Weißes Gold aus Bayreuth in die Welt exportiert

Beim Betreten des etwas versteckten Rückgebäudes der Porzellanmanufaktur GLORIA in Bayreuths Innenstadt tut sich eine Art Schatzkammer auf: weißes Gold – Porzellan in allen Formen und Größen, liebevoll drapiert. Die Manufaktur ist schon seit vier Generationen in Familienhand, die Produkte wurden schon früh kurz nach Firmengründung exportiert, sagt Inhaberin Birgit Weidl. Die Ursprünge der Firma liegen im heutigen Tschechien in der Nähe von Karlsbad. Hier machte sich der gelernte Porzellanmaler Anton Weidl, der Urgroßvater von Birgit Weidl, 1907 mit der Manufaktur selbständig. Bis zum Zweiten Weltkrieg hatte die Manufaktur bis zu 100 Angestellte, die Geschäfte florierten in Europa. 1946 wurde die Familie ausgesiedelt und fing auf der anderen Seite der neuen Grenze zur Tschechoslowakei in einer Baracke in Bayreuth „quasi von Null“ mit der Porzellanmanufaktur wieder an.  „Da damals viele der Mitarbeitenden mitgegangen sind, war viel Wissen vorhanden, das größte Startkapital.“ Bis in die späten 90er Jahre arbeiteten bis zu 20 Männer und Frauen bei GLORIA, heute sind es drei Beschäftigte und Birgit Weidl, die die Firma seit 2019 leitet. Die gelernte Übersetzerin hat lange im Bereich Marketing in unterschiedlichen Unternehmen gearbeitet und war viel in der Welt unterwegs. 2010 kehrte sie ihrem damaligen Wohnort Berlin den Rücken und kam zurück nach Oberfranken, absolvierte eine „Mikroausbildung“ zur Porzellanmalerin und stieg sukzessive in die Firma mit ein. Das Motto von GLORIA ist, dass „für jeden Geldbeutel etwas dabei ist“, so die Geschäftsführerin. GLORIA stellt Porzellan nicht komplett selbst her, sondern erhält die Weißware von Großhändlern und veredelt sie in der Manufaktur. Zu ihren Kunden zählen Gastronomiebetriebe und Endkunden aus aller Welt.
 
Mit dem Musterkoffer unterwegs
Meine Vorfahren waren seit den 20er Jahren mit den Musterkoffern unterwegs und haben ganz Europa bereist,

sagt Birgit Weidl.

Birgit Weidl leitet das Unternehmen seit dem Jahr 2019.
Sie zeigt ein Album mit dem Bild einer Weltkarte, das ihr Großvater selbst gestaltet hat. Auch außerhalb Europas wurden die Services, Vasen, Wandteller, Flacons und Figuren aus Porzellan vertrieben. Wie auch heute. Vieles wird über Exportagenten gehandelt und auch der Onlineshop und regelmäßige Posts in den sozialen Medien bringen Kunden.  Auf nationalen und internationalen Messen knüpft sie Kontakte zu Vertriebspartnern und Endkunden. „Interessant sind die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen“, berichtet sie. Asiaten lieben ihre „vierfüßigen Tassen“ mit einer so genannten Lovestory, einem Bildchen mit einer höfischen Szene, bei der ein Herr eine Dame umwirbt. Das Ganze ist in Gold eingefasst. Lateinamerikaner bevorzugen traditionelle florale, bunte Muster, Europäer neigen eher zu schlichtem Design mit aufgemalten Sprüchen oder Strichzeichnungen, die übrigens meistens aus der Hand der Firmenchefin selber stammen.
 
Mut und Flexibilität
Bei der Geschäftsabwicklung mit dem Ausland setzt GLORIA auf die Hilfe der Zollfachleute in der IHK für Oberfranken Bayreuth, die beispielsweise bei der Zusammenstellung der notwendigen Dokumente unterstützen. Ihr Rat an Exporteinsteigerinnen: „Auf Kultur achten, Respekt haben. Die persönliche Komponente ist immer die wichtigste. Und Mut haben und flexibel sein ist das A und O, gerade im Auslandsgeschäft.“ Ihre nächsten Ziele sind es, eine Handelsvertretung auf dem chinesischen Markt zu finden und ein Lizenzgeschäft in Korea aufzubauen. Am Hauptsitz in Bayreuth möchte sie die erste Etage der Werkstatt ausbauen zu einer Art Museum mit Porzellanprodukten aus den ersten Tagen von GLORIA, in dem man auch Veranstaltungen abhalten kann.
 
Diese und weitere Export-Erfolgsgeschichten finden Sie unter weltweit-erfolgreich.de.
 
Karoline Rübsam
Außenwirtschaftszentrum Bayern

Kontakt

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95444 Bayreuth
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