Jahresbericht 2022

Bildung und Fachkräftesicherung

#IHKgeprüft: Mehr Wertschätzung für die Berufsbildung

Rund 10.000 Auszubildende legen jährlich ihre Abschlussprüfung bei der IHK Nord Westfalen ab. Aus Sicht der IHK sind sie nicht nur dringend benötigte Fachkräfte für die Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region, sondern auch Botschafterinnen und Botschafter für die betriebliche Ausbildung. Mit der Aktion #ihkgeprüft will die IHK sie deshalb motivieren, ihre Freude über die bestandene Abschlussprüfung öffentlich zu teilen: „Prüfung bestanden“ steht auf der Fotowand an der IHK, vor der die jungen Menschen sich fotografieren können, um die Nachricht sofort mit passendem Hintergrund über die Sozialen Medien zu verbreiten.
„Seid stolz und zeigt das öffentlich - zeigt Euren Familien und Freunden, was ihr geschafft habt und welche Zukunftschancen eine betriebliche Aus- und Fortbildung bietet“, fasst IHK-Vizepräsidentin Melanie Baum das Ziel der Aktion in einem Appell zusammen. Der IHK geht es um „Vorbilder, an denen sich möglichst viele orientieren“, so die Unternehmerin aus Marl. Wenn junge Menschen stolz auf ihre betriebliche Ausbildung sind und dies zeigen, steigere das die Wertschätzung der Berufsausbildung in der Gesellschaft insgesamt. „Das hilft anderen bei der Berufsorientierung und den Unternehmen, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen“, ist Baum überzeugt.

Auch den Unternehmen empfiehlt die IHK-Vizepräsidentin, die Leistung der erfolgreichen Absolventen eines Ausbildungsjahrgangs besonders zu ehren, mit ihnen zu feiern und ihnen zu zeigen, dass sie gebraucht werden und wichtig für das Unternehmen sind. „Das spricht sich herum und ist bestes Empfehlungsmarketing“, sagt Baum, die ein Unternehmen für Zerspanungstechnik führt. Zur Aufwertung der betrieblichen Ausbildung gehört für sie auch, dass die Aufstiegsperspektiven der höheren Berufsbildung, die mehr als 80 Abschlüsse bietet, gleich mitkommuniziert werden: Beispielsweise die Weiterbildung zur Fachwirtin oder zum Industriemeister, die ganz offiziell beide auf Bachelor-Niveau sind.
Stichwort #ihkgeprüft
Mit der Aktion #ihkgeprüft will die IHK erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen deshalb motivieren, ihre Freude über die bestandene Abschlussprüfung öffentlich zu teilen: „Prüfung bestanden“ steht auf der Fotowand an der IHK, vor der die jungen Menschen sich fotografieren können, um die Nachricht sofort mit passendem Hintergrund über die Sozialen Medien zu verbreiten.

Start der AzubiCard

Ermäßigte Eintrittspreise fürs Theater, Rabatte beim Shoppen oder Sonderkonditionen in der Kletterhalle – was für Studierende schon lange gilt, soll nun auch für Auszubildende in Nord-Westfalen selbstverständlich werden. Zum Ausbildungsstart im Sommer brachte die IHK Nord Westfalen die digitale AzubiCard mit Vergünstigungen und Preisnachlässen an den Start. Unternehmen aus der Region können kostenfrei Angebote einstellen unter: www.azubicard.de/nordwestfalen

Über 25.000 Auszubildende können sich den Azubi-Ausweis per QR-Code direkt auf ihr Smartphone in die Wallet laden. Die Anbindung an die AzubiApp, mit der Ausbildungs- und Prüfungsangelegenheiten online bearbeitet werden, bietet laut IHK sehr gute Voraussetzungen für eine schnelle Verbreitung. „Azubis sind eine große und hochinteressante Kundengruppe“, unterstreicht Stefan Brüggemann, Abteilungsleiter Berufsbildung der IHK Nord Westfalen, und empfiehlt insbesondere Händlern und Gastronomen aus der Region, die neue Plattform für Werbung und Kundenbindung zu nutzen.

