IHK-Jahresbericht 2023

Editorial

Die Wirtschaft blickt auf ein bewegtes Jahr 2023 zurück. Der Preisauftrieb bei Strom und Gas hat sich gegenüber dem Jahr 2022 verlangsamt. Doch täuscht dies nicht darüber hinweg, dass die wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Monaten auf der Stelle tritt. Aus Sicht der IHK Nord Westfalen war und ist klar: Wir werden sowohl in Deutschland als auch in der Region unseren Wohlstand dauerhaft nur erhalten können, wenn eine neue wirtschaftliche Dynamik entsteht. Politische Entscheidungen müssen sich daran messen lassen, welche strukturellen Verbesserungen sie schaffen, um wieder mehr wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen.
Ein Blick auf den aktuellen Zustand zahlreicher Straßen, Schienen und Brücken oder der digitalen Infrastruktur zeigt deutlich, wo es insbesondere anzusetzen gilt. Richtig ist: Auch im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region wird an der Verbesserung der Infrastruktur gearbeitet. Genauso richtig ist aber auch: Nach Jahren des „Auf Verschleißfahrens“ stellen anhaltende Kapazitätsengpässe und insbesondere zum Teil monate- und jahrelange Sperrungen von Straßen und Brücken erhebliche Beeinträchtigungen für die regionale Wirtschaft dar. Keine Frage: Eine Modernisierung der Infrastruktur ist dringend nötig. Aber richtig ist auch: Die Beeinträchtigungen für die Wirtschaft müssen so gering sein wie möglich.
Neben der Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Straßeninfrastruktur, muss auch die Schieneninfrastruktur dringend ausgebaut werden. In den Räumlichkeiten der IHK Nord Westfalen haben Vertreter von Land, Bund und der Bahn im August 2023 den Rahmenvertrag über die Finanzierung des Ausbaus der Schiene zwischen Münster und Lünen unterzeichnet – ein ganz wichtiger aber nach drei Jahrzehnten eben auch längst überfälliger Schritt, der die Anbindung der Region an das Fernverkehrsnetz der Bahn sichert. Der Regionalexpress Rhein-Ruhr oder die Münsterland S-Bahn sind weitere wichtige Projekte im Bereich des Schienenpersonennahverkehrs, die zur Verbesserung der Mobilität der Menschen in der Region beitragen werden. Auch hier gilt es aber, in den kommenden Monaten die nächsten Schritte zu machen.
Die Umstellung unseres Wirtschaftsmodells auf ressourcenschonendere Prozesse ist eine zentrale Zukunftsherausforderung. Diese Transformation muss weiterhin Wachstum ermöglichen, weil Wachstum die Grundlage für unseren Wohlstand ist. Im Kammerbezirk Nord Westfalen haben wir mit dem Projekt Klimahafen Gelsenkirchen die Chance den Beweis anzutreten, dass Klimaneutralität und wirtschaftliches Wachstum zusammen möglich sind. Machen wir den Klimahafen Gelsenkirchen zur Blaupause für den erfolgreichen Aufbau einer industriellen Wasserstoffwirtschaft in ganz Deutschland.
Liebe Leserinnen und Leser,
fraglos sind vieler dieser Maßnahmen von großer Bedeutung für eine positive Entwicklung in unserer Region. Aber das Jahr 2023 bleibt uns auch aus einem anderen Grund in besonderer Erinnerung, dessen Bedeutung hierüber noch weit hinausgeht. Das Jahr 2023 stand ganz im Zeichen von 375 Jahren Westfälischem Frieden. In Europa machen wir derzeit leider erneut die Erfahrung, dass dauerhafter Frieden alles andere als selbstverständlich ist. Die Veranstaltungen im Rahmen dieses besonderen Jubiläums haben uns gezeigt, dass sich die politisch Verantwortlichen und die regionale Wirtschaft in einer gemeinsamen Verantwortung für die Gestaltung unserer Zukunft sehen. Daran wollen wir weiter mitwirken. Für Ihre Unterstützung auf diesem Weg danken wir Ihnen ganz herzlich.
Dr. Benedikt Hüffer
Präsident
Dr. Fritz Jaeckel
Hauptgeschäftsführer