentlich zu teilen: „Prüfung bestanden“ steht auf der Fotowand an der IHK, vor der die jungen Menschen sich fotografieren können, um die Nachricht sofort mit passendem Hintergrund über die Sozialen Medien zu verbreiten.

Ausbildungsjahrgang 2023

Der Ausbildungsmarkt 2023 hat sich mit einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von + 2 Prozent weiter stabilisiert (8.729 neue Ausbildungsverträge). Damit hat sich das Defizit zum Vorpandemiejahr 2019 weiter verringert auf rund 900 neue Ausbildungsverträge weniger. Erfreulich ist die Entwicklung in der Emscher-Lippe-Region mit einem Zuwachs von 4,5 Prozent; ebenso die Zunahme der Auszubildende in den industriell-technischen Berufen (+ 5,7 Prozent).

Anhaltend hoch bleibt die Ausbildungsbereitschaft von Betrieben, aber auch die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze, da die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber erneut stärker gesunken ist als die der Ausbildungsplätze. Das Ziel, aus eigener betrieblicher Ausbildung den Fachkräftenachwuchs zu gewinnen, ist weiterhin schwerer erreichbar, denn es melden sich noch zu wenige Bewerberinnen und Bewerber und es erfordert erhebliche Anstrengungen bei Betrieben, junge Menschen zu erreichen. Zum dritten Mal in Folge beginnen jedoch landesweit mehr junge Menschen eine betriebliche Ausbildung als ein Studium; die Zahl der Abiturienten, die eine Ausbildung beginnen steigt ebenfalls seit längerem. Nicht zuletzt ist die betriebliche Ausbildung für Studienaussteigende attraktiv, sowie diese interessant sind für Betriebe.

Die Zahl der Ausbildungsbetriebe ist erneut um 3,3 Prozent gesunken. Obwohl die Zahl der Erstausbildungsbetriebe länger schon kontinuierlich leicht steigt, wird der Rückgang der ausbildenden Betriebe dadurch nicht kompensiert: trotz vieler unbesetzter Ausbildungsplätze müssen mehr Betriebe für ausreichend Fachkräftenachwuchs in Nord Westfalen ausbilden.

Ausbildungsberatung - Überwachen und Fördern der Ausbildung

Die IHK-Ausbildungsberatung setzt ihren gesetzlichen Auftrag (§76 BBIG) mit allen an der Ausbildung Beteiligten um: Betrieben, Berufsschulen, Ausbildungspersonal und Azubis.

Die zehn Ausbildungsberaterinnen und Ausbildungsberater der IHK Nord Westfalen haben 2023 bei rund 5.800 aktiv ausbildenden Betrieben mit 5.346 intensiven Betriebskontakten ihre Aufgabe erfüllt, die Ausbildung zu fördern, zu begleiten, sie zu überwachen und ggf. einzuschreiten. Von den 4.547 Betriebsbesuchen waren erfreuliche 519 Erstberatungen. Damit ist die Zahl der Betriebe, die erstmals ausbilden wollen, das dritte Mal in Folge gestiegen und auf einem neuen Dauerhochstand. Einerseits eine erfreuliche Entwicklung und gute Voraussetzung, um auch weiterhin rund ein Drittel des eigenen Fachkräftebedarfs in Nord Westfalen aus betrieblicher Ausbildung decken zu können. Andererseits aber aufgrund der demografischen Entwicklung und weiter sinkender Zahlen an jungen Menschen, die von der Schule abgehen, eine große Herausforderung. Entscheidend wird bleiben, wie viele von ihnen für eine Ausbildung gewonnen werden können (unter anderem mit der IHK-Kampagne #könnenlernen).

In rund 840 telefonischen Beratungsgesprächen war bei der Ausbildungsberatung das drängendste Thema die passende Besetzung von Ausbildungsplätzen sowie Leistung und Haltung von Azubis. Die Zahl der Ausbildungsabbrüche in der Probezeit stieg zum dritten Mal in Folge an (auf 9,9 Prozent), während die Zahl der betrieblichen Einstiegsqualifizierungen, die geeignet ist junge Menschen an Ausbildung heranzuführen, wie in den letzten Jahren erneut weiter sank (2013 bis 2023 um 70 Prozent). Ein Trend hält damit an: alle verfügbaren Bewerberinnen und Bewerber direkt in eine Ausbildung zu nehmen.

