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Start-up trackt Lieferketten in Echtzeit
Wer Waren aus Übersee importiert, hat seine Informationen oft in Excel-Tabellen und E-Mails gesammelt. Das Duisburger Start-up „Limbiq“ möchte mit einer Software Unternehmern eine bessere Übersicht ihrer Lieferketten ermöglichen.
Mit dem Unternehmen „Limbiq“ bieten Sie Ihren Kunden eine digitale Plattform für das Erfassen von Lieferketten, also das Supply-Chain-Management. Wovon haben Sie sich bei der Gründung im Jahr 2020 inspirieren lassen?
Arne Oltmann: Der Online-Handel dient uns als Vorbild. Wenn ich als Privatperson etwas im Internet bestelle, bekomme ich sofort eine Info, wann die Ware voraussichtlich eintrifft. Das Unternehmen schickt mir einen Link zu, dort sehe ich jeden Schritt von der Verpackung bis zur Anlieferung. Der Paketdienstleister bietet in der Regel alles aus einer Hand an, dadurch kann er volle Transparenz herstellen. Im internationalen Güterverkehr läuft das meistens anders: Es sind viele Akteure beteiligt, und ich habe nicht nur ein einzelnes Produkt in einem Paket, die Ware befindet sich stattdessen in Containern und wird oft umgelagert. Die Prozesse sind komplexer, das geht auf Kosten der Transparenz.
Inwiefern liefert „Limbiq“ eine Lösung für dieses Problem?
Oltmann: Unser Kunde füttert das Programm mit den vorhandenen Daten zu seiner Bestellung. Dann gibt uns der Lieferant im nächsten Schritt Informationen, etwa zum Transportmittel oder zur Container-Art. Wir reichern das noch an mit allgemeinen Daten aus der Logistikwelt. Durch unsere smarte Lösung weiß der Kunde jederzeit, wo sein Container mit welchen Artikeln gerade unterwegs ist. Unsere Plattform schafft einen digitalen Ort, an dem das importierende Unternehmen alle Informationen zur Lieferkette gebündelt vorfindet.
Alexander Bloech: Ich nenne mal ein konkretes Beispiel: Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einem potenziellen Neukunden, einem Großhändler. Der bezieht seine Produkte in erster Linie aus Asien und hat bislang alles mit einer riesigen Excel-Tapete gemanagt. Dort stehen viele Informationen drin – von der Anzahl der Container oder dem Gewicht der Ware bis hin zu den Abfahrtzeiten der Schiffe. Mitarbeiter im Import und Export müssen die Tabellen mit Informationen aus E-Mails pflegen und verlieren dabei schnell den Überblick.
Mit dieser Methode dürfte es schwierig sein, auf Probleme innerhalb der Lieferkette zu reagieren.
Bloech: Ganz genau. Zuletzt war der Panamakanal aufgrund einer Dürre nur eingeschränkt befahrbar. Da stauen sich bis zu 200 Container-Schiffe. Unternehmen haben in solchen Zeiten beispielsweise Sorge, dass ihre Bestellungen nicht mehr bis zum Weihnachtsgeschäft ankommen. Dank „Limbiq“ sind sie jederzeit auf dem Laufenden und können auf Probleme reagieren.
Oltmann: Oder nehmen wir das Container- Schiff „Ever Given“, das 2021 im Suezkanal auf Grund lief. Da war klar, dass der Stau für große Verzögerungen im Lieferverkehr sorgen wird. Die Unternehmen wollten wissen, was jetzt los ist. Wenn die Ware gerade noch vor der Havarie durchgekommen war, bestand kein Problem. Wenn das Schiff hinter der „Ever Given“ im Suezkanal feststecke, gab es ein großes Problem. Da musste man sich im Unternehmen ganz dringend Wenn alle dafür notwendigen Informationen in Excel-Tabellen und E-Mails stecken, dauert es oft Tage, bis ich als Unternehmer einen Überblick habe. Dadurch geht wertvolle Zeit verloren.
