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IHK fordert Entlastung bei Strompreisen

Vollversammlung sieht Wirtschaftsstandort in Gefahr

Der Präsident der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg (IHK), Dr. Bernhard Brons, hat Wertschöpfungsverluste für die deutsche Wirtschaft kritisiert. „Diese Entwicklung trifft auch uns unmittelbar in der Region“, sagte er bei der IHK-Vollversammlung am Dienstag, 13. Juni, im Ökowerk in Emden. Den Grund sieht Brons vor allem in der aktuellen Situation in Bezug auf die Energieversorgung. Die Landesarbeitsgemeinschaft der niedersächsischen IHKs, IHKN, hat in diesem Zusammenhang eine Umfrage veröffentlicht: Die befragten Betriebe beklagten vor allem die fehlende Planungssicherheit bei der Kalkulation der Energiekosten. Zehn Prozent der Unternehmen gaben an, Kapazitäten ins Ausland verlegen zu wollen oder dies bereits getan zu haben. „Diese Entwicklung darf man schon als dramatisch bezeichnen – hier geht es jetzt unmittelbar um die Standortsicherung für unsere Wirtschaft.“
Brons lobte in diesem Zusammenhang die politische Diskussion zur Einführung eines vergünstigten Strompreises für Industriebetriebe. Vor Kurzem hat der Bund hierzu ein Konzept vorgestellt. Brons: „Es ist richtig und wichtig, dass die Politik hier endlich handelt.“ Auf Landesebene hatte die IHK im Rahmen der „Taskforce Energiewende“ an dem Konzept mitgewirkt. Mit einem Appell richtete sich Brons an die Politik: „Unsere Wirtschaft braucht jetzt – auf ihrer gesamten Bandbreite - eine sichere und bezahlbare Energieversorgung, um weiterwachsen und im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.“

IHK-Präsident kritisiert steigende Kosten im Tourismus

Im Rahmen der jüngsten Vollversammlung hat Dr. Bernhard Brons, Präsident der IHK für Ostfriesland und Papenburg, vor steigenden Kosten in der Tourismusbranche gewarnt. „Steigende Kosten und die Inflation wirken sich auf die Reisepläne der Gäste aus.“
In einer aktuellen Saisonumfrage der Hotel- und Gaststättenbetriebe gaben 93,2 Prozent der befragten Betriebe die gestiegenen Energie- sowie die Lebensmittel- und Rohstoffpreise als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung an. Auf dem zweiten Platz folgen mit 73 Prozent die Arbeitskosten. 69,3 Prozent der Betriebe sehen den akuter werdenden Personalmangel als Risiko. An der Umfrage hatten sich in der Zeit vom 10. April 2023 bis zum 5. Mai 2023 insgesamt 87 Betriebe aus Hotellerie, Gastronomie und Campingwirtschaft beteiligt.
Die aktuellen Herausforderungen der Branche hat die IHK für Ostfriesland und Papenburg als IHKN-Federführer auch beim diesjährigen IHKN-Tourismusparlament in Verden diskutiert. In den Gesprächen mit Staatssekretär Frank Doods sowie den tourismuspolitischen Sprechern der Landtagsfraktionen waren unter anderem die Beschäftigung von Arbeitskräften aus Drittstaaten, der Tourismus als kommunale Pflichtaufgabe sowie der geringe Mehrwertsteuersatz auf Speisen in der Gastronomie Thema. „Es ist deutlich geworden, dass die Politik die Herausforderungen erkannt hat, die Lösungen jedoch vielfach nicht einfach sind“, sagt Brons. Die IHK werde hier weiter aktiv den Dialog mit der Politik suchen und für Entlastungen ihrer Mitglieder werben.
Den Unternehmen wird die IHK künftig auch im Beirat der neu gegründeten Tourismus-Agentur Nordsee – kurz TANO – eine Stimme geben. Das Gremium, das im Mai erstmals zusammengekommen ist, besteht aus 15 Mitgliedern aus dem Tourismus sowie angrenzenden Branchen und soll der Gesellschafterversammlung und dem Geschäftsführer beratend zur Seite stehen. Kerstin Kontny, Abteilungsleiterin Tourismus, Handel und Dienstleistungen, vertritt die IHK im Beirat.

IHK-Vollversammlung informiert sich über Bundeskampagne „Ausbildung macht mehr aus uns“