Die ersten regionalen Angebote für die bundesweit ausgerollte AzubiCard sind inzwischen online.  In Münster machen zum Beispiel das GOP Varieté Theater, die Segelschule Overschmidt, die Kanustation Pleistermühle, die Kletterhalle boulder factory, das Gamecenter Lasermaxx und das Sportcenter Borkstraße mit. In Borken nutzt der Kletterwald die AzubiCard für Werbung und Marketing, in Rheine der Naturzoo. In Gelsenkirchen machen zum Beispiel das MiR - Musiktheater im Revier, der Alma-Park sowie die Neoliet Boulderbar mit. In Dorsten nutzt das Geheimdepot Dorsten die AzubiCard für Werbung und Marketing. In ganz Nord-Westfalen sind der Möbeldiscounter Poco, Stadtrallye-Anbieter Sir Peter Morgan und die Kfz-Servicekette ATU dabei. Deutschlandweit gibt es bereits über 1.100 Rabatt-Angebote. „Und es werden täglich mehr“, so Brüggemann.

Die Teilnahme ist kostenfrei. „Um mitzumachen, sind nur zwei Dinge zu tun: Rabatte anbieten und die digitale AzubiCard für die Rabattnutzung akzeptieren“, erläutert Brüggemann. Die Eintragung gehe online ganz unkompliziert. Einzige Voraussetzungen: Das Angebot müsse mindestens sechs Monaten gültig sein und sollte zu der Zielgruppe der 16- bis 24-Jährigen passen. 

Die AzubiCard ist dabei aus IHK-Sicht für Unternehmen oder Kultur- und Freizeiteinrichtungen mehr als nur eine kostenlose Vertriebs- und Werbeplattform. „Sie macht die Partner auch als Arbeitgeber und Ausbilder sichtbar“, nennt Stefan Brüggemann einen weiteren Grund, die Aktion zu unterstützen. „Damit drücken Unternehmen nicht zuletzt ihre Wertschätzung für Auszubildende aus.“ 
IHK-Ansprechpartnerin: Stefanie Hülck, Tel. 0251 707-282, azubicard@ihk-nordwestfalen.de. Klicken Sie hier, wenn Sie mehr übr die AzubiCard wissen möchten.

50.000 Nutzer nach Cyber-Angriff wieder online

Nach dem Hacker-Angriff auf das bundesweite IT-Netz der IHK-Organisation ist die IHK Nord Westfalen mit fast allen Serviceangeboten wieder online. Seit dem 24. Oktober steht auch das Bildungsportal, das allein von rund 25.000 Auszubildenden und mehr als 6.000 Ausbildungsbetrieben im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region genutzt wird, wieder im Internet zur Verfügung. Alle Vorgänge von der Erfassung der Ausbildungsverträge bis zur Abschlussprüfung können jetzt wieder schnell und komfortabel online abgewickelt werden. Auch die AzubiApp sowie die digitale AzubiCard funktionieren wieder. Das Bildungsportal der IHK Nord Westfalen hat insgesamt rund 50.000 Nutzer. Neben den Auszubildenden sind hier auch die Prüferinnen und Prüfer, Ausbildende und weitere Mitarbeitende der Unternehmen sowie Teilnehmende der IHK-Fortbildungen mit der Abteilung Berufsbildung der IHK vernetzt.

„Das ist ein sehr wichtiger Schritt zurück zur digitalen Normalität“, freut sich IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel über die Wiederfreischaltung des Portals für die weitaus größte Gruppe von regelmäßigen Nutzern der IHK-Onlineangebote. „So eine Cyberattacke kann jedes Unternehmen und jede Einrichtung treffen“, verweist er auf Einschätzungen des Bundeskriminalamtes und „beinahe tägliche Meldungen“ zu ähnlichen Vorfällen. „Niemand kann sich da vollkommen sicher fühlen“, weiß der IHK-Hauptgeschäftsführer nicht erst durch die eigenen Erfahrungen. Umso wichtiger ist es aus seiner Sicht, es den Kriminellen so schwer wie möglich zu machen und alle Informationsangebote zur IT-Sicherheit zu nutzen und auch umzusetzen.

