IHK-Organisation
Für uns als IHK-Organisation ist natürlich die neue Vollversammlung der wichtigste Impuls in diesem Jahr. Die Vollversammlung ist das Parlament der regionalen Wirtschaft und entscheidet über nahezu alle zentralen Belange der IHK. Die neue, für fünf Jahre gewählte Vollversammlung konstituiert sich Anfang März. Mehr als 60 Prozent der Mitglieder wurden erstmals in das Gremium gewählt. Das ist toll, die neue Vollversammlung ist jünger, bunter und breiter aufgestellt. Und das garantiert viele neue Ideen und frischen Wind. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, auf spannende Diskussionen mit den Wirtschaftsvertreterinnen und -vertretern sowie auf wichtige, zukunftweisende Beschlüsse. Wir sind mit der neuen Vollversammlung gut aufgestellt. Kammerintern starten wir also positiv in dieses Jahr.
Ausbildung
Einer unserer inhaltlichen Schwerpunkte in diesem Jahr wird es sein, noch stärker für die duale Ausbildung zu werben. Wir haben bereits zahlreiche Ausbildungsinitiativen auf den Weg gebracht, aber nach wie vor fühlen sich 53 Prozent der Schülerinnen und Schüler bei der Berufswahl überfordert. Zwar hat die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge 2022 in der Region nach dem Corona-Einbruch wieder zugenommen, ein großer Teil der Jugendlichen taucht allerdings nach ihrem Schulabschluss nicht in einer Ausbildung oder an einer Hochschule auf, sondern befindet sich in einer Orientierungsphase. Diese Zielgruppe wollen wir abholen und die duale Ausbildung als attraktive und überaus vielfältige Zukunftsperspektive anbieten. Die Unternehmen in der Region Heilbronn-Franken haben jungen Menschen so viel zu bieten, hier warten so viele Chancen auf die Jugendlichen. Das wollen wir mit einer breit angelegten Kampagne aufzeigen, in den Schulen, bei den Eltern und natürlich bei den Schulabgängerinnen und -abgängern.
Regionale Entwicklung
2023 wird das Jahr, in dem die digitale Zukunft der Region Fahrt aufnimmt. Unser IHK-KI-Transfer-Office (KITO) ist im Dezember in den neuen Innovation Park Artificial Intelligence (Ipai) eingezogen und wird nun aus dem Innovationspark für künstliche Intelligenz die Region und die Unternehmen der Region mit Forschung und Wissenschaft zusammenbringen. Das Kooperationsprojekt des Pakts Zukunft Heilbronn-Franken und der IHK trägt entscheidend mit dazu bei, aus dem Ipai bis 2027 das einflussreichste Ökosystem für Künstliche Intelligenz in Europa zu machen. Die Region wird eine Führungsrolle bei diesem herausragenden Zukunftsthema übernehmen. Und nicht nur das: Die Vollversammlung der IHK hat im Dezember die Gründung eines Zukunftskonvents angeschoben, der sich 2023 der wirtschaftlichen, strukturpolitischen und gesellschaftlichen Herausforderungen der Region annehmen wird.
Infrastruktur
Die Unternehmen der Region hatten nach dem Treffen unserer Präsidentin Kirsten Hirschmann und weiteren Spitzenvertretern aus der Politik mit Bundesverkehrsminister Wissing schon gehofft, dass im Jahr 2023 Bewegung in die festgefahrenen Verkehrsinfrastrukturprojekte kommt. Doch jetzt stehen wir immer noch genauso ratlos da wie vor einem Jahr. Sowohl für den Ausbau der A6 als auch für die Verbesserung der Bahnanbindung und erst recht beim Ausbau der Neckarschleusen gibt es keine belastbare Perspektive für das Jahr 2023. Noch im Sommer hatte der Bundesverkehrsminister in Heilbronn einen Ausbau der Schleusen für 135-Meter-Schiffe in Aussicht gestellt, um sich dann in Berlin wieder davon zu verabschieden. Jetzt wird über Alternativen nachgedacht, wie auch immer die aussehen und wann auch immer die verwirklicht werden können. Tatsache ist: Die IHK wird auch 2023 auf einen Ausbau der Neckarschleusen als Beitrag zu einer modernen, leistungsgerechten und umweltfreundlichen Verkehrsinfrastruktur pochen.
Die schwerwiegenden Themen aus 2022 bleiben auch 2023 die größten Herausforderungen.
IHK-Hauptgeschäftsführerin Elke Döring
Bürokratieabbau
Ein Dauerbrennerthema ist und bleibt die Regulierungsdichte. Unsere Unternehmen leiden unter der ausufernden Bürokratie und umständlichen sowie langwierigen Planungsverfahren. Wie soll eine Standortentwicklung gelingen, wenn die Unternehmen schon beim kleinsten Erweiterungsvorhaben unter unzähligen Auflagen und Vorgaben ersticken? Hinzu kommt, dass der Staat aufgrund des eigenen Kapazitätsmangels immer mehr Aufgaben auf die Unternehmen verlagert. Beim Lieferkettengesetz zum Beispiel wurde die Haftung auf die Betriebe übertragen, weil der Staat die Prüfung nicht übernehmen kann. Im vergangenen Jahr war der inzwischen aufgelöste Normenkontrollrat des Landes zu Gesprächen mit IHK-Mitgliedsunternehmen und unserer Präsidentin Kirsten Hirschmann in Heilbronn. Da kamen ganz konkrete Beispiele aus der Praxis auf den Tisch. Der Normenkontrollrat hat viele konstruktive Anregungen zum Bürokratieabbau mitgenommen. Zu hoffen ist nun, dass diese auch bei Land und Bund ankommen.
Energie
Der schreckliche Krieg in der Ukraine geht auch 2023 weiter und die Auswirkungen treffen unsere Wirtschaft nach wie vor. Die explodierenden Energiepreise haben die Inflation angeheizt und die Unternehmen in einer ohnehin schon angespannten Situation erwischt. Aktuell bessert sich die Lage etwas, was auch eine Folge staatlicher Eingriffe in den Energiemarkt ist. Erst auf massiven Druck der Wirtschaftsverbände und mit ihnen der IHK Heilbronn-Franken wurde die Wirtschaft überhaupt bei den Entlastungspaketen mit berücksichtigt. Dennoch kamen die Hilfen spät. Für wie viele Betriebe sie zu spät kamen, erleben wir in diesem Jahr, wenn die Auswirkungen des Krisenjahres 2022 sichtbar werden. Es waren ja nicht nur die Energiekosten, auch die Rohstoffpreise, Lieferengpässe und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie belasteten die Unternehmen. Die Prognosen für das Wirtschaftsjahr 2023 fallen ganz unterschiedlich aus. Sicher ist aber, dass diese schwerwiegenden Themen aus 2022 auch 2023 die größten Herausforderungen bleiben werden. Zuversichtlich für dieses Jahr macht mich, dass unsere Unternehmen in der Mehrzahl sehr gut aufgestellt sind und sich erstaunlich robust in der Krise behaupten können.