Pressemitteilung vom 14. Februar 2022

Corona, Preisanstiege und Lieferengpässe bremsen wirtschaftliche Erholung erneut aus

Eine angespannte Coronalage sowie Preisanstiege und Lieferengpässe sorgen im IHK-Bezirk Koblenz für ein trübes Stimmungsbild. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz hervor, die sich auf Antworten von 391 Unternehmen mit rund 48.000 Beschäftigten stützt.
Der IHK‑Konjunkturklimaindikator, in dem die derzeitige Lage und die Aussichten für die Zukunft verrechnet werden, fällt um zwei Punkte auf 112 Punkte, der in der Vorumfrage erkennbare Aufschwung setzt sich nicht fort. Ein Blick auf die Branchen offenbart Unterschiede: Während die Industrie ihrem Erholungskurs aus dem Herbst folgt, belasten die Einschränkungen durch die Omikron-Welle Händler und Dienstleister.
„Weiterhin trägt die expansive Industrie die Konjunktur. Darum sind die im Saldo gesunkenen Industrieaufträge aus In- und Ausland gepaart mit den verhaltenen Erwartungen ernste Warnsignale, die auf weiterhin große Unsicherheiten hindeuten. Öffnungsperspektiven, Strukturreformen und ein verlässlicher ordnungspolitischer Rahmen, beispielweise beim Klimaschutz, sind aktuell wichtiger denn je“, kommentiert Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz.

Geschäftsrisiken: Preisanstiege, Fachkräftemangel und pandemische Entwicklung

Die Energie- und Rohstoffpreise stellen mit Abstand das größte Risiko dar (70 Prozent). Mit dem Beschäftigungsaufschwung nach dem ersten Corona‑bedingten Herunterfahren der Wirtschaft, legt der Fachkräftemangel als Sorgenträger stetig zu (58 Prozent). Den größten Zuwachs verzeichnet die Sorge um die weitere Entwicklung der Corona‑Pandemie (56 Prozent). Das sind 12 Prozentpunkte mehr als im Herbst 2021.
„Die globalen Liefer- und Wertschöpfungsketten sind nach wie vor im Ungleichgewicht und es finden teils starke Preisanpassungen an veränderte Angebots- und Nachfragebedingungen statt“, erläutert Fabian Göttlich, Geschäftsführer Interessenvertretung der IHK Koblenz.
Aktuell berichten 88 Prozent der Unternehmen, dass sie in den letzten vier Wochen mit Lieferschwierigkeiten konfrontiert waren. Vornehmlich betroffen sind die Industrie und der Handel. Ertragseinbußen und steigende Preise (73 Prozent), längere Wartezeiten (71 Prozent) und ein gestiegener Planungsaufwand (57 Prozent) gehören zu den am meisten genannten Folgeeffekten. Nur 12 Prozent der Betriebe rechnet mit einer Verbesserung der Versorgungssituation im ersten Halbjahr 2022. Deutlich mehr Unternehmen gehen erst im zweiten Halbjahr 2022 von einer besseren Versorgung mit Rohstoffen, Vorprodukten und Waren aus (32 Prozent). 17 Prozent sogar erst im Jahr 2023.
Weiterhin geben 92 Prozent der regionalen Betriebe an von Preisanstiegen betroffen zu sein. Ein Großteil der Betrieb spricht sogar von Preisanstiegen in erheblichem Umfang (61 Prozent).
„Die Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten, aber auch stark gestiegene Energiepreise und die CO2-Bepreisung seit Januar 2021 treiben die Preise derzeit in die Höhe. So droht die aktuelle Preisentwicklung bei der Weitergabe an den Endverbraucher auch die Konsumlaune zu dämpfen“, prognostiziert Göttlich.

Branchenkonjunktur gespalten

Die Industrie trotzt der vierten Corona-Welle und startet kraftvoll in das neue Jahr. Der IHK-Konjunkturklimaindikator steigt um vier Punkte auf 121 Punkte. Die Bauwirtschaft lässt sich von der Corona-Krise kaum beeindrucken. Gegenüber der Herbstumfrage bewerten die Bauunternehmen ihre aktuelle Geschäftstätigkeit beachtlich besser (Winter 2021/22: 55 Prozentpunkte, Herbst 2021: 19 Prozentpunkte). Vom Wachstumstrend abgeschlagen verbleiben die Händler und Dienstleister. Beide Branchen verbuchen einen Rückgang des IHK-Geschäftsklimas (Winter 2021/22: je 104 Punkte, Herbst 2021: 111 Punkte respektive 110 Punkte).
„Die Unternehmen benötigen dringend eine verlässliche Perspektive, denn diesen ungewissen Fortgang können vor allem kleinere Betriebe, wie sie im Handel, Dienstleistung und Gastronomie üblich sind, nicht mehr stemmen“, erklärt Rössel.
Ein Lichtblick der Umfrage: Derzeit beabsichtigt fast jedes vierte Unternehmen mittelfristig neues Personal einzustellen, wobei die Ge- und Verbrauchsgüterindustrie besonders deutliche Beschäftigungsimpulse sendet.
Durchgeführt wurde die Umfrage vom 20. Dezember 2021 bis 25. Januar 2022.