Nach der Cyberattacke auf das bundesweite IT-Netz der IHKs Anfang August war auch die IHK Nord Westfalen umgehend vom Internet abgekoppelt worden. Die IT-Systeme aller 79 deutschen IHKs, des DIHK sowie seiner Tochtergesellschaften wurden gescannt, um Unregelmäßigkeiten infolge des Angriffs aufzuspüren. „Aufgrund der Größe und der starken Vernetzung der IHK-Organisation gestaltete sich diese Aufgabe trotz Einschaltung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik sowie von speziellen IT-Forensikern als äußerst komplex“, begründet Jaeckel den langwierigen Prozess.

Während viele automatisierte Datenverarbeitungs- und Kommunikationsprozesse zwischen der IHK und ihren Mitgliedern dadurch für Wochen nicht funktionierten, lief zumindest der individuelle Mailverkehr mit den meisten Mitarbeitenden seit Anfang September wieder. Die internen Anwendungen für das Kerngeschäft funktionierten sogar nach wenigen Tagen wieder oder waren gar nicht betroffen. „Die IHK war arbeitsfähig und hat kurzfristig Prozesse umgestellt und Ersatz-Angebote geschaffen“, sagt Jaeckel. „Aber genau die Onlineanbindungen, die eine automatisierte und effiziente Abwicklung möglich machen, an die wir uns so gewöhnt hatten, waren gestört.“ Zum Beispiel auch die Ausstellung von Außenhandelsdokumenten. Über 45.000 Ursprungszeugnisse stellt die IHK jährlich aus, normalerweise fast alle online. Der Service läuft seit einiger Zeit schon wieder, aber für ein paar Wochen mussten die Ursprungszeugnisse auf dem Postweg beantragt oder persönlich von Mitarbeitenden der Unternehmen in Münster oder Gelsenkirchen abgeholt werden. „Für das Verständnis, das uns die Unternehmen in dieser Situation insgesamt entgegengebracht haben, sind wir sehr dankbar“, betont der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Erste IHK-Prüfungen als Zertifizierte Verwalterin

Victoria Volmary aus Münster ist bundesweit eine der ersten Absolventinnen, die die neue IHK-Prüfung zur „Zertifizierten Verwalterin“ bestanden hat. Gemeinsam mit 16 weiteren Immobilienmaklern und Wohnungseigentumsverwaltern erhielt die Mitarbeiterin der Tenbrink GmbH & Co. KG Immobilienverwaltung nach der Prüfung vor einem Prüfungsausschuss der IHK Nord Westfalen in Münster ihr Zertifikat. „Sie alle haben nachgewiesen, dass sie über die notwendigen rechtlichen, kaufmännischen und technischen Kenntnisse verfügen, wie es das Wohnungseigentumsgesetz fordert“, erläutert Lorraine Salomon, Teamleiterin Fortbildungsprüfungen bei der IHK Nord Westfalen.

Die IHK Nord Westfalen bietet die Prüfung zum zertifizierten Verwalter nach dem novellierten Wohnungseigentumsgesetz (WEG) als eine der ersten Industrie- und Handelskammern in Deutschland an. Sie übernimmt diese Aufgabe auch für einige angrenzende Industrie- und Handelskammern. 

