Transformation im Fokus
Verteidigungswirtschaft wird auch in Oberfranken wiederentdeckt
Die Wirtschaft in Oberfranken steht branchenübergreifend vor bedeutenden Weichenstellungen. Globale Veränderungen, geopolitische Herausforderungen und die aktuelle wirtschaftliche Lage sorgen für Unsicherheiten. In diesem Umfeld gewinnen alternative Märkte und Geschäftsfelder zunehmend an Bedeutung – darunter auch die Verteidigungs- und Rüstungsindustrie. Die Wirtschaft müsse sich auf Krisen und Notlagen vorbereiten, betont IHK-Präsident Dr. Michael Waasner bei der Veranstaltung „Chancen und Herausforderungen in der Verteidigungsindustrie“ im Heinersreuther Hof bei Ködnitz (Landkreis Kulmbach): „Diese Herausforderung wollen und müssen wir angehen.“ Er unterstreicht: „Wir müssen uns um das Thema Verteidigung kümmern. Die neue Bedrohung aus dem Osten haben wir uns nicht herausgesucht. Ein Engagement in diesem Sektor kann tatsächlich ein nachhaltiges Geschäftsmodell sein, da sich Europa langfristig selbst verteidigen können muss. Frieden, Diplomatie und ethische Grundsätze werden extern bedroht, und müssen geschützt werden.“
Für Unternehmen, die den Schritt in die Verteidigungsindustrie erwägen, eröffnen sich vielfältige Chancen. Die Erschließung dieses Sektors kann im Rahmen des Transformationsprozesses einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und der Arbeitsplätze in der Region leisten. Gleichzeitig sind die Anforderungen und Herausforderungen in diesem Bereich nicht zu unterschätzen: Strenge Regularien, komplexe Vergabeverfahren und hohe Qualitätsstandards stellen Unternehmen vor neue Aufgaben.
Das Thema Sicherheit ist nicht neu
Die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie zu stärken, sei mittlerweile eines der erklärten Ziele von Bayern Innovativ, führte Sven Rochier vom TechHUB Sicherheit und Verteidigung bei Bayern Innovativ aus: “Wenn es um Transformation und Innovation in diesem Sektor geht, können wir uns vor Anfragen kaum retten.“ Als Ziele des TechHUB Sicherheit und Verteidigung bezeichnet es Rochier unter anderem, "…Zukunftsperspektiven auszuarbeiten, die Vernetzung zwischen StartUps, kleinen und mittleren Unternehmen, Konzernen und auch der Universität der Bundeswehr als wichtigem Partner herzustellen."
Industrie und Verteidigung vernetzen
So einfach sind die Geschäfte mit der Bundeswehr allerdings nicht, wie Götz Witzel, Senior Adviser bei der Military Business Company WIMCOM GmbH, einem Beratungsunternehmen aus der Nähe von Koblenz ausführt. Er und seine Firma unterstützen Unternehmen, die Geschäfte im militärischen Bereich anbahnen möchten. “Wir vernetzen Industrie und Verteidigung“, sagte Götz Witzel und spricht von einer unglaublichen Dynamik, die er derzeit feststelle. Der Grund: Wichtige Beschaffungsvorhaben des Heeres, alles Milliardenprojekte, würden derzeit auf den Weg gebracht und die verteidigungsrelevante Infrastruktur werde ausgebaut. Allein zwei Bundesämter seien für die Beschaffung zuständig. Dabei handle es sich um komplexe Einkaufsorganisationen mit komplizierten formalen Vergabeverfahren. „Es ist tatsächlich nicht einfach“, macht Witzel deutlich. Beispielsweise betrage der Umfang einer Ausschreibung über die Reinigung von Tisch- und Bettwäsche ganze 78 Seiten. Auf der anderen Seite sei die Bundeswehr aber auch ein langjähriger Partner mit exzellenter Zahlungsmoral.
„Defense-Bereich“ nun auch förderfähig
Ein Unternehmen, das bereits im militärischen Bereich aktiv ist, ist die AXSOL GmbH mit Sitz in Würzburg. Leon Jakob, Head of Operations and Utility berichtete aus erster Hand von den Erfahrungen beim Einstieg in die Rüstungsindustrie. AXSOL produziert und entwickelt Energiesysteme für Industrie, Infrastruktur und sicherheitskritische Bereiche. Er wies darauf hin, dass es für kleinere Unternehmen leichter sein kann, zunächst als Zulieferer in den Markt einzusteigen.
Die LfA-Förderbank unterstützt künftig auch Investitionen in den Bereichen Waffen und Munition, ausgenommen ABC-Waffen, wie Rüdiger Laß betont. Jakob Daubner und Christine Gottwald von der Wirtscha_sförderung der Regierung von Oberfranken weisen darauf hin, dass der „Defense-Bereich“ nun auch förderfähig ist und dass kleine und mittlere Unternehmen durch Förderprogramme nennenswerte Unterstützung erhalten können. Die Veranstaltung zeigte deutlich: Die Verteidigungsindustrie bietet für Unternehmen in Oberfranken interessante Perspektiven, erfordert jedoch eine sorgfältige Vorbereitung und die Bereitschaft, sich auf neue Rahmenbedingungen einzustellen.
Auch die IHK für Oberfranken Bayreuth kann zu einzelnen Fragestellungen, wie Finanzierung oder Technologietransfer kompetent beraten. Bei anderen Fragen unterstützt die IHK als Lotse und bringt Unternehmerinnen und Unternehmer mit Netzwerken und wertvollen Kontakten zusammen. Unabhängig davon setzt sie sich als Interessenvertretung für verlässliche Rahmenbedingungen und schlanke, digitale Prozesse in der Beschaffung ein.
Kontakt
IHK für Oberfranken Bayreuth
Bahnhofstraße 25
95444 Bayreuth
Tel.: 0921 886-0
E-Mail: info@bayreuth.ihk.de
Internet: bayreuth.ihk.de
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