Der wichtigste Beitrag der Ausbildungsberatung lag daher wie in den Jahren zuvor in der Stabilisierung von Ausbildungsverhältnissen, der Konfliktbereinigung bzw. der Moderation zwischen Ausbildungsbetrieb und Auszubildenden.
Weitere Informationen:

Prüferseminare

An den IHK-Seminaren zu Fragen rund um die Prüfung haben 189 Prüferinnen und Prüfer in ihrer Freizeit teilgenommen. Prüferinnen und Prüfer schätzten in den Schulungen die prüfungsrechtliche und prüfungspädagogische Unterstützung für ihr Ehrenamt. Die Seminare trugen auch zu fairen, effektiven und rechtssicheren Prüfungen bei.

Entwicklung: Prüferseminare

Jahr
Anzahl
2023
189
2022
412
2021
237
2020
127
Die Prüferseminare im Jahr 2024 finden Sie hier.

IHK-Kampagne: #Könnenlernen

Mit ihrer Ausbildungskampagne „Ausbildung macht mehr aus uns. Jetzt#könnenlernen“ verstärken die Industrie- und Handelskammern in Deutschland den Trend zur betrieblichen Ausbildung. Erstmals vermittelt eine Kampagne ein “Lebensgefühl Ausbildung”. Unter dem Motto “Jetzt #könnenlernen“ haben sich bundesweit 79 Industrie- und Handelskammern auf ihre erste gemeinsame Azubi-Kampagne verständigt. Mit der guten Botschaft “Ausbildung macht mehr aus uns” werden junge Menschen auf Augenhöhe angesprochen. Neun Azubis, darunter Leona und Louis aus Nord Westfalen, liefern für den neuen eigenen Social-Media-Kanal auf TikTok Inhalte aus ihrem Ausbildungsalltag.

@die.azubis hat inzwischen über 40.000 Follower; das beliebteste Video wurde 716.400 mal aufgerufen. @ihk.azubistories, der eigene regionale TikTok-Kanal der IHK Nord Westfalen verzeichnet Videos mit über 52.000 Aufrufen. Die Kampagne aktiviert vor allem Betriebe und stellt ihnen Werbemittelpakete, Aktionen und Challenges im Design der Kampagne kostenfrei zur Verfügung. Damit soll bundesweit ein breites Bewusstsein für betriebliche Ausbildung geschaffen werden: um Betriebe und junge Menschen zusammenzubringen, Ausbildungsplätze zu besetzen und Fachkräfte auszubilden.

In 2023 haben 3 digitale Infoveranstaltungen für Betriebe mit 170 Unternehmensvertretungen stattgefunden. Die Webinare werden fortgeführt und finden alle zwei Monate statt, IHK-Betriebe können jederzeit einsteigen in die Kampagne. Das umfangreiche Werbemittelpaket für Ausbildungsbetriebe steht als kostenfreier Download bereit. Mit rund 1.000 Aufrufen seit Kampagnenbeginn im März 2023 haben damit theoretisch rund 15 Prozent der aktiven Ausbildungsbetriebe Interesse an der Kampagne signalisiert.

Die Social Media Challenge für Betriebe “Coffee Boss” wurde gut umgesetzt: immerhin rund ein Drittel aller bundesweiten Beiträge stammen aus Nord Westfalen. Der Rückblick auf die Coffee Boss Challenge war der beliebteste Beitrag des Monats laut LinkedIn-Statistik.

Gute Kampagnen-Flights waren die Werbeaktionen für mehr Ausbildung: Plakatwerbung in der Stadt Münster (50 Großplakate) und Buswerbung auf 4 Bussen der BOGESTRA AG und der Vestischen Straßenbahnen GmbH in der Emscher-Lippe-Region. Sichtbar war die Kampagne bei IHK-Bestenehrungen und Ausbildungsmessen. Die Kampagne wird 2024 intensiv weiterentwickelt und alle IHK-Betriebe gut begleitet.

IHK-Fachkräftekongress mit 300 Teilnehmenden

In den nächsten 10 Jahren fehlen in Nord Westfalen rund 153.000 Fachkräfte: jährlich rund 15.300 Menschen, von denen 13.000 eine berufliche Qualifizierung haben sollten. Für 73 Prozent der Unternehmen war der Fachkräftemangel 2023 ein echtes Problem (2020 für 20,8 Prozent). Vor diesem Hintergrund fand im Mai 2023 der 1. IHK- Fachkräftekongress in Münster statt. Das sehr große Interesse an der Veranstaltung, die ausschließlich für Unternehmen war, sei, so Dr. Fritz Jaeckel, „Ausdruck der sich zuspitzenden Problemlage“.