Wie sieht es für einen „Limbiq“-Nutzer aus?
Oltmann: Wer unsere Plattform benutzt, sieht auf Knopfdruck, wo sich das Schiff mit seiner Ware gerade befindet. Unsere Kunden haben die Möglichkeit, zu agieren und die Ware etwa auf einen Zug umzubuchen. Das ist eine weitere Parallele zum Online-Versandhandel. Wenn ich als Käufer über meinen Bestelllink sehe, dass es zu Verzögerungen kommt, kann ich ja stornieren und mich auf die Suche nach einer Alternative für das Weihnachtsgeschenk machen.
Gibt es eine Anforderung, wie viele Akteure weltweit ebenfalls an diese Software angebunden sein müssen, damit sie reibungslos funktioniert?
Bloech: Nein, „Limbiq“ liefert ab dem ersten Nutzer einen direkten Mehrwert. Auch nur ein Einkäufer oder Supply-Chain-Manager kann alle Daten aller seiner Partner im System managen. Je komplexer die Unternehmen und je höher die Anzahl der Akteure, desto mehr sehen wir eine echte Zusammenarbeit direkt in der Plattform. Damit verbinden wir die Unternehmen mit ihren Lieferanten in Übersee und intern mit allen Abteilungen, die von Informationen zur Lieferkette profitieren. „Limbiq“ hat Datenanbieter mit Echtzeitdaten in die Plattform integriert. Daher kann alles automatisiert werden. Somit kann sich das Unternehmen Aufgaben widmen, die einen höheren Mehrwert stiften als die Suche in Excel-Tabellen und E-Mails.
Welche Kunden nutzen Ihre Software?
Oltmann: Sie kommen aus dem Groß- und Einzelhandel, aus der Industrie ebenso wie aus dem Maschinen- und Anlagenbau. Gemeinsam haben alle, dass sie auf physische Transporte setzen und Waren aus Übersee beziehen.
Ihre Kunden sind international tätig. Der Firmensitz Ihres Unternehmens ist Duisburg. Warum fiel die Wahl auf den Standort?
Oltmann: Dafür gibt es zwei sehr gute Gründe. Die Stadt ist ein internationales Logistik- Drehkreuz, und das passt thematisch zu uns. Außerdem ist Duisburg auch für uns persönlich logistisch super gelegen. Wenn man ein Start-up gründet, braucht man auch gute Mitarbeiter für sein Team. Und die können wir sehr gut in Duisburg in der Mitte der Metropolregion Rhein-Ruhr finden.
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Arne Oltmann (49) hat „Limbiq“ im Jahr 2020 mitgegründet. Zuvor war der Emsländer viele Jahre lang Geschäftsführer eines Automobil- Zulieferers. Dadurch hat er sich viel Wissen über Lieferketten-Prozesse aneignen können.
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Alexander Bloech (48) hat „Limbiq“ in der Gründungsphase als Investor unterstützt. Seit 2023 ist er als operativer Manager mit an Bord und bringt seine Erfahrung als Angestellter bei großen Software-Unternehmen sowie Start-ups in den Bereichen Marketing und Vertrieb mit ein.
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Limbiq
Der Name des Unternehmens leitet sich ab vom limbischen System. Dabei handelt es sich um ein zentrales Bindeglied, das verschiedene Bereiche des Gehirns verbindet und steuert. „Und das passt zu unserer Software. Wir sind auch ein Bindeglied zwischen der Unternehmens-IT und der logistischen Welt da draußen“, erklärt Arne Oltmann.
Der Name des Unternehmens leitet sich ab vom limbischen System. Dabei handelt es sich um ein zentrales Bindeglied, das verschiedene Bereiche des Gehirns verbindet und steuert. „Und das passt zu unserer Software. Wir sind auch ein Bindeglied zwischen der Unternehmens-IT und der logistischen Welt da draußen“, erklärt Arne Oltmann.
Text: Denis de Haas, Redaktionsbüro Ruhr
Titelfoto: Limbiq System GmbH
Titelfoto: Limbiq System GmbH
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