Besucherrekord beim Berufswegekompass 2022
Über 1.000 Besucher, 41 Aussteller, rund 100 Berufsbilder – nach zweijähriger, Corona-bedingter Pause war die IHK-Ausbildungsmesse „Berufswegekompass“ in der Friedberger Stadthalle ein voller Erfolg.
„Wir sind regelrecht überrannt worden“, freute sich Lukas Linn, Ausbildungs- und Werkstattleiter Frank Kunststofftechnik in Wölfersheim. „Und das, obwohl wir eher Nischenprodukte anbieten.“ Das Unternehmen, das jungen Menschen die Gelegenheit bot, selbst einmal zu schweißen, sei erstmals auf der Messe vertreten und werde bestimmt im nächsten Jahr wieder teilnehmen. „Mit einem so großen Andrang haben wir nicht gerechnet“, bestätigte auch Sandra Bauer, Ausbilderin und Personalleiterin Ille Papier in Altenstadt. Das Werbematerial sei so schnell vergriffen gewesen, dass man nachordern musste. So wie Ille ging es einigen Ausstellern.
Mehr geht nicht: Viel Betrieb beim Berufswegekompass 2022.
© Petra A. Zielinski / IHK
Auch die Schülerinnen und Schüler, die am Vormittag im Klassenverband und am Nachmittag mit ihren Eltern die Messe besuchten, waren begeistert. Einige Schulen, wie beispielsweise die Singbergschule in Wölfersheim, hatten ihren Schülern Formulare mit Fragen an die Unternehmen gegeben, die es auszufüllen galt. „Wann sollte ich mich bewerben?“ oder „Welche schulischen Voraussetzungen benötige ich?“ lauteten einige davon. „Wir sollen mindestens zwei Betriebe besuchen“, erzählte Juling Simon. Während der 15-Jährige auf der Suche nach einem handwerklichen Beruf war, interessierte sich seine Schulkameradin Viktoria Haug für einen „Beruf, in dem man Menschen helfen kann. Bei den Johannitern hatte sie sich bereits über das Berufsbild des Notfallsanitäters informiert.
„Qualifizierte Nachwuchskräfte zu generieren ist derzeit nicht einfach“, erklärte der Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung, Kai Schelberg. Bereits heute sehe jedes zweite Unternehmen Fachkräftemangel als Risiko an. Umso wichtiger sei es, junge Menschen rechtzeitig über die Chancen und Möglichkeiten einer Ausbildung zu informieren. „Auch für Unternehmen ist es vor dem Hintergrund eines demografischen Wandels unerlässlich, sich frühzeitig mit der Personalplanung auseinanderzusetzen und die Rekrutierungsmaßnahmen zu verstärken. Neben Praktika stellen Messen die wichtigste Plattform hierfür dar.“ Der Fokus der Messe lag auf bislang unbekannteren Berufen. Denn obwohl es in Deutschland aktuell über 330 anerkannte Ausbildungsberufe gibt, entscheidet sich noch immer etwa die Hälfte aller Jugendlichen für 15 von ihnen und erschließt sich somit nur einen Bruchteil der beruflichen Chancen. Die Folge: Während bei den beliebten Ausbildungsberufen kaum freie Plätze zu finden sind, haben Betriebe, die nicht in den Top-Ten-Berufen ausbilden, Probleme, ihre offenen Stellen zu besetzen.
Zu den Ausstellern gehörten neben namhaften Betrieben auch Ämter, Bildungseinrichtungen und Institutionen aus der Region und darüber hinaus. Viele von ihnen waren seit Jahren dabei, andere neu hinzugekommen. Kaufmännische Berufe wurden ebenso vorgestellt wie gewerblich-technische. Im Mittelpunkt stand dabei immer das persönliche Gespräch mit Ausbildungsverantwortlichen und Auszubildenden selbst. Denn gerade für unentschlossene Jugendliche stellte der Dialog mit anderen jungen Menschen, die von ihren Erfahrungen berichteten, eine große Hilfe dar. Darüber hinaus konnten die Besucher an vielen Ständen sehen, wie in den einzelnen Berufen gearbeitet wird, an den unterschiedlichsten Gewinnspielen teilnehmen und sich zwischendurch mit Snacks – von Schokoriegeln über Obst bis Zuckerwatte und Popcorn – stärken.
„Wir haben in der Vergangenheit auf dem Berufswegekompass schon einige Auszubildende gefunden“, erklärte Mathias Köhne, Leiter technische Ausbildung bei TenneT. „Die Veranstaltung ist ganz wichtig, um für unser Unternehmen zu werben.“ Das sieht auch Bernd Vogler, Stabsfeldwebel und Karriereberater bei der Bundeswehr so. „Wir bieten 60 Ausbildungsberufe und 30 Studiengänge an“, betonte er. Immer mehr Frauen würden sich aktuell für eine Ausbildung beim Bund entscheiden. „Wir haben über 20.000 Soldatinnen, darunter Ärztinnen und Pilotinnen.“ Auch Berater der Agentur für Arbeit, der Kreishandwerkerschaft und der IHK informierten ausführlich über Ausbildungsberufe, auch über solche, die nicht auf der Messe vertreten waren. Dass stets der erste Eindruck entscheidend ist, erfuhren interessierte Schülerinnen und Schüler beim Bewerbertraining von Bewerbungscoach Susanne Parisi.
„Die Chancen auf einen guten Ausbildungsplatz sind besser denn je“, betonte IHK-Vizepräsidentin Dr. Angelika Schlaefke. Im beginnenden Ausbildungsjahr sei die Zahl der Auszubildenden deutschlandweit um 13.000 auf 408.000 gesunken. Im Gegensatz dazu sei die Zahl der gemeldeten freien Plätze um 20.000 auf 526.000 gestiegen. Die Vizepräsidentin forderte junge Menschen dazu auf, bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz auch mal über den „beruflichen oder regionalen Tellerrand“ zu schauen und die Arbeitgeber, auch Bewerbern, die „nicht zu den vermeintlich optimalen Kandidaten gehören“ eine Chance zu geben. Wichtig sei es, den Anteil von Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss sowie die Zahl der Ausbildungsabbrecher zu reduzieren. Um mehr Frauen in Ausbildung zu bringen, gelte es flexiblere Arbeitsbedingungen, beispielsweise Teilzeitmodell oder die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, zu schaffen. „Die duale Ausbildung ist und bleibt ein Erfolgsmodell“, betonte Schlaefke. In Deutschland seien nur 6,9 Prozent der Erwerbspersonen zwischen 15 und 24 Jahren arbeitslos, der Durchschnitt in der EU liege bei 16,6 Prozent.
Herausgegeben am 7. Oktober 2022
Pressemeldung Nr. 63, 5.616 Zeichen, 81 Zeilen
Verantwortlich für den Inhalt: Kai Schelberg, Tel. 06031 / 609-3000
Pressestelle: Doris Hülsbömer, Tel. 06031 / 609-1100
Verantwortlich für den Inhalt: Kai Schelberg, Tel. 06031 / 609-3000
Pressestelle: Doris Hülsbömer, Tel. 06031 / 609-1100
Stand: 07.10.2022