IHK-Digitalisierungsumfrage 2023

Digitalisierungsentwicklung der Berliner Wirtschaft

Die Digitalisierungsumfrage der IHK Berlin erfasst jährlich den Digitalisierungsstand der Berliner Unternehmen und ist Teil einer deutschlandweiten Erhebung der DIHK. Im Zeitraum vom 13. November bis 8. Dezember 2023 beteiligten sich dabei 229 Berliner Unternehmen (bundesweit insgesamt 4.114 Unternehmen). Der Schwerpunkt lag in diesem Jahr auf dem KI-Einsatz und IT-Sicherheit im Unternehmen.
Die Ergebnisse der IHK-Digitalisierungsumfragen aus den Vorjahren sind in der Rubrik „Weitere Informationen“ einsehbar. Die Auswertung der bundesweiten Ergebnisse finden Sie auf den Seiten der DIHK.

KI-Einsatz in Berliner Unternehmen hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt

Insgesamt zeigt die Auswertung für Berlin eine äußerst dynamische Entwicklung: So kommt in einem Drittel der befragten Unternehmen KI bereits zum Einsatz, das sind doppelt so viele wie noch vor einem Jahr. Ein weiteres Drittel plant den Einsatz innerhalb der nächsten drei Jahre.
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Die Anwendungs- und Einsatzgebiete für KI im Unternehmensalltag sind vielfältig: Arbeits- und Produktionsabläufe lassen sich durch KI deutlich effizienter gestalten; Marketing und Kundensupport können immer stärker automatisiert werden. Und nicht zuletzt führt Generative KI wie ChatGPT eindrucksvoll vor Augen, dass auch textbasierte und kreative Aufgaben nicht länger nur von Menschenhand ausgeführt werden können.
Insbesondere mit Letzterem hängt offensichtlich auch der rasante Anstieg des KI-Einsatzes in der Berliner Wirtschaft zusammen. Denn von den Berliner Unternehmen, die bereits KI einsetzen, nutzen 80 Prozent generative KI, sprich die KI-gestützte Erzeugung von Textinhalten, Bildern oder Audio. Die KI-Nutzung für Marketing und personalisierte Kundenansprache sowie die Produktentwicklung/-optimierung folgen mit jeweils gut 40 Prozent.
Doch auch die Nutzung von KI zur Qualitätssicherung / Prozessüberwachung (36 Prozent), zu Risikoanalyse und -management (21 Prozent) sowie für die Automatisierte Wartung (20 Prozent) sind verhältnismäßig weit verbreitet. So kann beispielsweise die Instandhaltung von Maschinen durch KI optimiert werden – Stichwort Predictive Maintenance.
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Kleinere Betriebe zögern noch beim KI-Einsatz

Gemeinsam mit KI-bezogenen Sonderfragen im Rahmen der letzten IHK-Konjunkturumfrage (n = 498) ermöglichen die Umfrageergebnisse zudem einen differenzierten Einblick in die Verbreitung von KI-Technologie in der Berliner Wirtschaft nach Unternehmensgröße und Branche. So zeigt sich, dass der Einsatz von KI bei kleineren Unternehmen bis 50 Mitarbeitende deutlich geringer ausfällt (25 Prozent) als bei größeren Unternehmen (43 Prozent).
Auch bei der Planung und Erarbeitung von neuen Projekten für den KI-Einsatz sind größere Betriebe zurzeit deutlich aktiver. Knapp zwei Drittel der Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitenden planen bereits den (zusätzlichen) KI-Einsatz in absehbarer Zukunft in ihrem Betrieb. Unter den kleineren Unternehmen sind dies zusammengerechnet gut 35 Prozent.
Wenig überraschend führt die IT-Branche das Feld an. Hier kommt KI schon heute bei 40% der Unternehmen zum Einsatz, dicht gefolgt von der Dienstleistungsbranche (39 Prozent). Während in der Industrie und im Handel jeweils rund ein Viertel der Unternehmen angibt, bereits auf KI-Technologien zu setzen, ist es im Baugewerbe jeder zehnte Betrieb.
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Flexibilisierung bleibt Digitalisierungsgrund Nr. 1 