Nachuntersuchungen digital einreichen

Ausbildungsbetriebe der IHK Nord Westfalen können ab sofort die für Minderjährige nach § 33 Absatz 1 Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) erforderliche Nachuntersuchung im Online-Portal hochladen. Über den erforderlichen Upload der Nachuntersuchung werden die Ausbildungsbetriebe per E-Mail informiert und gegebenenfalls auch erinnert.
„Durch die Nachuntersuchung wird der Gesundheits- und Entwicklungsstand des Jugendlichen festgestellt, insbesondere auch, ob die Gesundheit des Jugendlichen durch die Ausübung bestimmter Tätigkeiten gefährdet werden könnte“, erläutert Stefan Brüggemann, IHK-Abteilungsleiter Berufsbildung.
Ausbildungsbetriebe sollen auf die nötige Durchführung der ärztlichen Untersuchung etwa neun Monate nach Aufnahme der Ausbildung (je nach Ausbildungsbeginn beispielsweise im Mai/Juni) hinweisen. Denn die Nachuntersuchung muss innerhalb der letzten drei Monate des ersten Ausbildungsjahres durchgeführt werden.
Legt der Minderjährige die Bescheinigung nicht nach Ablauf eines Jahres vor, hat ihn der Ausbildende innerhalb eines Monats unter Hinweis auf das Beschäftigungsverbot nach § 33 Absatz 3 JArbSchG schriftlich aufzufordern, ihm die Bescheinigung vorzulegen. Der Minderjährige darf nach Ablauf von 14 Monaten nach Aufnahme der ersten Beschäftigung (Ausbildungsbeginn) nicht weiterbeschäftigt werden, solange er die Bescheinigung nicht vorgelegt hat.
Vertragsänderungen oder etwaige Vertragslösungen können der IHK bereits seit einigen Jahren über das Bildungsportal mitgeteilt werden. Mit der Integration der Nachuntersuchung wird auch dieser Prozess zwischen Ausbildungsbetrieb und IHK an dieser Stelle papierlos und erfolgt ohne Medienbrüche.
Klicken Sie hier, wenn Sie sich bei uns zum Jugendarbeitsschutzgesetz informieren möchten. 

IHK dankt Prüfern am Tag des Ehrenamts

“Ein herzliches Dankeschön“ sendete IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel am 5. Dezember am internationalen Tag des Ehrenamtes an die Prüferinnen und Prüfern in der Aus- und Weiterbildung der IHK Nord Westfalen. „Sie helfen uns, den hohen Standard in der beruflichen Aus- und Weiterbildung sicherzustellen“, betont er in einer Videobotschaft, die die IHK online verbreitet.
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© IHK Nord Westfalen
Die IHK funktioniert nach dem Prinzip „Aus der Wirtschaft – für die Wirtschaft“. Insbesondere die ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfer sind Vorbilder. Denn ohne sie könnte die IHK den vom Staat erhaltenen Prüfungsauftrag nicht erfüllen. Die Prüferinnen und Prüfer sorgen dafür, dass genau das geprüft wird, was in der Arbeitswelt relevant ist und später im beruflichen Alltag gebraucht wird. Mit ihrer Expertise sichern sie die Qualität der betrieblichen Aus- und Weiterbildung und sorgen dafür, dass „#IHKgeprüft“ auch zukünftig ein Qualitätsmerkmal bleibt.
Stichwort: Ehrenamt in der IHK
Das Ehrenamt ist eine tragende Säule der Arbeit der IHK Nord Westfalen. Insgesamt sind mehr 4.500 Unternehmer sowie Fach- und Führungskräfte in der Selbstverwaltung der nord-westfälischen Wirtschaft engagiert – in der Vollversammlung, in den Regional- und Fachausschüssen und in der Mehrzahl in den Prüfungsausschüssen der Aus- und Weiterbildung. Auch in den Schlichtungsausschüssen zur Beilegung kaufmännischer Streitigkeiten oder zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen Ausbildungsbetrieben und Auszubildenden sind Vertreter von Unternehmen und Gewerkschaften aus der Region ehrenamtlich tätig.
 

EGLV-Ausbildungszentrum ist offizieller IHK-Prüfungsort

Das neue Ausbildungszentrum von Emschergenossenschaft und Lippeverband, das Anfang der Woche in Bottrop eröffnet wurde, ist von der IHK Nord Westfalen als „Zugelassener Prüfungsort“ ausgezeichnet worden. Der Abteilungsleiter Berufsbildung der IHK Nord Westfalen, Stefan Brüggemann, nutzte die Eröffnungsveranstaltung zur Übergabe einer entsprechenden Urkunde an Dr. Dorothea Voss, Vorstandsmitglied für Personal und Nachhaltigkeit bei Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV).
„Die Unterstützung durch Emschergenossenschaft und Lippeverband bei der Durchführung von IHK-Abschlussprüfungen ist beispielhaft“, dankte Brüggemann für die Bereitstellung von Räumlichkeiten als Prüfungsort. „Das ermöglicht eine hochwertige Ausbildung und Prüfung junger Nachwuchskräfte in industriell-technischen Berufen“, sagte Brüggemann. Solche Vorbilder für die Zusammenarbeit seien wichtig für die IHK als zentrale Prüfungsverantwortliche, da die Prüfungen immer anspruchsvoller und aufwändiger werden“, betonte er. Insbesondere bei der praktischen Prüfung sei die IHK auf die Zusammenarbeit mit den Ausbildungsunternehmen angewiesen, um eine Prüfung zu gewährleisten, die der betrieblichen Realität entspreche.

