Interview

„Wir sollten uns auf den Ausbau konzentrieren.“

Im Zuge der Windkraftoffensive Baden-Württemberg haben die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm und die iTerra energy im Ausschreibungsverfahren des ForstBW den Zuschlag für potenzielle Windenergieflächen im Altdorfer Wald, einem Höhenzug im Landkreis Ravensburg, erhalten. Der Windpark Altdorfer Wald befindet sich derzeit aktiv in Planung, über das Projekt spricht Klaus Eder, Geschäftsführer der SWU, im Interview.

Herr Eder, warum investiert die SWU hohe Summen in den Windpark?

Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH und die iTerra Energy GmbH entwickeln gemeinsam den Windpark Altdorfer Wald in der Nähe von Ravensburg. Geplant ist ein Windpark mit bis zu 39 Anlagen, die gemeinsam eine Gesamtleistung von bis zu 280 Megawatt besitzen. Damit können rund 30 Prozent des Strombedarfs des Landkreises Ravensburg erzeugt werden. Als eines der wichtigsten Ausbauprojekte der erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg trägt der Windpark Altdorfer Wald maßgeblich zu einer sicheren und klimaneutralen Energieversorgung in der Region bei. Die SWU investiert in verschiedene nachhaltige Kraftwerksprojekte in ganz Baden-Württemberg und Bayern, um den Anteil der erneuerbaren Energien stetig auszubauen und damit aktiv das Erreichen der Klimaneutralität für unsere Bürger und Unternehmen zu unterstützen. Ein Teil dieses Engagements ist der Windpark Altdorfer Wald. Mit unserem Engagement wollen wir sicherstellen, dass die Bürger und Unternehmen über eine sichere und zuverlässige Energieversorgung verfügen.

Wie ist der aktuelle Planungsstand?

Die Planungsphase hat im Januar dieses Jahres mit dem Scoping-Termin im Landratsamt Ravensburg ihren Auftakt gehabt. Bei diesem Termin wurde mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wie Bürgermeistern der involvierten Gemeinden, Vertretern des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben, der Bundeswehr, weiterer Fachbehörden des Landkreises Ravensburg sowie von Interessenverbänden der Rahmen für Voruntersuchungen und Gutachten abgesteckt, die für das Genehmigungsverfahren zugrunde gelegt werden. Zurzeit wird die Erfassung der vorhandenen Fauna unter anderem durch umfangreiche Begehungen durchgeführt, außerdem werden für die Bewertung von Boden, Wasser und Luft Großteils vorhandene Karten und Dokumente wie etwa der Wasser- und Bodenatlas Baden- Württemberg ausgewertet. Dabei befindet man sich auch in enger Abstimmung mit verschiedenen Interessen- und Zweckverbänden. Dieser Prozess wird voraussichtlich zwölf Monate in Anspruch nehmen, bevor die Erkenntnisse in eine belastbare Planung des Windparks überführt werden können. Aufbauend auf dieser Planungsphase werden wir voraussichtlich 2025 das Genehmigungsverfahren einleiten und schließlich im besten Falle ab 2027 in mehreren Teilbereichen die bauliche Umsetzung auf den Weg bringen. Ab 2029 möchten wir im Altdorfer Wald grünen Strom für die Region produzieren.

Wo liegen die Herausforderungen?

Die Genehmigung eines Windparks ist sehr komplex. Zunächst muss die Fläche vom Regionalverband Bodensee-Oberschwaben als Windenergiefläche ausgewiesen werden. Dies soll bis Ende 2025 erfolgt sein. Es ist zu erwarten, dass aufgrund anderweitiger Schutzgüter und Interessengebiete nicht die komplette Vorhabensfläche ausgewiesen werden wird.
Parallel hierzu muss das eigentliche Genehmigungsverfahren vorbereitet werden. Es sind eine Vielzahl an Schutzgütern zu untersuchen, darunter beispielsweise die genannte naturschutzrechtliche Kartierung. Zudem stimmen wir uns hierzu mit dem NABU und dem BUND ab. Darüber hinaus sind die Grundwasserverhältnisse zu ermitteln und Gutachten zu erstellen, um sicherzustellen, dass auch zukünftig Trinkwasser im Altdorfer Wald gewonnen werden kann. Hierzu stimmen wir uns mit den lokalen Wasserschutzverbänden ab. Mit Einreichung des Genehmigungsantrags beginnt der formale Teil des Verfahrens. Um diesen möglichst gut vorzubereiten, wurde eine regelmäßige Arbeitsgruppe mit dem Landratsamt Ravensburg eingerichtet, um in einem engen Austausch über Erkenntnisse, Gutachten und Herausforderungen zu sprechen.

Wie blicken Sie in die Zukunft?

Wir brauchen einen gesellschaftlichen Konsens zum Ausbau der erneuerbaren Energien, um die Wirtschaftskraft des Südens zu erhalten und gleichzeitig den Klimawandel zu bremsen. Insbesondere die Erzeugung von günstigem und erneuerbarem Strom führt derzeit zu Entscheidungen von Firmen in der Ansiedlung genau dort, wo dies sichergestellt werden kann. Momentan ist das aus unserer Sicht leider vorrangig nur im Osten und Norden Deutschlands der Fall. Uns stehen alle notwendigen Technologien für die Energiewende zur Verfügung. Anstelle endloser Diskussionen sollten wir uns deshalb auf den Ausbau konzentrieren und diesen vorantreiben. Zusätzlich werden dafür vereinfachte Genehmigungs- und Regulierungsverfahren für den Aufbau und Betrieb der Anlagen und den dafür notwendigen Infrastrukturen, zum Beispiel Netze und Umspannwerke, benötigt.
Interview: Simon Pflüger