30. November 2021

Positionspapier "Industrie schafft Wohlstand"

Die Industrie stellt eine der wichtigsten Branchen der Wirtschaft in Südhessen dar. Aber die Rahmenbedingungen für die Betriebe werden immer schwieriger. In den „Industriepolitischen Positionen“ zeigt die IHK Darmstadt, was sich ändern muss, damit der Industriestandort Südhessen zukunftssicher bleibt.
Klimaschutz, Digitalisierung und der Fachkräftemangel sind aus Sicht der IHK die drängendsten Herausforderungen. Dafür benötigen die Unternehmen optimale Standortbedingungen.
Und auch bei den Themen Gewerbeflächen sowie zukunftsfähige Logistik und Mobilität werden Verbesserungen der Rahmenbedingungen dringend gefordert. Deshalb gliedert sich das Positionspapier in fünf Themenblöcke.

Industrie schafft Zukunft: Existenzgründung, Digitalisierung, Innovation

Pandemie, Strukturwandel, Klimaneutralität – die großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit können nur mit Pioniergeist und Innovationen bewältigt werden und in diesen Bereichen ist die Industrie die entscheidende Triebfeder. Damit sie als solche wirken kann, braucht sie Rahmenbedingungen, die Innovationen begünstigen. Neben einer engen Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft wirken sich auch geeignete Förderinstrumente für innovative Unternehmen positiv auf diese Rahmenbedingungen aus, sofern sie im Dialog mit der Wirtschaft entwickelt werden.
Dazu gehört:
  • Bürokratieabbau
  • Innovationsförderung
  • Förderung von Digitalisierung, digitaler Infrastruktur und der Akzeptanz von Zukunftstechnologien

Industrie schafft Verbindungen und zukunftsfähige Mobilität

Die zentrale Lage in Deutschland, das dichte Verkehrsnetz und die damit verbundenen, engen Verflechtungen sind wichtige Standortfaktoren für Unternehmen in Südhessen. Die Industrie und ihre Produktionsstätten brauchen eine verlässliche Versorgung mit Gütern. Dies gelingt nur, wenn Transport- und Logistikunternehmen auf eine moderne Infrastruktur zurückgreifen können. Dazu gehört ein leistungsfähiges Straßennetz und der Ausbau des Schienenverkehrs sowie neue Flächen für die Lagerhaltung resilienter Lieferketten mit hervorragender Verkehrsanbindung.
Dazu gehört:
  • Ein regionaler Masterplan Mobilität
  • Mobilität und Erreichbarkeit mit Flächenentwicklung denken
  • Technologieoffene Forschung und Förderung von alternativen Antrieben
  • Verkehrsbelange gleichberechtigt mit Klima- und Umweltschutzbelangen abwägen

Industrie schafft den Green Deal: Ressourceneffizienz und Klimaschutz

Politische Maßnahmen zur nachhaltigen Nutzung von Ressourcen und Energie sind primär durch Auflagen, Quoten und Verbote gekennzeichnet.
In der Folge müssen sich Unternehmen an vielfältige bürokratische Gesetze halten, die die Kreativität und den Erfindergeist der Wirtschaft einschränken. Besser ist es, marktwirtschaftliche Lösungsansätze, unternehmerische Initiativen und Anreize zu schaffen, um die Ziele einer nachhaltigen Industrie schneller und günstiger zu erreichen. Dabei darf die Balance aus nachhaltiger Entwicklung einerseits und internationalem Wettbewerb andererseits nicht aus den Augen verloren werden.
Dazu gehört:
  • Initiative für die Eigenstromversorgung in der Industrie
  • Transferförderung von Innovationen; insb. für emissionsintensive Industrie
  • Steuer- und Abgabensystem reformieren; insb. EEG-Umlage für Eigenstromerzeugung

Industrie braucht zukunftsfähige Gewerbegebiete und Flächen

Innovation und Industrie sind eng mit Südhessen verbunden. Allerdings spiegeln die meisten Industrie- und Gewerbegebiete unserer Region diesen Innovationsgeist nicht wider. Sie sind bereits mehrere Jahrzehnte alt und erfüllen die aktuellen Bedarfe der Unternehmen und deren Mitarbeiter nicht mehr. Städtebauliche Fehlentwicklungen in Form von mangelnder Aufenthaltsqualität, Defizite in der Verkehrserschließung und eindringende Wohnnutzung führen dazu, dass Funktion und Aufgabe der Gebiete verloren gegangen sind. Dazu kommen ein Mangel an schnell verfügbaren, attraktiven Gewerbeflächen sowie langwierige und komplexe Bauplanungsverfahren, die Neuansiedlungen und Neugründungen in der Region erschweren.
Dazu gehört:
  • Die Entwicklung von marktfähigen und schnell verfügbaren Gewerbe- und Industrieflächen ist sicherzustellen.
  • Aufbau eines regionalen digitalen Gewerbeflächenmonitorings zur Erhebung valider Daten über Leerstands-, Brach- und Potentialflächen
  • Planverfahren sollten durch Digitalisierung und Runde-Tisch-Verfahren unter adäquater Einbindung der Wirtschaft beschleunigt werden
  • Bewusstsein in der Gesellschaft dafür schaffen, dass die Entwicklung von Gewerbe- und Industrieflächen für die Metropolregionen FrankfurtRheinMain und Rhein-Neckar aktive Zukunftssicherung und Krisenresilienz bedeutet.

Industrie schafft Arbeitsplätze und die Arbeitswelt von morgen

Die südhessische Industrie ist für die Transformation zur Industrie 4.0 gut aufgestellt. Hierfür braucht sie engagierte Mitarbeiter: Mitarbeiter, die an Erneuerung, Technologie und Fortschritt interessiert sind und sich einbringen wollen. Studien beispielsweise des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) gehen davon aus, dass im Zuge des Strukturwandels in Südhessen mehr Arbeitsplätze entstehen als Arbeitsplätze verschwinden werden. Vor allem Spezialisten mit hoher Qualifikation werden gefragt sein. Dieser Strukturwandel gelingt vor allem dann, wenn die Qualifikation der Fachkräfte mit den veränderten Anforderungsniveaus Schritt hält.
Die Rahmenbedingungen müssen so gestaltet sein, dass Fortschritt und Erneuerung nicht behindert, sondern gefördert werden. Denn: Industrieunternehmen stellen im IHK-Bezirk die meisten Ausbildungsplätze im Branchenvergleich. Von 7.415 Auszubildenden sind 2.578 Auszubildende in Industrieunternehmen beschäftigt.
Dazu gehört:
  • Ausbildung mit den Unternehmen weiterentwickeln; insb. ökonomische Bildung
  • Weiterbildung fördern
  • New Work und Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • Fachkräftezuwanderung erleichtern
Beteiligungsprozess zum Positionspapier
Dem Positionspapier „Industrie schafft Wohlstand – Industriepolitische Positionen der IHK Darmstadt“ (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 217 KB)vorausgegangen ist ein umfangreicher Beteiligungsprozess, bei dem die IHK-Mitgliedsbetriebe die Möglichkeit hatten, an der Ausgestaltung mitzuwirken. Etwa über die Teilnahme an fünf Umfragen zu zentralen Themen wie Umwelt und Energie, Fachkräfte oder Innovationen. Die Ergebnisse der Umfragen zeigen, wie sich die Rahmenbedingungen für die Industrie und industrienahe Dienstleister weiterentwickeln müssen, damit die Region als Standort attraktiv bleibt. Lesen Sie hier mehr zum Beteiligungsprozess.