Sie hatten einen wahren Marathon hinter sich. Von Wertheim über Bad Mergentheim, Tauberbischofsheim, Öhringen, Künzelsau und Vellberg bis Neckarsulm, Bad Rappenau und Eppingen. Vom 3. bis 5. Mai machte die IHK-Spitze bei den unterschiedlichsten Mitgliedsbetrieben Station. Auf dem Programm standen Besuche von Betrieben aller Branchen und Größen vor Ort, um sich auf Augenhöhe auszutauschen. Bei den Gesprächen mit den Unternehmensvertretern und -vertreterinnen sowie regionalen Partnern, spielten dabei aktuelle Themen wie der Krieg in der Ukraine, Lieferkettenprobleme, Energieversorgung oder Rohstoffmangel ebenso eine wichtige Rolle, wie die Corona-Situation und deren Auswirkungen. Und selbstverständlich standen jeweils auch IHK-Kernthemen wie beispielsweise Ausbildung und Fachkräftemangel auf der Agenda.
Große Vielfalt an Unternehmen
Elke Döring: „Es war für Frau Hirschmann und mich ein absoluter Mehrwert mit den Unternehmern und regionalen Partnern direkt in Kontakt zu treten. Es beeindruckt uns immer wieder, welche Vielfalt an Unternehmen aller Art unsere Region zu bieten hat. Wir haben in den letzten Tagen sehr viel Input bekommen, denn als Kammer ist es uns wichtig zu wissen, was die jeweiligen Betriebe beschäftigt und was sie brauchen. So konnten wir im Hinblick auf das Leistungsportfolio der IHK teilweise auch bereits konkrete Rückantworten geben. Diese Tour war wichtig, wertvoll und wir würden sie sofort wiederholen.“
Elke Döring berichtet weiter: „Diese Tour hat gezeigt, dass unser im letzten Jahr gestartetes Regionalkonzept der genau richtige Ansatz ist, um unsere Leistungen und Angebote in die Region zu tragen und den so wichtigen, engen Kontakt mit unseren Mitgliedsunternehmen sowie einen Schulterschluss in der Wirtschaft herzustellen. Denn auch eines hat diese Tour gezeigt: Viele Probleme lassen sich nur gemeinsam lösen. In den Gesprächen hat mich beeindruckt, wie stark die regionale Verbundenheit, der gegenseitige Respekt und das faire Miteinander, gerade in diesen schwierigen Zeiten, bei den Betrieben in unserer Region ausgeprägt ist.“
Podiumsdiskussion zum Abschluss der "IHK ist hier"-Tour im Eppinger Schwanensaal (von links): Thomas Bornheim, Gründer und Geschäftsführer 42 Heilbronn gGmbH, Friedlinde Gurr-Hirsch, Erste Vorsitzende der Bürgerinitiative pro Region Heilbronn-Franken e. V., Eppingens Oberbürgermeister Klaus Holaschke, Moderator und Wissenschaftskabarettist Vince Ebert, IHK-Präsidentin Kirsten Hirschmann, Marcel Appolt, Gründer und Geschäftsführer CAMAO IDC GmbH sowie Prof. Dr. Nicole Graf, Rektorin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn.
© IHK Heilbronn-Franken
Wirtschaftsstandort mit Zukunft
Und die Vielfalt der Region spiegelte sich auch bei der abschließenden Veranstaltung im Eppinger Schwanensaal wider. Thema des Abends: „Heilbronn-Franken: Wirtschaftsstandort mit Zukunft?!“. Nach einer amüsanten und pointierten Einleitung, begrüßte Moderator und Wissenschaftskabarettist Vince Ebert seine Gäste zur Podiumsdiskussion. Mit dabei: Marcel Appolt, Gründer und Geschäftsführer CAMAO IDC GmbH, Thomas Bornheim, Gründer und Geschäftsführer 42 Heilbronn gGmbH, Prof. Dr. Nicole Graf, Rektorin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn, Friedlinde Gurr-Hirsch, Erste Vorsitzende der Bürgerinitiative pro Region Heilbronn-Franken e. V., IHK-Präsidentin Kirsten Hirschmann sowie Eppingens Oberbürgermeister Klaus Holaschke.
Eine digitale Infrastruktur ist leider nicht flächendeckend vorhanden.
