IHKplus 04/2022

Die Fachkräfte von morgen kennenlernen

Im Mai bieten Unternehmen im IHK-Bezirk Köln vielen Neunt- und Zehntklässler:innen die Chance, einen Tag lang Praxisluft zu schnuppern.
Text: Lothar Schmitz
„Wir könnten jeden Platz drei mal besetzen“, sagt Kiymet Akpinar. Sie leitet die Beratungsstelle zur Qualifizierung von Nachwuchskräften mit Migrationshintergrund in der Region Köln. Gemeinsam mit Saskia Pflugradt vom Projekt „Generation Ausbildung“ der Gesellschaft für berufliche Förderung in der Wirtschaft e.V. organisiert sie die diesjährigen „Praxistage“. Mehr als 60 Unternehmen im IHK-Bezirk Köln bieten an einem oder mehreren Tagen im Mai Schülerinnen und Schülern der neunten und zehnten Klassen sowie an Berufskollegs die Gelegenheit, einen Tag lang echte Unternehmensluft zu schnuppern. Weit über 100 Plätze stellen sie zur Verfügung.
„Das ist toll“, freut sich Akpinar, „denn der Bedarf an praktischer Berufsorientierung ist nach zwei Jahren Corona enorm.“ Bisher konnten sie und ihre Kollegin nur ein Drittel der Schüler:innen unterbringen, die sich in ihren Schulen für das eintägige Schnupperpraktikum gemeldet hatten. „Wir suchen ausdrücklich noch weitere Betriebe“, wirbt Saskia Pflugradt, „die mitmachen!“

„Praxis kommt an Schulen viel zu kurz“

Für Tina Gerfer war sofort klar, sich zu beteiligen. Sie leitet die von ihrem Großvater 1950 gegründete Wilhelm Rasch GmbH & Co. KG Spezialmaschinenfabrik in Hürth. Das mittelständische Unternehmen mit rund 40 Beschäftigten, darunter zwei Azubis im Beruf „Industriemechaniker / Industriemechanikerin“, ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Hohlkörperverpackungen. Zu den Kunden zählen etwa weltbekannte Hersteller von Osterhasen und Weihnachtsmännern aus Schokolade.
„Ausbildung ist für uns elementarer Teil der Fachkräftesicherung“, betont die Unternehmerin, die sich auch ehrenamtlich als  Vizepräsidentin der IHK Köln für dieses Thema stark macht. „Mit unserem Engagement bei den Praxistagen wollen wir für diesen Berufsweg werben, denn leider ist Ausbildung bei jungen Leuten nicht mehr ‚sexy‘, obwohl sich damit exzellente Karrierechancen bieten.“  Den Schüler:innen will sie im Mai intensive Einblicke in den Unternehmensalltag bieten. „Genau das fehlt doch oft an Schulen“, sagt Gerfer, „die Praxis kommt dort viel zu kurz.“

Azubis wollen andere junge Menschen begeistern

Auch Ford ist wieder dabei. Der Automobilkonzern, Kölns zweitgrößter Arbeitgeber, lädt am 4. Mai 20 Schüler:innen der neunten Klasse zum Praxistag ein. Aufgeteilt in zwei Gruppen, erfahren sie in einer interaktiven Präsentation alles über die gewerblich-technische Ausbildung bei Ford. Das Unternehmen bietet Ausbildung in sieben Berufen, möglich sind auch vier unterschiedliche duale Studiengänge. Auch wie man sich bewirbt, was Ford bietet und von den jungen Leuten erwartet, ist Teil der Vorstellung.
„Im zweiten Teil gehen wir dann in unser Ausbildungszentrum“, erzählt Monika Rubbert von der Ford Aus- und Weiterbildung, die Ausbildungsmarketing, -recruiting und -organisation bei Ford bündelt. 130 junge Menschen absolvieren derzeit am Traditionsstandort Köln eine Ausbildung, die meisten davon in einem gewerblich-technischen Beruf.
Bei der Führung im Ausbildungszentrum stellen Ford-Auszubildende den Schüler:innen sozusagen auf Augenhöhe ihre Berufe vor. Einblicke bieten etwa angehende Industriemechaniker:innen, Elektroniker:innen für Automatisierungstechnik sowie Fachinformatiker:innen. Sie zeigen zudem, wie man fräst und dreht, wie 3D-Druck funktioniert und wie Roboter arbeiten.
„Natürlich wollen wir neugierig auf Ford machen“, sagt Rubbert, „aber auch auf die technische Berufswelt an sich.“ Das sei nötig, denn viele junge Menschen hätten gar keine Einblicke und würden längst nicht alle Ausbildungsberufe kennen. Somit wüssten sie oft auch nicht, was man später damit alles machen kann. „Hier geht es um die Zukunft“, wirbt Rubbert und verweist auf das Jahr 2023. Dann startet in Köln die Produktion des ersten vollelektrischen Ford-Pkw.
Wichtig ist Rubbert noch eine andere Botschaft: „Wir wollen mehr junge Frauen für eine technische Ausbildung begeistern.“ Mit dem Projekt „FiT – Frauen in technischen Berufen“ biete Ford deshalb auch zu anderen Zeiten Einblicke, etwa in Form von Ferienpraktika für Mädchen.

Küche und Restaurant: „Tolle Berufe“

Wer es lieber kulinarisch mag, ist bei den Praxistagen ebenfalls richtig. Im Club Astoria am Adenauerweiher und im Geißbockheim bieten Laura Bechtold und ihr Bruder gleich an drei Tagen jeweils vier Schüler:innen die Gelegenheit, die beiden Ausbildungsberufe “Koch/Köchin“ und „Restaurantfachmann/Restaurantfachfrau“ aus der Nähe kennenzulernen. Im Club Astoria absolvieren derzeit sechs junge Leute eine Ausbildung, außerdem beschäftigt das Unternehmen vier dual Studierende. Das Geißbockheim zählt ebenfalls sechs Azubis. Das Spektrum ist breit – von Biergarten bis zur gehobenen Gastronomie, vom Brunch bis zu großen Hochzeiten.
„Für uns ist Ausbildung Herzensangelegenheit und Zukunftsprojekt“, betont Laura Bechtold, „und zwar nicht nur für uns selbst, sondern die Branche insgesamt.“ Das Ansehen der beiden Berufe habe, auch wegen Corona, gelitten. „Wir wollen zeigen, dass es tolle Berufe mit vielen Möglichkeiten sind“, betont die Gastro-Unternehmerin. Deshalb bieten sie Einblicke in die Abläufe in der Küche und im Restaurantbetrieb. „Wenn es passt, können sie auch mit anpacken.“

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