Ziel der Veranstaltung, zu der sich mehr als 300 Gäste angemeldet hatten, war es, sehr konkrete und praxistaugliche Impulse zu geben, wie Unternehmen mit der Fachkräftefrage auf verschiedene Weise umgehen können. Moderiert von Felicia Ullrich (u-form Testsysteme GmbH) und Felix von Zittwitz (Ausbildung.de) gestalteten renommierte Expert/innen, die sich lange schon mit Fachkräftegewinnung und Generation Z befassen, den IHK-Kongress: Workshopthemen waren Azubi-Recruiting, Fachkräftegewinnung aus dem Ausland, Anerkennung von Auslandsabschlüssen, Weiterbildung der eigenen Belegschaft, und auch Nachhaltigkeit fand in den Vorträgen und Praxisgesprächen entsprechend ihren Platz. Ein wesentlicher Aspekt des IHK-Kongress aber war Netzwerken und der Austausch unter den Teilnehmenden der vielen unterschiedlichen Betriebe. Hierzu gab es viel Gelegenheit, so konnte man Impulse und mögliche Ansätze für die eigene Unternehmensstruktur mitnehmen. Der 2. IHK-Fachkräftekongress wird im Mai 2024 in der Emscher-Lippe-Region stattfinden.

INA - Impulse zur Nachwuchsakquise

Das Projekt INA unterstützt insbesondere kleine und mittlere Unternehmen individuell und an der Praxis und Betriebsstruktur orientiert, sich mit den Themen Ausbildungsmarketing, Azubi-Recruiting und Fachkräftegewinnung und –bindung zu befassen und für sich umzusetzen. Mittels persönlicher Beratung der in Praxis und Trends sehr erfahrenen IHK-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum einen, und regelmäßigen kurzen Impulsvorträgen innerhalb einer ganzen Webinar-Reihe für Ausbildungspersonal und Personalverantwortlichen werden mit “INA” Impulse in und für Betriebe gegeben. Diese Impulse helfen, um zum Beispiel das eigene Ausbildungsmarketing zu verbessern, den Zugang zur Zielgruppe leichter zu finden und auf Veränderungen im Ausbildungsmarkt schneller zu reagieren.

Im Jahr 2023 haben mehr als ein Dutzend Unternehmen den IHK-Service als ausschließliche, individuelle betriebliche Beratung vor Ort in Anspruch genommen. Mehr als 150 Unternehmensverantwortliche für Ausbildung und Personal haben die Impulse der Webinar-Reihe regelmäßig besucht und für sich aufgenommen.  

IHK-Willkommenslotsin - Geflüchtete in Ausbildung und Beschäftigung integrieren

Willkommenslotsen“ helfen Unternehmen bei der Integration von Geflüchteten (anerkannte mit Aufenthalts-/Niederlassungserlaubnis, geduldete, Asylbewerbenden) in Ausbildung und Beschäftigung. Sie werden vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Die IHK-Willkommenslotsin hilft nicht nur bei Fragen der Sprachförderung, Aufenthaltsstatus und Qualifikationsbedarfen, mit ihrem Netzwerk relevanter lokaler Akteure unterstützt sie Unternehmen auch dabei Bewerberinnen und Bewerber aus der Zielgruppe Geflüchteter zu finden. Nach der Besetzung von Stellen steht sie Betrieben und Geflüchteten weiterhin beratend zur Seite. 

Rund 100 Betriebe hat die Willkommenslotsin grundsätzlich zu Aufwand, rechtlichen Voraussetzungen und Förder-/Unterstützungsangeboten beraten. Etwa 40 Betriebe wurden bei der Besetzung von Stellen mit Geflüchteten intensiv begleitet. In einer engen Nachbetreuung wurden 15 Betriebe bei einer erfolgreichen Integration von Geflüchteten unterstützt. Und es ist gelungen, 20 Geflüchtete nachhaltig und mit Erfolg in Ausbildung oder Beschäftigung zu vermitteln.