Prof. Dr. Nicole Graf, Rektorin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn
Und gleich zu Beginn der Diskussion wurde klar, welche Spuren die Corona-Pandemie bis heute hinterlassen hat. Nicole Graf: „Für uns begann am 13. März 2020 der Ausnahmezustand. Unsere ‚DNA‘, der Präsenzunterricht, fiel von heute auf morgen weg. Wir mussten schnell handeln und haben sofort neue didaktische, digitale Lehrkonzepte entwickelt. Dabei haben wir zwei Dinge gelernt: man kann zwar viel – da werden mir auch viele Betriebe zustimmen – über digitale Plattformen vermitteln, doch die soziale Komponente fällt als ein entscheidender Faktor weg. Lernen und arbeiten sind eben mehr als ‚nur‘ Inhalte, sondern erfordern soziale Interaktion - auch um kreativ zu werden. Und zweitens: die wichtigste Voraussetzung, nämlich eine digitale Infrastruktur, ist leider nicht flächendeckend vorhanden.“
Auf die digitale Komponente setzen als innovative Programmierschule auch 42 Heilbronn und Camao IDC. Marcel Appolt bestätigt: „Wir, als IT-Unternehmen, proklamieren dies schon seit Jahren. Gerade in Zeiten in denen Homeoffice und damit verbunden die ‚work-life-balance‘ immer mehr an Bedeutung gewinnen, ist eine flächendeckende Breitbandversorgung ein absolutes Muss. So ist es mir egal, wo meine Mitarbeiter arbeiten. Der richtige Ort ist dort, wo sich der Betreffende wohlfühlt – vorausgesetzt die Infrastruktur stimmt. Insofern muss eine Versorgung nicht nur in Gewerbegebieten, sondern flächendeckend hergestellt werden.
Bürokratie, Fach- und Arbeitskräftemangel
Doch Digitalisierung ist nicht alles. So betont Friedlinde Gurr-Hirsch mit Blick auf die Region, wie wichtig es sei, dass die Politik Rahmenbedingungen schafft, die es auch Unternehmen im ländlichen Raum ermöglicht, sich weiterzuentwickeln. „Da herrscht einfach noch viel zu viel Bürokratie. Außerdem müssen wir bei dieser Transformation der Wirtschaft beispielsweise auch immer die Landwirtschaft als Urproduktion, den Tourismus und den Dienstleistungssektor als wichtige Faktoren miteinbeziehen.“
Dies bestätigt Kirsten Hirschmann, die berichtet, dass “wir gerade in den vergangenen Tagen festgestellt haben, wie sehr der Fachkräfte- aber vor allem auch der Arbeitskräftemangel für viele Betriebe zum Problem wird. Nicht alles lässt sich im Homeoffice erledigen. Der Lagerlogistiker muss beispielsweise auch mal raus und auf den Gabelstapler sitzen, um einen Lkw zu beladen, der wiederum einen Fahrer benötigt. Insofern müssen wir uns auch um qualifizierte Zuwanderung kümmern, um zukunftsfähig zu bleiben. Da muss die Politik ran”.
Ähnliches kann auch Klaus Holaschke berichten: „Wir haben bei der Landesgartenschau, die dieses Jahr in Eppingen stattfindet, ganz bewusst auf regionale Gastronomie gesetzt. Alle unsere diesbezüglichen Partner sind sehr gut und wollen das Beste geben. Doch 136 Tage Gartenschau – das muss auch erst mal personell gestemmt werden. Da hat die Corona-Pandemie Spuren hinterlassen und der Arbeitskräftemangel ist deutlich spürbar. Insgesamt müssen wir flächen- und problemübergreifend einen guten Transfer von Wirtschaft, Politik, Bildung sowie Wissenschaft und Forschung herstellen. Nur so werden wir unseren Wohlstand realistisch sichern können.“
Was die IHK hier macht, bei den Menschen, den Unternehmen zu sein, miteinander ins Gespräch zu kommen, ist beeindruckend.
Klaus Holaschke, Oberbürgermeister Eppingen
Diesbezüglich kann Kirsten Hirschmann positives vermelden. So seien die Auftragsbücher vieler Unternehmen prall gefüllt und die Stimmung insgesamt sehr zuversichtlich. Hirschmann: „Natürlich stellt sich jeder die Frage was passiert, wenn der Gashahn zugedreht wird. Dies kann derzeit niemand genau prognostizieren. Doch trotz dieser Unsicherheiten hat uns unsere Tour gezeigt, dass die Unternehmen vorausschauend planen und insgesamt positiv in die Zukunft schauen.“ Das für die gelungene Abendveranstaltung – aber auch für die gesamte „IHK ist hier“-Tour – passende Schlusswort lieferte dann spontan Eppingens Oberbürgermeister Klaus Holaschke: „Was die IHK hier macht, bei den Menschen, den Unternehmen zu sein, miteinander ins Gespräch zu kommen, ist beeindruckend. Ich kann nur sagen: tolle Sache, toller Ansatz, tolles Konzept.“