Wege aus dem Fachkräftemangel

9. Oberfränkischer Personal- und Praxistag

Beim 9. Oberfränkische Personal- und Praxistag drehte sich alles um das Thema Fachkräfte bzw. Fachkräftemangel. Die teilnehmenden Unternehmen informierten sich über mögliche Lösungsansätze, Projekte zur Fachkräftegewinnung und wertvolle Erfahrungsberichte aus der Praxis. Die Kooperationsveranstaltung zwischen dem BF/M Betriebswirtschaftlichen Forschungszentrum für Fragen der mittelständischen Wirtschaft e.V. an der Universität Bayreuth, PERSONET, den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie in Bayern bayme / vbm, der IHK für Oberfranken Bayreuth, der IHK zu Coburg und der Handwerkskammer für Oberfranken fand in ihrer neunten Ausgabe auf Schloss Thurnau statt und zog über 120 Teilnehmende an.
 
MdB Dr. Thomas Sattelberger, parlamentarischer Staatssekretär für Bildung und Forschung, spannte in seiner Key Note einen weiten Bogen von der Transformation der Arbeitswelt bis zur Reform des Bildungssystems und äußerte gleich zu Beginn mahnende Worte.
Der Fachkräftebedarf war absehbar und wir haben es geschehen lassen. Wir haben ein hausgemachtes Problem beim Thema Fachkräftemangel. Wir müssen jetzt anfangen, die Zukunft zu bauen. Es ist spät, aber nicht zu spät,

so Sattelberger.

Deutschland brauche seiner Meinung nach mehr Innovationsökosysteme, um die großen Herausforderungen zu meistern. Im internationalen Vergleich hinke Deutschland hier hinterher. Gleichzeitig fehle es aber auch an qualifizierten Fachkräften für die Umsetzung. Deutschland müsse dringend aufholen und moderne Technologie etablieren, sonst werde es zur „Werkbank für Südkorea und die USA“.

Neben dem quantitativen Mangel an Fachkräften gebe es auch einen qualitativen Mangel. Nur jeder siebte Absolvent habe einen berufsqualifizierenden Abschluss. Dazu komme, dass gerade einmal 20 Prozent der Unternehmen ausbilden. Für die Zukunft der Berufsausbildung fordert Sattelberger daher „eine Reform an Herz und Nieren - und zwar an der Basis, in der Mitte und in der Spitze“. Teilqualifikationen, ein besseres Übergangssystem von der Schule in die Berufsausbildung und Angebote für eine Spitzenausbildung für leistungsstarke Auszubildende seien nur einige Anregungen für eine zukunftsfähige berufliche Bildung.

Arbeitsmarkt in Oberfranken

Einen Überblick zum Arbeitsmarkt in Oberfranken lieferte Prof. Dr. Dauth vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Oberfranken hat einen recht robusten Arbeitsmarkt, aber ein handfestes Fachkräfteengpassproblem,

so Dauth.

Dies werde noch dadurch verstärkt, dass die demographische Lage relativ angespannt sei und es daher sehr schwer werde, das Problem aufgrund von regionaler, überregionaler und internationaler Mobilität zu lösen. Da in ganz Deutschland ähnliche Probleme herrschen, schätzt der Experte die Wahrscheinlichkeit als sehr gering ein, dass die fehlenden Fachkräfte aus anderen Regionen abgezogen werden können.
Sie müssen das Problem innerhalb Oberfrankens lösen,

so Dauth.

Mein Appell: Wenn Sie Fachkräfte haben wollen, müssen Sie diese aus dem Bestand, den Sie hier haben akquirieren, aus- und vor allem weiterbilden.

Menschen im Mittelpunkt

Einen Beitrag aus der Unternehmenspraxis lieferte Wolfgang Schuberth-Raab von der Raab Baugesellschaft mbH & Co.KG aus Ebensfeld. Er schilderte seine Erkenntnisse zur Mitarbeitergewinnung, die heute nicht mehr auf dem klassischen Weg funktioniere, sondern über gute Mund-zu-Mund-Werbung aufgrund eines positiven Unternehmerbildes unterstützt durch social media-Auftritte und Personalagenturen. Seine klare Empfehlung geht dahin, Mitarbeiter aktiv an der Unternehmensgestaltung zu beteiligen, z.B. durch mehrtätige Zukunftskonferenzen.
Da wird Energie frei und Ideen werden generiert,

so Schuberth-Raab.

Königsweg für Oberfranken?

Der zweite Veranstaltungsteil unter dem Motto „Ausbildung & Berufliche Bildung– der Königsweg für Oberfranken?“ widmete sich der beruflichen Bildung und wie diese für junge Absolventinnen und Absolventen attraktiv gestaltet werden kann.
 
Unter anderem erläuterte Reiner Söllner von RHI Magnesita Didier-Werke AG aus Marktredwitz seine Erfahrungen zu Ausbildung mit und im Ausland. Die unternehmenseigenen Azubis schätzen die Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes während der Ausbildung. Schüler auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz fragten sogar gezielt nach dieser Möglichkeit, schilderte Söllner. Der Auslandsaufenthalt sei seiner Meinung nach ein gutes Instrument für die Azubi-Rekrutierung.
 
Anna Hager von der IHK für Oberfranken Bayreuth stellte zudem die neue Weiterbildung geprüfte/-r Berufsspezialist/-in für Industrielle Transformation vor. Diese sei gerade für leistungsstarke Auszubildende gedacht, bereits während der Ausbildung sei eine Teilnahme möglich. Prozess-, Projekt- und Datenmanagement sind nur einige Module dieser modernen und anspruchsvollen Weiterbildung. Das Konzept setze auf ein hybrides Weiterbildungsprofil mit viel Eigeninitiative und sei deshalb ideal für Berufseinsteiger nach ihrer Berufsausbildung, so Hager.
 
Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine rege Podiumsdiskussion. Prof. Dr. Wolfgang Dauth, Wolfgang Schubert-Raab, Reiner Söllner und Rüdiger Hopf stellten sich den zahlreichen Fragen aus dem Publikum.