Die größte Herausforderung bei der Integration bleibt der zeitliche, personelle und verwaltungstechnische Aufwand für Unternehmen. Die Willkommenslotsin kann dabei wesentlich unterstützen. Größtes Hindernis im betrieblichen Alltag bleibt die Verständigung, die Sprache. Bei regelmäßigen Webinaren (4) und Beratungstagen können sich Betriebe und Geflüchtete über Themen und Neuerungen informieren.

Für mehr Integration wurde betriebliche Ausbildung in Schulklassen (Internationale Förderklassen (IFÖ)) und an Berufskollegs sowie Sprachschulen vorgestellt. Erstmals wurden zur Berufsorientierung Elternabende für geflüchtete Familien (englisch, ukrainisch) angeboten, mit großer Resonanz und viel Informationsbedarf.

Prägend 2023 war die Modernisierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG): bei Anfragen und Beratungsbedarfen gab es einen so sprunghaften Anstieg, dass zeitweise auch aufgrund der zahlreichen thematischen Überschneidungen die Integration von Geflüchteten nur noch ein Thema in diesem größeren Rahmen war. 

Inklusionsberatung - Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber (§185a SGB IX) 

Seit Februar 2023 informiert der IHK-Inklusionsberater Uwe Gabler Unternehmen zur Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Schwerbehinderung sowie zur Sicherung von deren Beschäftigung und ihrer beruflichen Wiedereingliederung. Zentrale Fragen sind die rechtlichen Regelungen und Voraussetzungen der (finanziellen, technischen, allgemeinen, personellen) Förderung. Individuell beraten lassen können sich Unternehmen auch zur Entwicklung neuer betrieblicher Perspektiven durch inklusive Ausbildung oder Beschäftigung im Betrieb sowie zu behinderungsspezifischen Lösungen dafür.

Der IHK-Inklusionsberater hat dafür gute Kontakte zu allen wichtigen Stellen der betrieblichen Inklusion und unterstützt z.B. bei der Antragstellung u.a. für finanzielle Leistungen oder begleitenden Arbeitshilfen für eine Integration im Unternehmen. 

Arbeitgeber, die Menschen mit Behinderung – nach Unfall, Krankheit oder von Geburt an – einstellen oder (weiter) beschäftigen wollen, können die Beratung der Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber (EAA) bei der IHK Nord Westfalen in Anspruch nehmen. Die EAA und die kostenfreie Unterstützung und Beratung im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe (LWL) wird aus der bundesweiten Ausgleichsabgabe (Schwerbehindertenabgabe (§ 160 SGB IX)) finanziert. Die Beratung ist für ratsuchende Arbeitgebende daher kostenfrei.  

Der IHK-Inklusionsberater hat 2023 im Wesentlichen mit allen Akteuren der beruflichen Rehabilitation, den Arbeitsagenturen der Bundesagentur für Arbeit und Jobcentern, den Integrationsfachdiensten (IFD) und der Deutschen Rentenversicherung ein funktionierendes Netzwerk aufgebaut, um Unternehmen eine nahtlose Beratung zu bieten. Es wurden die ersten ca. 80 Betriebe beraten und Fragen in dem genannten Bund der Akteure gelöst. Bei rund 65 Betriebsbesuchen spielte auch die Sensibilisierung für Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderung eine große Rolle. Die meisten Beratungsanfragen an den Inklusionsberater kamen nach einem Besuch der Ausbildungsberatung zustande; die ersten Unternehmen haben von sich aus den Kontakt gesucht. Erfolgreich in Ausbildung bzw. Beschäftigung vermittelt werden konnten im Spätsommer 3 Menschen mit Behinderung.  

Ausbildungsplätze in KMU-Betrieben besetzten: Passgenaue Besetzung

Mit der Passgenauen Besetzung werden kleine und mittelständische Betriebe (KMU) bei der nachhaltigen Sicherung des künftigen Nachwuchs- und Fachkräftebedarfs unterstützt und junge Menschen (ohne Flüchtlingsstatus) in die vielen freien Ausbildungsplätze vermittelt.

Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und den Europäischen Sozialfonds (ESF) haben die drei Berater/innen der passgenauen Besetzung 202 KMU-Betriebe intensiv zur Besetzung ihrer freien Ausbildungsplätze beraten. Das anhaltend große Interesse an Unterstützung von KMU-Betrieben zeigen 144 abgegebene Teilnahmeerklärungen von KMU. Bei der Suche nach eine Ausbildungsplatz wurden 353 Bewerberinnen und Bewerber unterstützt. Durch intensive Akquise (unter anderem in Schulen) ist es gelungen, die Zahl der verfügbaren jungen Menschen im Bewerberpool - trotz des spürbaren demografischen Wandels - im Vergleich zum Vorjahr (358) nahezu konstant zu halten. So wurden 64 junge Menschen direkt in Ausbildung vermittelt; 86 der Bewerberinnen und Bewerber (27 Prozent) wurden im Bewerbungsprozess erfolgreich beraten, sie haben dadurch eigenständig einen Ausbildungsplatz gefunden. Der Bewerberpool ist erneut sehr heterogen: 46 Studienaussteigende (14 Prozent, leicht gestiegen), 172 Schulabgänger (48 Prozent) und 68 Wechselnde (39 Prozent). Neben der individuellen Beratung wurden in 5 digitalen Infoveranstaltungen Eltern und Familien über die betriebliche Ausbildung informiert.

Passgenaue Besetzung und Willkommenslotsen
Das Programm „Passgenaue Besetzung - Unterstützung von KMU bei der passgenauen Besetzung von Ausbildungsplätzen sowie bei der Integration von ausländischen Fachkräften“ wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und den Europäischen Sozialfonds gefördert.

Teilqualifizierung – Chancen der Fachkräftesicherung

Der regionale Ausbildungskonsens Nord Westfalen unter Leitung der IHK Nord Westfalen treibt das Konzept zur voran. Dabei werden die Inhalte eines anerkannten Ausbildungsberufes in Bausteinen absolviert und Menschen über 25 Jahre ohne Berufsabschluss erfolgreich zum Berufsabschluss geführt. Arbeitsagenturen und Jobcenter übernehmen Profiling und Coaching, die IHK macht Kompetenzfeststellungen und am Ende die Externenprüfung.

Derzeit sind vier IHK-Berufe sind möglich. Der Berufsabschluss kann auch begleitend zur Beschäftigung absolviert werden. Die Finanzierung erfolgt über das Sozialgesetzbuch (SGB). Die IHK hat 82 Kompetenzfeststellungen erfolgreich durchgeführt. 

Ausländische Qualifikationen: Anerkennungsberatung  

Nach dem Berufsqualifikationsfeststellungsgesetzes (BQFG) haben alle, die im Ausland einen Abschluss erworben haben, einen Anspruch auf Prüfung von deren Gleichwertigkeit. Die IHK führt für ihre Berufe eine so genannte Erstberatung durch, bevor ein endgültiger Antrag zentral durch die IHK-Anerkennungsstelle (IHK FOSA) in Nürnberg bearbeitet wird.

Die Anerkennungsberatung ist im ersten Nachpandemiejahr rasant gestiegen, so sind weit über 700 Anfragen per Mail oder Telefon eingegangen. Dabei handelt es sich meist um Einzelpersonen; immer häufiger auch Anfragen von Unternehmen für eine Beschäftigung. Große Unsicherheit bei den Anfragenden bestand hinsichtlich dessen, ob die IHK oder eine andere Stelle zuständig ist, auch sind Kosten des Verfahrens häufig umsetzungshindernd. Es wurden mehr als 50 reguläre Anerkennungsberatungen durchgeführt, an die sich der Antrag bei der IHK FOSA anschloss; deren Anerkennungsrate (volle oder teilweise Anerkennung) betrugen aufgrund der realistischen IHK-Vorberatung annähernd 100%. Bei Antragsergebnissen mit einer teilweisen Gleichwertigkeit, erstellt die IHK einen Plan zur Anpassungsqualifizierung, mit dem Ziel der vollen Gleichwertigkeit durch Nachqualifizierung. Auch bei der Anpassungsqualifizierung nach einem Gleichwertigkeitsbescheid sind die Nachfragen gestiegen: es wurden rund 25 Anpassungsqualifizierungspläne erstellt.

Die intensive und aufwendige Beratung von Unternehmen zur Einstellung ausländischer Fachkräfte nach dem modernisierten Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG sei 11/2023) hat ebenfalls sprunghaft und deutlich zugenommen. Rechtliche Hürden und die Zeitläufe der Verfahren lassen Unternehmen verzweifeln, und sie um die Hilfe der IHK bitten. So wurden mehr als 50 unternehmensspezifische und klärende Beratungen mit Unternehmen geführt.

