Nachfolge

Nachfolge durch Aufspaltung

Für Daniel Völker war schon als Schüler klar: „Ich mach mal irgendwas mit Computern!“. Schuld daran war der Vater, der schon 1987 einen Commodore 64, kurz einen C64, besaß. Irgendwie hatte er sich diesen „Kasten mit Tastatur“, den man wegen seiner Form auch als „Brotkasten“ bezeichnete, aus dem Westen in die DDR geholt. „Damit habe ich gespielt und schon einige Basic-Programme und später Assemblerprogramme entwickelt. Da war ich in der dritten Klasse“, erzählt der heute 45-Jährige. Inzwischen ist er gemeinsam mit Maik Beifuß Geschäftsführer und Inhaber der Computer Zentrum Strausberg GmbH.
Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Programmierung anwenderfreundlicher und effizienter Softwarelösungen insbesondere für Verwaltungen, speziell für Gesundheitsämter, Wohnungsämter, Wohngeldstellen, Kitas und Kita-Träger. Daniel Völker hält 51 Prozent der Firmenanteile, Maik Beifuß 49 Prozent. „Allein hätte ich das auch nicht gemacht, ich bin eher der Softwareentwickler, nicht der Organisator“, kann der Vater zweier Töchter seine Stärken und Schwächen sehr gut einschätzen. „Es war von Anfang an geplant, dass wir die Verantwortung und das Risiko teilen.“ Dass er mal Firmeneigentümer werden könnte, daran hat er nicht gedacht, als er 1999 nach dem Abitur sein Hobby zum Beruf machen wollte und sich für den Beruf des Fachinformatikers/Anwendungsentwicklers entschieden hat. Er bewarb sich bei der damaligen Firma Computer Zentrum Binder & Karl GmbH, deren Chef Hans-Joachim Karl war, und wurde genommen. „Hier war ich der erste Azubi, der eine Softwareausbildung begonnen hat“, erinnert sich Daniel Völker, der dann in Teltow zur Berufsschule ging und nach zweieinhalb Jahren die Ausbildung erfolgreich abschloss. Als Angestellter arbeitete er im Unternehmen weiter und entwickelte vorrangig an dem Softwareprodukt mit, das die Gesundheitsämter in ganz Deutschland nutzen.
Wunsch nach „mehr“
Aber Daniel Völker wollte mehr. Von 2005 bis 2010 studierte er an der Technischen Hochschule in Wildau und wurde Wirtschaftsinformatiker mit Diplom, Note 1,2. „Ja, da war ich stolz und froh, dass ich es geschafft habe, denn in der Schule hatte ich aufgrund fehlender Motivation nicht so gute Noten.“ Neben dem Studium arbeitete er im Computer Zentrum weiter, nur zum Ende hin nahm er sich ein Jahr frei und widmete sich ganz dem Studium. Er blieb weiter in der Strausberger Firma als Angestellter. Als sich abzeichnete, dass der Chef dem Rentenalter näher rückte, spielte er mehr und mehr mit dem Gedanken, in die Firma einzusteigen und selbst Verantwortung zu übernehmen. Das Problem war das Geld. „Die Ersparnisse wurden zur Finanzierung des Eigenheims verwendet und so viel habe ich auch nicht verdient, dass ich noch viel Geld hätte zurücklegen können“, berichtet Daniel Völker. Aber auch Hans-Joachim Karl, so Daniel Völkers Eindruck, hätte „sein Baby“ nicht an Fremde „verramschen“ wollen. Der Druck wuchs, das Unternehmen wurde bewertet – und 2019 wurde die Übernahme konkret. Zur Debatte stand ein Kredit von rund einer Million Euro. Zu viel, um die Rate aus dem Unternehmen stemmen zu können, befanden die MBG Berlin-Brandenburg und die Deutsche Bank, die als Geldgeber auftraten. Ihr Rat: Der Unternehmensberater Dr. Feske von der AUDITA GmbH könnte prüfen, ob eine Aufspaltung des Unternehmens in die Immobilie und den Geschäftsbetrieb möglich wäre. Der Geschäftsbereich verblieb in der Computer Zentrum Strausberg GmbH und die Immobilie wurde nach dem Verkauf an den alten Eigentümer der GmbH veräußert. Der Kaufpreis betrug 330 000 Euro, 50 000 Euro waren Eigenkapital von Daniel Völker, die Deutsche Bank gewährte ein Darlehen von 290 000 Euro (inkl. Nebenkosten), die MBG bürgte. Der monatliche Kapitaldienst beträgt 5 132 Euro. Ein Angebot, mit dem Daniel Völker gut leben konnte. Auch weil er seinen Kollegen Maik Beifuß an seiner Seite wusste, mit dem er die Firma leiten konnte.

Gutes Betriebsklima
Neben Maik Beifuß übernahmen noch Patrick Stock und Daniel Schadewald wichtige Leitungsaufgaben. 22 Mitarbeiter, die meisten sind Männer, arbeiten derzeit im Strausberger Computer Zentrum an dem angestammten Platz in der Müncheberger Straße.
Wir hätten gern mehr Frauen in unserem Team, aber es gibt zu wenig Bewerbungen, Frauen sind in der Branche leider rar.

Daniel Völker

Das Betriebsklima sei gut – wegen der flachen Hierarchien und des kollegialen Miteinanders. Das spiegelt sich auch in den Betriebsergebnissen wider. Die ersten Jahre unter der neuen Leitung sind sehr gut gelaufen, die Umsätze rasant gestiegen: 2020: 1,74 Mio. Euro, 2021: 2,23 Mio. Euro und 2022: 2,42 Mio. Euro. Für andere Unternehmen war die Corona-Pandemie eine Katastrophe, die Strausberger Programmierer konnten davon profitieren. Von den 380 Gesundheitsämtern, die es in der Bundesrepublik gibt, arbeiten sie für 120, also etwa für ein Drittel. „Der Bedarf der Gesundheitsämter war in der Pandemie sehr groß. Wir haben alle Ressourcen gebündelt und nur dafür gearbeitet“, erklärt Daniel Völker den Erfolg. Und er ist sicher, dass sich dieses hohe Level halten lässt.
Das Unternehmen ist so erfolgreich, dass auch schon investiert werden kann. In dem Gewerbegebiet in Strausberg haben die Eigentümer ein 3 000 Quadratmeter großes Grundstück gekauft, um ein neues Bürogebäude zu errichten. Denn im Stadtzentrum wird es langsam zu eng. Notwendig ist der Schritt weiterhin für das langfristig und nachhaltig geplante Wachstum der Firmen.
FORUM/Ruth Buder

Dr.Axel Strasser
Projektmitarbeiter Nachfolge
Regionalcenter Oderland