5. Dezember 2017

Umsetzung der Strategie Digitales Hessen

Die hessische Landesregierung hat im März 2016 die Strategie Digitales Hessen vorgelegt. Die Mitglieder des Ausschusses für Industrie, Forschung und Innovation der IHK Darmstadt formulieren aus Sicht der südhessischen Wirtschaft für die IHK Vollversammlung einige Überlegungen, welche operativen Maßnahmen der Landesregierung die eigenen Anstrengungen der Unternehmen zu einer digitalen Wirtschaft gut ergänzen könnten.
Das Positionspapier wurde am 5. Dezember 2017 von der IHK-Vollversammlung verabschiedet.

Digitalisierung ist Chefsache – bei Unternehmen und in der Politik

Auch die hessische Landesregierung sollte die Digitalstrategie zur Chefsache machen, da entscheidende Stellschrauben in Bildung, Wissenschaft, Innerem und Recht gestellt werden müssen. Dazu bedarf es einer zentralen Koordination aller Aktivitäten der betroffenen Ministerien – ressortübergreifend, strategisch, konzeptionell und zielgerichtet, mit einem klaren Zeitplan, Budget, Verantwortlichkeiten und Umsetzungscontrolling. Die Koordinierungsstelle sollte von einem Beratungsgremium, bestehend aus Experten der relevanten Stakeholder-Organisationen flankiert werden. Und sie sollte die Kompetenz und Interessen der hessischen Wirtschaft auch in Bund und EU sowie international vertreten. Dem genügt die Strategie Digitales Hessen bisher nicht. Sie fasst lediglich die unterschiedlichsten Aktivitäten der Landesregierung zum Thema Digitalisierung unkoordiniert zusammen.

Die Digitalisierung der Wirtschaft beschleunigen durch Unterstützung und Nutzung  von vorhandenen Kompetenzen und Strukturen

  • Hessen hat das Zeug zum Vorreiter für die Digitalisierung der Wirtschaft. Diese Chance müssen wir nutzen.
    Hessen hat gute Voraussetzungen, um die Digitalisierung als Anbieter/Ausrüster und Anwender zu gestalten: starke IT-Branche, exzellente Forschung für FinTech und Cybersicherheit, dynamische Start-Ups als Innovationstreiber. Dies zu stärken muss höchste Priorität haben.
  • Regionale Innovationshubs als Impulsgeber und Anlaufstellen.
    Hessische Technologie-, Innovations- und Gründerzentren werden gestärkt und besser vernetzt, um den unternehmerischen Kulturwandel mitzugestalten. Die Modellfabriken müssen als Lernorte für Nachwuchskräfte und für den hessischen Mittelstand hessenweit entwickelt werden.
  • Vorhandene Beratungszentren als Partner nutzen.
    Vorhandene Beratungszentren zu Themen der Digitalisierung sollten als Beschleuniger genutzt und wo nötig mit hessischen Mitteln weiter ausgebaut werden. Dazu gehören vor allem auch Kammern, Verbände und das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum sowie die regionalen Clusternetzwerke.
  • Aus LOEWE-3 wird LOEWE-4. Damit Hessen bei der Digitalisierung der kleinen und mittleren Unternehmen einen Spitzenplatz erreicht.
    Mit Praxisbeispielen und KMU-gerechter Beratung werden Unternehmen unterstützt, sensibilisiert und motiviert, z. B. durch eine verstärkte und schlanke Förderung von Modellprojekten.

Geeignete Infrastruktur aufbauen

  • Aus MegaBit muss GigaBit werden.
    Die Notwendigkeit der Megabit-Infrastruktur ist inzwischen allseits bekannt und akzeptiert. Zukünftige Technologien und Technologiesprünge werden den Datenverkehr weiter ansteigen lassen. Es ist daher notwendig, heute schon Weichenstellungen für das Gigabit-Netzwerk von morgen zu stellen. Vor diesem Hintergrund ist kurz- bis mittelfristig ein flächendeckender Glasfaser- und Mobilfunknetzausbau in allen Regionen Hessens notwendig. Dabei sind insbesondere die Gewerbegebiete im Blick zu halten.
  • E-Government ausbauen und Impulse für die regionalen Verwaltungen setzen.
    Die Landesverwaltung sollte nicht nur zentral das eigene E-government entwickeln, sondern auch die regionalen Körperschaften durch die Sammlung von Best-Practice Anwendungen, durch eine mit Wirtschafts- und Bürgerbeteiligung entstandene Liste von Prioritäten unterstützen, führen und koordinieren. Ein offenerer Wettbewerb zur „Digitalen hessischen Stadt / Region“ sollte regionale Ressourcen und Innovationen mobilisieren.
    E-government-Entwicklungen sollten offene Standards haben. Daten der öffentlichen Verwaltung sollten - soweit nicht explizit schützenswert - öffentlich zugänglich gemacht werden, so dass Wissenschaft und Wirtschaft innovative Nutzungen entwickeln können.
  • Verkehr effizienter, effektiver und umweltgerechter machen. Die digitale Verkehrsregion macht‘s möglich.
    Digitalisierung hat das Potenzial, Engpässe bei Logistik, Individualverkehr und ÖPNV zu lösen, z. B. durch intelligente Parkleitsysteme, die Weiterentwicklung des RMV zu einem Mobilitätsdienstleister oder App-gesteuerte Ladezonen. Gerade im Rhein-Main-Gebiet muss diese Chance genutzt werden.

Nachwuchs auf die Digitalisierung vorbereiten

Um Fach- und Nachwuchskräfte auf die Anforderungen von Industrie 4.0 vorzubereiten, sollten auf Basis einer schnell zu entwickelnden hessischen digitalen Bildungsstrategie in den Regionen Lernzentren 4.0 an beruflichen Schulen eingerichtet werden. Für berufliche und allgemeinbildende Schulen muss der Betrieb einer IT-Infrastruktur bei den regionalen Schulträgern koordiniert und unterstützt werden. In den Schulen werden offene technische Systeme für modernen digitalen Unterricht genutzt, die eine breite Partizipation zu günstigen Kondition ermöglichen. Die Digitalisierung muss in allen Lehrplänen ausreichend berücksichtigt werden und als eines der Schwerpunktthemen in das Programm der Lehrkräfteakademie aufgenommen werden.

Auf dem Weg zu Europas Silicon Valley - Internationales Standortmarketing stärken

Vor allem auf den hessischen Zielmärkten der Digitalisierung (USA, China, Indien, Südamerika) sollte sich das Land positionieren.