
Prüfungszeit!
Herzrasen bei den Azubis und Perfektion bei den Organisatoren. Ein Blick hinter die Kulissen der IHK-Abschlussprüfungen.
Ein Dienstagmorgen im Mai, 05:45 Uhr: 13 müde Kurierfahrer stehen in der Morgendämmerung vor dem Eingang der IHK Köln und warten. Wenige Minuten später öffnet ihnen Stefanie Krieger die Tür. Sie ist Leiterin Prüfungswesen Ausbildung bei der IHK Köln und mit ihrem Team für den reibungslosen Ablauf der IHK-Abschluss- und Zwischenprüfungen zuständig.
An diesem Morgen geht es darum, die Aufgaben für die Sommer-Abschlussprüfungen in den kaufmännischen Berufen zu den Prüfungsorten im gesamten Kammerbezirk zu bringen. Bis spätestens 7 Uhr müssen die Kuriere alle Aufgaben abgeliefert haben, egal ob in Gummersbach oder Köln.
Stefanie Krieger, Leiterin Prüfungswesen Ausbildung bei der IHK Köln, und Kurierfahrer Christian Bergande laden die Prüfungsunterlagen aus.
Im Sommer 2025 sind 3.800 Menschen für die schriftlichen IHK-Abschlussprüfungen in den kaufmännischen Berufen angemeldet. Dazu kommen noch einmal 2.371 Prüflinge in den industriell-technischen Berufen. In Summe sind es also 6.171 Teilnehmende, die koordiniert werden müssen.
Welche logistische Meisterleistung dafür nötig ist, damit Tausende Menschen am richtigen Tag, im richtigen Raum die richtigen Aufgaben vor sich liegen haben, zeigt unser Blick hinter die Kulissen. Und alles beginnt schon mehrere Jahre vor dem großen Tag …
+++ Drei Jahre vor der Prüfung +++
Die IHK-Abschlussprüfungen finden in ganz Deutschland zeitgleich statt. Im gesamten Kammerbezirk müssen rechtzeitig Räume für diese Tage gemietet werden, damit alle Prüflinge einen Platz zum Schreiben haben. Von Schule, Jugendherberge, Altenheim, Tanzstudio und Sartory-Sälen ist alles dabei. Mehr als 30 Gebäude mit insgesamt 73 verschiedenen Räumen stehen auf der Liste.
+++ Mehrere Monate vor der Prüfung +++
Damit die Aufgaben für 140 verschiedene Berufe bundesweit einheitlich sind, werden sie zentral von der Aufgabenstelle für kaufmännische Abschluss- und Zwischenprüfungen (AKA) in Nürnberg und der Zentralstelle für Prüfungsaufgaben (ZPA) in Köln erstellt und anschließend vom U-Form-Verlag in Solingen gedruckt und deutschlandweit ausgeliefert.
Die Prüfungsunterlagen werden in den Geheimhaltungskeller der IHK Köln gebracht.
+++ Zwei Wochen vor der Prüfung +++
Am 23. April um 8 Uhr wuchten Stefanie Krieger und Kurierfahrer Christian Bergande 83 Kartons und einen DIN-A3-Umschlag mit größeren Aufgabenblättern für sehbehinderte Prüflinge aus einem weißen Lieferwagen auf eine Sackkarre – jeder Karton wiegt 13 Kilogramm.
Die Aufgaben für die kaufmännischen Berufe werden in 83 Kartons angeliefert, die jeweils 13 Kilogramm wiegen.
In drei Durchgängen bringen die beiden alle Kartons in den Geheimhaltungskeller der IHK Köln, den ausschließlich Kriegers Team und das Team Prüfungswesen betreten dürfen. Jeder, der hier hinein oder hinausgeht, wird mit Namen und Uhrzeit registriert.
Stefanie Krieger und Christian Bergande überprüfen, ob alle Pakete vollständig sind.
Als alle Kisten drin sind, zählen Krieger und Bergande durch. Und noch mal. Und noch einmal. „Wenn ein Paket fehlt, gehen alle Aufgaben zurück und müssen neu erstellt werden, schließlich könnten die Prüfungen vorab gestohlen worden sein“, sagt Krieger. Als schließlich alles abgehakt ist, verabschiedet sich Bergande schnell. Er muss an diesem Tag noch viele Kartons zu anderen Kammern in der Republik fahren.
IHK-Mitarbeiter Thomas Rebbe packt die Kisten mit den Prüfungsunterlagen aus.
Die Tür piepst und Thomas Rebbe kommt herein. Seine Aufgabe ist es jetzt, die Kisten auszupacken und die Aufgaben nach Berufen und Sachbearbeitern geordnet in die Regale zu sortieren. „Jedes Teammitglied bei uns betreut verschiedene Berufe, sonst würde alles durcheinandergehen“, erklärt er das System.
Die Aufgaben liegen sortiert in den Regalen.
