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Grünkohl mit Räuchertofu
Die Bezeichnung „Exot“ findet Michael Große Holtforth etwas übertrieben. Er würde eher von „Alleinstellungsmerkmal“ sprechen. Gemeint ist seine Kombination aus Hotel und Restaurant mit großer veganer Speisekarte: 50 Prozent der Gerichte im „Tellerrand“ kommen ohne tierische Produkte aus. Wenn es nach dem Betreiber des Landhauses Beckmann gehen würde, wären es sogar 100 Prozent. Doch damit, so Michael Große Holtforth, würde er derzeit noch zu viele Gäste verlieren. Und so stehen im Moment auch Mettwurst und Kasseler als Grünkohl-Beilagen auf der Winter-Menükarte.
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Was eine Auszeit im Landhaus Beckmann angeht, so kommen im Sommer kommen vor allem Radler und Golfer nach Kalkar, im Winter steht Wellness auf dem Programm. Meist wird ein längeres Wochenende gebucht. „Der Niederrhein ist und bleibt eine Kurzurlaubs-Region“, meint Michael Große Holtforth. Unter der Woche dominieren Geschäftsreisende, die in den Gewerbegebieten in der Umgebung zu tun haben. 48 Zimmer mit 96 Betten stehen zur Verfügung.
Mit seiner Entscheidung, den Fokus auf die vegane Küche zu legen, hat sich der 50-Jährige nicht nur Freunde gemacht. Er trifft aber den Zeitgeist: Viele junge Großstädter schätzen es, ihre Ernährungsgewohnheiten auch in der Freizeit am Niederrhein voll ausleben zu können. Das Angebot in Kalkar habe sich in der Community schnell herumgesprochen, so der Hotelier und Gastronom, der selbst seit vielen Jahren überzeugter Veganer ist. „Bei uns ist das keine Marketingstrategie, sondern gelebte und damit authentische Überzeugung.“ In seiner Heimatregion merkt Michael Große Holtforth eine wachsende Akzeptanz fürs Vegane, denn das Restaurant wird auch von Einheimischen frequentiert. „Auf früheren Familienfeiern musste der einzelne Veganer die Beilagen der Fleischgerichte essen. Heute kommt die stolze Großmutter zu mir, die sich wegen ihrer vegan lebenden Enkelkinder ganz bewusst fürs ,Tellerrand’ entschieden hat.“
Dass Michael Große Holtforth vor rund 20 Jahren den Betrieb von seinen Eltern übernahm, war dabei alles andere als vorgezeichnet. Seine Ausbildung machte er Anfang der 90er-Jahre im Düsseldorfer Hilton. Es folgten Stationen in London und Berlin. So hätte es weitergehen können. Der gebürtige Klever wählte einen anderen Weg und führt damit eine Familientradition fort, die weit ins 19. Jahrhundert hineinreicht. Ihm war es gleichwohl wichtig, eine neue, moderne Interpretation von Gastlichkeit ins Landhaus zu bringen. So tragen inzwischen alle Getränke (und übrigens auch die Reinigungsmittel) das Siegel „vegan“. Und wenn Jägerschnitzel bestellt wird, kommt zumindest die Sauce ohne tierische Zutaten aus. Übrigens: Den Grünkohl gibt es auch mit gebratenem Räuchertofu.
Ein Text von Daniel Boss.
Foto: Landhaus Beckmann.
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Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve zu Duisburg