Regionalität und Nachhaltigkeit

Frische Produkte direkt an die Haustür

In Postkutscher-Manier will der „KostKutscher“ die Uckermark stärken

Ein Lieferdienst für regionale Produkte ist in Schwedt an den Start gegangen. In den Gemüsekörben der Lieferautos findet sich die ganze gesunde Vielfalt der Uckermark wieder. Der Name des Unternehmens ist KostKutscher und das Wortspiel bewusst gewählt. Wie der gute alte Postkutscher bringt der Lieferdienst die Köstlichkeiten bis an die Haustür.
Zwei Kleintransporter mit dem blauen Schriftzug KostKutscher fahren über Land nach Angermünde, Prenzlau und Gartz, eines davon ist ein E-Mobil. Inzwischen hat sich der Bewegungsradius bis in den Barnim erweitert. Geschäftsführerin ist Ireen Kautz, die als Restaurantleiterin im Schwedter Brauwerk arbeitet, zu dem auch ein Hotel gehört. Der regionale Anspruch ist das Markenzeichen für beide Einrichtungen. Doch in der Corona-Krise waren sie zwei Jahre dicht. „In dieser schweren Zeit haben wir um neue Ideen gerungen, und eine davon ist im Januar Wirklichkeit geworden“, erzählen die Gründer Ireen Kautz und Wolf Mieczkowski.
Die KostKutscher GmbH liefert an Firmen und Privatleute Mittagessen aus, das im Brauwerk gekocht wird, und lädt bei seiner Tour durch die Uckermark frische Erzeugnisse von Höfen ein, die ohnehin auf der Route liegen. „Wir denken regional und sammeln Obst und Gemüse bei Klein- und Kleinstanbietern ein, zum Beispiel tagesfrische Erdbeeren aus der Nähe von Prenzlau oder Wilde Rauke aus Angermünde.”
Das Frische bringen wir unseren Kunden direkt an die Haustür.

Ireen Kautz

Mittlerweile sind die Hürden der Bürokratie, die das hoffnungsvolle Start-up überwinden musste, fast vergessen. „Wenn man als junges Unternehmen aktiv sein will, muss man sich durchkämpfen, weil es keine Schablone fürs Handeln gibt“, ist die Geschäftsführerin überzeugt. Der KostKutscher passte in kein Schema. War er nun Lieferant oder Lebensmittelproduzent? Die Gründer mussten sich durchfragen, wer für ihre Belange zuständig ist. Zu schaffen machte ihnen die mangelnde Digitalisierung in Behörden. Lange haben die Gründer zum Beispiel auf die Steuernummer vom Finanzamt gewartet. Doch ohne Steuernummer konnte die junge Firma keine Rechnungen schreiben und also keine Ware an den Kunden liefern.
Im Januar konnten die Gründer ihr Herzensprojekt umsetzen. Bevor der KostKutscher auf erste Tour ging, hat er sich die Erzeuger angesehen, die als potenzielle Partner galten. „Wir achten auf Frische und wie die Ware produziert wird“, sagt Ireen Kautz. Überzeugt hat sie zum Beispiel der Gutshof Kraatz, der Äpfel und Birnen von Streuobstwiesen und Gärten der Region einsammelt und daraus unter anderem Apfelweine herstellt. „Unser Anspruch ist es, dass wir regional Erzeugtes kaufen und nicht regional Eingeführtes. Wir wollen die Uckermark stärken“, erläutert Ireen Kautz. Ein weiterer Partner, dessen Produkte sich im Gemüsekorb des KostKutschers wiederfinden, ist der Familienbetrieb „Knolle und Bolle“ bei Prenzlau. Er beliefert das Schwedter Brauwerk bereits seit Jahren, 3000 Kilo Kartoffeln pro Monat können es schon mal werden. Der KostKutscher liefert sie nun auch direkt an die Haustür von Kunden. Er kriegt die „letzte Meile“ hin, die bei der Suche nach umweltfreundlichen Transportmöglichkeiten oft zum Problem wird.
Das Unternehmen hat längst Fahrt aufgenommen. Man kann sogar von einer Erfolgsgeschichte sprechen. Das Sortiment wächst beständig. Erzeugnisse von Bäckern, Imkern und Molkereien stehen auf der Angebotsliste. Längst ist ein Auto mit Kühlung notwendig geworden. Die Bestellung der Ware ist per E-Mail und online möglich. Außerdem dürfen die Kunden Wünsche äußern, welche Erzeugnisse sie sonst noch geliefert haben möchten. Weil sich beim KostKutscher alles so dynamisch entwickelt, gewinnen Vertrieb und Logistik an Bedeutung. Die Geschäftsführung kam auf die Idee, sich die passenden Kaufleute für Büromanagement selbst auszubilden. „Wir haben uns mit der IHK beraten und in Silke Hartwig einen guten Partner gefunden. Sie hat uns Möglichkeiten aufgezeigt“, erinnert sich Ireen Kautz. „Was wir hier in der praktischen Ausbildung machen, ist prüfungsrelevant.“ Der Lieferdienst hatte das Glück des Tüchtigen und bald einen passenden jungen Mann als Auszubildenden gefunden.
Im Sommer gab es in einem bestimmten Zeitfenster eine Überproduktion auf dem Lande. Der Kostkutscher holte auch kleine Tomaten- oder Birnenmengen aus den Gärten ab. „Wir haben sie verarbeitet und in eine haltbare Form für den Winter gebracht, sodass wir Letscho- oder Tomatensuppe anbieten.“ Dieses Angebot ist in der Eingangszone des Brauwerks zu sehen – eine Art Mini-Laden. Doch das ist ein neues Kapitel.
 FORUM/Eva-Martina Weyer
Jörn Klitzing
Leiter
Regionalcenter Barnim Uckermark