IHK-Präsident Dr. Bernhard Brons hat in der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg die aktuellen Ausbildungszahlen zum Stichtag 31. Mai 2023 vorgestellt. „Mit rund elf Prozent ist die IHK im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im ‚Plus‘“, stellte er fest. Aktuell wurden 708 Verträge eingereicht. Bis zum Jahresende rechnet die IHK mit rund 1.000 weiteren Verträgen, die im Laufe des Sommers und Herbstes eingereicht werden. Dennoch bleibe der Druck auf die Wirtschaft hoch. Noch immer kann nur jedes vierte Unternehmen alle seine Ausbildungsplätze besetzen.
Mit Azubi-Speeddatings, dem Gütesiegel „TOP-Ausbildung“ und der Ausbildungsmesse – in diesem Jahr erstmals in der Nordseehalle in Emden – wirbt die IHK bereits jetzt bei Schülern für eine duale Ausbildung. Mit der neuen Bundeskampagne „Ausbildung macht mehr aus uns“ der IHK-Organisation soll nun ein weiterer Hebel angesetzt werden, mit dem junge Menschen für eine duale Ausbildung interessiert und begeistert werden sollen.
„Wir wollen den jungen Leuten näherbringen, welche Vorteile ihnen eine duale Ausbildung bietet“, sagte die Leiterin des Referats für Ausbildungsmarketing beim DIHK, Ulrike Friedrich. Eine Umfrage unter jungen Menschen habe ergeben, dass eine duale Ausbildung bei vielen jungen Menschen negativ besetzt sei. „Man denkt da sofort an Lehrjahre und Herrenjahre – das ist ein Image, das nicht mehr stimmt.“ Im Rahmen der Kampagne soll mit einer emotionalen und authentischen Ansprache deshalb ein positives Image aufgebaut werden. „Stolz, Sicherheit, Selbstvertrauen - diese Werte wollen wir mit ‚Ausbildung macht mehr aus uns‘ transportieren“, so Friedrich weiter.
Das Herzstück der Kampagne sind neun echte Auszubildende, die als Botschafter für die duale Ausbildung auftreten. Die Zielgruppe soll über einen TikTok-Kanal erreicht werden: „Hier stellen unsere Ausbildungsbotschafter Videos und Bilder ein, mit denen sie einen Einblick in ihren Azubi-Alltag geben.“
IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin Deinhard wirbt bei den Unternehmen in der Region dafür, Teil der Kampagne zu werden. „Für die Betriebe wurde ein Medienpaket aufgelegt, dass sie nutzen und mit dem sie sich in der Bundeskampagne einbringen können.“ Die Beteiligung der Unternehmen sei ein wichtiger Erfolgsfaktor: „Auch bei der bundesweiten Ausbildungskampagne heißt es ‚Gemeinsam mehr erreichen‘. Unsere rund 33.000 Mitgliedsbetriebe – darunter etwa 1.300 aktive Ausbildungsbetriebe – sind wichtige Multiplikatoren, wenn es darum geht, die Kampagne in die Öffentlichkeit zu tragen“, so Deinhard.

IHK: "Wunderline" bietet große Chance für Mobilität in der Region

Wesentlicher Baustein zur verkehrlichen Entwicklung
Die Vollversammlung der IHK für Ostfriesland und Papenburg hat sich in ihrer jüngsten Sitzung mit dem aktuellen Sachstand beim Infrastruktur-Projekt „Wunderline“ befasst. „Die Wunderline ist für uns als IHK ein wesentlicher Baustein zur Verbesserung der verkehrlichen Anbindung in unserer Region“, betonte IHK-Präsident Dr. Bernhard Brons. Dies werde allein schon dadurch erreicht, dass es mit Bunde und Ihrhove zwei neue Bahnhöfe an der Strecke geben werde. Auch die Einführung der Zweigleisigkeit zwischen Augustfehn und Stickhausen-Velde sei für den gesamten IHK-Bezirk von großer Bedeutung.
Die Wunderline-Projektleiter Eric van Vliet und Thijs Zondag berichteten den gewählten Vertretern der gewerblichen Wirtschaft von den bisher erfolgten Maßnahmen sowie den nächsten Schritten. Begonnen hatten die Planungen für das Gemeinschaftsprojekt der Provinz Groningen, des Landes Niedersachsen und der freien Hansestadt Bremen bereits vor mehr als zehn Jahren. Ziel der Infrastruktur-Maßnahme ist es, die Fahrtzeit auf der rund 173 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen Bremen und Groningen auf zwei Stunden und elf Minuten zu verkürzen. Die letzte Ausbaustufe für das Projekt ist für 2030 geplant.  „Wir befinden uns derzeit in Baustufe 1, die wir bis Ende nächsten Jahres abschließen möchten. In dieser Phase soll die Fahrtzeit bereits auf zwei Stunden und 26 Minuten reduziert werden“, so van Vliet. Ein wichtiger Meilenstein in der aktuellen Baustufe war die erfolgreiche Ausschreibung für die Realisierung der Friesenbrücke bei Weener – einem Nadelöhr der Bahnverbindung zwischen Nordwestdeutschland und den nördlichen Niederlanden. Die Deutsche Bahn hat im vergangenen Jahr bestätigt, dass der Neubau der Brücke Ende 2024 fertiggestellt werden soll.
Neben der Wiederherstellung der Friesenbrücke sei auch die Zusammenarbeit der Gemeinden bei der Umsetzung des Durchführungsprogramms Anschlussmobilität ein wichtiger Faktor beim Projekt, sagte Zondag. „Alle sind bereit, ihre Bahnhöfe zu verbessern. Daher sind wir zuversichtlich, dass 2025 alle Gemeinden und Kommunen ihre Bahnhöfe optimiert haben werden.“
„Die Wunderline wird die Mobilität zwischen Groningen und Bremen erheblich verbessern und Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung der deutsch-niederländischen Grenzregion liefern", zeigte sich IHK-Hauptgeschäftsführer Max-Martin Deinhard überzeugt. Er wies jedoch darauf hin, dass die Fertigstellung der Friesenbrücke bei Weener Ende 2024 zwingende Voraussetzung für die Wunderline sei. "Wir werden den Fortgang der Arbeiten weiterhin genau beobachten und darauf drängen, dass der Zeitplan eingehalten wird.“