Einblick-Interview

Finden, buchen und loslegen – das Pop-up-Büro für zwischendurch

Das Start-up „Availy“ sorgt mit seinen Software-Lösungen dafür, dass Unternehmen ihre leer stehenden Räume untervermieten können. Zudem setzen die Duisburger auf Nachhaltigkeit in der Arbeitswelt.

Dank „Availy“ ist es möglich, verwaiste Büroimmobilien unterzuvermieten. Wie kamen Sie darauf, ein Unternehmen mit diesem Angebot ins Leben zu rufen? 

Jens Skorwider: Die Idee kam unserem Mitgründer Sascha Kuhn bei einem Aufenthalt in Paris. Dort hat er sich per App einen E-Roller gebucht. Er hat sich darüber gewundert, dass es so ein Angebot nicht für Büroräume gibt. Zum Hintergrund: Sascha ist viel im Außendienst unterwegs. Es kam oft vor, dass Kunden vereinbarte Termine kurzfristig verschoben haben. Er wollte die Wartezeit aber nicht auf einer Autobahnraststätte überbrücken, wo jeder berufliche Gespräche belauschen kann, sondern lieber in einem geschützten Büroraum. 

Was war die Lösung? 

Skorwider: Der Ärger über das fehlende Angebot hat sich in kreative Energie umgewandelt. Sascha wollte eine Plattform entwickeln und hat sich Fachleute aus den Bereichen Software, Recht, Vertrieb, Business Development und Marketing dazu geholt. Und das Team hat dann „Availy“ gegründet. 
Can-Su Koutentaki: Die Pläne sind noch vor dem Beginn der Corona-Pandemie gereift. Vor der Gründung haben wir den Markt genau analysiert. Wir haben uns die Frage gestellt: Was benötigen unsere zahlenden Kunden wirklich, und wie füllen wir unsere Landkarte mit den Angeboten? Neben den klassischen Co-Working-Spaces gibt es auch Hotels, in denen Seminarräume nicht mehr genutzt werden. Außerdem haben viele Unternehmen mit Leerständen zu kämpfen. Unser Ziel war es nun, Anbieter und Nutzer zusammenzubringen. 

Wir haben uns
die Frage gestellt:
Was benötigen unsere
zahlenden Kunden
wirklich, und wie füllen
wir unsere Landkarte
mit den Angeboten?
Can-Su Koutentaki
Jun


Welche Vorteile hat der Nutzer? 

Koutentaki: Ich nenne mal ein Beispiel: Der Arbeitnehmer wohnt 40 Kilometer von der Firmenzentrale entfernt. Er mochte nicht jeden Tag pendeln. Homeoffice ist für ihn jedoch nicht moglich, weil etwa das passende Arbeitszimmer oder die technische Infrastruktur fehlt. Wenn er auf unserer Landkarte ein Buro in sieben Kilometer Entfernung findet, kann er seinem Arbeitgeber eine passende Alternative aufzeigen. Die Moglichkeit sich einen dritten Arbeitsort zu buchen, der vom Unternehmen bezahlt wird, ist wie der Benefit einer Tankkarte zu verstehen. Ein großer Vorteil kommt noch hinzu: Wenn der dritte Arbeitsplatz in seiner Nachbarschaft liegt, vermeidet der Nutzer lange Autofahrten, spart damit Zeit und verringert den CO₂-Ausstoß. Wir leisten also auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. 

Wie sieht Ihr Finanzierungsmodell aus? 

Koutentaki: Unser Kunde ist der Nutzer, sein Arbeitgeber bezahlt uns aber. Also haben wir uns auf ein Geschaftsmodell geeinigt, bei dem Unternehmen fur ihre Angestellten Lizenzen erwerben. Bei der Berechnung konzentrieren wir uns nur auf aktive Nutzer: Sollte etwa ein Mitarbeiter in Elternzeit gehen oder ein Sabbatjahr einlegen, muss der Arbeitgeber nicht für ihn zahlen. Wer eine Lizenz erwirbt, erhält ein Tool, das aus einem Arbeitsplatz-Manager und einer Übersicht von sogenannten dritten Arbeitsplätzen besteht. Übrigens: Die Betreiber von Co-Working-Spaces stellen ihre Angebote bei „Availy“ ein, ohne dass sie eine Provision an uns zahlen müssen. Sie profitieren stattdessen davon, dass sie mit ihren freien Kapazitäten Geld verdienen können. 

Was müssen Unternehmen machen, um leer stehende Büroflächen anzubieten? 

Koutentaki: Die können mit unserer Software den „Availy“-Manager benutzen und darüber Standorte angeben. Diese lassen sich wiederum unterteilen in Meetingräume, Arbeitsplätze und Parkplätze. Das Unternehmen kann sein Angebot intern präsentieren und seinen eigenen Mitarbeitern zur Verfügung stellen. Es ist aber auch möglich, alles für individuelle Nutzer öffentlich sichtbar zu machen. Das Inserieren dauert höchstens eine halbe Stunde. Die Preise legen die Anbieter fest. Der Nutzer muss die App herunterladen und kann dann einchecken. Es wird gesucht, gebucht und dann gearbeitet. 

Seit März 2023 ist die „Availy“-Software verfügbar. Was ist seitdem passiert? 

Skorwider: Wir befinden uns noch in der Aufbauphase. Es geht darum, die Landkarte mit weiteren Angeboten zu füllen, damit wir attraktiver für die Unternehmen und ihre Mitarbeiter sind. Eine deutschlandweit bekannte Bank konnten wir allerdings schon von „Availy“ überzeugen. Kommunale Verwaltungseinheiten haben uns auch schon angefragt. Die haben sehr hohe Anforderungen etwa im Bereich Datensicherheit. Und die können wir mit „Availy“ erfüllen. 

Abschließend eine Frage zum Standort: Sie haben das Unternehmen in Duisburg gegründet. Was hat Sie dazu bewogen? 

Skorwider: Von der hiesigen Wirtschaftsförderung werden wir hervorragend unterstützt. Zudem war es naheliegend, in dieser Stadt zu gründen, weil ich gebürtiger Duisburger bin. Da bin ich voll und ganz Lokalpatriot. 

Die Availy AG besteht aus zehn Gründungsmitgliedern. Can-Su Koutentaki (30) ist die Vorstandsvorsitzende und Jens Skorwider (52) gehört dem Aufsichtsrat an.
Webseite: www.availy.de
Instagram: availy.space


Interview: Dennis de Haas; Foto: Availy
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