9. Juni 22023

Unverzichtbar für die Mobilitätswende: die Binnenschifffahrt und der Elbe-Lübeck-Kanal

In der Diskussion um die Mobilitätswende spielt das Binnenschiff als alternatives Transportmittel bisher eine zu kleine Rolle – zum völligen Unverständnis der Wirtschaft. Die IHK Schleswig-Holstein setzt sich daher für eine Förderung der Binnenschifffahrt und den Ausbau von Binnenwasserstraßen wie dem Elbe-Lübeck-Kanal ein.
Auf der Informationsveranstaltung „Transport mit Zukunft“ in Lauenburg/Elbe wurde einmal mehr deutlich, welche großen Chancen die Binnenschifffahrt für die Entlastung von Umwelt und Straßen bietet und welches Potenzial der Elbe-Lübeck-Kanal für die Mobilitätswende hat. 
„Es gibt emissionsarme Antriebe. Auch die Möglichkeiten für eine autonome Steuerung von Schiffen und Schleusen ist in der Erprobung“, sagte Thomas Buhck, Vizepräses der IHK zu Lübeck und Vorsitzender des IHK-Wirtschaftsbeirats für den Kreis Herzogtum Lauenburg, vor mehr als 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. „Daher sollten wir jetzt eine lange vernachlässigte Entwicklung aufholen und Gütertransporte auf das Wasser verlegen.“
Das sei auch höchste Zeit, betonten die Experten, denn eine Verlagerung auf die Schiene sei zum Beispiel in der Region des Elbe-Lübeck-Kanals keine Alternative. Die zukünftigen Verbesserungen in der Eisenbahninfrastruktur in Deutschland seien eher für den schnellen Personenfernverkehr ausgelegt als für die Logistik, betonte Dr. Thomas Rössler, Geschäftsführender Gesellschafter der Hanseatic Transport Consultancy (HTC). Ohnehin seien die Kapazitäten des Schienennetzes bald erschöpft. Auf der anderen Seite will die Politik weniger Lkw-Verkehr, und in den Logistikunternehmen fehlen schon jetzt viele Lkw-Fahrer. „Ich halte die Binnenschifffahrt daher für unverzichtbar“, sagte Rössler und stellte heraus, dass zur Vermeidung langer Lkw-Strecken und damit zum Gelingen der Mobilitätswende ein feingliedriges Binnenwasserstraßensystem mit unterstützendem Schienennetz erforderlich sei.
Auf den Kanälen ließe sich die Mobilitätswende mit neuartigen Antrieben verwirklichen, stellten Marek und Kai Klimenko, Geschäftsführer der Lauenburger Hitzler Werft GmbH, heraus. „Wir sind in der Lage, das Schiff der Zukunft zu bauen“, betonte Marek Klimenko. „Egal, ob Wasserstoff- oder Elektroantrieb – was fehlt, ist die landseitige Versorgung mit Energie. Da muss dringend etwas geschehen, wir müssen die Versorgung in den Häfen sicherstellen, damit die Schiffe auch zurückkommen.“ Auch das autonome Fahren von Transportschiffen sei bereits in der Erprobung, stellten Lars Holger Engelhard, Gründer der Unleash Future Boats GmbH in Schleswig, und Professor Dr. Uwe Meinberg, Geschäftsführer der TITUS Research GmbH in Wildau, heraus.
„Aus Sicht der Wirtschaft in Schleswig-Holstein, aber auch im ganzen Elbstromgebiet, hat die Binnenschifffahrt eine große Zukunft“, zog Rüdiger Schacht, Federführer Verkehr der IHK Schleswig-Holstein, Bilanz. Wichtig sei es allerdings, ein gut ausgebautes Wasserstraßensystem nutzen zu können. „Der Elbe-Lübeck-Kanal ist die einzige Binnenwasserstraße, die die Ostsee mit dem mitteleuropäischen Kanalsystem verbindet. Vor dem Hintergrund der angestrebten Mobilitätswende wollen wir dieses Potenzial nutzen und fordern einen Ausbau des Kanals für das Große Gütermotorschiff (GMS) mit bis zu 110 Metern Länge.“
IHK Schleswig-Holstein 
Die IHK Schleswig-Holstein ist die Arbeitsgemeinschaft der IHKs Flensburg, Kiel und Lübeck. Die IHK Schleswig-Holstein ist der zentrale Ansprechpartner für alle Fragestellungen zum Thema Wirtschaft, die mehr als nur regionale Bedeutung haben. Zu diesen Themen bündelt sie die Meinung der drei IHKs in Schleswig-Holstein, so dass diese gegenüber Politik und Verwaltung mit einer Stimme für die Wirtschaft im Lande sprechen. Die IHK Schleswig-Holstein nimmt die Interessen von 175.000 Unternehmen mit rund 750.000 Arbeitnehmern wahr.
Medieninformation der IHK Schleswig-Holstein vom 9. Juni 2023