Keine Sekunde Langeweile

Im Stadthafen Homberg liegt ein Schiff vor Anker, das weit über Duisburg hinaus bekannt ist. Viele Binnenschiffer aus dem deutschsprachigen Raum waren hier an Deck. Der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt nutzt das „Schulschiff Rhein“ für Aus- und Fortbildungen. Gebaut hat das schwimmende Berufskolleg im Jahr 1984 ein Duisburger Traditionsunternehmen: die Meidericher Schiffswerft.
„Dass wir damals den Auftrag umsetzen durften, gehört zu den Meilensteinen unserer Firmengeschichte“, sagt Hans-Jürgen Walzer. Der 86-Jährige war 30 Jahre lang Geschäftsführer des Unternehmens. 2023 kann er ein besonderes Jubiläum feiern – 125 Jahre Meidericher Schiffswerft.
Walzers Großvater hat das Unternehmen während der Kaiserzeit gegründet: Alwin Hilger verdiente sein Geld als Bankier in Duisburg. Am 13. September 1898 kaufte er die Firma Thomas & Co Keine Sekunde Langeweile Die Meidericher Schiffswerft ist 125 Jahre alt geworden. Das Unternehmen hat für Meilensteine in der Schifffahrt gesorgt auf und widmete sich fortan dem Schiffbau. 1908 siedelte die Werft vom Kaiserhafen in Ruhrort in das neue Hafenbecken A um. Es war der Beginn einer Erfolgsgeschichte.
Rund 430 Spezialschiffe hat die Firma seitdem gebaut. In europäischen Gewässern sind etwa Eisbrecher, Feuerlöschboote oder schwimmende Pumpstationen aus Duisburg unterwegs. Mit seinen Fahrgastschiffen setzte die Werft weitere Meilensteine: Berühmt in Schifffahrtskreisen ist etwa die 1996 erbaute „Berner Oberland“, auf der bis zu 1 000 Passagiere Platz haben. Das Schiff ist unterwegs auf dem Thunersee in der Schweiz. „Wir haben das Schiff damals in Duisburg in einzelnen Sektionen gefertigt, über den Rhein nach Basel transportiert, per Lkw nach Thun gefahren und vor Ort zusammengebaut“, erzählt Walzer. Der logistische Aufwand war enorm. „Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen“, meint der ehemalige Geschäftsführer. „Unser Kunde hat ein Schiff der Luxusklasse bekommen.“
Heute versteht sich das Unternehmen vornehmlich als „Servicestelle für die in Duisburg verkehrende internationale Schifffahrt“. Sollte ein Binnenschiff ein Problem haben, sind die Mitarbeiter der Meidericher Schiffswerft zur Stelle. „Wir haben im größten Binnenhafen Europas einen optimalen Standort“, sagt Walzer. „Bevor ein Schiff neu beladen wird, können wir es bei uns in kurzer Zeit reparieren.“
Der gebürtige Duisburger ist froh, dass er so viele Jahrzehnte in der Branche gearbeitet hat. „Jedes Schiff bringt neue Herausforderungen mit sich“, sagt Walzer. „Deshalb habe ich mich in meinem ganzen Berufsleben nicht eine Sekunde gelangweilt.“
Text: Denis de Haas, Redaktionsbüro Ruhr
Titelfoto: Niederrheinische IHK/Jacqueline Warderski