Betriebliche Ausbildungsbotschafter

Eine betriebliche Ausbildung vorgestellt haben 762 Ausbildungsbotschafterinnen und Ausbildungsbotschafter. Bei 514 Schuleinsätzen konnten sie 4.453 junge Menschen über ihre eigene Ausbildung, ihren Alltag und den Weg in die Ausbildung informieren. In Schulungen wurden 227 Auszubildende neu auf ihren Schuleinsatz vorbereitet. Die Schulungen (digital, Präsenz, Inhouse) werden mit neuen Trends und Blick auf die GenerationZ weiterentwickelt.

Das Projekt "Ausbildungsbotschafter” ist bei teilnehmenden Betrieben im Jahresplan fest verankert und immer mehr Bestandteil des eigenen Azubi-Recruitings. IHK-geschulte Azubis werden von ihren Unternehmen auch z.B. bei Ausbildungsmessen gerne eingesetzt. Es haben 156 Ausbildungsbetriebe ihre in 2023 geschulten “AuBots” für Schuleinsätze freigestellt.

Bei vielen Schulen in Nord Westfalen steht der Ausbildungsbotschaftereinsatz fest im Berufsorientierungskonzept. Bei den rund 308 allgemeinbildenden Schulen im IHK-Bezirk wurden seit Projektstart in 210 Schulen Ausbildungsbotschaftereinsatz durchgeführt; alleine “IHK-Ausbildungsbotschafter” sind so in 68% der Schulen im IHK-Bezirk bekannt. Regelmäßige Einsätze von Auszubildenden führen zur besseren Vor-/und Nachbereitung in den Schulen, die Wirksamkeit der Berufsorientierung steigt, Lehrkräfte lernen Ausbildung besser kennen und ihre Wertschätzung für diese Berufsorientierung auf Augenhöhe steigt. Das Projekt ergänzt die Berufsorientierungsangebote der NRW-Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA), das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt auch 2024/2025 mit Mitteln, was zugleich dessen Bedeutung betont.

Landesweite Aufmerksamkeit bekam das Projekt “Ausbildungsbotschafter” durch einen Fernsehbeitrag im Ausbildungsmonat August in den ARD-Abendnachrichten Tagesschau. IHK-Ausbildungsbotschafterinnen und Ausbildungsbotschafter tragen dazu bei, betriebliche Ausbildung bei jungen Menschen - und ihren Familien - als anerkannten, erstrebenswerten Einstieg in die berufliche Karriere in den Blick zu rücken. Besonders KMU-Betriebe nutzen “AuBots”, um in ihrer Umgebung als attraktiver Ausbildungsbetrieb bekannter zu werden.
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Digitale Ausbildungsbotschafter Azubimojis

So genannte Azubimojis, 35 digitale Ausbildungsbotschafter, haben 2023 auf der IHK-NW- Instagram-Seite online über ihren Ausbildungsberuf und Ausbildungsalltag berichtet. Seit Projektbeginn 2020 entstanden 130 anschauliche Beiträge, mit der betriebliche Ausbildung beworben wird. Es wurden darin über 50 verschiedene Ausbildungsberufe vorgestellt.

Alle Stories sind als Highlight-Stories im Profil der IHK gespeichert. Deren Instagramkanal hat aktuell rund 6.500 Follower. Die Stories der Azubimojis erreichten im Schnitt 1.000 Zuschauer/innen: 2023 wurden so 35.000 Zuschauer/innen erreicht. Alle Stories werden auf Instagram als „Reels“ (Kurzvideo) angekündigt und wurden inzwischen mehr als 100.000-mal aufgerufen. Mit ihrer Eigenkreation, den Azubimojis, feierte die IHK Nord Westfalen im März den 100. Azubimoji und die Übernahme des IHK-Instagram-Kanal durch eine Auszubildende, die junge Menschen für betriebliche Ausbildung begeistern konnte.

Die Schulung von Azubimojis und die Übernahme des Instagram-Kanals geht 2024 weiter.

Weitere Informationen unter www.azubimojis.de.