+++ Der Tag der Prüfung +++
05:45 Uhr: Stefanie Krieger lässt die Kurierfahrer in den Geheimhaltungskeller. Alles muss jetzt schnell gehen: Krieger reicht die Kartons mit den in Umschlägen verpackten Aufgaben nach und nach an Laura Jeltsch, Chefin des Kurierdienstes IED GmbH. Jeltsch ruft jeden Fahrer einzeln nach vorne und übergibt ihm die Pakete für seine Tour. Die mit dem weitesten Weg sind als Erstes an der Reihe. Um kurz nach 6 Uhr ist der Keller wieder leer.
06:45 Uhr: Im Konferenzzentrum Park Cologne stehen die ersten nervösen Prüflinge vor der Tür und warten. Das Gebäude im Kölner Technologiepark ist an diesem Tag der größte Prüfungsort: Hier werden in vier verschiedenen Räumen insgesamt 340 Auszubildende in sieben verschiedenen Berufen geprüft. Damit jeder Prüfling und jedes Blatt am richtigen Platz landen, muss jemand den Überblick behalten. Im Raum Schlossallee des Park Cologne sind das die Aufsichten Ulrich Schankin, Ethem Bille, Hubert Bergs, Elke Stoermer, Hildegard Gerrits, Franz Josef Schmitz und Heinz-Rütger Tiepel.
Sie nehmen die Kartons vom Kurierfahrer entgegen und verteilen die Aufgaben auf den Tischen. Die meisten von ihnen machen das nicht zum ersten Mal, Schankin und Schmitz sind sogar schon seit 2013 dabei.
5.276 Menschen engagieren sich ehrenamtlich bei den Prüfungen.
07:45 Uhr: Endlich dürfen die auf den Fluren herumtigernden Prüflinge in den Raum und setzen sich natürlich alle erst mal irgendwo hin. Geht aber nicht. „Jeder von Ihnen hat einen bestimmten Platz, auf dem Ihr Name und Ihre Prüfungsnummer steht“, ermahnt Schankin. Er erklärt auch noch weitere Regeln: alles weg vom Tisch, was nichts mit der Prüfung zu tun hat, 150 Minuten Zeit, wer aufs Klo muss, wird bis vor die Tür begleitet und „klingelt ein Handy, kostet das einen Kasten Kölsch“.
340 Auszubildende in sieben verschiedenen Berufen werden am größten Prüfungsort geprüft
08:00 Uhr: Im Raum Schlossallee und den 72 anderen Prüfungsräumen reißen die Auszubildenden mit dem Glockenschlag die Umschläge auf. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Wie lange die Prüfung dauert und ob es einen oder mehrere Teile gibt, hängt vom Beruf ab. Anderthalb Stunden sind es aber mindestens.
Kurze Pause zwischen den Prüfungen.
09:30 Uhr: Kurze Pause zwischen Prüfungsteil 1 und 2 im Tanzstudio TSC Mondial e.V. in Köln-Wahn. Hier schreiben die Einzelhandelskaufleute knapp vier Stunden lang.
20 Prüflinge werden von jeweils einer Aufsichtsperson betreut.
In der Pause sammeln Irene Weinert und Birgit Rockstroh die ausgefüllten Bögen ein und verteilen den zweiten Teil auf die Tische. Rockstroh unterstützt die IHK bereits im achten Jahr als Aufsicht und war schon bei Prüfungen für ganz unterschiedliche Berufe dabei. „Es ist interessant, wie unterschiedlich die Leute in den verschiedenen Fächern sind“, findet sie. Was aber wohl allen gemein ist: die Nervosität.
Im gesamten Kammerbezirk werden für die Prüfungen 73 Räume in 30 verschiedenen Gebäuden gemietet.
10:35 Uhr: In den Sartory-Sälen in der Kölner Friesenstraße finden sonst Veranstaltungen und Karnevals-Sitzungen statt, jetzt trotten 83 (Fast-)Versicherungskaufleute durch die Tür, die hier ihre Abschlussprüfung geschrieben haben. Lothar Laskowski, Matthias Arnold, Inge Ackermann und Reinhold Spriewald sammeln die ausgefüllten Blätter ein und packen sie in die Kartons zurück. Kurierfahrer Najim Sayed bringt die Kisten zurück zur IHK-Zentrale.
13 Kurierfahrerinnen und -fahrer bringen am Prüfungstag die Aufgaben
an die verschiedenen Orte und holen sie auch wieder ab.
an die verschiedenen Orte und holen sie auch wieder ab.
12:00 Uhr: Nach und nach trudeln alle Kurierfahrer bei der IHK ein und geben die Kisten mit den ausgefüllten Prüfungen bei Kriegers Team ab. Die Sachbearbeiter sortieren die Klausuren nach „ihren“ Berufen.
Und jetzt? Die Ankreuzprüfungen werden gescannt und zur Auswertung an den IT-Dienstleister Gfl nach Dortmund geschickt. Die Prüfungen mit frei zu formulierenden Aufgaben werden von ehrenamtlichen Erst- und Zweitkorrektoren bewertet. Nach etwa drei Wochen werden die vorläufigen Ergebnisse NRW-weit veröffentlicht. +
140 verschiedene Berufe werden geprüft.
Kontakt
Stefanie Krieger
Leiterin Prüfungswesen Ausbildung