Allgemein schätzten die Berliner Unternehmen ihren Digitalisierungsgrad 2023 etwas positiver ein als im Vorjahr und gaben sich im Schnitt die Note 2,6 (Vorjahr 2,7). Hauptgründe für die Digitalisierung sind auch in diesem Jahr mit großem Abstand die Flexibilisierung des Arbeitens (75 Prozent), gefolgt von Qualitätsverbesserungen (64 Prozent) und Kostensenkung/Effizienzsteigerung (55 Prozent).
Die Unternehmen widmen sich nach den vergangenen Pandemiejahren und den dort notwenigen internen Digitalisierungsprojekten und Umstrukturierungen offenbar auch wieder verstärkt der Entwicklung innovativer digitaler Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen. Mit einem Plus von 20 Prozent auf 46 Prozent ist hier der größte Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen.
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Zeit, Komplexität und Kosten sind die größten Digitalisierungshürden 

Bei den Herausforderungen, die die Digitalisierung von Unternehmen erschweren, werden insbesondere die Faktoren Zeit (56 Prozent), Komplexität (53 Prozent) und Kosten (41 Prozent) genannt. Für viele Unternehmen stellen rechtliche Unsicherheiten bei der Digitalisierung allgemein (32 Prozent) und insbesondere bei der Nutzung von Daten (64 Prozent) eine große Herausforderung dar. Dies kann sicherlich auch auf die Bandbreite neuer Regelungen bzw. laufende Gesetzesvorhaben auf bundes- und EU-Ebene wie beispielsweise den Data Act zurückgeführt werden. 
Gut ein Viertel der Berliner Unternehmen führt außerdem fehlende Fachkräfte als große Hürde für die Digitalisierung an. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Herausforderungen für die Nutzung von Daten. Hier nennen 42% der Unternehmen fehlendes Know-How zu Umgang und Verwertung als Problem bei der stärkeren Nutzung von Daten im Betrieb.
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Jedes fünfte Unternehmen war im letzten Jahr Opfer eines Cyberangriffes

Ein Drittel der Berliner Unternehmen nennt zudem Sicherheitsrisiken als große Herausforderung – aus gutem Grund: knapp ein Fünftel der Berliner Unternehmen geht davon aus, (vermutlich) innerhalb des letzten Jahres Ziel von einem oder mehreren Cyberangriffen gewesen zu sein. Dabei ist Ransomware die am stärksten verbreitete Angriffsform (41 Prozent).
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Um den Bedrohungen aus dem Netz Paroli zu bieten, vertraut der Großteil der Unternehmen auf grundlegende Sicherheitsmaßnahmen wie regelmäßige Back-Ups (88 Prozent), laufende Aktualisierungen und Updates (73 Prozent) und auf Identitätsmanagement wie beispielsweise Multi-Faktor-Authentifizierung, Rechte- und Rollenverwaltung (72 Prozent). Beim Identitätsmanagement gab es im Vergleich zum Vorjahr den größten Zuwachs (+8 Prozent).
Während auch Nutzungsrichtlinien für Mitarbeitende, Risikoanalysen und Mitarbeiterschulungen als Sicherheitsmaßnahmen bei Berliner Unternehmen mittlerweile weitverbreitet sind, bleiben viele wichtige Maßnahmen wenig genutzt, mit deren Hilfe die Risiken und Auswirkungen von Cybervorfällen weiter minimiert werden könnten. Zwar kommen IT-Sicherheitsstandards und Information Security Management Systeme (ISMS) bei mittlerweile 32 Prozent (+7 Prozent) der Unternehmen zum Einsatz. Doch nur rund ein Viertel der Unternehmen hat Informationssicherheitsbeauftragte ernannt, Notfallpläne und .handbücher entwickelt oder lässt die eigene Netzwerksicherheit durch Penetrationstests auf Schlupflöcher prüfen.
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