Partnerschaft Schule-Betrieb

Die IHK Nord Westfalen schloss 40 neue moderierte IHK-Partnerschaften zwischen Schulen und Betrieben. Damit wurden bis heute 240 Schulen und 417 Betriebe in insgesamt 651 Kooperationen vor Ort miteinander in einen engen Austausch gebracht. Die IHK-Kooperationsvereinbarung garantiert dafür die faire und transparente Basis und stellt sicher, dass sowohl die Interessen der Schule als auch die der Unternehmen gewahrt werden: Schulen bieten ihren jungen Menschen praktische Erfahrungen und Einblicke in die Arbeitswelt und Unternehmen profitieren frischen Ideen und Potenzialen des Nachwuchs’. Das langjährige IHK-Projekt Partnerschaft Schule Betrieb in Nord Westfalen ist inzwischen mit 78% (in drei Kreisen mit rund 90 Prozent) der 308 Schulen im IHK-Bezirk im engen und vertrauten Austausch. Der kurze Weg hilft in der Praxis des Alltags: das partnerschaftliche Miteinander von Schulen und Betrieben macht Berufsorientierung realistisch, die Ausbildungsbereitschaft junger Menschen wird geweckt und die Frage der Ausbildungsreife gerät frühzeitig in den Blick.

Durch das Praktikum, klassischer Baustein der IHK-Kooperationsvereinbarung, werden auf beiden Seiten Berührungsängste abgebaut: Azubis, oft ehemalige Schülerinnen und Schüler, und das „Azubileben“ kommen in aller Blick und Partnerschaften gipfeln immer häufiger in passenden Verbindungen des Betriebs und des Nachwuchs’ vor Ort: und in Ausbildungsverträgen.

Mobilitätsberatung - Ab ins Ausland

Mit der IHK-Mobilitätsberatung wurden 111 Auslandsaufenthalte von Auszubildenden aus Nord Westfalen realisiert. Dabei waren die vier beliebtesten Zielländer der durch die IHK organisierten Aufenthalte: Schweden (17), Griechenland (15), Spanien (12) und Irland (11).

Über das Jahr verteilt, mit deutlicher Zunahme in der zweiten Jahreshälfte fanden 246 Beratungsgespräche mit Auszubildenden und den Zuständigen in den Unternehmen statt. Das Interesse an Auslandsaufenthalten ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gewachsen. Die Anzahl der Beratungen ist um rund 50 Prozent gestiegen und übertrifft das Vor-Pandemie-Niveau. Besonders gezielt für ihr Fachkräftenachwuchsprogramm haben 13 Betriebe die IHK-Mobilitätsberatung genutzt und so für alle Betriebe eine Prozessoptimierung unterstützt.

Rund 600 Unternehmensvertretungen, Nachwuchskräfte und Lehrkräfte wurden bei Veranstaltungen, Messeauftritten, in Schulen, bei nationalen und internationalen Netzwerktreffen vor Ort intensiv beraten. Auch bei online-Veranstaltungen konnte man sich informieren, und bei aus dem Ausland zugeschaltete Azubis konkret nachfragen. Von ihren Aufenthalten haben 6 Azubis live aus dem Ausland auf dem IHK-Instagram-Kanal berichtet.

Für 2024 gab es bereits 60 Anfragen für ein Auslandspraktikum während der Ausbildung

Ausbildung nach dem Studienausstieg

Ausbildung holt hinsichtlich ihrer Attraktivität bei jungen Menschen 2023 gegenüber einem Studium auf. Zum zweiten Mal in Folge war die Anzahl neuer Auszubildender in Nordrhein-Westfalen höher als die der Studienanfänger. Gleichzeitig ist das Interesse von Unternehmen an Studienaussteigende nach wie vor sehr groß. So wurden alleine 46 junge Menschen der passgenaue Besetzung nach einem Studienausstieg in KMU vermittelt.

Aufgrund des Interesses auf beiden Seiten, junge Erwachsener und Betrieben, hat die IHK das Engagement und Absprachen im Beratungsnetzwerk für Studienaussteigende forciert. Neben der Fachhochschule Münster, dem Studierendenwerk Münster (informellerer Zugang zu Studienzweifelnden außerhalb der Studienberatung) wurden auch an der Westfälischen Hochschule in Kooperation vier Veranstaltungen für Studienzweiflerinnen und Studienzweifler angeboten.

Zudem wurde das Netzwerk in der Emscher-Lippe Region mit Kontakt zur Ruhr-Universität Bochum sowie der Hochschule Bochum (dorthin einpendelnde Studierende) ausgebaut.