13. November 2023

"Werften finden in Deutschland keinen gesicherten Standort mehr vor"

Im Zusammenhang mit den aktuellen Entwicklungen bei den Werften FSG und Nobiskrug äußert sich Hagen Goldbeck, Präsident der IHK Schleswig-Holstein: „Die anstehendenden Diskussionen am runden Tisch beim Land erfordern eine umfassende und ehrliche Betrachtung der Herausforderungen, denen die Werften und die maritime Industrie in unserer Region gegenüberstehen.“  
Der Schiffbau sei als Schlüsseltechnologie ein integraler Bestandteil der strategischen Ausrichtung und hochrelevant für die Wehrtechnik. Die hochspezialisierte Industrie betreffe nicht nur die Küstenregionen, sondern ganz Deutschland. Eine Perspektivlosigkeit der Werften im Norden hätte direkte Auswirkungen auf die Beschäftigung in der Branche und auch auf die vielfältigen Zulieferindustrien. „Ein Braindrain in diesem Bereich wäre mit Blick auf die Bedeutung der Schifffahrt in Norddeutschland äußerst problematisch“, so Goldbeck.  
Im internationalen Wettbewerb zu bestehen, werde mit Blick auf Innovationsförderung und Finanzierungsmöglichkeiten schwieriger. „Es ist besorgniserregend, dass die Niederlande den Weften bereits heute einen vorteilhaften Standort bieten und jetzt ein Innovationsprogramm mit einem Volumen von 60 Millionen Euro auflegen. Das zeigt uns, wie sehr die internationale Konkurrenz auf Innovationen setzt. Wir fordern daher, dass auch in Schleswig-Holstein verstärkt in Forschung und Entwicklung investiert wird, um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Werften wiederherzustellen.”  
Auch in anderen norddeutschen Bundesländern kämpften Werften mit großen Problemen. „Wir fordern daher eine verstärkte Zusammenarbeit und einen länderübergreifenden Schulterschluss, um gemeinsame Lösungsansätze zu erarbeiten und die maritime Industrie in Norddeutschland zu stärken“, sagt Goldbeck. Der IHK-Präsident plädiert für gerechte und schnellere Vergabepraktiken zur Sicherung des Werftenstandorts: „Werften finden in Deutschland keinen gesicherten Standort mehr vor. Wir appellieren erneut an die öffentliche Hand, nicht nur Aufträge zu versprechen, sondern diese auch transparent als Schlüsseltechnologie national auszuschreiben. Die Kriterien für die Vergabe müssen so gestaltet werden, dass unsere Werften eine realistische Chance auf die Aufträge haben.“ 
Medieninformation der IHK Schleswig-Holstein vom 13. November 2023