Pressemitteilung vom 30. Mai 2023

Konjunkturumfrage der IHK-Koblenz – Frühsommer 2023

Wirtschaft in der Region kommt nicht in Fahrt
Zum Frühsommer stagniert die Wirtschaft im nördlichen Rheinland-Pfalz. Die Erholung vom Allzeittief aus dem Herbst 2022, die zu Jahresbeginn noch konstatiert werden konnte, setzt sich nicht fort.
Laut der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Koblenz stagniert der Konjunkturklimaindex – das Stimmungsbarometer für die aktuelle Geschäftslage und die zukünftigen Perspektiven der Unternehmen – im Frühsommer bei einem Wert von 97 Punkten, demselben Wert wie zu Jahresbeginn 2023. Damit wird auch der Sprung über die Hürde von 100 Punkten, die die Grenze zwischen negativer und positiver Gesamtstimmung darstellt, erneut verpasst.

Unternehmen beurteilen ihre Situation zurückhaltend, Anzeichen für einen breiten Aufschwung fehlen

Nur 30 Prozent der Unternehmen im IHK-Bezirk Koblenz beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut. Das sind drei Prozentpunkte weniger als zu Jahresbeginn und sogar 10 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr. 21 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage als schlecht (Jahresbeginn 2023: 19 Prozent), wobei die Dienstleistungsbranche (11 Prozent) in begrenztem Maß als Regulativ wirkt. Mit 49 Prozent schätzen schließlich knapp die Hälfte der antwortenden Unternehmen ihre aktuelle Lage als gleichbleibend ein. Auch dieser Wert fällt fast identisch mit dem der Vorumfrage aus (Jahresbeginn 2023: 48 Prozent). Ein großer Teil der Unternehmen spricht also von einer befriedigenden Geschäftslage und darin lässt sich im Vergleich zu Jahresbeginn auch keine große Veränderung feststellen.
Dasselbe gilt für die Geschäftserwartungen der Betriebe für die kommenden 12 Monate: 54 Prozent und damit über die Hälfte der Unternehmen rechnen mit einer höchstens gleichbleibenden Geschäftsentwicklung (Jahresbeginn 2023: 55 Prozent). 30 Prozent gehen sogar von einer schlechteren Geschäftsentwicklung (Jahresbeginn 2023: 32 Prozent) und nur 16 Prozent von einer verbesserten aus (Jahresbeginn 2023: 13 Prozent). Im Gegensatz zur aktuellen Geschäftslage liegt der Saldo aus positiven und negativen Antworten bei den Geschäftserwartungen damit im negativen Bereich (-14 Prozent).
Diese verhaltenen Aussichten wertet Fabian Göttlich, Geschäftsführer Interessenvertretung der IHK Koblenz, als Signal dafür, dass Unternehmen nach wie vor mit vielen Unsicherheiten zu kämpfen haben:
„Die leicht positive Entwicklung zum Jahresbeginn setzt sich nicht fort. Angesichts des weiterhin breiten Risikomix sind bei den Investitions- wie Beschäftigungsabsichten keine Wachstumsimpulse zu erkennen, sodass es der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung an Dynamik mangelt.“
Sinnbildlich für diese statische Lage: Die Betriebe bleiben auch bei Investitionen und Beschäftigung zögerlich. 69 Prozent der Unternehmen erwarten in den kommenden 12 Monaten höchstens gleichbleibende oder geringere Investitionsausgaben (Jahresbeginn 2023: 67 Prozent), 85 Prozent eine gleichbleibende oder geringere Anzahl an Beschäftigten (Jahresbeginn 2023: 84 Prozent). Und 78 Prozent der Industrieunternehmen rechnen mit gleichbleibenden oder geringeren Ausfuhren von Gütern ins Ausland (Jahresbeginn 2023: 80 Prozent).

Problematische Gemengelage aus konjunkturbedingten Risiken und strukturell langfristigen Herausforderungen

Der Blick auf die Gründe für die verhaltenen Erwartungen offenbart: Die Energiepreise belegen mit 60 Prozent der Antworten nach wie vor Platz eins der größten Geschäftsrisiken der Unternehmen in den kommenden 12 Monaten. Dennoch ist der Wert im Vergleich zur Vorumfrage um 9 Prozentpunkte gesunken. Die weiteren Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sinken sogar um 19 Prozentpunkte auf 31 Prozent. Im Vergleich zum Frühsommer 2022 (72 Prozent) hat sich dieses Risiko damit mehr als halbiert. Mit Blick auf das weltwirtschaftliche Umfeld fällt auch positiv auf, dass die Investitionsgüterindustrie von einer deutlich verbesserten Geschäftslage (plus 28 Prozentpunkte) berichten, was auf eine Stabilisierung der Lieferketten und nachlassende Material- und Lieferengpässe hindeutet.
Der Fachkräftemangel und der Inlandsabsatz teilen sich mit jeweils 54 Prozent den zweiten Platz der größten Geschäftsrisiken. Gefolgt werden sie von den Arbeitskosten mit 49 Prozent, welche zur Vorumfrage um 7 Prozentpunkte gestiegen sind. Zudem ist auffallend, dass bereits 20 Prozent der Betriebe angeben, ihre Finanzlage werde von der Zinshöhe beeinträchtigt. Im Vergleich zum Vorjahr stellt das einen Zuwachs um 17 Prozentpunkte dar.
„Die Energiemärkte haben sich etwas beruhigt, zudem haben Betriebe ihre Energieeffizienz nochmals gesteigert und sich als widerstandsfähig erwiesen. Die Perspektiven bleiben aber weiterhin ungewiss und Risiken wie die Sorge vor einer Preis-Lohn-Spirale, rückläufige Auftragseingänge in der Bauwirtschaft oder aber auch Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Fremdkapital rücken in den Fokus. Umso wichtiger ist es nun den strukturellen, langfristigen Herausforderungen, wie etwa der Dekarbonisierung der Wirtschaft, mit einem verlässlichen Ordnungsrahmen zu begegnen “, kommentiert IHK-Geschäftsführer Göttlich.
Durchgeführt wurde die Umfrage vom 27. März 2023 bis 04. Mai 2023. An der Umfrage haben 361 Unternehmen mit rund 43.000 Beschäftigten teilgenommen.