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Der Konflikt mit den Rohstoffen
Kies und Sand am Niederrhein zu gewinnen, birgt vielschichtiges Konfliktpotenzial. Wir haben zwei Wirtschaftsvertreter um ihre Meinung gebeten: Sascha Kruchen ist Geschäftsführer von Zukunft Niederrhein, einer Initiative der Sand- und Kiesunternehmen. Sascha Merz ist Geschäftsführer der Wasserverbund Niederrhein GmbH, die unter anderem Wasserwerke in Moers und Duisburg betreibt.
Unerlässlich für Neubau und Sanierungsprojekte
Die Politik will zu Recht mehr Wohnraum schaffen. Außerdem gibt es in der Region viele marode Brücken und Straßen. Der Neubau- und Sanierungsbedarf ist enorm. Ohne Sand und Kies geht es nicht. Recycling kann seinen Teil beitragen, es stehen aber auch langfristig nicht die erforderlichen Mengen in ausreichender Qualität zur Verfügung. Gleichwohl ist es im Sinne der Nachhaltigkeit natürlich ein Riesenvorteil, dass die geförderten Rohstoffe nicht einfach „weg“ sind. Sand und Kies stecken zwar in Brücken, Straßen und Co., es besteht aber die Möglichkeit, sie zu einem späteren Zeitpunkt wiederzuverwenden. Hinzu kommt, dass sie hauptsächlich regional zum Einsatz kommen, denn in der Regel lohnen sich Transportstrecken mit dem Lkw nur bis maximal 50 Kilometer vom Kieswerk. Zum Flächenverbrauch ist zu sagen: Die Kreise Kleve und Wesel zusammen bestehen nur zu rund einem Prozent aus Baggerseen-Flächen. Der Regionalplan Ruhr, der im November verabschiedet werden soll, sieht maximal 0,6 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen potenziell für neue Kiesgewinnung vor.
Sascha Kruchen, Zukunft Niederrhein
© Zukunft Niederrhein
Beim Trinkwasser kein Risiko eingehen
Sowohl Auskiesung als auch Nachnutzung stellen nicht per se eine zwingende Gefahr für das Grundwasser dar. Unter ganz bestimmten Umständen können sie für das Trinkwasser sogar von Vorteil sein. Fest steht aber auch: So minimal das Restrisiko durch den Kiesabbau auch sein mag – tritt der Fall der Fälle ein, wäre das ein gewaltiges Problem für die Trinkwassergewinnung. Dieses Risiko gilt es daher gar nicht erst einzugehen. Nicht nur die Versorgung mit Trinkwasser steht auf dem Spiel. Die Allgemeinheit müsste wohl für die Kosten der Grundwassersanierung aufkommen. Es braucht strengere Abstandsregelungen, als sie derzeit in NRW herrschen. Beim diskutierten „Kies-Euro“, der Rohstoffabgabe, gilt es zwei Dinge zu bedenken: Einerseits ist zu befürchten, dass ihre Ausgestaltung letztlich nur einen minimalen positiven Effekt für den Umwelt- und Wasserschutz haben wird. Andererseits braucht es offenbar staatliche Vorgaben dieser Art, um innovatives Denken in den eher konservativen Branchen zur fördern und letztlich auch neue Technologie zu entwickeln. In den letzten Jahren hätte es wohl keine so großen Schritte bei der LED-Beleuchtung gegeben, wenn der Verkauf der Glühbirne nicht verboten worden wäre.
Sascha Merz, Wasserverbund Niederrhein in Moers
© Bettina Engel-Albustin/fotoagentur ruhr moers
Christian Strunk. Präsident Vero – Verband der Bau- und Rohstoffindustrie e. V.
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„Es ist mir wichtig aufzuzeigen, was Kies und Sand für unsere Gesellschaft bedeuten. Die heimische Rohstoffindustrie bildet die Grundlage unseres wirtschaftlichen Handelns und sichert Arbeitsplätze in den Gewinnungsbetrieben sowie in den nachgelagerten Wertschöpfungsstufen. Mineralische Rohstoffe sind wichtig, um Verkehrswege, Häuser und Brücken zu bauen oder zu sanieren. Eine Rohstoffabgabe wird die Nachfrage nicht mindern. Stattdessen wird Bauen teurer. Unsere Region wird ohne Nutzen wirtschaftlich geschwächt.”
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Text: Daniel Boss
Titelfoto: Niederrheinische IHK/Jacqueline Wardeski
Titelfoto: Niederrheinische IHK/Jacqueline Wardeski
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