Mineralische Rohstoffe als Fundament der deutschen Wirtschaft: Aktuelle und zukünftige Herausforderungen und Chancen

Die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) ist das rohstoffwirtschaftliche Kompetenzzentrum und die zentrale Informations- und Beratungsplattform zu mineralischen Rohstoffen und Recyclingrohstoffen für die deutsche Wirtschaft. Sie analysiert und bewertet kontinuierlich die internationalen Rohstoffmärkte für mineralische Rohstoffe und Recyclingrohstoffe. Ihre Themen sind Rohstoffverfügbarkeit und die Versorgungssituation sowie Rohstoffpotenziale und Rohstoffeffizienz.
Ein Beitrag von Dr. Sven-Uwe Schulz, Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)
Mineralische Rohstoffe bilden die Grundlage für die industrielle Wertschöpfung, den technologischen Fortschritt und damit für den Erhalt unseres Wohlstandes. Sie leisten einen unverzichtbaren Beitrag für den aktuellen und zukünftigen Wandel unserer Gesellschaft auf allen Ebenen der Ökonomie, Ökologie und der soziokulturellen Entwicklung. Die aktuelle geopolitische Lage zeigt in Verbindung mit den Erfahrungen aus den letzten Jahren deutlich die Störanfälligkeit der globalen Lieferketten und die Notwendigkeit einer Steigerung der Resilienz dieses Systems gerade für Deutschland. Vor allem die Transformation der Wirtschaft hin zu grünen Technologien sowie die Energie- und Mobilitätswende haben entscheidenden Einfluss auf die Bedarfe der deutschen Wirtschaft an mineralischen Rohstoffen und Recyclingrohstoffen sowohl in qualitativer wie quantitativer Hinsicht. Die Energierohstoffe von heute und morgen sind Metalle und Halbleiterelemente, die für die Erzeugung und Weiterleitung erneuerbarer Energien sowie für die Speicher in allen Größenordnungen benötigt werden.
Die sichere und resiliente Versorgung der deutschen Wirtschaft mit mineralischen Rohstoffen ist aktuell mit verschiedenen und wachsenden Herausforderungen konfrontiert. Zunächst ist hier die hohe Konzentration der Märkte vor allem in den frühen Stufen der Wertschöpfungskette (Bergbau- und Raffinadeproduktion) zu nennen. Während, grob überschlagen, ca. 80 % des Wertes der Weltbergbauproduktion aus nur rund 15 Ländern stammen, was für sich genommen schon eine gewisse Konzentration darstellt, werden nahzu 50 % aller Raffinadeprodukte (ebenfalls nach Wert betrachtet) in China erzeugt (s. Abb.). Ein Blick in weitere Stufen der Wertschöpfung (z. B. die Herstellung von Magneten oder Solarpanelen) zeigt ähnliche, teils noch dramatischere Bedingungen. Hohe Rohstoffpreise und ‑preisvolatilitäten, Fragen der Energiesicherheit wie auch der Energiepreise sowie die insgesamt in den letzten Jahrzehnten veränderte Rolle Chinas auf den globalen Rohstoffmärkten stellen weitere Herausforderungen der Rohstoffversorgung der deutschen Wirtschaft schon heute und auch in der Zukunft dar. Ziel aller Bemühungen ist es, einseitige Abhängigkeiten zu reduzieren und neue Abhängigkeiten zu vermeiden.
Bereits seit dem Jahr 2010 trägt die Rohstoffstrategie der Bundesregierung, die im Jahr 2020 an die aktuellen Erfordernisse angepasst und mit einem „Eckpunktepapier: Wege zu einer nachhaltigen und resilienten Rohstoffversorgung“ im Januar 2023 nochmals geschärft wurde dazu bei, dass deutsche Unternehmen ihre Rohstoffbeschaffung verlässlich und stabil gestalten können. Auch, wenn bereits einige staatliche Maßnahmen zur Flankierung unternehmerischer Ansätze etabliert sind, so ist die physische Beschaffung mineralischer Rohstoffe in Deutschland im Konsens mit der Wirtschaft Sache der Unternehmen. Diese können durch intelligente Beschaffungsstrategien, z. B. die Diversifizierung ihrer Lieferantenbasis, Preishedging, geeignetes Management mittel- und langfristiger Lieferverträge oder den Einsatz IT-gestützter Businesstools, ihre Rohstofflieferungen sicherstellen und die Lieferketten resilienter gestalten. Eine entsprechende Untersuchung zur Rohstoffsicherung hat die DERA veröffentlicht. Sie ist online verfügbar.

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