Interview

"Die Unternehmen sind sich ihrer Verantwortung bewusst"

Jörg Winkelsträter, Leiter Industrie, Umwelt und Energie bei der Niederrheinischen IHK, über das
Umweltmanagementsystem EMAS und das wachsende Interesse an einer Zertifizierung.
Jörg Winkelsträter

Herr Winkelsträter, welche Aufgabe hat die EMAS-Registrierungsstelle NRW? 

Jörg Winkelsträter: EMAS ist ein freiwilliges Instrument der Europäischen Union, mit dem Unternehmen und Organisationen ihre Umweltleistung verbessern können. Zentraler Bestandteil ist das öffentliche EMAS-Register, in dem alle zertifizierten Unternehmen und Organisationen eingetragen sind. Die Registrierung ist in Deutschland Aufgabe der Industrie- und Handelskammern und der Handwerkskammern. Die Niederrheinische IHK übernimmt diese Aufgabe für ganz NRW. Konkret heißt das: Wir prüfen, ob die Antragsunterlagen vollständig sind, nehmen eine formelle Prüfung der Umwelterklärung und Gültigkeitserklärung des Umweltgutachters vor und erfragen bei den zuständigen lokalen Umweltbehörden, ob es Einwände gegen die EMAS-Registrierung gibt. Nach erfolgreicher Prüfung erhalten die Organisationen und Unternehmen von uns eine Registrierungsnummer, den Eintrag ins Register, einen Eintragungs- und Gebührenbescheid, das individuelle EMAS-Logo, eine Urkunde und einen Hinweis darauf, die Umwelterklärung bereitstellen zu müssen. 

Was müssen Unternehmen tun, die an EMAS teilnehmen möchten? 

Winkelsträter: Sie müssen eine Umweltprüfung ablegen, ein wirksames Umweltmanagement einführen – dazu gehört auch ein Umweltprogramm – und jährlich eine Umwelterklärung erstellen. In der Umwelterklärung halten sie konkret fest, wie sich die Kernindikatoren zum Energie- und Ressourcenverbrauch entwickeln und welche Projekte sie umgesetzt haben beziehungsweise für das Folgejahr planen. Die internen Dokumente sowie die Umwelterklärung werden von einem unabhängigen, staatlich zugelassenen Umweltgutachter geprüft. Dieser achtet dabei nicht allein darauf, ob die formellen Regeln eingehalten wurden, sondern vor allem auf die echte Umweltleistung. Unternehmen, die an EMAS teilnehmen wollen, müssen alle Ebenen mitnehmen: von der Geschäftsführung bis zur Reinigungskraft, von der Beschaffung über die Mitarbeiterwege bis zum Marketing. Wer EMAS einführen will, sollte dafür mindestens ein Jahr Vorbereitungszeit einplanen und entsprechende personelle Ressourcen vorsehen. 

Wie viele Unternehmen stehen bereits im Register – und wie groß ist das Interesse aktuell? 

Winkelsträter: In NRW sind aktuell 106 Organisationen mit über 200 Standorten bei EMAS registriert. Wir merken, dass das Interesse zunimmt. Das zeigt: Die Unternehmen und Organisationen sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Das Erfüllen von wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Anforderungen formulieren viele explizit als Motivation. Zudem gibt es immer mehr gesetzliche Vorgaben, solche Systeme einzuführen. In diesem Jahr haben sich bereits vier Organisationen neu registrieren lassen. Angesichts des hohen Aufwands, den eine Registrierung bedeutet, ist das bemerkenswert. Wir informieren gerne über die ersten Schritte und geben Hilfestellungen. Weitere Informationen zu EMAS gibt es hier: www.ihk.de/niederrhein/emas Das Register ist zu finden unter www.emas-register.de.

Interview: Daniel Boss, Foto: Niederrheinische IHK/Hendrik Grzebatzki
Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve zu Duisburg
Mercatorstraße 22–24
47051 Duisburg
E-Mail: ihk@niederrhein.ihk.de
Telefon: 0203 2821-0
Fax: 0203 26533