Für Dr. Dorothea Voss ist es „eine Selbstverständlichkeit und im eigenen Interesse“, das neue Ausbildungszentrum wann immer möglich für die Durchführung von Prüfungen zur Verfügung zu stellen. „Wir müssen den jungen Menschen die richtigen Rahmenbedingungen dafür bieten, sich zu Profis zu entwickeln“, sagte das EGLV-Vorstandsmitglied. Ein gut ausgestattetes Ausbildungszentrum sei auch „ein Symbol für die Wertschätzung gegenüber den Auszubildenden, die wir und die regionale Wirtschaft insgesamt dringend benötigen“.

Das neue Ausbildungszentrum in Bottrop, das die Ausbildung von Mechatroniker/-innen und Industriemechaniker/-innen unter einem Dach ermöglicht und Platz bietet für insgesamt 24 Auszubildende, ist der erste Betrieb, der von der IHK Nord Westfalen als Prüfungsort ausgezeichnet wurde. Nach und nach sollen alle Unternehmen und Einrichtungen, die Räume und Maschinen, die den erforderlichen Qualitätsstandards entsprechen, kostenlos für Prüfungen in der Berufsbildung zur Verfügung stellen, eine entsprechende Auszeichnung erhalten.

Ausbildungsjahrgang 2022

Der Ausbildungsmarkt 2022 hat sich stabilisiert und endet mit nur 57 Ausbildungsverträgen weniger als im Vorjahr. Zum Vorpandemiejahr sind jedoch weiterhin rund 1.000 neue Ausbildungsverträge weniger eingetragen. Das verfestigt das Problem, aus eigener Ausbildung den Fachkräftenachwuchs zu gewinnen. Es meldeten sich erneut zu wenige Bewerberinnen und Bewerber für die betriebliche Ausbildung: zu den Folgen der Pandemie treten nun spürbar auch die der Demografie. Für Betriebe, aber auch die IHK und andere Akteure ist es schwerer, junge Menschen zu erreichen. Hoch bleibt die Ausbildungsbereitschaft von Betrieben und die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze. Die Zahl der Bewerber/innen ist erneut stärker gesunken als die der Ausbildungsplätze. 

Die Zahl der aktiven Ausbildungsbetriebe ist im fünften Jahr in Folge gesunken. Da die Zahl der Erstausbildungsbetriebe jedoch kontinuierlich leicht steigt, sinkt die Zahl der Ausbildungsbetriebe in diesem Jahr moderat. Bei den Erstausbildungsbetriebe sind rund 80 der 298 Erstausbildungsbetriebe im gewerblich-technischen Bereich hinzugekommen (+ 2,8 Prozent). 

Prüferseminare

An den IHK-Seminaren zu Fragen rund um die Prüfung haben 412 Prüferinnen und Prüfer in ihrer Freizeit teilgenommen. 22 von 27 Prüferschulungen fanden digital statt. Prüferinnen und Prüfer schätzten in den Schulungen die prüfungsrechtliche und prüfungspädagogische Unterstützung für ihr Ehrenamt. Die Seminare trugen auch zu fairen, effektiven und rechtssicheren Prüfungen bei.
Entwicklung: Prüferseminare
Jahr
Anzahl
2022
412
2021
237
2020
127

Azubi gesucht – Wir bilden aus 

Mit der Aktion “ unterstützt die IHK ihre Ausbildungsbetriebe bei der Suche nach den passenden Azubis. Auf sich aufmerksam machen lautetet hierbei das Motto. Nicht nur die Bereitstellung eines umfangreichen Grafikpaketes aus Anzeigen für Social Media, Buttons für die Karriereseite oder Aufkleber für die Eingangstür hilft dabei für sich zu werben, sondern auch das Umsetzten der Tipps rund ums Azubi Recruiting, über die die IHK auf Ihrer Website informiert. 

