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Pulsschlag einer Region
Dr. Alexandra Hoffert hat bei der Niederrheinischen IHK den Blick für Zahlen, Daten und Fakten. Sie zeichnet damit ein umfassendes Stimmungsbild der Wirtschaft am Niederrhein.
Frau Hoffert, was macht die Arbeit an den IHK-Konjunkturberichten für Sie spannend?
Dr. Alexandra Hoffert: Dreimal im Jahr befragen wir rund 300 Unternehmen in der Region – von der kleinen Handelsfirma bis zum großen Industriebetrieb. Dabei geht es darum, welche Geschäftsrisiken den Betrieben gerade die größten Bauchschmerzen bereiten. Zusammen beschäftigen diese Firmen über 40.000 Menschen, also eine beachtliche Größe für unsere Region. Diese regelmäßige Befragung, die wir mit viel Sorgfalt durchführen, liefert uns einen ziemlich genauen Eindruck davon, wie es der Wirtschaft bei uns am Niederrhein wirklich geht. Nicht nur in Zahlen, sondern auch in Sachen Stimmung.
Für mich persönlich ist es immer ein besonderer Moment, wenn die ersten Zwischenergebnisse reinkommen. Da schlägt mein analytisches Herz gleich schneller. Ich werfe dann direkt einen Blick auf andere Wirtschaftsfaktoren, vergleiche, prüfe auf Plausibilität. Und wenn etwas nicht ganz ins Bild passt, beginnt für mich die Spurensuche: Woher kommt das? Gibt es regionale Besonderheiten? Manchmal decken unsere Zahlen Entwicklungen auf, die anderswo noch gar nicht sichtbar sind.
Was viele vielleicht nicht wissen: Unsere Ergebnisse fließen auch in die gesamtdeutsche Konjunkturanalyse der IHKs ein. Das heißt, wir bieten nicht nur der Wirtschaft vor Ort eine Bühne. Wir wirken auch an dem großen Gesamtbild mit, das bundesweit gezeichnet wird.
Warum ist ein kompakter Überblick über die Konjunktur am Niederrhein wichtig?
Weil wir die Stimme der regionalen Wirtschaft sind. Und diese Stimme braucht Substanz und Hintergrundinfos. Wir wollen nicht nur Meinungen wiedergeben, sondern fundierte Einschätzungen. Ich sehe die Konjunkturanalyse ein bisschen wie einen Dirigenten im Orchester: Sie zeigt an, ob gerade alles harmonisch in Dur läuft oder ob Spannungen in Moll anklingen. Je genauer wir die Situation der Wirtschaft in der Region erfassen, desto besser können wir die Öffentlichkeit informieren. Und politische Forderungen formulieren. Außerdem bieten wir unseren Unternehmen so auch Orientierung.
Welche Entwicklungen haben die Region zuletzt besonders geprägt?
Ein Wort bringt es perfekt auf den Punkt: Transformation. Sie begleitet mich schon meine ganze berufliche Laufbahn. Ich erinnere mich noch gut an meine Anfänge. Da protestierten die Stahlarbeiter in Duisburg auf der Brücke der Solidarität. Damals war die Stimmung schlecht, viele dachten, die Region sei wirtschaftlich am Ende. Aber das Gegenteil war der Fall. Ich habe miterlebt, wie sich die Menschen hier immer wieder neu erfunden haben. Es ist dieses Vertrauen, das ich in die Region habe. Wir passen uns an, wir wachsen, wir machen weiter. Alle zusammen, auch wenn es mal richtig schlecht aussieht.
Und heute? Da steht die Stahlbranche wieder im Fokus – diesmal unter dem Zeichen der grünen Transformation. Wieder geht es ums Ganze, wieder ist der Wandel riesig. Die Herausforderungen sind enorm groß. Aber ich bin überzeugt: Wir werden auch diesmal Wege finden.
Interview: Jan Kuchenbuch
Foto: Niederrheinische IHK/Jacqueline Wardeski
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Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve zu Duisburg