INA - Impulse zur Nachwuchsakquise

Das Projekt INA unterstützt KMU bei den Themen Ausbildungsmarketing, Azubi-Recruiting und Fachkräftebindung. Durch persönliche Beratung und eine regelmäßige Webinar-Reihe für Ausbilder/innen und Personaler/innen setzt das Projekt Impulse, um das eigene Ausbildungsmarketing zu verbessern, den Zugang zur Zielgruppe zu erleichtern und auf Veränderungen im Ausbildungsmarkt reagieren zu können. Im Jahr 2022 haben 30 Unternehmen den Service der IHK in Anspruch genommen. Es haben zudem 5 Webinare zu Recruiting-Themen mit jeweils rund 170 Teilnehmenden stattgefunden.

Willkommenslotsin Geflüchtete in Ausbildung integrieren

Die ESF-geförderte IHK-Willkommenslotsin hat 100 Betriebe zur Willkommenskultur und Integration von Geflüchteten in Ausbildung und Beschäftigung beraten sowie 25 Geflüchtete. Der häufigste Beratungsschwerpunkt war Sachverhaltsklärung hinsichtlich Status mit anschl. Beratung zur Ausbildungs- oder Beschäftigungsaufnahme. Gefolgt vom zweithäufigsten Beratungsschwerpunkt, den rechtlichen Fragen von Betrieben zur Beschäftigung bereits bekannter Bewerber/-innen: was ist zu tun?
Als regelmäßig und zeitbindend erwies sich in der Beratung von Betrieben mit einem Bewerber, die Klärung und Unterscheidung des Status, der Herkunft, des Titels und die daraus resultierenden Konsequenzen für Beschäftigung (dh die Aufklärung des tatsächlichen Status um Beschäftigung aufzunehmen). Das massive Aufwachsen dieser Fragestellung resultierte seit Februar 2022 aus der Überlagerung unterschiedlicher Flüchtlingsgruppen bei gleichzeitigem Anwachsen des FEG-Geschehens nach der Pandemie: Flucht (welche?) oder Einwanderung? Das dynamische Geschehen ‘22 war entsprechend beratungsintensiv.
Der Schwerpunkt der Aufmerksamkeit lag bei den Geflüchteten aus der Ukraine, so dass es im Gegenzug immer wieder notwendig wurde, die Situation aller Geflüchteten zu nennen. Das Thema Fachkräfteeinwanderung hat in der Beratung aufgrund des spürbaren Fachkräftemangels deutlich zugenommen.
Durch regelmäßig stattfindende Webinare und Beratungstage erhalten Betriebe und Geflüchtete die Möglichkeit, sich über die neusten aufenthaltsrechtlichen Entwicklungen zu informieren.
Das Logo der Passgenauen Besetzung - Willkommenslotsen mit Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Passgenaue Besetzung

Die Beraterinnen und Berater der passgenaue Besetzung, gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und den ESF, haben 372 Betriebe im Rahmen der passgenauen Besetzung beraten. 177 KMUs lagen vor. 358 Bewerber/innen wurden bei ihrer Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt. Insgesamt wurden 53 junge Menschen direkt in Ausbildung vermittelt. Die Bewerberzahl konnte trotz deutlich spürbarem demografischen Wandel im Vergleich zum Vorjahr (375) nahezu konstant gehalten werden. In 2022 ist die Zahl der Wechsler/innen im Bewerberpool der Passgenauen Besetzung innerhalb der Probezeit (Zeitraum August bis November) erneut deutlich gestiegen: 2020: 35%, 2021: 47%, 2022: 58%. Es liegt ein jährliches Anwachsen um 10% vor. In 6 digitalen Infoveranstaltungen wurden Eltern über die Möglichkeiten und Vorteile einer Ausbildung informiert.  
Das Programm „Passgenaue Besetzung - Unterstützung von KMU bei der passgenauen Besetzung von Ausbildungsplätzen sowie bei der Integration von ausländischen Fachkräften“ wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und den Europäischen Sozialfonds gefördert.
Passgenaue Besetzung und Willkommenslotsen

Chance zur Fachkräftesicherung durch Teilqualifizierung

Der regionale Ausbildungskonsens unter Leitung der IHK hat ein Konzept zur Teilqualifizierung beschlossen, bei dem Inhalte eines anerkannten Ausbildungsberufes in Bausteinen absolviert werden. Damit werden Menschen über 25 Jahre ohne Berufsabschluss zum Berufsabschluss geführt. Arbeitsagenturen und Jobcenter übernehmen Profiling und Coaching, die IHK macht Kompetenzfeststellungen und am Ende die Externenprüfung. Vier IHK-Berufe sind möglich. Der Berufsabschluss kann auch begleitend zur Beschäftigung absolviert werden. Die Finanzierung erfolgt über das Sozialgesetzbuch (SGB). In 2022 konnten 107 Kompetenzfeststellungen durchgeführt werden.

Anerkennungsberatung nach dem BQFG 

Gemäß des Berufsqualifikationsfeststellungsgesetzes (BQFG) haben Personen, die im Ausland einen Abschluss erworben haben, einen Rechtsanspruch auf eine Gleichwertigkeitsüberprüfung. Hierzu führen die örtlichen IHK die Erstberatung durch. Die Antragsbearbeitung erfolgt zentral durch die IHK FOSA in Nürnberg.  
Im laufenden Jahr 2022 sind 84 telefonische Anfragen eingegangen. Dabei handelt es sich meist um Einzelpersonen, aber rund ein Fünftel sind Anfragen von Unternehmen für einen Beschäftigten. In der Hochphase nach den Sommerferien sind 29 Anfragen in 3 Wochen eingegangen. Dabei sind Verweisberatung wegen Nichtzuständigkeit nicht erfasst. 
Insgesamt wurden 52 reguläre Anerkennungsgespräche, die anschließend zur iHK FOSA gingen, geführt. (digitale Beratung per Teams, 30-45 Minuten). 
Sofern Anträge mit einer teilweisen Gleichwertigkeit festgestellt werden, erstellt die IHK den Anpassungsqualifizierungsplan mit dem Ziel der vollständigen Gleichwertigkeit. Derzeit rund ein Dutzend. Im Ranking der 76 IHKs hat die IHK NW von 2019 auf 2021 einen Platz gut gemacht: von 15 auf 14 (trotz Pandemiebedingten Einbruchs).  

Ausbildungsberatung 

Der gesetzliche Auftrag der IHK-Ausbildungsberatung wurde mit allen an der Ausbildung Beteiligten: Betrieben, Berufsschulen und Ausbildungspersonal wie Auszubildenden wieder fast auf dem Stand vor der Pandemie umgesetzt. Die zehn IHK-Ausbildungsberater und Ausbildungsberaterinnen kamen bei den rund 6.500 aktiven Ausbildungsbetrieben mit 4889 intensiven Betriebskontakten ihrer Aufgabe nach, die Ausbildung zu fördern, zu begleiten, aber auch zu überwachen und ggf. einzuschreiten. Von den rund 4.200 Betriebsbesuchen waren erfreuliche 505 Erstberatungen mit Betrieben, die erstmals ausbilden wollen. Damit ist die Zahl der Erstberatungen erneut auf dem hohen Niveau wie seit zehn Jahren nicht mehr. Wie viele davon in den nächsten Jahren tatsächlich in Ausbildung einsteigen wird wesentlich davon abhängen wie viele Bewerber/innen für die betriebliche Ausbildung Interesse zeigen werden. Dass betriebliche Ausbildung ein Instrument der Fachkräftesicherung ist, zeigt dies allemal. Die wichtigste Unterstützung der Ausbildungsberatung lag wie in den Vorjahren in der Stabilisierung von Ausbildungsverhältnissen und der Konfliktbereinigung bzw. Moderation zwischen Ausbildungsbetrieb und Auszubildenden, nicht zuletzt deshalb, weil die Folgen der Pandemie noch wirken und aufgrund der demografischen Entwicklung, die zur Folge hat, dass häufiger auch schwächere Azubis eingestellt werden. Der rasante Rückgang der Einstiegsqualifizierungen zeigt diesen Trend ebenfalls: Bewerber/innen werden direkt in die Ausbildung übernommen während früher das Langzeitpraktikum vorgeschaltet wurde.

Betriebliche Ausbildungsbotschafter/-innen

Für die Vorstellung ihrer betrieblichen Ausbildung standen 792 Ausbildungsbotschafter/innen bereit, die bei 636 Einsätzen (634 in Präsenz, 2 digital) 5.950 Schüler/innen über Ausbildung informierten. Es wurden 274 neue Ausbildungsbotschafter/innen geschult und auf den Einsatz vorbereitet. 
Logos

Digitale Ausbildungsbotschafter Azubimojis

40 Azubimojis, digitale Ausbildungsbotschafter, haben 2022 auf der Instagram-Seite der IHK online über ihren Ausbildungsberuf berichtet. Seit Beginn des Projekts 2020 stehen bereits 96 Einsätze dieses Formats zur Bewerbung betrieblicher Ausbildung zur Verfügung. Insgesamt konnten bisher knapp 50 verschiedene Ausbildungsberufe vorgestellt werden.  
Alle Stories sind als Highlight-Stories im Profil der IHK gespeichert. Der IHK-Instagramkanal hat aktuell knapp 5.300 Follower. Die Stories der Azubimojis erreichten im Schnitt 700 Zuschauer. Insgesamt konnten 2022 so 28.000 Zuschauer erreicht werden. Alle Stories werden auf Instagram in Form eines „Reels“ (Kurzvideo) angekündigt – diese wurden von insgesamt 60.333 Zuschauern aufgerufen.  

Weitere Informationen unter www.azubimojis.de.

Partnerschaft Schule-Betrieb

Die IHK schloss 30 neue moderierte IHK-Partnerschaften zwischen Schulen und Betrieben ab und brachte damit bis heute 234 Schulen und 394 Betriebe durch insgesamt 611 Kooperationen miteinander in den Austausch. Weiter trafen sich 100 Schul- und Unternehmensvertreter/innen im Oktober 2022 zu einem ersten digitalen Netzwerktreffen der Kooperationspartner.  

Mobilitätsberatung - Ab ins Ausland

Die Mobilitätsberaterin hat 150 Auslandsaufenthalte von Azubis realisiert. Interesse an Auslandsaufenthalten hatten 164 Betriebe und Nachwuchskräfte, die von der IHK individuell informiert und unterstützt werden wollten. Weitere 623 Unternehmensvertretungen, Nachwuchskräfte und Lehrkräfte wurden bei Veranstaltungen, Messeauftritten, in Schulen, bei nationalen und internationalen Netzwerktreffen vor Ort und online informiert. Aus dem Ausland haben 11 Azubis live via IHK-Instagram-Kanal berichtet. Die beliebtesten Zielländer der durch die IHK Nord Westfalen organisierten 150 Aufenthalte waren: Malta (24), Spanien (17), Griechenland (15), Schweden (14), USA (9), Irland (8) und Lettland (8). 

Ausbildung nach dem Studienausstieg

Ausbildung holt hinsichtlich ihrer Attraktivität bei jungen Menschen 2022 gegenüber einem Studium auf. Das Interesse von Unternehmen an Studienaussteigern/innen im IHK-Bezirk NW mit 3 Hochschulen ist nach wie vor sehr groß. Im November wurde daher eine digitale Aktionswoche für Unternehmen und Studienaussteiger/innen im bekannten Format des digitalen Speed-Datings durchgeführt. Das Matching-Format „Kantine statt Mensa“ wurde online durchgeführt, da in den vergangenen Monaten gute Erfahrungen mit digitalen Angeboten für Studienaussteiger/ innen gemacht wurden. Neu als Partnerin des Netzwerk Kantine statt Mensa gewonnen werden konnte das Studierendenwerk, so dass sich die erfreuliche wie erfolgreiche Kooperation der Partner fortsetzen ließ.